„Fußball ist mehr“
Torhüter Wolfgang Lutz denkt nach sechs Jahren beim 1. FC Kieselbronn über seinen Abschied nach
Es war wohl das aufregendste Spiel in der Vereinsgeschichte des 1. FC Kieselbronn. Man schrieb den 30. April 2007. Im Halbfinale des badischen Fußball-Pokalwettbewerbes trifft der Kreisligist auf den Oberliga-Spitzenreiter SV Sandhausen.
In der 10. Spielminute jagt der Kieselbronner Torhüter Wolfgang Lutz, bekannt für seinen mächtigen „Bumms“ im linken Fuß, einen Abschlag über 90 Meter Richtung gegnerisches Tor. Mit ein bisschen Windunterstützung landete der Ball zum 1:1-Ausgleich im Netz. Kieselbronn steht Kopf.
„Ich war der erste Gratulant“, erinnert sich Michael Eberhard, linker Verteidiger in Kieselbronn, gut an diese Szene. Das Tor passt zum Typen Wolfgang Lutz. Er bringt immer Leistung und ist immer für eine Überraschung gut – auch außerhalb des Platzes. „Er ist ein absoluter Führungsspieler und eine großartige Bezugsperson, vor allem für unsere vielen jungen Spieler“, lobt FCK-Trainer Rudi Herzog seinen Torhüter, der, wie dieser Tage bekannt wurde, am Ende dieser Saison aufhören will. Das finden in Kieselbronn alle jammerschade. Denn mit Lutz verlieren sie einen, der die Mannschaft als deren Kapitän nicht nur auf den Platz führt. Auch außerhalb des Rasenvierecks übernimmt der 35-jährige Lehrer gerne Verantwortung. „Für mich ist Fußball mehr, als 90 Minuten kicken“, sagt Lutz, der auch voran geht, wenn es darum geht, Ausflüge, Feste oder sonstige Unternehmungen zu planen. „Ich bleibe nach dem Training oder Spiel gerne auch ein bisschen länger sitzen.“
Als der FC Kieselbronn vor drei Jahren aus der Landesliga abgestiegen ist, hielt Lutz dem Verein die Treue. „Das war sehr, sehr wichtig für uns“, erinnert sich Trainer Rudi Herzog. Als dann viele junge Spieler hinzukamen und ein neues Team gebastelt wurde, war der Torhüter eine wichtige Konstante. „Für viele neue Spieler war er wie ein Papa. Er war immer da für uns, er hat immer geholfen“, erinnert sich Michael Eberhard.
Der im südbadischen Haslach im Kinzigtal aufgewachsene Wolfgang Lutz kam vor sechs Jahren an die Karl-Friedrich-Schule nach Eutingen und suchte einen Verein. Landesliga sollte es schon sein. Schließlich landete der Pädagoge in Kieselbronn. Am Ende der Saison 2007/08 soll Schluss ein. Den reaktionsschnellen Keeper zieht es nach Rastatt, wo seine Freundin lebt und wo er noch zwei, drei Jahre spielen will.
Wolfgang Lutz würde seinen FCK, der zurzeit einen neuen Torhüter sucht, aber niemals hängenlassen. „Wenn sie keinen Nachfolger finden, spiele ich halt noch ein Jahr. Der 1. FC Kieselbronn ist ein toller Verein. Ich habe sehr gerne da gespielt“, sagt er.
Quelle: http://www.pz-news.de