WM 2022 in Katar

  • Speziell Russland, Brasilien und Südafrika behandeln ihre Bevölkerung in größeren Dimensionen menschenverachtend. Ich persönlich werde bei den Ländern mit Kritik kaum fertig. Warum wurden die eigentlich nicht boykottiert?

    Dass Fußball-Weltmeisterschaften und auch Olympische Spiele fast nur noch in Staaten ausgetragen werden, deren politisches System (nach unserem Verständnis) meist mehr als fragwürdig ist, das sollte doch niemanden mehr verwundern.


    Schon lange bevor es da um Fragen der Finanzierbarkeit geht, ersticken in Deutschland oder allen anderen westlichen Staaten doch irgendwelche selbsternannten Weltklimaretter und andere Latzhosenträger schon jede Planung vor Ort mit Klageandrohungen bis zur Unrealisierbarkeit.


    In China, Russland oder Qatar geht die Regierung hingegen einfach darüber hinweg. Wer sich da auf der angedachte Skipiste anklebt, der sitzt bis nach der Schlussfeier der Spiele im Arbeitslager. Auch scheuen diese Länder nicht vor den Finanzierungskosten zurück. Die sehen die Abermilliarden nicht als Bürde für den Steuerzahler, sondern als Marketingetat für das Ansehen des Landes in der Welt.


    Und da sowohl FIFA als auch IOC Wirtschaftsunternehmen sind, gehen die natürlich dahin, wo sprichwörtlich der Rubel rollt und Kritik nicht vorkommt.

  • Ich habe schon die WM 2018 nicht geschaut, aber weniger des Austragungslandes wegen, sondern eher weil mich Profifußball ankotzt. Das ganze affige Gehabe und der Kommerzwahn gehen mir zu sehr auf den Zeiger.


    Wir Deutschen sind allerdings maximal inkonsequent. Gas aus Katar ist ok, Investitionen aus Katar nimmt man auch, aber ne Fußball-WM kann man dort nicht stattfinden lassen? Wenn wir die Moral immer hochhielten, dürften wir keine Solarpaneele aus China kaufen, kein Öl aus Saudi, usw. Stattdessen machen wir uns das Leben einfach, indem wir die Menschenrechte dann hochhalten, wenn es nicht wehtut. Gratismut, der kostet nix.


    Wir haben uns als Land, mal wieder, kräftig blamiert. Die Spieler sollten richten, was die Medien und die Politik nicht hinbekommen haben, nämlich ein Zeichen zu setzen. Entweder sagt man von Anfang an, dass wir bei so einer WM nicht mitmachen, oder wir halten die Klappe. Und dass eine deutsche Innenministerin durch Katar reist und denen erklärt, wie sie ihre Gesellschaft zu leben haben, ist das Sahnehäubchen. Man stelle ich mal vor, das wäre umgekehrt passiert.

  • Nach dem Quali-Hinspiel gegen Nordmazedonien hätte man meinen können, die Spieler meinen es mit dem Boykott ernst. Konsequent umgesetzt hat es dann aber leider nur Italien. :lol:

  • Ich finde die Kritik am WM-Gastgeberland nach wie vor gerechtfertigt, genau so wie ich auch die Kritik an Russland, Brasilien, Südafrika und sogar Deutschland gerechtfertigt fand. Ganz kurz möchte ich anmerken, dass sicher nicht alle, die die WM boykottiert haben, mit Gaslieferungen oder Investoren aus dem Emirat einverstanden sind, daher find ich die Kritik daran nicht unbedingt sinnvoll, aber ich denke, zu dem Thema wurde bereits auch mehr als genug diskutiert. Den häufigen Tenor, dass sich viele Deutsche und Europäer jetzt durch ihre Kritik lächerlich gemacht haben, nur weil der Großteil der restlichen Welt das nicht getan hat, teile ich nicht. Vielleicht waren da viele zum Teil durch unsere vermeintliche moralische Überlegenheit ein bisschen überheblich, aber es gibt ja auch nicht nur Schwarz und Weiß, und Kritik in einem gewissen Rahmen, finde ich, muss immer erlaubt sein. Ich war aber von Anfang an kein Freund davon, deswegen das ganze Turnier zu boykottieren. Das deutsche Ausscheiden aber jetzt darauf zurückzuführen, dass es diese blöde Diskussion über die Kapitänsbinde gab und weil man sich mit deren Botschaft so gar nicht identifizieren möchte, ich weiß nicht. Ich finde, damit macht man es sich sehr leicht und man nutzt die Diskussion für eigene politische Statements, die man bei der Position ja eigentlich beim Fußball gar nicht haben möchte.


    Für mich bleibt neben einer sportlich wirklich tollen WM abseits davon aber nicht viel hängen. Ich mochte die Berichterstattungen über die Austragungsländer, über Menschen, Städte, Kultur, Geschichte uvm., immer sehr, jedoch ist davon bei mir von Katar nur wenig hängen geblieben. Die Austragungsorte und die meisten Stadien waren für mich rein subjektiv völlig austauschbar und das einzig positive, was hängen bleibt, ist dass Katar die Organisation und Sicherheit wohl sehr gut hinbekommen hat. Alles war sehr eng zusammen, alles konzentrierte auf eine Stadt und deren Umland (klar, sonst gibts da ja auch nicht viel). So weite Wege wie bei der EM 2021 und wohl auch der WM 2026 sind wohl auch nicht die allerbestes Lösung, jedoch fand ich das persönlich schon alles echt langweilig und ich persönlich würde Katar auf der Liste meiner Wunschurlaubsländer wohl weit hinter Position 150 einstufen. Ich würde mir für die nächsten Weltmeisterschaften wieder interessantere Austragungsländer wünschen (die gibt es in der arabischen Welt übrigens zuhauf), die die WM für eine Aufbesserung des eigenen Images auch mehr verdient hätten.

  • Eigent­lich hatten sie nur demons­triert – ein Men­schen­recht, zumin­dest in Län­dern, in denen es Men­schen­rechte gibt. Rund 400 aus­län­di­sche Arbeiter, die wäh­rend der WM in Katar im FIFA-Medi­en­zen­trum und an anderen Kno­ten­punkten als Secu­ri­ty­per­sonal ein­ge­setzt worden waren, pro­tes­tierten am ver­gan­genen Sonntag in Doha gegen ihre frist­losen Ent­las­sungen. Schließ­lich liefen ihre Sechs­mo­nats-Ver­träge noch bis Februar.

    Doch Ver­träge in Katar sind mit­unter nicht mehr als lose Ver­ein­ba­rungen.


    Rausgeschmissen und abgeschoben – 11FREUNDE

  • Der fünfte Teil der WDR-Sport-Inside-Doku-Serie „WM der Schande“ zeigt, was ein Jahr nach dem Turnier von den Versprechungen übriggeblieben ist.


    Ausstrahlung:

    Mittwoch, 01.11.23

    23:45 - 00:15 Uhr :gaehn:

    Sportschau
    WM der Schande Ein Jahr nach der Fußball-WM 2022 „Die beste WM aller Zeiten“. Mit diesem Satz beschwor FIFA-Präsident Gianni Infantino schon weit vor Beginn…
    programm.ard.de

    „Meine Herren! Wie ich soeben höre, hat der Zug zwölf Minuten Verspätung!
    Zwölf kostbare Minuten! Ich bin sehr gespannt, was Sie nun mit diesem Geschenk anfangen!“

  • Kaum zu glauben, aber wahr, wie schnell die Zeit vergeht: Vor genau einem Jahr, am Montag, dem 14. November 2022, begab sich die deutsche Fußball-Nationalmannschaft über den Oman Richtung Weltmeisterschaft in Katar. Und eigentlich noch weniger zu glauben, aber ebenfalls wahr: Es steht praktisch fest, dass die Fußball-Weltmeisterschaft 2034 in Saudi-Arabien ausgetragen wird. Erkennbare Gegenwehr vom Deutschen Fußball-Bund? Pustekuchen!


    „Meine Herren! Wie ich soeben höre, hat der Zug zwölf Minuten Verspätung!
    Zwölf kostbare Minuten! Ich bin sehr gespannt, was Sie nun mit diesem Geschenk anfangen!“