Spielbericht zur 0:1 Niederlage gegen Pforzheim
Trotz 0:1 gegen Pforzheim: Starkes Neckarsulmer Oberliga-Debüt
Es war klar, dass unsere Sport-Union nach dem Aufstieg in die Oberliga in der neuen Spielklasse Lehrgeld wird bezahlen müssen. Dass dies aber gleich beim ersten Saisonspiel der Fall sein würde, darauf hätte NSU-Trainer Thorsten Damm natürlich nur allzu gerne verzichtet: „Jetzt stehen wir hier nach dem Spiel und bekommen sicher Komplimente vom gegnerischen Team. Ich hätte stattdessen aber viel lieber am Ende einen Punkt gehabt“, sagte der Neckarsulmer Übungsleiter nach der ärgerlichen 0:1-Niederlage zum Saison-Debüt gegen Meisterschaftsmitfavorit 1. CfR Pforzheim.
Das Spiel war dennoch aus Neckarsulmer Sicht historisch – der Rahmen prächtig. Erstmals in der Vereinsgeschichte spielte die NSU in der Oberliga Baden Württemberg um Punkte. Erstmals seit sage und schreibe 14 Jahre wurde wieder fünftklassiger Fußballsport im Unterland geboten. Rund 650 Zuschauer wohnten der Begegnung bei. Und jeder Neckarsulmer Beteiligte spürte: In dieser Liga zu spielen ist etwas ganz Besonderes. Und auch die Begegnung selbst repräsentierte von Beginn an ein tolles Niveau und ließ einen Zuschauer schon nach wenigen Minuten schwärmen: „Das ist Fußball!“
Ganz ohne Lampenfieber fand die Sport-Union hervorragend in die Begegnung, kontrollierte zunächst Spiel und Gegner. Nach einigen zu ungenauen Torannährungen in der Anfangsphase bot sich in der 16. Minute die große Chance zur Führung. Ein Chipball gelangte zu Martin Hess, der legte vor dem herausstürzenden Keeper Manuel Salz zurück auf Seba Öztürk, doch ein Abwehrspieler der Gäste roch den Braten und konnte den Pforzheimer Rückstand gerade noch verhindern.
Drei Minuten später schlugen die Gäste dann auf der Gegenseite eiskalt zu. Tardelli spielte einen gekonnten Pass in die die Tiefe, Dirk Prediger ging auf und davon und nagelte die Kugel aus kurzer Distanz unter die Latte. Schockmoment in Neckarsulm: 0:1 für Pforzheim. Und es war quasi eine 1:1-Kopie zum Pokalspiel gegen Hollenbach: Der erste Torschuss eines bis dato offensiv nicht stattfindenden Gegners führte zum unglücklichen Rückstand. Das ist die Oberliga.
Man merkte der Sport-Union in der Folge den Ballast des unverhofften Rückstandes merklich an. Schwer wie Blei lastete der Prediger-Treffer auf den Neckarsulmer Akteuren. Die Pforzheimer hingegen fanden immer besser in die Begegnung und demonstrierten eindrucksvoll, warum sie in dieser Saison zu den Meisterschaftskandidaten der Oberliga zählen: Starker Spielaufbau, Rochaden im Mittefeld und sichere Kombinationen auch unter Druck. Und vor allem mit den Pforzheimer Pässen in die Schnittstelle der Defensiv-Viererkette kam die Sport-Union zunächst überhaupt nicht zurecht. So wäre in der 22. Minute beinahe das 0:2 gefallen, als Marcel Susser einen Kopfball von Rancano Tardelli mit einer unfassbaren Rettungstat aus dem rechten Eck fischte.
Vier Minuten später dann wieder die Sport-Union. Eine starke Vorlage von Marc Schneckenberger landete bei Martin Hess, der jedoch aus 12 Metern im allerletzten Moment noch entscheidend beim Torschuss gehindert werden konnte. Die Partie nahm nun richtig an Fahrt auf und in der 31. Minute ging ein Raunen durch die Arena als Tardelli einen 45-Meter-Heber ansetzte und Marcel Susser nur mit Mühe zur Ecke klären konnte. Eine Minute später zappelte die Kugel nach einem Kopfball von Manuel Salz dann erneut im Neckarsulmer Netz. Doch der Schiedsrichter-Assistent hatte einen regelwidrigen Einsatz des Pforzheimer Stürmers gesehen und versagte dem Treffer die Anerkennung. So ging es mit der knappen Pforzheimer Führung in die Halbzeitkabine, die man aufgrund des Spielverlaufs auch als verdient bezeichnen konnte.
Im zweiten Durchgang sollte es dann noch dramatischer werden, was vor allem an einer wieder erheblich zielstrebiger agierenden Sport-Union lag. So hatten die Gäste in der 55. Minute Riesenglück, dass Daminik Salz einen Kappes-Kopfball für seinen bereits geschlagenen Keeper auf der Linie klären konnte.
Die NSU rannte nun an, die Pforzheimer konterten. Das Plus an Räumen nutzten die Gäste immer wieder zu gefährlichen Strafraumszenen. Vor allem zwischen der 60. Und 70. Minute kamen die Pforzheimer zu mehreren hochkarätigen Chancen. Doch vor allem der bärenstarke Daminik Salz brachte das Runde nicht ins Neckarsulmer Eckige.
Wie die Sport-Union dann in der letzten Viertelstunde agierte, nötigte größten Respekt ab. Der Druck des Aufsteigers auf die Pforzheimer wurde nun so groß, dass die Gäste ihr Konzept nun überhaupt nicht mehr umsetzen konnten. Es war bemerkenswert, dass die Pichterich-Elf dem Meisterschaftskandidaten körperlich und konditionell mindestens ebenbürtig war und sich nun zahlreiche Chancen erspielte. In der 74. Minute führte ein schöner Konter zu Martin Hess, dessen abgefälschter Schuss knapp über das Pforzheimer Tordreieck zischte. Fünf Zeigerumdrehungen später scheiterte der eingewechselte Ouadie Barini nach sehenswertem Solo an CfR-Keeper Manuel Salz, der Nachschuss von Marc Schneckenberger verfehlte das Ziel nur um Haaresbreite. In der 84. Minute klatschte es dann heftig im Pichterichstadion. Matthias Fixel hatte Steffen Elseg bei einem Zweikampf im Pforzheimer Strafraum klar ersichtlich und deutlich hörbar die Hand ins Gesicht geschlagen. Die Pforzheimer hätten sich schon hier über einen Elfmeterpfiff nicht beschweren können, doch die Pfeife des Unparteiischen schwieg.
Das dramatische Ende eines denkwürdigen Spieles erfolgte in der 87. Minute. Zunächst verzockte sich der Pforzheimer Fatih Ceylan im eigenen Strafraum, Marcel Gerstle spritzte dazwischen, es gab einen Kontakt und Schiedsrichter Tobias Endress entschied sofort auf Elfmeter. Kann man sicher geben, wenngleich die Aktion kurz zuvor gegen Steffen Elseg erheblich eindeutiger gewesen zu sein schien. Geschenkt. Unser Kapitän Martin Hess lief an, verlud Keeper Salz, doch die Kugel trudelte wie in Zeitlupe am Pforzheimer Gehäuse vorbei. Haareraufen, Verzweiflung und Ungläubigkeit im Pichterichstadion. Weiterhin 0:1.
Da die Gäste nun clever die Zeit herunter spielten, blieb es bei der bedauerlichen und insgesamt unglücklichen Neckarsulmer Niederlage. Positive Aspekte, ja, die gab es genug. Doch auch bei Thorsten Damm überwog verständlicherweise zunächst die Enttäuschung: „Wir sind in der zweiten Halbzeit mehr Risiko gegangen und ich denke wir hätten am Ende einen Punkt absolut verdient gehabt.“ NSU-Sportdirektor Marco Merz ergänzte: "Das Spielt hatte insbesondere in der zweiten Halbzeit einen außerordentlich hohen Unterhaltungswert. Das Spielniveau war sehr hoch und die Zuschauerkulisse top. Zu unserem totalen Glück fehlte nur dieser eine Punkt, der für unser Team auch absolut verdient gewesen wäre."
NSU: Susser, Leonhardt, Kappes, R. Neupert, Klotz (83. Gerstle), Scheckenberger, S. Neupert, Öztürk (71. Barini), Gotovac, Müller (77. Elseg), Hess
Quelle:NSU