Heute vor...

  • Gestern vor 101 Jahren fusionieren die Ringer, Kraftsportler und Gewichtheber des SC Jugendkraft 03 mit dem Fußballern des FC Fortuna 05 zum SC Nowaves 03.


    1751 errichtet der preußische König vor den Toren Potsdams eine Kolonie für böhmische Weber. Die nennen die Siedlung auf Slawisch Nowawes (für Neues Dorf), ähnlich dem bürgerlichen Nachbarort Neuendorf. Später wächst hier ein Industriestandort, u.a. mit der Schallplattenfirma Electrola und der UFA Filmfabrik. Sowohl die Weber als auch später die Arbeiter wehren sich gegen die sozialen Missstände, was Nowawes den Ruf einer „ zur Unruhe und Kriminalität neigenden Industriebevölkerung“, so der Poilzeipräsident Potsdams 1918, einbringt. Die starke Basis von SPD und KPD führt zum Spitznamen „Rotes Nowawes“. 1924 erhält Nowawes das Stadtrecht. Längst hat man das nachbarliche Neuendorf geschluckt. Den Nazis ist sowohl der slawische Name als auch die rote Vergangenheit ein Dorn im Auge. So benennen sie die Stadt in Babelsberg um. Folglich heißen auch die Kicker von Nowawes nun SV Babelsberg 03. Ein Jahr später wird Nowawes zu Potsdam eingemeindet. Der Club heißt nun SV Potsdam 03. Weniger gut ergeht es dem benachbarten Arbeitersportverein Concordia Nowawes 06, der aufgelöst wird und sich als Eintracht 06 neu findet.


    Nach dem Krieg schließen sich Nulldreier und Eintrachtler in der SG Babelsberg zusammen. Die wird kurz drauf zur BSG „Märkische Volksstimme“ Babelsberg und dann zur BSG Rotation Babelsberg. Dies nicht, weil der Trainer den Kader so häufig durchwechselt, sondern weil es der Name der Vereine im Verlags- und Druckwesen ist. 1961 werden die Fußballer zum neuen SC Potsdam delegiert. Sehr zum Ärger der BSG Rotation. Als die Fußballer 1966 wieder aus dem SC ausgegliedert werden, kommt es zum Streit über die Rückkehr zur BSG Rotation. Stattdessen tritt die Mannschaft nun für Motor Babelsberg an. Rotation wird dagegen als DEFA Babelsberg noch unbedeutender, als es der Potsdamer Fußball ohnehin ist. Natürlich blühen Verschwörungstheorien, dass die DDR-Oberen Stahl Brandenburg einem Potsdamer Club in der Oberliga vorziehen.


    Das letzte Spiel als Motor Babelsberg wird am 7.12.1991 bestritten, danach heißt der Verein wieder SV Babelsberg 03. Die DEFA-Fußballer hingegen greifen nach der Wende den historischen Namen Fortuna wjeder auf. Und auch Concordia Nowawes 06 lebt seit 2006 wieder als neu gegründeter Kinder- und Jugendverein.

    Ist das noch Fußball?

  • Heute vor 63 Jahren gewinnt Ägypten den ersten Afrikacup. Im Endspiel wird Äthiopien mit 4-0 abgefertigt. Ein Spiel um Platz 3 wird nicht ausgespielt, da außer den beiden Finalisten nur der Sudan am Turnier teilnimmt. Das liegt nicht am Desinteresse der anderen Staaten, sondern an der Tatsache, dass es Mitte der 50er Jahre kaum unabhängige afrikanische Staaten gibt. Als da wären: Ägypten, Äthiopien, Liberia, Libyen und Südafrika. Sudan, Tunesien und Marokko werden 1956 unabhängig.


    Der afrikanische Fußballverband CAF gründet sich dennoch am 8. Februar 1957, aber nur mit vier Mitgliedern. Neben den drei Cupteilnehmern ist es noch Südafrika, die sich aber weigern, die Rassentrennung für ihre Mannschaft aufzuheben und deshalb aus dem Turnier ausgesperrt bleiben.1959 wird der Cup mit denselben drei Mannschaften zum zweiten Mal ausgespielt. Wieder gewinnt Ägypten bzw. die Vereinigte Arabische Republik (VAR), wie sich Ägypten für kurze Zeit im Staatenbund mit Syrien nennt.


    Nach dem so genannten Afrika-Jahr 1960, in dem 18 afrikanische Staaten souverän werden, kann man 1962 schon eine Qualifikation und eine Vierer-Endrunde mit VAR, Tunesien, Äthiopien und Uganda spielen. Erstmals gewann Äthiopien (damals Kaiserreich Abessinien). 1963 ist man schon bei sechs Teilnehmern. Heute hat der CAF 56 Mitgliedsverbände. Rekordsieger und -teilnehmer beim Africa-Cup ist Ägypten.

    Ist das noch Fußball?

  • Heute vor 30 Jahren debütiert Andreas Thom in der Bundesliga. Beim Sieg von Bayer Leverkusen über den FC Homburg trifft er zum 1-0. Thom ist der erste DDR-Star, der nach dem Mauerfall in den Westen wechselt.


    Ausgangspunkt ist das letzte WM-Qualifikationsspiel der DDR am 15. November 1989 in Wien. Für die DDR geht es noch um die Tickets für die WM in Italien. Ein Punkt hätte gereicht, stattdessen trifft Toni Polster drei Mal für Österreich. Das Spiel wird aber zum Stelldichein der Bundesliga-Manager und Spielerberater, die sich im Mannschaftshotel der DDR-Auswahl die Klinke in die Hand geben. Doch so dreist wie Leverkusen-Manager Rainer Calmund ist keiner. Der schickt seinen Mitarbeiter Wolfgang Karnath nach Wien. Der Legende nach schummelt sich Karnath mit einem alten Sanitäterpass der Bundeswehr ins Stadioninnere, gibt sich als Fotograf aus und sammelt an der DDR-Trainerbank die Kontaktdaten der DDR-Stars ein.


    Schon kurze Zeit später steht Reiner Calmund mit Pralinen, Blumen und Kinderspielzeug aus dem KaDeWe vor der Tür der Thoms im Ostteil Berlins. Besonders hilfreich: Calmund kann nicht nur Ablöse zahlen, sondern auch noch gleich Medizinprodukte der Bayer AG für das DDR-Gesundheitswesen liefern.


    Erst Bundeskanzler Helmut Kohl persönlich stoppt den Kaufrausch von Calmund. Er redet den Bayer-Managern ins Gewissen, dass sie nicht einfach so den DDR-Fußball leerkaufen können. Calmund wird an die Kette gelegt. So landet Matthias Sammer statt in Leverkusen beim VfB Stuttgart. Calmund selbst erzählt später, dass er Kirsten dem BVB versprochen hatte, dann aber doch von den Bayer-Verantwortlichen grünes Licht für einen Transfer bekam. BVB-Manager Michael Meier deckt ihn darauf hin mit einer Schimpfkanonade ein.


    Nachklapp 1: Jahre später erzählt Calmund in einer Talkshow von seiner vermeintlichen Schlitzohrigkeit beim Wiener Länderspiel. Dafür erntet er Murren im Publikum. Da hat der ein oder andere Gast doch begriffen, dass gerade diese Art Raubrittertum nach der Wende bis heute das Verhältnis von West und Ost belastet.


    Nachklapp 2: Selbst Uli Hoeneß kann sich gegenüber Bayer Leverkusen in einem Interview der Berliner Zeitung zum 30-jährigen Jubiläum des Mauerfalls nachträglich zum großherzigen Gönner des Ostfußballs stilisieren: „Und erst später ging das doch los, als der Calmund durch die Gegend rannte und alles verpflichtete, was nicht bei drei auf dem Baum war. Wir hatten beschlossen, dass wir uns an der Fledderei nicht beteiligen und den ostdeutschen Vereinen nicht die Spieler wegnehmen. Der Calmund hat ja en gros eingekauft und übrigens versucht, auch an uns Spieler zu vermitteln.“ Der DFB, so Hoeneß rückblickend, hätte die Transfers unterbinden müssen.


    Der DFB unter Boss Hermann Neuberger hat aber zu dieser Zeit ganz andere Sorgen. Das Losglück hatte der DDR und der BRD eine gemeinsame Qualifikationsgruppe für die EM 1992 beschert. Für die Spiele hat der DFB bereits lukrative Verträge abgeschlossen. Deswegen steht Neuberger auf der Bremse. Eine Vereinigung von West- und Ostfußball will er möglichst erst nach der EM 1992.


    Und auch mit der Bundesliga hat der DFB ein Problem. Die steckt tief in der Krise. Die Stars spielen im Ausland, die Stadion sind veraltet, der Fußball unansehnlich. In der Saison 88/89 kommen im Schnitt nur noch 18.800 Zuschauer. Die Gründe sind klar, jedenfalls für Teamchef Franz Beckenbauer schon 1986: „In der Bundesliga ist zu viel Schrott.“ Bayerns Chef Uli Hoeneß will 1988 den Fans das Eintrittsgeld zurückzahlen, wenn die Bayern gegen die unattraktiven Stuttgarter Kickers nicht höher als 3:0 gewinnen. Die Kickers fühlen sich diskriminiert, der DFB untersagt die Aktion. Als auch noch Wattenscheid 09 1990 aufsteigt, stöhnt Uli Hoeneß, es sei „das Schlimmste, was der Bundesliga passieren konnte". Karl-Heinz Rummenigge sinniert sogar über eine 12er-Bundesliga mit Qualität statt Quantität.


    Schließlich ist auch der DFB überzeugt und beschließt die Reduzierung der Bundesliga von 18 auf 16 Clubs ab der Spielzeit 1991/92. Da kommen die Ostvereine nun äußerst ungelegen. Der DFB möchte die Reform möglichst vor einer Vereinigung über die Bühne bringen. Doch wie viele andere wird auch Neuberger von der Geschichte einfach überrollt. Obgleich selbst nach der Eingliederung der Ostteams die Bundesliga in der Saison 93/94 immer noch auf 16 Vereine verkleinert werden soll. Doch die Euphorie um den WM-Sieg 1990, die Inszenierung der Bundesliga im Privatfernsehen und die Modernisierung der Stadien sorgt Anfang der 90-er für einen Umschwung. Schon 93/94 liegt der Schnitt bei 27.000 Zuschauern. Der Plan der Reduzierung wird still und leise beerdigt.

    Ist das noch Fußball?

  • War der Calmund damals schon Leverkusens Manager oder allgemein Spielervermittler? Kann doch wohl nicht sein das er im Osten rumgeistert um für seinen Arbeitgeber Spieler zu verpflichten - und dann Bundesligakonkurrenten die besten Spieler anbietet?! :hmm:

    "Man ist nicht zu betrunken, solange man auf dem Boden liegen kann, ohne sich festzuhalten." (Finnisches Sprichwort)

  • Calmund war ab 1988 Manager in Leverkusen. Seit 76 in anderen Funktionen (Jugendleiter und Stadionsprecher).

    "Die großen Trainer haben schließlich alle gesoffen: Weisweiler, Happel, Zebec.
    Und ich gehöre ja auch zu den Großen." (Udo Lattek)

  • Gestern vor 101 Jahren vereinen sich in Oldenburg die Vereine FC Oldenburg und FV Germania zum VfB Oldenburg. Schon ein Jahr später kauft der Verein die Radrennbahn an der Donnerschweer Straße als eigenes Stadion.


    Nach dem Krieg sind die Oldenburger eine typische Fahrstuhlmannschaft in der Oberliga Nord. Immerhin reicht es bei der Einführung der Bundesliga für die zweitklassige Regionalliga Nord, wo sich die Blau-Weißen meist im tabellarischen Niemandsland aufhalten. Die Oldenburger steigen aber ausgerechnet 1970/71 ab, als die Spielzeiten bereits als Qualifikation für die neue 2. Bundesliga Nord gezählt werden. Statt Oldenburg sicher sich Olympia Wilhelmshaven die Zweitklassigkeit.


    In der Amateur-Oberliga Nord geht der VfB Oldenburg als Tabellenführer ins Ziel. Während der Zweite Arminia Hannover eine schwere Gruppe in der Aufstiegsrunde mit Bayer Leverkusen und Union Solingen erwischt, geht Oldenburg gegen Westfalia Herne und den krassen Außenseiter Spandauer SV ins Rennen. Die Oldenburger spielen gegen die Berliner aber so aufreizend schlecht, das die Fans und die lokale Presse vermuten, die Spieler hätten absichtlich verloren, weil die 2. Bundesliga mehr Aufwand für sie bedeute. Was in einer Zeit, in der viele Spieler noch einem Beruf nachgehen, tatsächlich ein Problem sein konnte. Das Spiel geht als „Schande von Spandau“ in die Oldenburger Vereinsgeschichte ein. Der Spandauer SV hingegen kommt so zur Ehre des Aufstiegs und sofortigen Wiederabstiegs als schlechtester Zweitligist aller Zeiten mit einem Torverhältnis von 33-115.


    1980 macht der VfB die Scharte wett. Aber da die Staffeln der 2.Bundesliga im Folgejahr zusammengelegt werden, steigt der VfB gleich direkt wieder ab. Immerhin spielt man in jener Zweitliga-Saison mal gegen den mächtigen Nachbarn Werder Bremen.


    1990 mit dem Duo Rudi Assauer und Wolfgang Sidka dann der nächste Versuch: Und diesmal geschieht fast das Unglaubliche: Im Jahr 1991/92 spielt die 2. Liga nach der Wiedervereinigung in zwei Staffeln mit je 12 Mannschaften mit einer Meisterrunde der besten jeweils sechs Teams in Nord und Süd am Ende der Saison. Und Oldenburg scheitert im Norden nur mit einem Punkt am späteren Aufsteiger Uerdingen, lässt aber Hertha, Hannover 96, Eintracht Braunschweig und St. Pauli hinter sich. Vom Beinahe-Bundesligisten geht es dann folgend rasant bergab bis zur Insolvenz im Jahr 2000. Heute ist der VfB Oldenburg wieder da, wo er meistens war: Im Niemandsland des norddeutschen Fußballs.

    Ist das noch Fußball?

  • Gestern vor zwei Jahren findet unter Protest das erste Montagsspiel der Bundesliga statt: Eintracht Frankfurt gegen RB Leipzig. Es muss allerdings genau heißen: Das erste reguläre Montagsspiel. Denn erstmals in der Bundesliga-Geschichte wurde bereits Ostern 1964 an einem Montag gespielt. Der 1. FC Saarbrücken besiegte Borussia Dortmund. Am selben Tag spielte Eintracht Frankfurt gegen den Hamburger SV remis. Auch Braunschweig und Hertha BSC trennten sich unentschieden. Stuttgart besiegte Werder Bremen. Auch sonst musste der Montag auch früher schon für Nachholspiele herhalten, so etwa am 27. April 1970 bei der Partie Rot-Weiss Essen gegen Werder Bremen. Insgesamt fanden vor der Einführung des regulären Montagsspiels bereits 15 Spiele an diesem Wochentag statt.


    Heute vor 55 Jahren hört man den Knall bis auf die Tribüne (als Kind erlebte ich den Beinbruch von Klaus Fischer und muss sagen, sowas kann man wirklich bis auf die Tribüne hören, jedenfalls zu einer Zeit, als das Stadion noch nicht dauerbeschallt wurde). Bei diesem Knall handelt es sich aber um die Achillessehne von Uwe Seeler. Die reißt beim Spiel des HSV bei Eintracht Frankfurt. In den 60er Jahren bedeutet eine solche Verletzung in der Regel das Aus für die Karriere. Seine Rückkehr gilt daher als Sensation. Sieben Monate später schießt Seeler Deutschland beim Qualifikations-Spiel gegen Schweden zur WM 1966. Vermutlich trugen die Genesungswünsche aus ganz Deutschland zur Gesundung bei.



    Ist das noch Fußball?

  • Heute vor 72 Jahren ist man in der Kölner Südstadt spät dran. Acht Tage zuvor haben sich der Kölner BC 01 und die SpVgg Sülz 07 zum 1. FC Köln zusammengeschlossen. Da will man auch im Kölner Süden nicht länger Kleinstaaterei betreiben. Der Bayenthaler SV und der SV Victoria Köln (nicht zu verwechseln mit der rechtsrheinischen Viktoria) legen ihre Geschicke ebenfalls zusammen. Nicht ganz so euphorisch treten auch die Kölner Sparkassen-Kicker bei. Der Sparkassen-Verein 1927 Köln bringt auch den ersten Sportplatz des neuen Clubs in den Dreierbund ein. Die Presse spekuliert über einen „FC Süd“, aber auf der Gründungsversammlung begeistert der Name „SC Fortuna Köln“. Noch wilder wird rechtsrheinisch fusioniert. Die selbst schon aus Fusionen entstandenen Mülheimer SV 06 und der VfR Köln 04 rrh. bilden am 29. Juli 1949 den SC Rapid Köln. 1957 wird aus Rapid und Preußen Dellbrück der SC Viktoria Köln. In den 90ern kommt noch der SC Brück hinzu. Nach der Insolvenz und Neugründung wird die Mannschaft des FC Junkersdorf geschickt, um nicht ganz unten anfangen zu müssen. Nur der älteste Club der Stadt, der VfL Köln 1899, bleibt lange bei sich selbst (seit 2013 1. FSV Köln 1899).


    Trotz der drei Großvereine versuchen gerade in den 60er und 70er Jahren immer wieder mal Kölner Stadtteilvereine zumindest auf höchster Amateurebene Fuß zu fassen: TuS Höhenhaus, CfB Ford Niehl, SC Köln-Mülheim Nord, SC Schwarz-Weiß Köln, Germania Zündorf. Besonders rasant entwickeln sich die Kölsch-Kicker des FC Alter Markt. Die Kneipenmannschaft des Sion Brauhauses wird von der Brauerei ordentlich gesponsert und pflügt ab 1967 mit fünf Aufstiegen in sieben Jahren durch die Ligen. In der Verbandsliga angekommen, schließen sich die Sion-Kicker 1976 der Fortuna an. Die Geschichte des Kölsch-Clubs ist so kurz, dass sich selbst im allwissenden Internet nichts über die Auflösung auf dem Höhepunkt der Vereinsgeschichte finden lässt. Statt des FC Alter Markt spielen im Folgejahr die SC Fortuna Köln Amateure in der Verbandsliga.

    Ist das noch Fußball?

  • Heute vor 53 Jahren feiert Jupp Heynckes sein Debüt in der Nationalmannschaft. Ein echtes Testspiel. Gegen die überforderten Marokkaner (5-1) im Karlsruher Wildpark probiert Bundestrainer Helmut Schön gleich mehrere Spieler aus: Klaus Zaczyk, Hannes Löhr, Klaus Fichtel, Jupp Heynckes, Horst Wolter. Jupp Heynckes erzielt bei seinen Debüt per Fallrückzieher das 4:1. Doch obwohl Heynckes Europa- und Weltmeister wird (1972 und 1974) und in 39 Spielen 14 Tore erzielt, wird der Rekordtorschütze von Borussia Mönchengladbach mit der Nationalelf nie wirklich glücklich. Beim EM-Endspiel ist er auf Rechtsaußen dabei. Bei der WM im eigenen Land darf er bei der Eröffnung gegen Chile auf links auflaufen, weil es sich der Schalker Erwin Kremers kurz vor der WM mit einer roten Karte in der Bundesliga beim DFB verdorben hat. Beim Spiel gegen Australien muss Heynckes aber angeschlagen Bernd Hölzenbein weichen. Danach lässt Schön sogar Dieter Herzog ran. Später Jürgen Grabowski. Und Bernd Hölzenbein darf im Finale abheben. Weshalb sich Heynckes später nie richtig als Weltmeister fühlt.

    Ist das noch Fußball?

  • Heute vor 20 Jahren wird der größte Tag für Zoltan Sebescen zum schwärzesten. Wolfsburg-Profi Sebescen gibt in Amsterdam sein Länderspiel-Debüt nach nur wenigen Bundesligaspielen. Eigentlich ist er Mittelfeldmann. Aber um den deutschen Fußball steht es nicht gut. Sebescen muss als Außenverteidiger aushelfen. Eigentlich, so war es vereinbart, soll er auch nicht in der Startelf spielen. Tut er aber doch. Sebescen sieht bei beiden Gegentoren äußerst schlecht aus. Er wird nicht nur zum Sündenbock für die Niederlage, sondern zum Sinnbild der Krise des deutschen Fußballs. Dass Bundestrainer Erich Ribbeck ihm eingeimpft haben soll, dass Gegenspieler Boudewijn Zenden von Real Madrid immer außen vorbei geht, will er später nicht kommentieren. Schließlich spielt Zenden nicht bei Real und ist bekannt dafür, nach innen zu ziehen. Eher sagt er später, dass Nebenmann Lothar Matthäus mehr mit dem Feiern seines 144. Länderspiels beschäftigt war. Zur Hälfte muss er raus. Hoffnungsträger Sebastian Deisler kommt für den Wolfsburger. Sebescen spielt nie wieder für Deutschland und muss sich als 45-Minuten-Nationalspieler veralbern lassen. Später erlebt Sebescen mit Leverkusen jene Saison, als die Werkself drei Titel innerhalb weniger Tage verspielt. Ein Borreliose-Infektion und zahlreiche Knieoperationen beenden seine Karriere mit 30 Jahren frühzeitig. Mit 44 ist er wieder da. Beim Kreisligisten TV Unterboihingen.

    Ist das noch Fußball?

  • Gestern vor 110 Jahren gründet sich Schwedens erfolgreichster Fußball-Club Malmö FF. 20 Meisterschaften (zuletzt 2017) und 14 Pokalsiege stehen bei Malmö zu Buche. 1931 spielt Malmö zum ersten Mal in der Allsvenskan, der ersten Liga in Schweden. 1979 verliert Malmö FF in München das Landesmeister-Finale knapp gegen Nottingham Forest 0-1, dennoch der größte Tag der Vereinsgeschichte.
    Bis in die 60er Jahre ist Ortsnachbar IFK Malmö der härteste Rivale in der drittgrößten Stadt Schwedens. FF steht der Arbeiterklasse nahe und IFK eher dem bürgerlichen Lager. Auch die Sperre Malmö FFs 1934 wegen der Verletzung des Amateurstatuts trägt zur Rivalität bei, vermutet man bei Malmö FF doch in jener Zeit, der Konkurrent habe das Vergehen beim Verband angezeigt. Mit dem Abstieg von IFK 1962 kommt das Derby aber praktisch zu Erliegen.


    Seither pflegt man in Malmö das regionale Skånederby mit Helsingborgs IF. Zuletzt erzürnte sich die Anhängerschaft allerdings auch über den geschäftlichen Einstieg der Malmö-Ikone Zlatan Ibrahimovic bei Hammarby IF.


    Außerhalb Schwedens hegt man in Malmö eine Abneigung gegenüber dem FC Kopenhagen im sogenannten Bridge Derby (bezogen auf die Öresund-Brücke). In der Royal League, einem heute schon vergessenen skandinavischen Fußballturnier, beklagten sich Malmös Fans 2005 über dänische Polizeigewalt und trugen den Fall erfolglos bis vor die Gerichte. Es geht allgemein aber auch um die Vormachtstellung im skandinavischen Fußball. Dank der Brücke herrscht zwischen Kopenhagen und Malmö ein reger beruflicher Pendelverkehr, so dass sich die beiden Regionen näher sind als es den äußeren geographischen Anschein haben mag.


    Malmö Fans gegen den FCC


    Ist das noch Fußball?

  • Vorgestern vor 50 Jahren reist Borussia Mönchengladbach als erste deutsche Mannschaft nach Israel. Der Besuch geht auf die Freundschaft der Gladbacher Trainer-Ikone Hennes Weisweiler und seines israelischen Gegenübers Emanuel Schaffer zurück. Schaffer ging einst bei Weisweiler an der Sporthochschule Köln in die Lehre. Im Bloomfield-Stadion in Tel Aviv, benannt nach Bernard und Louis Bloomfield, die den Stadionbau finanzierten, steht den Gladbachern das Nationalteam Israels gegenüber, das am Ende 6-0 verliert. Die Reise, zu deren Jubiläum jüngst ein Dokumentarfilm mit privaten Aufnahmen des Gladbacher Stürmers Herbert Laumen erschien, konnte damals nur mit einem Sonderflug und Luftwaffenbesatzung über die Bühne gehen, nicht weil die Gladbacher nicht begeistert empfangen worden wären, sondern weil der Nahe Osten zu jener Zeit von einer Reihe von Terroranschlägen erschüttert wurde.


    Gestern vor zehn Jahren muss der FC Portsmouth als erste Premier League-Mannschaft Insolvenz anmelden. Mit über 135 Millionen Pfund Schulden ist der Club nur noch so zu retten. Vom Besitz des saudi-arabischen Geschäftsmanns Ali al-Faraj war der Verein kurz zuvor in die Hände von Balram Chainrai, einem britischen Geschäftsmann mit Wurzeln in Hong-Kong, gegangen. Ironie des Schicksals: Im selben Jahr erreicht Portsmouth das FA-Cup-Finale (0-1 gegen Chelsea). Eine Teilnahme an der Europa-League bleibt dem Club aber verwehrt. Zwei Jahre später geht Portsmouth noch einmal in die Insolvenz. Der Verein stürzt bis in die vierte Liga. Heute gehört „Pompey“ einem amerikanischen Investmentfonds und hegt leichte Hoffnungen auf einen Aufstieg in die zweite Liga.


    Heute vor 120 Jahren wird der FC Bayern München gegründet.
    Heute vor 94 Jahren wird die Spielvereinigung 1926 Aldingen gegründet
    Heute vor 93 Jahren wird der SC 1927 Bergisch-Gladbach gegründet.
    Heute vor 56 Jahren wird Sport-Club Ovelgönne gegründet
    Heute vor 24 Jahren wird der Sportverein Fischingen gegründet.
    Nur einer der genannten Vereine erlangt später eine gewisse Berühmtheit.

    Ist das noch Fußball?

    Einmal editiert, zuletzt von matz ()

  • ... Mit 44 ist Zoltan Sebescen wieder da. Beim Kreisligisten TV Unterboihingen.

    Ich spendiere mal ´ne Runde unnützes Wissen:


    TV Unterboihingen hat in den 70gern zumindest mal in der 1.Hauptrunde des DFB-Pokales gespielt und ich meine,der Gegner war ein Bundesligist.

    ich kannte wen
    der litt akut
    an Fußballwahn
    und Fußballwut
    (Joachim Ringelnatz)

  • Ich spendiere mal ´ne Runde unnützes Wissen:
    TV Unterboihingen hat in den 70gern zumindest mal in der 1.Hauptrunde des DFB-Pokales gespielt und ich meine,der Gegner war ein Bundesligist.

    Ja, im Münchner Olympiastadion gegen die Bayern. Letztere wollten das Heimrecht nicht tauschen, und so kam Unterboihingen zu einem Pflichtspiel in München

    „Meine Herren! Wie ich soeben höre, hat der Zug zwölf Minuten Verspätung!
    Zwölf kostbare Minuten! Ich bin sehr gespannt, was Sie nun mit diesem Geschenk anfangen!“

  • Ich komme einfach nicht darauf. Aber Ovelgönne ist alleine vom Namen her ganz weit vorne.

    Signaturen sind überbewertet!

  • Heute vor 78 Jahren kommt in Mariano del Friuli in einfachen Verhältnissen Dino Zoff zur Welt. Da er als Jugendlicher zu klein geraten war, lehnt ihn Inter Mailand als Jugendtorwart ab. Erst als 19-jähriger kommt er zu Udinese Calcio. Die Karriere von Dino Nazionale kommt aber nur langsam in Gang. Wie in Udine steigt er auch mit dem AC Mantova ab.


    Erst ab 1967 beim SSC Neapel geht es aufwärts. Doch richtig erfolgreich wird Zoff, als er als 30-jähriger bei Juventus Turin anheuert, wo er sechsmal Meister wird. Nur im Landesmeisterpokal bleibt Zoff glücklos. 1973 im Finale gegen Ajax, 1983 bei der Niederlage gegen den HSV.


    1968 debütiert Zoff in Italiens Nationalelf. Aber bei der legendären WM 1970 steht er hinter Enrico Albertosi nur in zweiter Reihe. Im Vorfeld der WM 1974 bleibt Zoff dann in zwölf Spielen Italiens ohne Gegentor. Die Serie beendet ausgerechnet der Haitianer Emmanuel Sanon, der sich damit in Haiti zum unsterblichen Volkshelden macht (und bei dessen Beerdigung 2008 alle Spieler Haitis der WM 1974 den Sarg tragen).
    Es ist jetzt nicht ganz fair gegenüber Zoff, dieses Tor zu zeigen, aber der Jubel auf Haitis Bank ..... :kicher:



    Die Genugtuung kommt für Zoff erst 1982, als er als Kapitän Italien zum WM-Sieg im Finale gegen Deutschland führt. Mit 40 Jahren ist Zoff bis heute der älteste Fußballspieler, der Weltmeister wurde.


    Als Familie Zoff den zweiten Geburtstag des kleinen Dino feiert, ahnen sie übrigens nicht, dass am selben Tag im weit entfernten niederbayerischen Metten einer von Zoffs späteren Kontrahenten das Licht der Welt erblickt: Sepp Maier.

    Ist das noch Fußball?


  • Es ist jetzt nicht ganz fair gegenüber Zoff, dieses Tor zu zeigen, aber der Jubel auf Haitis Bank ..... :kicher:

    :thumbup:


    aber seitdem hab ich eine Abneigung gegen Joggingsachen, wie fürchterlich die früher aussahen - Trauma :D