Artikel vom 29. Mai 2006
Fußball-Oberliga: MSV spielt remis gegen Eberswalde und verabschiedet auch Krüger
Neuruppin Der MSV Neuruppin hat sich mit einem 2:2 (0:0)-Unentschieden gegen den FV Motor Eberswalde aus der Fußball-Oberliga verabschiedet. 302 Zuschauer verfolgten gestern im Volkspark ein mäßiges Spiel, das in der 72. Minute eine zählbare Wendung fand.
Ein Tänzchen zum Finale: Die Baby Dolls der Ruppin White Tigers traten gestern auf und feuerten die Neuruppiner Fans an der Nordgeraden an.
Jaqueline Bochow dürfte es nicht mehr ausgehalten haben am Spielfeldrand. Sechs Minuten lang lagen ihre Hände im Gesicht, sechs Minuten der Angst, der Hoffnung, des Bangens. Dabei hätte die Physiotherapeutin von Motor Eberswalde doch das Überraschungsmoment in ihrem Herzen tragen können, das Rafet Ates der Mannschaft, den Fans, den Verantwortlichen mit einem Doppelschlag in der 80. und in der 84. Minute beschert hatte. Mit 0:2 lagen die Eberswalder zurück. Und "nach 75 Minuten war die Mannschaft eigentlich tot", erklärte Spielertrainer Matthias Schilling. "Es ist aller Ehren wert, wie sie noch zurück gekommen ist." Zurück gekommen ist sie, weil sich der MSV zurück genommen hatte, weil der MSV Fußball eingestellt hatte, weil der MSV die Partie abgesegnet sah - nach dem zweifachen Triumph innerhalb von 60 Sekunden. Eine eigentümliche Wendung hatte diese Partie in der 72. Minute genommen, weil 71 Minuten lang vor allem der Wind wehte, zirka 30 Eberswalder Fans ihr Team gesangstechnisch hochleben ließen - ehe plötzlich das Schweigen der Euphorischen einkehrte. Das war der Schock des Spiels, den Peter Brügmann, Schiedsrichter aus Schwerin, verursachte, weil er mit einer durchaus streitbaren Entscheidung dem MSV die Führung ermöglicht hatte - vom Punkt. Torsten Maerz und Andreas Biermann gingen beide zum Ball, und Torsten Maerz traf das Leder als erster. So traf Danny Kukulies zum 1:0, und weil Eberswalde den Schock so schnell nicht verarbeiten konnte, stand es Sekunden später 2:0, Kukulies hatte Krystian Prymula bedient, Prymula spielte Keeper Olaf Pospieszny aus und schoss ins leere Tor. Was folgte, "darf natürlich nicht passieren", sagte Wolfgang Sidka, der am Freitag seinen 53. Geburtstag gefeiert hat und sich einen Sieg im letzten Spiel wünschte. "Am Ende ein verdientes Unentschieden", sagte Schilling.
"Unglaublich diszipliniert", so Sidka, hatte Motor verteidigt, die Räume eng gehalten, den MSV nicht zum Abschluss kommen lassen. Nur einmal, da schliefen die Gäste, als Markus Zschiesche per Ecke auf den einlaufenden Denis Novacic ablegte und der an Pospieszny, der gestern zum 120. Mal in Folge zwischen den Pfosten stand, scheiterte. "Wir wussten, dass es ein schweres Spiel werden würde", erklärte Sidka, und dass "Eberwalde körperbetont die Zweikämpfe gehen würde". So gab es für Neuruppin nur diese eine Chance zu verzeichnen vor dem Wechsel. Der Gegner agierte geduldig, wartete auf seine Konterchance, wartete bis zur 80. Minute. Dann lief Rafet Ates locker und leicht durch die Hälfte der Heimelf, und vier Minuten später gab Martin Neubert unfreiwillig die Vorlage zum 2:2 wiederum durch Ates und zum Endstand, den Motor wie ein Sieg bejubelte. Auch Jaqueline Bochow, die Physiotherapeutin. Nur Sirko Neumann wird sich schwer getan haben mit dem Jubel, er war bereits nach 26 Minuten mit Verdacht auf Mittelfußbruch ausgeschieden und in die Ruppiner Kliniken gebracht worden. Schilling freute sich, dass sein Team "auch im 15. Jahr den Klassenerhalt geschafft" hat. Der Kampf geht nun in die 16. Runde. Dagegen muss die TSG Neustrelitz (0:3 bei Union) in die Relegation gegen den Drittletzten der Südstaffel, Völpke, auflaufen. Falkensee/Finkenkrug ist mit dem 0:1 gegen Babelsberg 03 wie Anker Wismar abgestiegen.
Der MSV verabschiedete seine Fans mit Freibier. Der MSV verabschiedete seine Spieler mit einem Foto. Der MSV verabschiedete seine offiziellen Abgängen. Bekannt war der Abgang von Markus Zschiesche (Union Berlin), bekannt war er von Steffen Seering (Greifswalder SV), offiziell wurde er von Ronny Krüger (ebenfalls Greifswalder SV), weshalb alle Spekulationen um einen Transfer zu Union Berlin nun endgültig beendet sind. Ronny Krüger geht wie Seering zurück in die Heimat. Die suchen einige heimatlose Kicker beim MSV in den nächsten Wochen.
MSV: Unger - Maik Neumann, Neubert, Weber (46. Prymula) - Boden - Dittrich, Novacic, Zschiesche, Biermann (77. Ermel) - Kukulies, Simic (65. Balke)
Eberswalde: Pospienszny - Musick, Stelse, Maerz - Rauch, Hellmich - Neumann (26. Döhring), Lorenz, Sasse - Schilling, Ates
Zuschauer: 302
Schiedsrichter: Brügmann (Schwerin)
Gelb: Kukulies, Boden - Maerz, Schilling, Stelse, Rauch
Beste: Biermann - Stelse