Zuschauerrekord und Randale in der Landesliga

  • Sächsiche Zeitung (17.10.):
    Wenn der Erzfeind Aue wieder mal nach Zwickau kommt
    Von Roy Hartsdorf
    Einige Schaulustige rieben sich verdutzt die Augen, und ihren Ohren wollten sie gleich gar nicht trauen: „Dynamo, Dynamo“, schallte es vor dem Turmgebäude des Zwickauer Westsachsenstadions. Etwa 100 jugendliche Fußball-Anhänger machten deutlich, wo sie herkamen. Dabei hatte das Landesliga-Spitzenspiel FSV Zwickau gegen Erzgebirge Aue II wenig gemein mit Dresden. Eigentlich. In der Fußball-Szene ist es aber längst kein Geheimnis mehr, dass Zwickauer und Dresdner Ultras seit Längerem enge Kontakte pflegen und so eine Art „Fan-Freundschaft“ bilden. Da trifft es sich anscheinend gar nicht so schlecht, wenn man ein und denselben Erzfeind – nämlich die Kumpels aus dem Erzgebirge – besingt, beschimpft, bewirft. Der Showdown am Sonnabendnachmittag auf der Zwickauer Halde kam den zum Großteil gewaltbereiten Ultras also gerade recht. Krawalle wurden schon Wochen vorher im Internet angekündigt.
    Jetzt waren sie da. Bereits eine Stunde vor Spielbeginn setzte sich der mittlerweile auf 200 Jugendliche angewachsene Mob Richtung Gästeeingang in Bewegung. Grob geschätzt dauerte der Marsch acht Meter, vielleicht zehn. Die Polizei baute eine Sperre auf, mit Fahrzeugen und Beamten. Dem „herzlichen“ Empfang für den Auer Anhang tat dies jedoch keinen Abbruch. Es flogen Knaller, Feuerwerkskörper und Steine. Die Gegenseite antwortete mit Flaschen, Gläsern und auch Steinen. Rauch stieg auf. Die Polizisten, einige von ihnen von Geschossen getroffen, drohten nun ihrerseits mit Schlagstöcken und Gasspray. Der Zwickauer Anhang wurde zurückgedrängt, eine Eskalation verhindert.
    Das Wettschießen verlagerte sich ins Stadion. Ziele auf den Rängen wurden angepeilt. Doch auch dort schauten die Beamten nicht lange zu. Einige Unbelehrbare piekten die Behelmten aus der Masse und führten sie ab. Bis auf einige Rangeleien und Schubsereien blieb es ruhig. Bis Mitte der zweiten Halbzeit. Da meldete sich der Gästeblock noch einmal zu Wort. Feuerwerkskörper flogen auf den Rasen, Zwickauer Fahnen wurden in Brand gesteckt, Sitzbänke aus den Verankerungen gerissen. Das Spiel wurde für fünf Minuten unterbrochen. FSV-Anhänger entzündeten auf ihrer Seite ein riesiges rot-weißes bengalisches Feuer – bis auf die vernebelten Sichtverhältnisse ein eher unfallfreies Intermezzo. Schwerstarbeit hatten die 200 Einsatzkräfte noch einmal nach dem Spiel zu verrichten. In einer angrenzenden Gartenanlage konnten die verfeindeten Gruppen voneinander fern gehalten werden, auch wenn wieder viele Steine und andere Geschosse durch die Luft flogen. Ein Anwohner schüttelte mit dem Kopf: „Und das alles wegen Fußball? Erschreckend!“
    Erschreckend liest sich auch die Bilanz dieses Tages: acht Festnahmen, fünf verletzte Beamte, sieben verletzte Randalierer, 42 Ausweiskontrollen, über 200 Platzverweise, viele Anzeigen wegen Körperverletzung und Landfriedensbruch, ein brennender Polizeiwagen.
    Ach ja, Fußball wurde auch gespielt: Vor der Landesliga-Rekordkulisse von 3 214 Zuschauern siegte der Oberliga-Absteiger Zwickau mit 1:0 durch ein Tor von René Troche (60.). Der Jubel war groß, der fade Beigeschmack noch größer.



    ...und niemals vergessen

    EISERN UNION!

  • Zitat

    Original von Nordlicht1900


    :dito:


    Ich will die Krawalle keinesfalls rechtfertigen aber das war fast zu erwarten. Aue hatte schon Freitags gespielt und Dresden bekanntlich erst heute. Die Dresdner Fanfreundschaft zu Zwickau bzw. Feindschaft zu Aue ist eigentlich hinreichend bekannt. Die Uhren ticken im Fussballosten bekanntlich doch noch etwas anders und Dresden hat nicht von ungefähr die meisten Stadionverbote in Deutschland. Stellt sich die Frage, warum die sonst so gut informierten Förster nicht Bescheid wußten.
    3214 Zuschauer ist trotzdem für ein Landesligaspiel mehr als beachtlich.

    ...und niemals vergessen

    EISERN UNION!

    Einmal editiert, zuletzt von Klutsch ()

  • Hier ist von LANDESLIGA die Rede du Superhirn.

    Ich will einmal sterben wie mein Großvater, friedlich schlafend und nicht schreiend wie sein Beifahrer :urlaub: