Beiträge von Koebes van Burgh

    Der 1. Tag nach dem 1. Punkt des 1. FC Bocholt: Zeit für ein paar Gedanken:
    Unter die Freude über den Last-Minute-Ausgleich mischt sich vor allem auch Erleichterung und die Erkenntnis, dass für den Patient noch Hoffnung besteht. Der neue Chefarzt Marcus John stellte in der vergangenen Woche die Diagnose, dass die Schwatten weder mental noch körperlich in der RL angekommen seien. Nach dem gestrigen Spiel kann festgehalten werden, dass vor allem mental ein enorm wichtiger Schritt in die richtige Richtung vollzogen wurde. Befand sich die Mannschaft nach dem ersten Durchgang noch kurz vor dem Exitus, so hat John in der Pause offenbar ein Wirkstoff verabreicht, der nicht nur den Kopf noch einmal freigemacht, sondern darüber hinaus auch physische Kräfte freigesetzt hat. Wer bei über 30° einen 0 : 2 Rückstand noch einmal umbiegt, der hat alles richtig Gemacht. Ich möchte noch nicht von Genesung sprechen, aber der 1. FC Bocholt lebt noch.

    Es darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass neben den genannten Problemfeldern auch weiterhin an eklatanten spielerischen und taktischen Mängeln gearbeitet werden muss. Die Baustellen in der Defensive bestehen fort. Die Chancenverwertung lässt ebenfalls noch zu wünschen übrig. In der RL ist die Anzahl der Chancen schlicht geringer, dafür müssen sie umso effizienter verwertet werden. Aber ich bin mir sicher, dass auch diese Dinge angegangen werden. Für den Moment gilt die Maxime: Von Spiel zu Spiel denken - so abgedroschen es auch klingt.

    Noch ein abschliessendes Statement zu einigen Anhängern unseres gestrigen Gegners: Gerne hätte ich eine grössere Anhängerschaft des WSV am Hünting gesehen. Ich denke dabei an sehr reizvolle Begegnungen der Vergangenheit zurück, die häufig vor einer sehr stimmungsvollen Kulisse stattfanden. Nach der doch sehr martialischen Rhetorik im Vorfeld darf sich jedoch niemand wirklich darüber wundern, wenn mit verschärften Sicherheitsmassnahmen reagiert wird. Was bei einigen Protagonisten leider völlig in Vergessenheit gerät ist, dass die Botanik im Stadion derzeit knochentrocken und folglich akut brandgefährdet ist. Daher bedauere ich es auch nicht zu sehr, dass diejenigen, die den "Gästeblock zum Brennen bringen" wollten, es vorgezogen haben, dem Hünting fern zu bleiben.

    Ich würde das nicht als Farce bezeichnen. Der Vertrag mit JW wurde im Februar verlängert, also vor einem halben Jahr. Zweijahresverträge sind absolut Standard in der OL/RL. Seitdem wurde die sportliche Führung massiv verändert bzw. erweitert (Weggang: SE, Zugänge: CS + MJ, Verängerung: Trainerteam). In 6 Monaten kann sich vieles zum Guten aber auch zum Schlechten entwickeln. Disharmonie oder kommunikative Defizite in der Sportlichen Leitung kann sich ein ambitionierter Verein schlicht und einfach nicht leisten. Eine Degradierung (JW zurück ins Glied) ist ebenfalls keine zielführende Option. Daher bleibt nur noch die letzte Option - die Trennung. Es ist müssig, jetzt noch weiter über die genauen Gründe zu spekulieren. Ich fände es unprofessionell, wenn jetzt die Vereinsführung dem Druck nachgeben würde und weitere Details an die Öffentlichkeit geben würde. Besser wäre es, wenn man jetzt die sportlich Verantwortlichen ihren Job machen lässt, insbesondere auch um weitere Unruhe von der Mannschaft fern zu halten. Wichtig ist auf'm Platz!

    Guten Tag allerseits,

    dies ist mein erster Post in diesem Forum, daher möchte ich mich kurz vorstellen: Aufgewachsen in Bocholt habe ich die Goldene Zeit der Schwatten Anfang der 80er noch erleben dürfen und bin seinerzeit regelmäßig zum Hünting gepilgert. Auch die RL Zeiten der 90er habe ich 'aktiv' miterlebt, bis mich Wohnortwechsel davon abhielten, regelmäßig Spiele der Schwatten zu besuchen. Aber alte Liebe rostet nicht und ich bin über all die Jahre immer dem 1. FC verbunden geblieben. Was in den vergangenen 2 Jahren am Hünting entstanden ist, ist beachtlich und aller Ehren wert. All das war kein Zufallsprodukt sondern das Ergebnis einer kollektiven und ich denke auch nachhaltigen Kraftanstrengung, trotz zahlreicher Widrigkeiten (man denke nur an das Stadion). Dabei liegt in der Natur der Sache, dass der Fortschritt keine Einbahnstrasse ist. So hat es mich in den letzten Monaten auch wieder ins Stadion gezogen und ich fühle mich dabei um Jahrzehnte jünger.

    Die Personalentscheidung vom gestrigen Tage veranlasst mich jetzt, mich zu Wort zu melden. Ich habe nicht den geringsten Zweifel daran, dass sich JW um den Verein verdient gemacht hat und wir Ihn zu Dank verpflichtet sind. Er ist nicht nur ein feiner Kerl sondern war für die letzten 2 Jahre zweifellos auch der beste Trainer, den die Schwatten haben konnten. Danke Jan!! Auch kann man durchaus darüber streiten, ob der Zeitpunkt der richtige war (zu früh oder zu spät?). Aber: die Gesetze des Fussballgeschäfts gelten auch für den 1. FC Bocholt. Entscheidend ist dabei, dass offenbar kommunikative Schwierigkeiten zwischen Trainer und Mannschaft bestanden. Wenn ich im Reviersport lesen muss, dass sich diesbezüglich ein Spieler gegenüber der Presse darüber auslässt (Zitat: "Ich habe mit dem Trainer eigentlich noch nie ein Fünf-Minuten-Gespräch geführt. Dabei gehöre ich zu den erfahrenen Spielern, die wissen, wie die Regionalliga funktioniert"), dann besteht dringender Gesprächsbedarf. Wenn die Klubführung dann auf Beratungsresistenz stösst (das ist jedoch rein spekulativ), dann entsteht Handlungbedarf. Markus John als (Interims-)Nachfolger ist naheliegend. Ich kann hier kein "abgekartetes" Spiel erkennen, sondern lediglich Pragmatismus. Markus John ist zweifellos Top für den Posten qualifiziert und wenn er als Trainer auch nur annähernd so gut ist, wie in den 90ern als Spieler für die Schwatten, dann ist er unser Mann. Ich erwarte keine Wunder, aber ich verbinde damit die Hoffnung, dass sich die Mannschaft in den nächsten Wochen wieder fängt und stabilisiert.

    Zu guter Letzt möchte ich noch eine Lanze brechen für LT. LT trifft derartige Entscheidungen sicherlich nicht alleine sondern gemeinsam mit dem Vorstand. Er ist als Präsident lediglich das Sprachrohr. Den Facebook Shitstorm finde ich überzogen und teilweise undifferenziert und unwürdig. Was jetzt gefordert ist, ist Geschlossenheit. Was die Fans dazu beitragen können, hat man eindrucksvoll in MS erleben können, als das Team trotz der Klatsche abgefeiert wurde. So geht Unterstützung und so sollte am kommenden Samstag weitergemacht werden. Dann ist alles noch möglich.