Llanfairpwllgwyngyllgogerychwyrndrobwllllantysiliogogogoch FC
Zungenbrecher aus Wales
Es gibt ja Reporter, die haben schon Probleme damit, den ukrainischen Klub Dnjepr Dnjepropetrowsk verletzungsfrei auszusprechen. Nicht auszudenken, wenn sie eines Tages eine Partie des walisischen Klubs Llanfairpwllgwyngyllgogerychwyrndrobwllllantysiliogogogoch FC übertragen müssten... Die SPORTWOCHE kann jedoch alle Mikromänner, die sich bereits erste Schweißperlen von der Stirn wischen, beruhigen: Erstens wird der Verein aus dem walisischen Nordwesten aller Voraussicht nach nie im Europapokal spielen, zweitens gibt es mit Llanfairpwll eine gängige Abkürzung.
Die Gemeinde hat ihren Namen der cleveren Idee eines Schusters aus dem 19. Jahrhundert zu verdanken, der sich durch diesen Gag erhoffte, den Handel ein bisschen anzukurbeln. Es sollte ihm gelingen, und heute sind ihm die Stadtoberen noch immer dankbar, denn auf Grund seines langen Namens hat Llanfair P.G. – so die offizielle Kurzform – einen hohen Bekanntheitsgrad erreicht und ist beliebtes Touristenziel. Viele Menschen zieht es dorthin, um das Ortsschild zu fotografieren und mehr über diesen geheimnisvollen Namen zu erfahren, der lediglich so viel wie „Marienkirche in einer Mulde weißer Haseln in der Nähe eines schnellen Wirbels und in der Gegend der Thysiliokirche, die bei einer roten Höhle liegt“ bedeutet.
Zum Clwb Pêldroed, Fußball-Klub, gehen die Touristen eher nicht. Der Llanfairpwll FC spielt immerhin in der Cymru Alliance, was der Zweiten Liga Nord entspricht. Die in Juventus-Turin-ähnlichen Trikots spielenden Kicker könnten also theoretisch schon bald in den Europacup rutschen, doch dazu müssten sie erstmal aufsteigen. Und selbst als Meister müsste erstmal laut Statuten das Stadion die Tauglichkeitsprüfung überstehen, was für das Y Gors wohl nicht in Frage kommt. Also, liebe TV- und Rundfunkreporter, die Baldrian-Tabletten mal wieder zur Seite legen. Zumal es in dieser Saison am zweiten Spieltag trotz zweier Tore des jungen Eigengewächses Richard Owen (er traf bereits zum Auftakt zwei Mal) eine empfindliche 2:6-Heimpleite gegen Llandudno Town (auch so ein komischer Name) setzte. Derzeit belegt die Truppe von Coach Darren Moore lediglich den elften Platz und ist – im Gegensatz zu anderen walisischen Zungenbrechern wie etwa Llansantffraid oder Cwmbran – meilenweit vom internationalen Geschäft entfernt. Überhaupt gab es den letzten Titel – Meister in der Welsh Alliance League (dritte Liga) – vor geschlagenen fünf Jahren zu feiern...
TERENCE TRÄBER
Quelle: SportWoche Nr. 34/06