Immer noch völlig geflashed von dem, was wir am vergangenen Freitag in Duisburg erleben durften und wie sich die Schwatten und ihr Anhang der Welt präsentiert haben, steht am kommenden Freitag die Flutlichtpremiere an. Unterm Strich stand gegen den MSV zwar „nur“ ein Punkt, aber an den wird man sich noch lange erinnern.
Mit diesem Spiel wurde ein ganz starkes Signal in die Welt geschickt, über welches Potential der 1. FC Bocholt, unsere „beschauliche Stadt“ 😉 und die gesamte Region verfügt. Wenn der eingeschlagene Weg konsequent fortgesetzt wird, dann ist hier noch so vieles mehr möglich. Dank für einen in jeder Hinsicht gelungenen Auftritt gebührt allen Beteiligten: Der Mannschaft und dem Trainerteam für ein leidenschaftliches Spiel, allen anderen Verantwortlichen des 1. FC Bocholt für die Organisation (es wird leider viel zu häufig vergessen, dass auch Auwärtsspiele mit einem gewaltigen Aufwand verbunden sind), die Fanclubs für die logistische Meisterleistung (wann hatten wir zuletzt so viele Fanbusse auf der Straße?), an die Brigade für die Organisation und Durchführung eines Auswärtsauftrittes, wie ihn die Schwatten noch nie präsentiert haben. Und schließlich an alle, die ich vergessen habe.
Ein starkes Signal ist auch die gestrige Personalentscheidung, auch die kommende Saison mit Christopher Schorch als Teamchef zu bestreiten. Ich muss gestehen, dass auch bei mir zu Beginn die Zweifel an der Sinnhaftigkeit dieser Entscheidung überwogen. Inzwischen komme ich aber immer mehr zu der Auffassung, dass die Vorteile überwiegen. Christopher Schorch ist offenbar nicht für die Tribüne gemacht. Dort würde er aber hingehören, wenn ein neuer Trainer die Mannschaft übernehmen würde, da es anderenfalls nur eine Frage der Zeit wäre, bis es an der Seitenlinie wieder zu einem Autoritätsproblem kommen würde. Die Chemie zwischen Schorch, der Mannschaft und dem erweiterten Trainerstab scheint zu stimmen. Insbesondere in Gabriele Benedetto setze ich Hoffnung. Wir haben jetzt Anfang April und quasi Planungssicherheit für die weiteren Gespräche mit der Mannschaft. Darin sehe ich eine große Chance, wichtige Leistungsträger auch weiterhin an den Verein zu binden bzw. frühzeitig am Transfermarkt tätig zu werden. Das alles mit der Zielsetzung, in der Saison 2025/26 maximalen Erfolg anzustreben.
Moment mal? Was heißt hier eigentlich „maximaler Erfolg“? Auch wenn es ein wenig nach einer Worthülse klingt, interpretiere ich diese Formulierung auch als Kampfansage. Die Verantwortlichen haben nie einen Hehl daraus gemacht, wo mittelfristig die Reise hingehen soll. Warum sollte man sich also nicht selbstbewusst zeigen? Zur Wahrheit gehört aber auch, dass der 1. FC Bocholt mit dieser Entscheidung „all in“ geht. Scheitert der Plan, dann besteht die Gefahr, dass Christopher Schorch an Reputation verliert. Im Erfolgsfall wird er Begehrlichkeiten wecken. Es ist also ein Gebot der Vernunft, weitere Strukturen aufzubauen, sowohl auf als auch neben dem Platz. Bei allem Respekt vor der Leistung von Christopher Schorch, darf der Club seine Entwicklung nicht von einer Person abhängig machen.
Wenden wir uns jetzt dem kommenden Freitag zu. An das Hinspiel gegen Lotte habe ich leider nur schlechte Erinnerungen. Das 1 : 4 war nicht nur das Debüt von Sunay Acar, sondern leider auch die höchste Saisonniederlage, die zudem auch noch völlig unnötig war nach einigen nur schwer nachvollziehbaren Umstellungen. Aber das sollte abgehakt sein und darf die Mannschaft nicht belasten. Tatsache ist aber, dass die SF Lotte nicht nur der stärkste Aufsteiger dieser Saison ist, sondern auch aus ihren Ambitionen kein Geheimnis machen, auch im Hinblick auf die kommende Saison. Mit 52 Toren verfügt die Truppe vom Autobahnkreuz über den besten Sturm der Liga. Das 4 : 1 gegen die Schwatten war aus Lotter Sicht aber auch der vorläufige Höhepunkt eines fulminanten Saisonauftaktes, bei dem die Sportfreunde zwei Spieltage lang die Tabellenführung innehatten. Dann kam es jedoch zu einem Strömungsabriss. Es folgten fünf Spiele mit vier Niederlagen und inzwischen ist die Anfangseuphorie etwas verflogen. Die Ergebnisbilanz ist seitdem ausgeglichen und die Konstanz ist ein wenig abhanden gekommen, wobei die Niederlagen allesamt knapp ausfielen. Der aktuelle 5. Tabellenplatz ist der Lohn der Mühen und bis zum Saisonende wird es vermutliche weder nach oben noch nach unten viel Bewegung geben.
Die Schwatten sehe ich derzeit mit den SF Lotte etwa auf Augenhöhe, wobei die Formkurve leicht für die Bocholter spricht. Die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Revanche sind also gegeben. Man wird aufpassen müssen, nicht ins offene Messer zu laufen, weil Lotte über mehrere sehr schnelle Offensivkräfte verfügt, die jederzeit bereit sind, Fehler zu bestrafen (bitte noch einmal das Hinspiel ansehen, auch wenn es weh tut). Wenn wir aber mental und physisch da weitermachen, wo wir in Duisburg aufgehört haben, dann könnte es klappen. Das wäre eine weiteres Signal für die anstehenden Entscheidungen der kommenden Wochen.