81 deutsche Großstädte und ihre Top-Vereine

  • Die Diskussion um Stadtteilvereine finde ich müßig. Schalke ist auch ein Stadtteilverein, wer würde den Club heute noch so bezeichnen?

    Ich finde die Diskussion auch ermüdend. Den SV Waldhof, wo der Stadtteil noch deutlich im Namen steckt (noch deutlicher als beim MSV Duisburg) würde man auch nicht als Stadtteilverein sehen, vermute ich (wahrscheinlich wissen viele neutrale Beobachter der Tabellen gar nicht, dass Waldhof ein Stadtteil darstellt). Hinzu kommt, dass viele erfolgreiche Clubs selbst dem Image eines Stadtvereins schon entwachsen sind. Ein Bekannter von mir erwähnte mal in einem Radiointerview, dass er die Stuttgarter Kickers als "echten" Stadtverein der Stadt Stuttgart ansieht, während der VfB gar nicht mehr auf Stuttgart begrenzt ist - Zuschauer, Fanclubs, Medieninteresse, Sponsoren usw. sind da ja längst "globaler", halt eben landesweit aufgestellt. Für eine Nummer 2 in der Bundesligastadt, so die These meines Bekannten damals, sei dieser Umstand vielleicht tatsächlich eine "Geschäftslücke", sich als Identifikationsanker für eine Stadt zu etablieren bzw. auch vom durchschnittlichen Bundesligafan so angenommen zu werden, wobei sowas wohl zu stark vom fußballerischen Umstand abhängt. Also im Falle Stuttgarts wäre der VfB ein (baden-)württembergischer Club, die Kickers ein Stuttgarter Verein. Bayern München und Borussia Dortmund hatten aber auch in seiner Theorie schon sämtliche Maßstäbe gesprengt und waren auch dort schon rein bundesweite Clubs.

    „Meine Herren! Wie ich soeben höre, hat der Zug zwölf Minuten Verspätung!
    Zwölf kostbare Minuten! Ich bin sehr gespannt, was Sie nun mit diesem Geschenk anfangen!“

  • Die Diskussion um Stadtteilvereine finde ich müßig. Schalke ist auch ein Stadtteilverein, wer würde den Club heute noch so bezeichnen?

    Bayern München und Borussia Dortmund hatten aber auch in seiner Theorie schon sämtliche Maßstäbe gesprengt und waren auch dort schon rein bundesweite Clubs.

    Das geht ja noch weiter. In dem Maße, in dem sich der BVB als globaler Club aufgestellt hat, hat Schalke die Bergbaufolklore kultiviert. Aber eben nicht als Stadtverein, sondern als der "Ruhrgebietsverein". Da kommt man aber schon sehr in marketingstrategische Überlegungen.

    Ist das noch Fußball?

  • Dem stimme ich Dir voll zu.

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  • Die Diskussion um Stadtteilvereine finde ich müßig. Schalke ist auch ein Stadtteilverein, wer würde den Club heute noch so bezeichnen?

    Ich finde die Diskussion auch ermüdend. Den SV Waldhof, wo der Stadtteil noch deutlich im Namen steckt (noch deutlicher als beim MSV Duisburg) würde man auch nicht als Stadtteilverein sehen, vermute ich (wahrscheinlich wissen viele neutrale Beobachter der Tabellen gar nicht, dass Waldhof ein Stadtteil darstellt). Hinzu kommt, dass viele erfolgreiche Clubs selbst dem Image eines Stadtvereins schon entwachsen sind. Ein Bekannter von mir erwähnte mal in einem Radiointerview, dass er die Stuttgarter Kickers als "echten" Stadtverein der Stadt Stuttgart ansieht, während der VfB gar nicht mehr auf Stuttgart begrenzt ist - Zuschauer, Fanclubs, Medieninteresse, Sponsoren usw. sind da ja längst "globaler", halt eben landesweit aufgestellt. Für eine Nummer 2 in der Bundesligastadt, so die These meines Bekannten damals, sei dieser Umstand vielleicht tatsächlich eine "Geschäftslücke", sich als Identifikationsanker für eine Stadt zu etablieren bzw. auch vom durchschnittlichen Bundesligafan so angenommen zu werden, wobei sowas wohl zu stark vom fußballerischen Umstand abhängt. Also im Falle Stuttgarts wäre der VfB ein (baden-)württembergischer Club, die Kickers ein Stuttgarter Verein. Bayern München und Borussia Dortmund hatten aber auch in seiner Theorie schon sämtliche Maßstäbe gesprengt und waren auch dort schon rein bundesweite Clubs.

    Ist ja ähnlich wie in München, da sieht sich ja auch - oder auch der neutrale Beobachter - der TSV 1860 als der Stadtverein - "Münchens wahre Liebe", während der FC Bayern eben der bundeslandweite Verein ist. Bei Stuttgart hätte ich eher gedacht, dass sich die Kickers als Stadtteilverein sehen und auch so wahrgenommen werden, auch weil die Fans in ihren Gesängen immer das Degerloch betonen "Wir sind alles Degerlochers Jungs" und nicht Stuttgarter Jungs. Streng genommen ist ja auch der VfB ein Stadtteilverein. Und das pikante ist ja das die Kickers auch aus Bad Cannstatt stammen und dann im laufe der Zeit nach Degerloch zogen, wenn ich mich nicht täusche.

    Ich freue mich schon wenn Stuttgart hier an der Reihe ist und bin gespannt auf die Fussballhistorie der Stadt.

    Der FC St. Pauli wird sich sicher auch nicht als Hamburger Stadtverein bezeichnen, sondern als Verein aus St. Pauli, während der Stadtverein der HSV ist.


    Im Ausland fallen mir da auch zwei Beispiele ein: In Zürich bezeichnet sich der FC Zürich als "Stadt-Züricher", also als Verein der Stadt, während die Grasshoppers dann wohl eher ihre Fans aus dem Umland oder restlichen Schweiz beziehen. Der FC Zürich hat ja auch höhere Zuschauerzahlen obwohl sie historisch gesehen - nicht aktuell - nur die Nr 2. sind von den Erfolgen her.

    Und in Rom ist auch so, dass der AS Rom als Zusammenschluss mehrerer Vereine (das AS müsste ja sowas wie SpVgg oder SG heißen) der Verein der Stadt ist, während Lazio Rom, welcher sich weigerte dem neuen AS Rom beizutreten, als Verein der Provinz gilt. Wobei man hier auch sagen muss, dass die Zuschauerzahlen beim AS Rom etwas höher sind und sie folglich mehr Fans haben müssten. Von den Erfogen schenken sich hier beide Vereine ja kaum was.

  • Zu Essen: Kettwig wurde 1975 dem Essener Stadtgebiet zugeschlagen. Ich weiß, dass der FSV Kettwig nicht gerade auf eine schillernde höherklassige Vergangenheit zurückschaut und man glaub ich auch nicht mehr beim "Ursprungsverein" ist, sondern es finanziell bedingt Neugründungen gab.

    Hast du vielleicht Informationen zum Kettwiger Fussball? Die Historie geht ja hier verloren wo doch nachträglich die freie Stadt aufgelöst wurde. :denken:

    Gab es in Kettwig jemals großen Sport? Der FSV wurde ja erst im Dezember 1951 gegründet und hat sich mit seinem Verbandsligaaufstieg 2006 völlig übernommen und musste sich gleich im ersten Jahr zurückziehen. Über Mintard, das man den Kettwigern 1975 weggenommen hat, habe ich im Mülheimer Kapitel glaube ich geschrieben. Den BSV Kettwig von 1919 gibt es schon seit dem Krieg nicht mehr. Im TV Kettwig 1870 wurde vor dem Krieg vor allem Handball gespielt. Und der Ruhrtalsportplatz dient ja heute als Zentrum für American Football in Essen.

    Ist das noch Fußball?

  • Ich finde die Diskussion auch ermüdend. Den SV Waldhof, wo der Stadtteil noch deutlich im Namen steckt (noch deutlicher als beim MSV Duisburg) würde man auch nicht als Stadtteilverein sehen, vermute ich (wahrscheinlich wissen viele neutrale Beobachter der Tabellen gar nicht, dass Waldhof ein Stadtteil darstellt). Hinzu kommt, dass viele erfolgreiche Clubs selbst dem Image eines Stadtvereins schon entwachsen sind. Ein Bekannter von mir erwähnte mal in einem Radiointerview, dass er die Stuttgarter Kickers als "echten" Stadtverein der Stadt Stuttgart ansieht, während der VfB gar nicht mehr auf Stuttgart begrenzt ist - Zuschauer, Fanclubs, Medieninteresse, Sponsoren usw. sind da ja längst "globaler", halt eben landesweit aufgestellt. Für eine Nummer 2 in der Bundesligastadt, so die These meines Bekannten damals, sei dieser Umstand vielleicht tatsächlich eine "Geschäftslücke", sich als Identifikationsanker für eine Stadt zu etablieren bzw. auch vom durchschnittlichen Bundesligafan so angenommen zu werden, wobei sowas wohl zu stark vom fußballerischen Umstand abhängt. Also im Falle Stuttgarts wäre der VfB ein (baden-)württembergischer Club, die Kickers ein Stuttgarter Verein. Bayern München und Borussia Dortmund hatten aber auch in seiner Theorie schon sämtliche Maßstäbe gesprengt und waren auch dort schon rein bundesweite Clubs.


    Der FC St. Pauli wird sich sicher auch nicht als Hamburger Stadtverein bezeichnen, sondern als Verein aus St. Pauli, während der Stadtverein der HSV ist.

    Der "Aufstieg" des FC St. Pauli begann aber auch erst, als man sich weltweit als führender "Antifa" Club vermarktet hat. Insofern ist das auch eher eine globale Marke. Natürlich an den Stadtteil gebunden, aber der ist ja auch weltberühmt. Wenn ich in Berlin in den einschlägigen Fußball-Bars die St-Pauli-Fans sehe, bezweifele ich, dass die eine Verbundenheit zum Stadtteil haben. Die gab es eher vor 1980, als da im Verein bürgerliche Kaufleute aus dem Kiez das Sagen hatten.

    Ist das noch Fußball?

  • Der FC St. Pauli wird sich sicher auch nicht als Hamburger Stadtverein bezeichnen, sondern als Verein aus St. Pauli, während der Stadtverein der HSV ist.

    Der "Aufstieg" des FC St. Pauli begann aber auch erst, als man sich weltweit als führender "Antifa" Club vermarktet hat. Insofern ist das auch eher eine globale Marke. Natürlich an den Stadtteil gebunden, aber der ist ja auch weltberühmt. Wenn ich in Berlin in den einschlägigen Fußball-Bars die St-Pauli-Fans sehe, bezweifele ich, dass die eine Verbundenheit zum Stadtteil haben. Die gab es eher vor 1980, als da im Verein bürgerliche Kaufleute aus dem Kiez das Sagen hatten.

    Früher waren in St. Pauli nicht nur die Hosen braun, und als Gästefan vor 1980 konnte es gut passieren, dass man da ordentlich "auf's Maul" erhielt.

    Der Verein hat eine vollständige Imagewandlung durchgemacht, wie es sie sonst kaum in Deutschland gibt. Nicht immer zum besseren, da mir dieses ständige "Political Correctness" bis zum erbrechen auf die Nüsse geht, und dabei selber mit seiner zugegeben cleveren und erfolgreichen Marketingstrategie aber auch nur ein Teil des Fußballsystems darstellt, welches er zu verurteilen gedenkt.

    „Meine Herren! Wie ich soeben höre, hat der Zug zwölf Minuten Verspätung!
    Zwölf kostbare Minuten! Ich bin sehr gespannt, was Sie nun mit diesem Geschenk anfangen!“

  • ganz schön rege Beteiligung an einer „ermüdenden“ Diskussion :ablachen:


    Die Diskussion um Stadtteilvereine finde ich müßig. Schalke ist auch ein Stadtteilverein, wer würde den Club heute noch so bezeichnen? Ob ein Verein ein Stadtverein wurde, hing doch vom Erfolg und meist auch vom Stadion ab. Der Meidericher SV wurde Stadtverein, als er ins Wedaustadion zog. Gegenbeispiel: Der Bremer SV zog vom Stadtteil in Innenstadtnähe und hatte plötzlich die Bremer Kaufmannschaft hinter sich. Dann wurden sie von den Nazis wieder in den Stadtteil vertrieben. Wäre der Bremer SV statt Werder ins Weserstadion gezogen, sähe die Situation heute vielleicht anders aus. Die Stadthistorie ist doch meist zu komplex, um eine Schwarz-weiß-Einteilung vorzunehmen.

    das ist sicherlich richtig, macht es aber gerade interessant, die (Nicht-)Entwicklung von Stadtteilvereinen zu Stadtvereinen (und darüber hinaus) im Einzelfall historisch zu betrachten. es spielt dabei sicher eine Rolle, wann, also in der Fußball-Gründerzeit oder erst später oder viel später und wie ein Stadtteil in den heutigen Status gewachsen ist, zb durch Eingemeindung, dann in welcher Eingemeindungsrunde, ob der vorher sogar eine selbstständige Stadt war.


    ich vermute mal, RWE konnte zum Stadtverein werden, weil die Eingemeindung der Städte bzw Orte, wo die Wurzeln liegen, bereits 1915 erfolgt war. Katernberg scheint mir dagegen ein Stadtteilverein geblieben zu sein in der Blütezeit; genauso wie Schonnebeck und Kray jetzt solche gebleiben sind.



    Katernberg: Da gibts ein wenig Information in verschiedenen Büchern usw. Die hatten in der ersten Nachkriegszeit als von der Zeche unterstützter Bergarbeiterverein gewisse Startvorteile. Dann kam nach einer sehr erfolgreichen Oberligasaison in der folgenden Saison der krasse Absturz, der nach einem kurzem Comeback den Weg nach unten brachte. Der Hintergrund war wohl, die Vereinsleitung und der Verein waren mehr oder minder links angehaucht und gerieten in Clinch mit der "kapitalistischen" Zechenleitung. Die war dann "not amused" und strich das Geld.

    Die Hand die einen füttert, beisst man nicht....

    da hat sich dann über die Jahre einiges verändert im Verein; aber ein Beitritt zu einer DJK ist trotzdem unentschuldbar


    ps: Wünsche zu Essen noch ESG 99/06 und Preußen dürfen auch gern bisserl höher spielen


    Wunsch: BV Altenessen kommt wieder hoch in die Oberliga

    Das ist aber ein frommer Wunsch. Ich war letztens noch dort und das sah alles nicht so aus als hätte man irgendwelche Ambitionen außer "Fußball spielen". Das meine ich gar nicht despektierlich, aber höherklassig wird man den Verein in den nächsten Jahren nicht antreffen.

    das war bei uns vor 10 Jahren auch noch so

    #22/5 5 Regional-Verbände = 5 Regional-Ligen = 5 Regional-Meister = 5 Aufsteiger

    Einmal editiert, zuletzt von Wacker_Wiggerl ()

  • das war bei uns vor 10 Jahren auch noch so

    Und jetzt? Will Wacker München wieder an die Vergangenheit anknüpfen und höherklassig spielen? Immerhin müsste Wacker historisch gesehen die Nr. 3 in München sein hinter dem FC Bayern und dem TSV 1860. Genauso gespannt wie auf die Fussballhistorie von Stuttgart, bin ich da auch auf München.


    PS: Zum FC St. Pauli: Theoretisch ist dann der FC St. Pauli so gesehen der erste Kommerzverein gewesen, weshalb ich mich frage warum die so beliebt wurden..., normalerweise müsste man dem Verein dann genauso kritisch gegenüberstehen wie Hoffenheim, Wolfsburg oder RB Leipzig.

  • Und jetzt? Will Wacker München wieder an die Vergangenheit anknüpfen und höherklassig spielen? Immerhin müsste Wacker historisch gesehen die Nr. 3 in München sein hinter dem FC Bayern und dem TSV 1860. Genauso gespannt wie auf die Fussballhistorie von Stuttgart, bin ich da auch auf München.


    PS: Zum FC St. Pauli: Theoretisch ist dann der FC St. Pauli so gesehen der erste Kommerzverein gewesen, weshalb ich mich frage warum die so beliebt wurden..., normalerweise müsste man dem Verein dann genauso kritisch gegenüberstehen wie Hoffenheim, Wolfsburg oder RB Leipzig.

    Wie meinst du das mit St. Pauli?

  • Und jetzt? Will Wacker München wieder an die Vergangenheit anknüpfen und höherklassig spielen? Immerhin müsste Wacker historisch gesehen die Nr. 3 in München sein hinter dem FC Bayern und dem TSV 1860. Genauso gespannt wie auf die Fussballhistorie von Stuttgart, bin ich da auch auf München.


    PS: Zum FC St. Pauli: Theoretisch ist dann der FC St. Pauli so gesehen der erste Kommerzverein gewesen, weshalb ich mich frage warum die so beliebt wurden..., normalerweise müsste man dem Verein dann genauso kritisch gegenüberstehen wie Hoffenheim, Wolfsburg oder RB Leipzig.

    Wie meinst du das mit St. Pauli?

    Auf die Worte von matz und Vexillum bezogen bezüglich des Wandels des FC St. Pauli.

  • Du willst ernsthaft den früheren Wandel des FC St. Pauli, mit den Werksclubs wie Hoffenheim und Wolfsburg und gar dem Leipziger Konstrukt vergleichen? Unfassbar!


    Wenn du den Konzern gefunden hast, der mit mehreren hundert Millionen den FC St. Pauli in die 1. Liga und die Champions-League geführt hat, oder führen wird, sag Bescheid.


    Vorher gilt, Sechs! Setzen!


    Und vielleicht noch mal die Beiträge von matz und Vexillum gründlich durchlesen und verstehen?!

  • Ok ich hab da etwas zu viel hinein interpretiert. Ein richtiger Vergleich verbietet sich natürlich zu Hoffenheim, Leipzig und Wolfsburg, wollte ich auch niemals machen.

  • Platz 9. Dortmund (587.696 Einwohner)


    1. Borussia Dortmund (1. BL/1)


    2. ASC Dortmund (OL/5)


    3. TuS Bövinghausen (OL/5)


    4. FC Brünninghausen (VL/6)


    5. BSV Schüren (VL/6)



    Zu den Städten, die in Deutschland nur mit einem Verein in Verbindung gebracht werden, zählt ohne Zweifel auch Dortmund. Die Fokussierung auf den BV Borussia 09 Dortmund rührt auch daher, dass es anders als in vielen anderen Großstädten nach dem Krieg keinen weiteren Erstligisten und nach 1963 auch keinen Zweitligisten in der Westfalenmetropole gab. Dennoch tritt der BVB erst 27 Jahre nach seiner Gründung 1909 ins Rampenlicht. Die Pioniere des Dortmunder Fußballs sind andere. Wie zuvor beim Kapitel Essen bereits geschildert, gibt es auch in Dortmund ein Gefälle zwischen dem proletarischen Norden und dem bürgerlichen Süden der Stadt. Grob teilt die Eisenbahnlinie die Stadt. Und auch in Dortmund beginnt der Fußball im bürgerlichen Lager.


    Allen voran beim Dortmunder FC 1895. Einer der Mitbegründer – allesamt höhere Schüler –, der jüdische (spätere) Bildhauer Benno Elkan zieht nach der Schulzeit nach München und ist dort Mitbegründer des FC Bayern. Das erste Fußballspiel Westfalens, das belegt ist, wird ebenfalls dem DFC zugeschrieben, 1896 gegen Schalke (SuS Schalke 96 natürlich).


    Allerdings schläft der DFC in der Folgezeit ein und muss 1899 neu gegründet werden. 1902 nimmt man am Punktspielbetrieb in Westdeutschland teil. Allerdings fehlt es an einem geeigneten Platz. So wird die Wiese an der Hobertsburg, einem Ausflugslokal an der nördlichen Schützenstrasse, hergerichtet.


    Der 1904 gegründete Ballverein 04 im Turn- und Fechtklub ist der erste Konkurrent. Dem BV 04 gelingt auch die erste Teilnahme an der Endrunde der Westdeutschen Fußballmeisterschaft im Jahr 1907. Ein Kunststück, das der Verein 1909 wiederholt. Derweil hat auch der „Evangelische Verein junger Männer des westlichen Stadtbezirks“ eine Fußballabteilung auf die Beine gestellt, aus der sich 1905 der VfB Dortmund 1897 abspaltet, der das Gründungsjahr 1897 des Jünglingsvereins übernimmt. 1905 entsteht der Turnclub Rheingold Dortmund, der sich zwei Jahre später in Alemannia 05 Dortmund umbenennt und im Norden beheimatet ist. Viktoria 06 spaltet sich vom DFC 95 ab aus Unzufriedenheit, weil der Sportplatz an der Hobertsburg oft für Kirmesveranstaltungen und Ausstellungen missbraucht wird. Die Existenz der Viktorianer ist aber nur von kurzer Dauer, der Name wird dann für die 1908 gegründete Östliche Spielgemeinschaft Viktoria frei, damals eine zum Verein gewordene Straßenfußballermannschaft, spielt heute Kreisliga B.


    1908 hat der DFC endlich seinen eigenen Sportplatz westlich des Parkrestaurants Flora, was dem Verein einen deutlichen Aufschwung gibt. Gemeinsam mit dem BV 04 bestimmt man nun den Dortmunder Fußball, der auf westdeutscher Ebene aber nicht mithalten kann. 1913 fusionieren DFC und BV Dortmund 04 zur Sportvereinigung 95 Dortmund. 1919 wird der Name Dortmunder SC 95 angenommen.


    Im neuen Ruhrgau 1921 qualifiziert sich der DSC 95 für die Westdeutsche Meisterschaft. In den Folgejahren sind auch die Alemannia, der SV 08 Dortmund, der 1920 dem BVB noch den Aufstieg in die Erstklassigkeit verwehrt, der VfB 97 und der Vorortclub des damals noch selbständigen Marten, der Sportverein Arminia 08 Marten, eine Ausgründung aus dem TV Arminius, erstklassig. Gegen die Vereine aus Essen, Bochum und Gelsenkirchen zieht man aber meist den Kürzeren. Zum Teil belegen die Dortmunder Vereine gesammelt die letzten Plätze im Ruhrgau.


    1926 trifft den DSC 95 ein schwerer Schlag. Die Stadt Dortmund beschließt wie vielerorts den Bau eines städtischen Stadions, auch um die Heere von Arbeitslosen sinnvoll zu beschäftigen. Die Kampfbahn Rote Erde entsteht dort, wo der DSC seine Heimat hat. Zwar wird dem DSC ein Vorzugsrecht für die Rote Erde eingeräumt, aber das fällt schon bald an den erfolgreicheren BVB. Dem DSC ereilt das Schicksal vieler bürgerlicher Vereine im Ruhrgebiet, sie geraten gegenüber den Arbeitervereinen ins Hintertreffen.


    1926 fusionieren Alemannia Dortmund und der VfB Dortmund 97 zum VfB Alemannia Dortmund. 1929 muss der DSC 95 erstmals absteigen. Die Dortmunder Farben in der höchsten Liga vertritt nun nur noch die Alemannia. Der DSC ist wie der BVB zu jener Zeit zweitklassig. Als 1933 die Gauliga Westfalen eingerichtet wird, steht das stolze Dortmund nahezu ohne erstklassigen Fußball da. Der einzige Erstligist ist der VfL Hörde. Er entsteht im Jahre 1920 durch die Fusion des 1912 gegründeten SV Roland Hörde mit dem ein Jahr später gegründeten TV Eintracht Hörde. Hörde selbst ist aber erst 1928 Teil von Dortmund geworden, repräsentiert die Stadt also nur bedingt. Hörde ist bekannt durch das Stahlwerk Phönix, das 1998 still gelegt und zum Teil nach China verfrachtet wird. An dessen Stelle entsteht der Phönix-See.


    Hörde lehnt das Drängen der Dortmunder Sportfunktionäre auf eine Fusion mit dem DSC erfolgreich ab. Darauf hin treiben diese den DSC 95 in eine Zwangsehe mit den ebenfalls zweitklassigen BC Sportfreunden 06, die auch im Dortmunder Süden heimisch sind. Dem neuen Club Sportfreunde 95 wird ein Platz in der Gauliga gewährt, obgleich Hörde, Arminia Marten, der BVB, der TBV Mengede und die Alemannia zu dieser Zeit besser platziert sind.


    Aber die neuen braunen Machthaber bevorzugen wie in anderen Städten Großvereine auch ohne sportliche Qualifikation. Der neue Fusionsverein steigt gleich im ersten Jahr aus der Gauliga ab und die ungeliebte Ehe wird wieder aufgelöst. Beiden Vereinen, so berichtet die DSC-Vereinschronik, wird schriftlich zugesichert, dass sie im Falle einer Trennung beide in der 2. Liga eingereiht werden und für ein Jahr vom Abstieg verschont bleiben sollen. Letzteres wird aber nicht eingehalten und so steigt der DSC im Folgejahr in die Drittklassigkeit ab. Bis 1943 klagt der DSC seinen eigenen Annalen zufolge gegen den Wortbruch und verscherzt es sich so mit den nationalsozialistischen Machthabern im Sport gründlich.


    Wie ging es weiter mit den Pionieren des Dortmunder Fußballs? Der DSC pocht nach dem Krieg darauf, dass die Stadt ihr einstiges Versprechen beim Bau der „Roten Erde“ einhält, nämlich dass der DSC ein eigenes Stadion zum Ausgleich erhält. 1953 kann sich der DSC in unmittelbarer Nähe der Roten Erde ein Stadion für 8.000 Zuschauer errichten. Mit dem neuen DSC-Stadion, nun östlich der Flora, will man noch einmal angreifen und steigt 1956 in die II. Division auf. Aber im Schatten des BVB will keine Renaissance gelingen. Mit dem Abstieg 1963 ist das Schicksal besiegelt. 1969 schließt sich der DSC mit dem ältesten Turnverein der Stadt, dem TV Eintracht, zusammen. Der neue Name: Turn- und Sport-Club Eintracht von 1848/95 Korporation zu Dortmund. Eine Fusion, die 1920 noch gescheitert war. Der TV Eintracht war fußballerisch nicht sonderlich auffällig, aber spielte Anfang der 1960er Jahre fünf Spielzeiten in der Eishockey-Bundesliga. Ein letztlich gescheiterter Versuch, Eishockey in Dortmund zu etablieren. Aber auch der neue Großverein TSC Eintracht setzt keine Glanzlichter mehr und spielt heute in der Kreisliga A.


    Die Alemannia, im Gegensatz zu den „Südlichen“ des DSC, die „Nördlichen“ genannt, hatte es 1943 noch einmal in die Gauliga geschafft. Über die Landesliga kommt die Alemannia nach dem Krieg hingegen nicht hinaus. 1973 schließt man sich mit dem SV 08 Dortmund zum SC Dortmund 97/08 zusammen. Auch hier ein vergeblicher Versuch, einen zweiten Stadtverein hinter dem zu jener Zeit schlingernden BVB zu installieren. Heute spielt der Verein in der Kreisliga B.


    Arminia 08 Marten erlebt am Wischlinger Weg ab 1937 in der Gauliga noch einmal eine Blütezeit. Die Martener können für sich beanspruchen, 1940 als letzter Dortmunder Verein vor dem BVB gestanden zu haben. Immerhin spielt Marten in den 60er Jahren noch drittklassig. 1993 schließt sich der SV Roland Marten an. Aber auch die Bündelung der Kräfte in Marten hilft nicht. Heute spielt Marten in der Kreisliga A.


    Der Turn- und Ballspielverein (TBV) Mengede 08 kann im Mengeder Volksgarten in den 50er Jahren immerhin noch drittklassig auflaufen. 2001 erfolgt die Fusion mit der DJK Spielvereinigung Mengede. Als Mengede 08/20 reicht es aber 2012 nur noch für eine kurze Zeit in der Verbandsliga. So bleibt nur eine Dame (aber welche, die Quellen streiten?) Teil der Dortmunder Fußballgeschichte, weil sie im Vorspiel der Stadioneinweihung des Westfalenstadions mit der Frauenmannschaft des TBV das erste Tor im neuen Fußballtempel erzielt. Heute spielt Mengede Bezirksliga.


    Der VfL Hörde, der sich einst gegen eine Fusion mit dem DSC wehrte und so nicht in die Gauliga kam, kehrt 1963 noch mal ins westfälische Oberhaus zurück. 1970 geht es im Goystadion wieder runter (heute Kreisliga A).


    Der Ballspielverein Borussia 09 Dortmund wird im Umfeld der katholischen Dreifaltigkeitskirche im Dortmunder Norden gegründet. Hier sind die aus der Region Posen zugewanderten Arbeitsmigranten daheim. Im kirchlichen Jünglingsverein wird Sport getrieben, aber als auch der Fußball hinzukommt, zieht der Kaplan der Gemeinde gegen das unsittliche Spiel zu Felde.


    Die fußballbegeisterten Kirchenjünger gründen deshalb einen Fußballverein außerhalb der Kirche. Zwar springen viele der Gründer auf Druck der Kirche wieder ab, aber der Verein überlebt. Der mythische Gründungs-Ort des BVB ist der Borsigplatz in der Nordstadt. Gespielt wird auf der nahe liegenden Weißen Wiese im Schatten der Hoesch-Westfalenhütte. Das Umfeld der Borussia rekrutiert sich so vor allem aus den Stahlarbeitern. Später kommt noch der zweite große Industriezweig der Stadt, die Dortmunder Brauereien, hinzu. Sowohl aus dem Hoesch-Werk als auch aus der Union-Brauerei sind Manager im Laufe der Geschichte auch Vereinsfunktionäre. Im Gegensatz zu den Bergarbeiterclubs im Revier finden sich beim BVB auch schon viele Facharbeiter unter den Anhängern.


    Bis 1924 wird die Weiße Wiese in Eigenleistung in den Borussia-Sportplatz umgebaut. Sportlich geht es aber nicht voran. Ein Versuch, 1921 mit dem SV 08 zu fusionieren, lehnen die 08er ab. So bleibt der Fußballwelt ein Verein namens „Dortmunder Kickers“ erspart. Ein kurzer Ausflug in die Erstklassigkeit 1926/27 endet sang- und klanglos. Anfangs der 30er Jahre trainiert sogar mal kurz Schalke-Ikone Ernst Kuzorra den BVB. Die heutige Rivalität zwischen den Vereinen tut sich erst in den 60ern und 70ern Jahren auf. 1936 steigt der BVB in die Gauliga Westfalen auf und wird 36 Jahre erstklassig bleiben. Eine gewünschte Zwangsfusion mit den Werksfußballern von Hoesch bleibt dem BVB erspart, aber die „Weiße Wiese“ fällt den Plänen der Nazis für eine Erweiterung der Hoeschwerke zum Opfer. Der BVB zieht in die „Rote Erde“ um. Der BVB-Platzwart der „Weißen Wiese“ arbeitet in der Folgezeit im Untergrund und wird 1945 beim Massaker im Stadtwald Bittermark von den Nazis ermordet.


    In der Gauliga spielt der BVB meist eine gute Rolle und ist den anderen Dortmunder Clubs davon gezogen. Doch die große Zeit beginnt nach 1945. Nach dem Krieg steigt der BVB zur führenden Mannschaft in Westdeutschland und zur nationalen Größe auf. Drei Mal in Folge wird die Oberliga West für sich entschieden (1948-50). 1949 verliert der BVB sein erstes Deutsches Finale in der Stuttgarter Hitzeschlacht gegen den VfR Mannheim 2-3. 1953 folgt der nächste Westtitel. Und in den Jahren 1956 und 1957 manifestieren die Dortmunder endgültig auch ihre nationale Vormachtstellung mit zwei Deutschen Meisterschaften. 1956 wird der KSC mit 4-2 im Finale besiegt, 1957 gelingt das Kunststück, mit exakt derselben Mannschaft auch den HSV mit 4-1 zu besiegen.


    Zweimal noch zieht der BVB als West-Vizemeister ins Finale ein. 1961 unterliegt man dem 1.FC Nürnberg 0-3. 1963 wird der 1.FC Köln 3-1 besiegt. Als amtierender Meister qualifiziert sich der BVB für die Bundesliga. Auch dort gehört er anfangs zu den Spitzenmannschaften. 1966 holt der BVB gegen Liverpool als erste deutsche Mannschaft einen Europapokal (der Pokalsieger).


    Aber die behelfsmäßig erweiterte Kampfbahn Rote Erde ist mittlerweile ein Standortnachteil und spielt zu wenig Geld ein. Lange Zeit ist der BVB zudem ein reiner Ruhrgebietsverein, der seine Spieler nur aus der Region verpflichtet. 1968 und 1969 rutschen die Borussen erstmals in den Tabellenkeller. Da hilft auch der Schäferhundbiss in den Allerwertesten des Schalker Spielers Friedel Rausch im Derby 1969 nichts. 1972 steigt der BVB, der mittlerweile den Anschluss an die Professionalisierung verpasst hat und viele Fehler in der Transferpolitik macht, ab. Im ersten Spiel in der Regionalliga heißt der Gegner nun Eintracht Gelsenkirchen. Zudem ist der BVB ziemlich klamm, die Hoesch-Werke und die Stadt müssen dem Verein unter die Arme greifen. Mit der nahenden WM baut auch Dortmund ein neues Stadion. Aus Sparsamkeit wird es ein reines Fußballstadion, was sich im Nachhinein als Segen rausstellt. Weil die Stadt Köln zudem zu dusselig ist, ihr Stadion rechtzeitig zu errichten, wird Dortmund auch noch WM-Spielort.


    Aber erst 1976 kann der BVB selbst im Westfalenstadion Bundesliga spielen. Klamm ist der Verein immer noch. Heute undenkbar: Der erste Trikotsponsor, ein holländischer Tabakhersteller, darf sein Maskottchen, den Löwen Sambo, im BVB-Wappen platzieren. In der Bundesliga erzielt der BVB nur wechselhafte Ergebnisse. Ein Kullertor bewahrt den Verein 1986 vor der Katastrophe eines erneuten Abstiegs. In allerletzter Sekunde stolpert Jürgen Wegmann in der Relegation gegen Fortuna Köln den Ball über die Linie und erzwingt so ein Entscheidungsspiel, das 8-0 gewonnen wird.


    Relegation 1986 BVB - Fortuna Köln ! 2. Spiel die Schlußminuten
    1985/198619.05.1986 PfingstmontagBVB führt mit 2:1 gegen Fortuna Köln. Es fehlt noch ein Tor zum dritten Spiel.....
    www.youtube.com


    Mit dem Pokalsieg 1989, der Verpflichtung von Ottmar Hitzfeld und dem UEFA-Pokalfinale 1993 und den damit verbundenen hohen TV-Einnahmen stößt der BVB wieder in die nationale Spitze vor und gesundet wirtschaftlich. Dank der nun möglichen Investitionen folgen zwei weitere Deutsche Meisterschaften 1995 und 1996 und als Höhepunkt der Champions League-Sieg 1997.


    2000 geht der Verein an die Börse. Unter Matthias Sammer wird 2002 die sechste Meisterschaft gewonnen und das UEFA-Cup-Finale erreicht. In der Folge lässt sich der BVB aber immer mehr in ein Wettrüsten mit den Bayern treiben, verkalkuliert sich beim Stadionausbau, leistet sich teure Transferflops und schrammt 2005 um Haaresbreite an der Insolvenz vorbei, weil man wie der Erzrivale aus Gelsenkirchen „too big to fail“ ist. Aus den folgenden Jahren des Mittelmaßes befreit erst Erfolgscoach Jürgen Klopp den BVB mit zwei weiteren deutschen Meisterschaften 2011 und 2012, dem Pokalsieg 2012 und dem verlorenen CL-Finale gegen die Bayern 2013. In dieser Zeit entsteht die Reduzierung des deutschen Fußballs auf das Duell Bayern gegen Dortmund mit der platten „Classico“-Titulierung, die im Wesentlichen bis heute anhält. Trotz der Pokalsiege 2017 und 2021 sind die Bayern aber seit 2013 dem BVB weit enteilt.


    Für den Rest des Dortmunder Fußballs geht es nach 1945 eigentlich nur darum, ob sich ein Verein noch dauerhaft auf höchster Amateurebene als Nummer Zwei halten kann. Der Hombrucher FV 09 aus dem äußersten Süden der Stadt spielt nach dem Krieg in der 2. Liga und wird 1958 Deutscher Amateurmeister. (2002 Fusion des HFV 09 mit dem FC Eintracht Hombruch zum Hombrucher SV 09/72). 1950 scheitern die Schwarz-Roten knapp an Borussia Mönchengladbach am Einzug in die Oberliga West. 1952 steigt der HFV durch die Zusammenlegung zweier Staffeln ab (heute Landesliga).


    1962 unternimmt der TuS Eving-Lindenhorst den ersten Versuch in der höchsten Amateurklasse (1945 Fusion Phönix Lindenhorst und Westfalia Eving zum SuS Eving-Lindenhorst, ab 1951 TuS) Der Zechenclub spielt von 1962- 69 und 72-76 drittklassig (heute Kreisliga B). Mit dem DSC 95, Arminia Marten, den HFV09 und dem VfL Hörde streitet man in den 60ern um den Platz 2 in Dortmund.


    Den nächsten Durchmarsch unternimmt 1973 DJK Hellweg Lütgendortmund. Der Verein von 1929 wurde nach dem Verbot der DJK-Vereine durch die Nazis erst 1955 neu gegründet. 1978 qualifiziert sich der Club tief im Westen Dortmunds als einziger Verein der Bierstadt für die neue Oberliga Westfalen. Der zwangsweise Umzug ins Stadion Rote Erde Ende der 70er Jahre und die verstärkten Kontrollen der Finanzämter im Amateurfußball in jener Zeit sorgen für das Aus. 1987 wird der Verein nach Insolvenz aufgelöst. Der Nachfolgeverein FC Hellweg Lütgendortmund spielt in der Kreisliga A.


    Den nächsten Anlauf unternimmt 1990 der von einem Geschäftsmann gesponserte VfR Sölde, der sich acht Jahre in der Oberliga halten kann (1911 als Sölder Turn- und Spielverein gegründet, 1922 VfR Sölde) 1992 verpassen die Sölder sogar knapp als Vizemeister die Aufstiegsrunde zur zweiten Liga. Danach fällt die Mannschaft auseinander, der Geldhahn wird zugedreht und 1997 erfolgt der freiwillige Rückzug aus der Oberliga (heute Bezirksliga).


    Erst 2014 taucht mit dem ASC 09 Dortmund – Sport-Club Aplerbeck 09 (1909 als SC Aplerbeck 09 gegründet) wieder ein Dortmunder Vertreter in der Oberliga auf. Der Verein vom Aplerbecker Waldstadion streitet sich ab 2016 mit dem FC Brünninghausen (gegründet 1946, gegenwärtig Verbandsliga) um den Titel als Nummer 2 in Dortmund. Während Brünninghausen von einem Discounter-Inhaber gefördert wird, steht hinter dem aktuellen Aufsteiger in die Oberliga, dem TuS Bövinghausen 04 (1904 als BC Bövinghausen 04 gegründet) ein Hotelbesitzer, der mit spektakulären Verpflichtungen ehemaliger Profis die Werbetrommel rührt und wegen der finanziellen Möglichkeiten in der Stadt eher argwöhnisch beäugt wird.


    Wunsch: TSC Eintracht steigt in die Bezirksliga auf.

    Ist das noch Fußball?

  • Dem Schluss könnte man noch hinzufügen, dass es noch einen Zahnarzt gibt, der Türkspor Dortmund gerne auf Platz 2 in Dortmund hieven möchte, derzeit halt die Nr. 6 ;)

  • Das Kürzel BC verschwindet übrigens auch nicht ganz. 1970 gründen sich die Sportfreunde Oberhausen, die sich 1981 in BC Augsburg Oberhausen umbenennen und zwischenzeitlich sogar von der Augsburger Ikone Helmut Haller trainiert werden. Heute spielt dieser BC in der Kreisklasse Augsburg.

    Mittlerweile scheint es (wieder einmal) zu verschwinden

    „Meine Herren! Wie ich soeben höre, hat der Zug zwölf Minuten Verspätung!
    Zwölf kostbare Minuten! Ich bin sehr gespannt, was Sie nun mit diesem Geschenk anfangen!“

  • der Kicker hat seine Auflistung der Großstädte ohne Profifußball aktualisiert, schließlich gab es einige Auf- und Abstiege


    Deutschlands Großstädte ohne Profifußball
    100.000 Einwohner braucht man, um als Großstadt zu gelten: Ein Verein in den höchsten Ligen des Landes gehört für viele aber zum Selbstverständnis dazu.
    www.kicker.de

    Ist das noch Fußball?