Rücktritt nach Nullnummer
Knalleffekt in Salmrohr: Präsident und Vize schmeißen hin
Von unserem Mitarbeiter WILLI RAUSCH
SALMROHR. Das Spiel des FSV Salmrohr gegen die SG Betzdorf war wie so manche Oberliga-Partie im heimischen Salmtalstadion zuvor. „Angsthasenfußball“ bei den Hausherren gegen einen Gegner, der offensichtlich nicht mehr konnte, als er beim 0:0 darbot. Beim vierten Remis in Folge hatten die Hausherren zwar die klar besseren Gelegenheiten, der unabdingbare Wille, ein Tor zu erzielen, fehlte aber. Großchancen von Alexander Adrian (17.) Michael Fleck (23./28.), Zoran Janjos und Sebastian Zimmer (90.) blieben ungenutzt, Harald Marbach (90.+2) traf zwar, dem Treffer wurde wegen vorhergehenden Foulspiels von Andreas Klink aber die Anerkennung versagt.
Auch im fünften Heimspiel blieb der FSV damit ohne Sieg. So weit so schlecht. In der Pressekonferenz waren die Statements der Trainer gerade gesprochen, Betzdorfs Coach („Das Remis war gerecht“) lag nicht ganz auf einer Linie mit seinem Salmrohrer Pendant Erwin Berg („Wir haben nicht gut gespielt, aber hätten den Sieg wegen der höheren Anzahl an Chancen verdient gehabt“), da erfolgte der Paukenschlag.
Präsident Karl Stoffel ergriff das Mikrofon und verkündete in zwei Sätzen seinen Rücktritt: „Ich bin riesig enttäuscht von den Leistungen der Mannschaft. Ich trage im wesentlichen die Verantwortung für die Zusammenstellung des Kaders. Da dieser weit unter seinen Möglichkeiten bleibt, muss einer die Verantwortung übernehmen. Ich trete mit sofortiger Wirkung zurück.“ Die Worte waren noch nicht verklungen, da stand der nächste Redner ungeplant am Pult. „Wenn Karl Stoffel zurücktritt, tue ich das ebenfalls“, lautete die noch knapper gehaltene Erklärung von Peter Leiendecker, einem von zwei zweiten FSV-Vorsitzenden.
Danach herrschte im Presseraum erst einmal gespenstische Stille. Nur an dem Tisch, an den sich Stoffel zurückgezogen hatte, wurde gemurmelt. Der Noch-Präsident wollte seine knappe Erklärung nicht weiter erläutern, bekräftigte seinen Entschluss aber nochmals: „Auch wenn ich eine Nacht darüber schlafe, werde ich meine Entscheidung nicht ändern.“ Das war auch am Sonntag, noch der Stand der Dinge. „Auch aus gesundheitlichen Gründen, kann ich mir das nicht mehr antun“, so Stoffel, „ich werde mich nicht aus dem Verein zurückziehen, aber für dieses Amt nicht mehr zur Verfügung stehen.“
Lediglich bis zur fälligen Neuwahl werde er „kommissarisch zur Verfügung stehen, wenn sich kein anderer findet.“ Leiendecker war am Sonntag nicht für eine Stellungnahme zu erreichen, das gleich berechtigte Präsidiumsmitglied Reinhold Barzen ist derzeit in Kanada in Urlaub.
Verständnis für die Enttäuschung Stoffels bringt Oleg Tintor auf: „Wir sind ja selbst enttäuscht über das, was wir bringen.“ Der Mannschaftskapitän hofft, dass der Rücktritt nur eine Kurzschlussreaktion war: „Die Mannschaft wird sich heute zur Beratung zusammen setzen. Wir werden auf jeden Fall den Versuch unternehmen, ihn umzustimmen.“ Das wollen auch Berg und Rach, die beide betonen: „Er hat den Verein in den letzten Jahren saniert und war für alle Aktiven immer ein verlässlicher Partner.“
Über diese Turbulenzen ging eine positive Nachricht fast unter: Der Ex-Trierer David Thieser gehört ab sofort zum Salmrohrer Oberliga-Kader.
FSV Salmrohr: Wahlen – Knops, Lamberti, Schlag (46. S. Fleck) – Marbach, Tintor (61. Klink), Schraps, Adrian, Lauer – M. Fleck (46. Janjos), Zimmer; Trainer: Erwin Berg
SG Betzdorf: Lowens – Blum, Ratzi, Spornhauer, A. Ümit – Reder (77. Höck), Bednorz, Weller. Schlemper – M. Ümit, Salvio (68. Caglayan)
Trainer: Theo Brenner
Tore: keine
Schiedsrichter: A. Amiriam (Taunusstein) – Zuschauer: 160