Vorbericht aus dem Stadionheft:
Doppeltes Finale – für das Team, für den Trainer
Auf zum letzten Gefecht: Zum letzten Oberliga-Saisonspiel heißen wir alle Besucher, unsere Gäste vom FC Singen sowie das Schiedsrichtergespann um Björn Vielberth (Lichtenstein), Philipp Herbst und Jan Streckenbach herzlich willkommen.
Immer von Spiel zu Spiel zu denken, die Konzentration ausschließlich der nächsten Aufgabe zu widmen – das waren und sind die Eigenschaften, die Karsten Maier als Trainer der TSG Balingen ausgezeichnet haben. Mit dem heutigen Heimspiel endet die Ära Maier in Balingen – nach 13 Jahren. Ob sich die 44-jährige Galionsfigur auch auf das letzte Gefecht so akribisch vorbereitet, wie es der frühere Angreifer in all den Jahren zuvor getan hat? Ob er seinem Motto treu geblieben ist und ihn die Aufgabe des Sportvorstandes, die Maier ab dem Sommer ausüben wird, erst dann beschäftigt, wenn das letzte Spiel gespielt, die letzte Schlacht geschlagen ist? Es ist anzunehmen. Denn Maier, den während seiner Aktivenzeit seine Lauf- und Einsatzbereitschaft immer ausgezeichnet hat, war in all den Jahren nie halbherzig bei der Sache.
Er sei vor jedem Spiel noch so aufgeregt wie am ersten Tag, gesteht er. Als die TSG vor acht Tagen in Walldorf gastierte (1:2), habe er vor der Partie feuchte Hände bekommen. „Obwohl es um nichts mehr ging“, sagt der frühere Stürmer und Kapitän des FV Ebingen, FC Tailfingen, SV Stetten und der TSG Balingen. „Das Gefühl ist erhalten geblieben“, meint er. „Das muss so sein, sonst musst du es lassen.“
Auch heute, wenn mit Singen der Oberliga-Letzte aufkreuzt, und Maier nach der Partie verabschiedet wird, geht es für beide Mannschaften um kaum noch etwas. Der Gegner steht als Absteiger fest, die TSG möchte die Runde als Siebte beenden – sportlich kaum relevant, könnte man sagen. Doch für Maier geht es um mehr: Er will sein letztes Spiel gewinnen. Er, der er die TSG 2008 in die Oberliga führte und dem Verein damit den bislang größten Erfolg bescherte. Er, der er in Balingen Höhen und Tiefen erlebte, wie kaum ein anderer, nimmt Abschied.
Niederschmetternd seien die Erlebnisse in den Jahren 2005 und 2006 gewesen, als die TSG zwei Mal in Folge Verbandsliga-Vizemeister wurde, doch beide Male in der Relegation scheiterte. „Es gibt immer Momente, wo man zweifelt, wo man Überlegungen anstellt“, gesteht der gebürtige Albstädter. „Aber ich habe so viel in den Verein investiert, darum habe ich immer gerne weitergemacht.“ Auch ein Wechsel stand einst im Raum. So hatte etwa der Regionalligist SG Sonnenhof Großaspach bei Maier angeklopft, sicherlich ein Angebot, das den Fußballfachmann beschäftigte.
Nach 13 Jahren zieht er sich aus dem Trainergeschäft zurück. „Ich habe mein Leben nach dem Fußball-Kalender ausgerichtet“, sagt der verheiratete Familienvater. „Es ist an der Zeit, das zu ändern. Das hat private und berufliche Gründe“, sagt der Marketing-Experte, der beim TC Lautlingen früher auch ein guter Tennisspieler gewesen war. Auch die beiden Töchter üben sich im Sport mit der Filzkugel. „Da kann ich künftig öfter dabei sein.“
Ein Abschied für immer? Maier lässt dies offen. „Ich bin zu jung, um endgültig sagen zu können, ob ich mich ganz aus dem Trainergeschäft zurückziehe.“