Traum droht sich zum Albtraum zu entwickeln
(stg) "Es ist ein Traum, in der FußballOberliga zu spielen." Sagte der damalige Abteilungsleiter Erwin Weitbrecht, nachdem die SG Großaspach den Aufstieg geschafft hatte. Sechs Monate später ist noch kein Albtraum daraus geworden, doch es ist Ernüchterung eingekehrt: Trainer Herbert Bentz wurde entlassen und der Abstieg droht.
In allen relevanten Statistiken wird deutlich, warum die SG Sonnenhof auf dem vorletzten Tabellenplatz überwintert: Der Neuling hat in 19 Spielen nur 13 Punkte gesammelt, verfügt mit kümmerlichen 13 Toren über den ungefährlichsten Angriff der Oberliga und zählt mit 38 Gegentreffern zu den drei anfälligsten Teams. Zudem gab es noch keinen einzigen Heimsieg, wozu Sportkoordinator Heiko Weber sagt: "Das geht gar nicht." Schließlich ist es eine Binsenweisheit, dass die Heimspiele im Abstiegskampf meist eine bedeutende Rolle einnehmen.
Ein Grund für die sportliche Misere: Der Aufsteiger hat die Qualität der Oberliga unterschätzt. Zwar hatte sich Weber die Aufgabe "schwer vorgestellt, aber dass der Unterschied so groß ist, hätte ich nicht gedacht". Bewusst war der Klub aus dem Fautenhau in der Sommerpause seiner Philosophie treu geblieben, in erster Linie auf Talente zu setzen. "Wir hätten zwei oder drei erfahrene Spieler holen sollen", räumt Weber rückblickend ein. Zum Beispiel einen Stürmer mit eingebauter Torgarantie: Viel zu oft ließen die vorhandenen Angreifer vor dem gegnerischen Gehäuse die notwendige Abgeklärtheit vermissen, was einige Punkte kostete. Gut getan hätten der SG auch Verstärkungen im zentralen Mittelfeld: Jemand, der vor der Abwehr konsequent abräumt und den Spielaufbau einleitet, sowie ein Routinier hinter den Spitzen, der die Bälle verteilt. Spieler, die jenes Maß an Cleverness mitgebracht hätten, welches Weber arg vermisste. Zusammengefasst: Die Personalplanung des Oberliga-Neulings ging in die Hose. Teilweise auch unverschuldet: So zog sich Fabian Aupperle (kam von der A-Jugend des VfB Stuttgart) bereits in der Vorbereitung einen Kreuzband riss zu. Christian Gurgau (kam vom SGV Freiberg) handelte sich eine Viruserkrankung ein und machte lediglich drei Partien: Die genügten allerdings, um große Zweifel an seiner angedachten Führungsrolle aufkommen zu lassen. Neben diesem Duo plagten sich zahlreiche weitere Kicker immer wieder mit Verletzungen herum und fielen teilweise auch längerfristig aus.
In der Winterpause soll der Kader nun den Anforderungen angepasst werden. Mit Giuseppe Greco vom Ligarivalen Reutlingen hat der Verein aus dem Fautenhau bereits einen Angreifer verpflichtet, doch dabei soll es nicht bleiben. Hinzu kommen sollen jene zentralen Mittelfeldkräfte, die bislang vermisst werden. Zudem ein Fußballer, der den rechten Flügel beleben kann: Diese Position ist seit dem Wechsel von Zlatko Blaskic zum Zweitligisten Offenbach verwaist. Zu spät kommen die Verstärkungen für Herbert Bentz, der seinen Trainerstuhl nach dem 0:4 beim 1. FC Normannia Gmünd am 3. Dezember räumen musste. Nach dem 0:0 gegen den VfR Mannheim drei Wochen zuvor hatten die Verantwortlichen dem Coach nach reiflicher Überlegung noch eine Schonfrist eingeräumt, doch dann folgten die Konsequenzen. Auch wenn es schwer fiel, wie Weber sagt: "Es hat mir leid getan, dass es so gelaufen ist." Aber: "Er hat die Mannschaft nicht mehr erreicht." Wer das Team nach der Winterpause erreichen soll, ist noch offen: Für den Sportkoordinator muss es ein Typ sein, der Disziplin einfordert und "mit einer jungen Mannschaft arbeiten kann". Der neue Coach treffe auf ein gutes und charakterlich starkes Team, ist sich Weber sicher. Dementsprechend groß ist seine Zuversicht, was den weiteren Saisonverlauf angeht: "Ich bin überzeugt, dass wir nicht absteigen. Wir werden auf jeden Fall alles dafür tun. Nun noch 24 Punkte plus, minus müssten reichen."