Tom Saintfiet beurlaubt!

  • Die 2:3-Pleite bei Arminia Hannover und das Abrutschen auf Platz zwölf (die NWZ berichtete) hat beim Fußball-Oberligisten BV Cloppenburg nicht nur innerhalb der Mannschaft ein nicht mehr zu überbietendes Stimmungstief ausgelöst. Notvorstand und Sponsoren stellen sich zunehmend die Frage nach dem Sinn ihres immensen Aufwandes.
    „Die Gründe für den Misserfolg kenne ich nicht. Wir Spieler müssen schnellstens wieder Boden unter die Füße kriegen und raus aus der Sackgasse. Verletzungsmisere hin oder her: Unser Kader ist groß genug und ausgeglichen besetzt. Dahinter können wir uns nicht verstecken. Ich weiß nur nicht, wie lange sich die Verantwortlichen das noch ansehen werden“, vermutete gestern Cloppenburgs spielender Co-Trainer Jörg-Uwe Klütz eine baldige Reaktion von oben.


    Damit lag der langjährige Leistungsträger und als Musterprofi geltende 37-Jährige nicht falsch. Gestern Abend redete Club-Boss Professor Dr. Joachim Schrader Tacheles. „Platz zwölf mit dieser Mannschaft ist eine Frechheit. Die Saison läuft genau ins Gegenteil dessen, was wir erwartet haben. Nach neun Spieltagen zählen keine Ausreden mehr.“


    Im gleichen Atemzug wurde der als entscheidungsfreudig bekannte Mediziner konkreter. „Es gibt doch nur drei Optionen. Entweder wir vom Notvorstand treten zurück, der Trainer fliegt, oder wir werden im Winter den Kader zusammenstreichen. Einen zwölften Platz können wir auch allein mit jungen Spielern, die im Monat 400 Euro kosten, erreichen.“


    Schrader, der in ständigem Kontakt zu den vor der Saison – wieder einmal – großzügigen Sponsoren steht, ließ derweil offen, wann mit den aufgezeigten Entscheidungen zu rechnen ist. „Das kann ganz schnell gehen. Es ist aber auch gut möglich, dass wir das Heimspiel gegen Meppen abwarten. Auf jeden Fall müssen und werden wir klaren Kopf bewahren.“ Sollte der BVC gegen den Erzrivalen groß aufspielen, hätten Trainer und Spieler den Kopf vielleicht nochmals aus der Schlinge gezogen. Falls nein, dürften Köpfe rollen.


    Dabei hatte Schrader sich am Sonntag bereits über den möglichen Stop der rasanten Talfahrt gefreut. „Das Spiel bei Arminia hätte so ein richtiger Wendepunkt sein können. Kurz vor Schluss werde ich über unsere 2:1-Führung informiert, und fünf Minuten später haben wir verloren. Da kann doch in der Mannschaft irgendwas nicht stimmen.“ Wie allen anderen Beteiligten auch sind die Gründe für den Absturz dem rührigen Vereinschef nicht bekannt.


    Darüber zerbrach sich gestern auch Coach Tom Saintfiet den Kopf. „So etwas habe ich in meiner Karriere noch nicht erlebt.“ Nachdem am Sonntag auf der Rückfahrt im Bus Totenstille geherrscht hatte, bekam Saintfiet im Bett kein Auge zu. „Ich bin um vier Uhr aufgestanden, habe geduscht und mich dann mit Zeitungen versorgt“, konnte der 32-jährige Belgier nochmals nachlesen, was keine 24 Stunden zuvor geschehen war.


    Jedenfalls droht am Freitag zu Hause im Derby gegen Meppen – dem Duell der beiden Gebeutelten – eine Geisterkulisse mit Meppener Übergewicht. Am Sonntagabend pilgerten trotz anhaltender sportlicher und finanzielle Krise ’mal eben fast 3000 Fans ins Emsland-Stadion. An der Friesoyther Straße sind vielleicht zehn Prozent davon zu erwarten.


    Und genau das ist – neben den wenig Hoffnung machenden sportlichen Ergebnissen – den sich stets bewusst im Hintergrund haltenden BVC-Sponsoren der größte Dorn im Auge. Bleibt nur zu hoffen, dass die teuerste und am namhaftesten besetzte Mannschaft der vergangenen Jahre durch den Misserfolg nicht auch noch den – bislang – kurz bevorstehenden Tribünen-Neubau gefährdet. Denn bei einem Zuschauerschnitt von 300 bis 400 stellt sich selbstredend die Frage, warum eine schmucke neue Haupttribüne mit 1000 Plätzen errichtet werden soll.


    Hier sieht Schrader bekanntlich alle Cloppenburger und auch die Fans aus dem Umkreis in der Pflicht. „Es muss endlich honoriert werden, dass der BVC zu den 60 besten Mannschaften deutschlandweit gehört“, sagte er vor der Krise.


    Als wäre die Krise des Oberliga-Teams nicht bereits Problem genug, hat auch die Cloppenburger Nachwuchsabteilung ein dickes Eigentor fabriziert. Denn auf Grund des Einsatzes eines noch nicht für den BVC spielberechtigten Spielers (nach NWZ-Informationen handelt es sich um Serkan Tasdemir) werden dem in der Landesliga beheimateten A-Juniorenteam des Trainergespanns Jörg Roth und Ralf Pasch sechs Punkte aberkannt.


    Die Spielerlaubnis für den Neuzugang war vom BVC am 31. August 2005 beim NFV in Barsinghausen beantragt, auf Grund nicht vollständiger Unterlagen aber (nachdem alle Formalitäten erfüllt waren) erst ab dem 14. September erteilt worden. Bereits am 28. August, also noch vor Antragseingang beim NFV, in Melle, am 31. August zu Hause gegen Lingen und am 4. September in Holzhausen war Tasdemir eingesetzt worden. „Die Siege gegen Melle und Holzhausen sowie auch die 1:4-Niederlage gegen Lingen sind nach der Spielordnung in 0:5-Niederlagen umzuwerten. Außerdem wird es eine Geldbuße geben“, bestätigte gestern Staffelleiter Heinz Walter Lampe (Essen) den Sachverhalt. „Der BVC hat aus meiner Sicht fahrlässig gehandelt.“ Bis Mitte dieser Woche will Lampe alle Vereine der Landesliga informieren. Mit dann nur noch drei Punkten auf dem Konto rutscht der BVC-Nachwuchs auf den drittletzten Platz ab. Stumm gab sich derweil A-Juniorencoach Roth. „Das ist aus meiner Sicht ein schwebendes Verfahren, zu dem ich gegenwärtig keinen Kommentar abgeben werde.“


    Quelle: http://www.svwilhelmshaven.de



    Nun wurde Tom Saintfiet nach dem 9. Spieltag beurlaubt. Nachfolger wird vorerst Jörg-Uwe Klütz.

    Es lebe der Fangeist - Ich bin dabei!