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PFORZHEIM. Kurz und schmerzlos ging gestern vor dem Amtsgericht Pforzheim der Prozess gegen einen Fußball-Hooligan über die Bühne. Der Anhänger des SV Waldhof Mannheim bekam eine Bewährungsstrafe.
Aufgeheizte Stimmung vor dem FCP-Stadion: Waldhof-Fans, darunter auch der jetzt in Pforzheim verurteilte 36-Jährige, suchen die Konfrontation mit der Polizei. PZ-Archiv
Bewährung für Waldhof-Hooligan
PFORZHEIM. Kurz und schmerzlos ging gestern vor dem Amtsgericht Pforzheim der Prozess gegen einen Fußball-Hooligan über die Bühne. Der Anhänger des SV Waldhof Mannheim bekam eine Bewährungsstrafe.
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Auf vier Verhandlungstage war der Prozess, der sich mit den Vorkommnissen beim Oberliga-Spiel 1. FC Pforzheim – Waldhof Mannheim im Oktober 2006 befasste, angesetzt. Doch gestern war bereits nach zweieinhalb Stunden Schluss.
Rechtsanwalt Dominikus Zettl, der Verteidiger des 36-jährigen Angeklagten Thomas K. (Name von der Redaktion geändert), ließ direkt nach der Anklageverlesung erkennen, dass sein Mandant an einem schnellen Prozessende und einem Vergleich interessiert sei. Staatsanwalt Marc Wagner hatte nichts dagegen. Auch das Strafmaß war schnell ausgehandelt. Sechs Monate Freiheitsstrafe, die auf drei Jahre zur Bewährung ausgesetzt wird, verhängte Richterin Stephanie Gauß. Außerdem muss der selbstständige Kleinunternehmer (Messe- und Konzertbau) 1000 Euro Geldstrafe zahlen und für die Verfahrenskosten aufkommen.
Problem-Fans stürmen Platz
Rückblende: Beim Oberliga-Spiel gegen den SV Waldhof geht es im Oktober 2006 hoch her. 500 Anhänger haben das Waldhof-Team begleitet, viele gelten als sogenannte Problem-Fans, als Hooligans. 50 von ihnen stürmen den Platz, als in der 76. Minute das 2:0 für Pforzheim fällt. Die Partie wird unterbrochen, die Polizei, mit 100 Mann vor Ort, räumt den Platz, das Spiel endet 2:0. Doch nach der Partie gehen die Auseinandersetzungen vor dem Stadion weiter. Dort kommt es schließlich auch zur Konfrontation von Thomas K. mit der Polizei und zu seiner Verhaftung. Zu diesem Zeitpunkt hat der Waldhof-Fan, mit 91 Kilogramm bei 1,82 Meter Körpergröße durchaus eine stattliche Erscheinung, einen Blutalkoholgehalt von 1,62 Promille.
Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte in fünf Fällen, versuchte Körperverletzung und Beleidigung listete die Staatsanwaltschaft gestern in ihrer Anklage auf. Viele Zeugen sind geladen, darunter mehr als zehn Polizeibeamte. Doch die muss Richterin Stephanie Gauß gar nicht aufrufen. Denn Thomas K. gesteht: Er sei mitschuldig daran, dass die Situation eskaliert sei. Einige seiner Äußerungen könne man sicherlich als Beleidigung auffassen. „Es sind nicht alle Vorwürfe berechtigt, aber manche Sachen streite ich nicht ab“, so Thomas K. Beim Versuch, ein Geständnis abzulegen, ohne sich allzu schwer zu belasten, klingt der Waldhof-Fan bisweilen aber recht unbestimmt. Es könne durchaus sein, dass er die Beamten berührt habe. Und es könne durchaus bedrohlich wirken, wenn er auf jemanden zugehe.
Am Ende kommt der stämmige Angeklagte recht milde davon. Dabei hat er eine Liste von sieben Vorstrafen in den vergangenen elf Jahren. Viele davon hat er seinen Auftritten als Waldhof-Fan zu verdanken. Hausfriedensbruch, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte, Körperverletzung, Beleidigung und Trunkenheit am Steuer, zählt Richterin Stephanie Gauß auf.
Bislang war Thomas K. immer mit Geldbußen davongekommen, jetzt gibt es eine Bewährungsstrafe für drei Fälle von Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte. Strafmildernd wirkt sich aus, dass Thomas K. bei seiner Verhaftung verletzt wurde. Als er bereits am Boden lag, wurde ihm durch einen Tritt das Nasenbein gebrochen, außerdem biss ihn ein Polizeihund zweimal ins Bein.
Anzeigen gegen Polizisten
Thomas K. hatte sich dafür mit zwei Anzeigen gegen die Beamten, die ihn bei der Festnahme verletzt haben, revanchiert. Beide Verfahren wurden inzwischen eingestellt, einer der Beamten musste allerdings eine Geldbuße bezahlen.
Strafmildernd wirkt sich für den Waldhof-Fan gestern auch aus, dass die Sozialprognose günstig scheint. Thomas K. will heiraten, wird demnächst Vater, absolviert einen Kurs zur Stressbewältigung. Außerdem hält er sich derzeit von Fußballplätzen fern – zwangsläufig. Sein Auftreten in Pforzheim brachte ihm ein oberligaweites Stadionverbot ein.
Wenn das Stadionverbot abgelaufen ist, will sich der 36-Jährige beim SV Waldhof Mannheim um die Betreuung des Fan-Containers bewerben – als zusätzliches berufliches Standbein. Dem Alkohol will er hingegen künftig fernbleiben. Das empfiehlt sich auch dringend. Denn Thomas K. leidet an Hepatitis C, einer Krankheit, die die Leber angreift.
Ich war beim Prozeß dabei. Scheiß Bericht. Null Hintergrundwissen. Von 10 angeklagten Punkten blieben nur 3 bestehen, die "Thomas K." zugab. Vor allem die versuchte Körperverletzung war nicht nachweisbar. Lächerlich, was da Teile der Polizei (denn einige waren bereit gegen ihre Kollegen auszusagen) sich zusammengebastelt haben.
Der Anklage nach, war "Thomas K." ein prügelndes Monster, das Polizisten reihenweise verdrosch. Nichts davon war haltbar. Aber auch garnichts. Der Anklageschrift zufolge hätte man lebenslänglich erwarte müssen.
Und das Verfahren gegen Polizist zwei ist nicht beendet. Da ist ein Einspruch erhoben worden. Notwehr, wenn laut Urteil kein Angriff stattfand. Lachhaft!