Wie der Fußball-Oberligist BAK in die zweite Liga strebt
Der Leopard aus Ankara
In den türkischen Cafés ist Mehmet Ali Han ein gern gesehener Gast. Der Bauunternehmer hat immer ein Bündel mit Geldscheinen in der Tasche, die er sozial benachteiligten Kindern zusteckt. In der Türkei, in Afrika und Asien unterstützt er Jugendprojekte. "Wissen Sie", sagt der Unternehmer, "es ist nicht mein Geld, es wurde mir nur gegeben, um Sinnvolles damit zu tun." Auch Fußballer haben diese soziale Ader ausgenutzt. Den Berliner Oberligisten Athletik-Klub 07, einen Kiezverein aus dem Wedding ohne Fans und Sponsoren, hielt er als Präsident und Mäzen jahrelang künstlich am Leben.
In der vorigen Saison, nachdem seine Vision von der Fusion türkischer Vereine gescheitert war, verlor er die Freude am Hobby. Dass der BAK noch existiert und mit drei Siegen in die Saison startete, bezeichnet Han als "kleines Wunder". Plötzlich kamen andere und gaben Geld. Seit Juni ist vom BAK nur das Kürzel geblieben. Der türkische Erstligist Ankaraspor hat sich eingekauft und den Verein in Berlin Ankaraspor Kulübü umbenannt. Das Vereinswappen ziert ein blau-weißer Leopard, wie bei Ankaraspor.
Argwohn im Verband
Ein Vorgang, den viele im Berliner Fußball argwöhnisch beäugen. Doch BAK-Vizepräsident Han sagt: "Ohne die Hilfe aus Ankara wäre der BAK kaputt gegangen. Das würde auch niemanden interessieren. Also soll man uns in Ruhe arbeiten lassen." Alles begann laut Han damit, dass ein bekannter Spielerberater den Kontakt zwischen den Hauptstadt-Klubs hergestellt hat. Heute sitzen drei Vorstandsmitglieder in Berlin und Ankara gleichzeitig an den Schalthebeln der Macht, die Klubstruktur ist ungewöhnlich, die finanzielle Situation nebulös. Auch für Insider. "Da wird ständig hin- und hergeflogen, man tauscht sich viel aus", weiß BAK-Trainer Thomas Herbst. "Bis jetzt sieht das gut aus."
Herbst, der jahrelang bei Türkiyemspor die typischen Probleme eines türkischen Klubs erlebte, freute sich, als das erste Gehalt pünktlich kam. Präsident von BAK ist Ahmet Gökcek, der Sohn des Bürgermeisters von Ankara. Er hat in den USA Sport studiert und das Modell der Farmteams von Profiklubs schätzen gelernt. Ein Motiv für das Engagement, neben der Sozialarbeit im Problemkiez: Deutsch-türkische Talente sollen in Ankara landen, darum wirbt der Klub in großen Anzeigen. Perspektivisch sei der Bau eines Jugendinternats geplant, so Han. Salopp fügt er hinzu: "Unser Geld kommt komplett aus Ankara."
Transfers ohne Grenzen
Wie viel, darüber spricht er ungern. Laut Schätzungen hat BAK ein Budget von 800.000 Euro. "Nein", sagt Han, "wir brauchen 300.000 oder 400.000 Euro, mehr nicht." Wenn mehr Geld benötigt würde, käme aber auch mehr. "Es gibt kein Limit." So hat der BAK auf dem Transfermarkt für Furore gesorgt. In Louis Gomes, Dennis Kurtrieb und Chibuike Okeke kamen frühere Profis. Okeke (Knieprobleme) und Gomes (sitzt mit Visaproblemen im Senegal) haben noch nicht gespielt. Umso erstaunlicher, dass es läuft. Der BAK beeindruckt durch Spielkunst und Geschlossenheit, obwohl nur zwei Spieler übrig blieben.
Das hatte den Vorteil, dass der Verein sich eines anderen Problems entledigt hat: BAK-Spieler sollen Partien manipuliert haben. Wettanbieter schlugen Alarm. Der BAK war Synonym für Trainerrauswürfe und Finanzprobleme. "Die Konkurrenz wartet nur darauf, dass bei uns wieder das Chaos einzieht", sagt Herbst. Doch derzeit peilt sein Klub große Ziele an. "Regionalliga, wir kommen!" heißt es in einer Werbeanzeige. Han will den Slogan nicht auf diese Saison bezogen sehen, nur eines stehe fest: "In fünf Jahren wollen wir in der zweiten Liga sein."
( Quelle: Berliner Zeitung vom 23.08.2006 )