"Länderspiel"

  • Katalanen und Basken spielen für sportliche Unabhängigkeit


    Barcelona/Berlin - Das Datum hätte symbolischer kaum sein können. Zu einer Zeit, in der die spanische Nationalmannschaft in ihrer schlimmsten Krise seit Jahrzehnten steckt, trafen sich Auswahlmannschaften der autonomen Regionen Katalonien und Baskenland am Sonntag in Barcelona zu ihrem ersten Duell seit 1971.
    "Zusammen für den Frieden", lautete die offizielle Losung der Partie, an deren Ende man sich 2:2 trennte. Doch eigentlich ging es um etwas anderes - die sportliche Unabhängigkeit von Spanien: Beide Regionen wollen im internationalen Fußball so bald wie möglich als eigene Verbände auftreten.
    Mehr als 56 000 Zuschauer, dabei die ranghöchsten Politiker beider Entitäten, verfolgten im Camp Nou Stars wie Victor Valdes und Oleguer auf katalanischer oder Gaizka Mendieta auf baskischer Seite; stolz sprachen die Veranstalter vom dritthöchsten Zuspruch des gesamten Länderspiel-Wochenendes. Vor der Partie wurden die Hymnen abgespielt, und in der Halbzeitpause zogen sich Männer wie Frauen auf einmal das Hemd aus. Die Aktion erinnerte an einen Werbespot der "Plattform für katalanische Sportauswahlen", in dem ein Junge im Nationaltrikot Spaniens einem Burschen im katalanischen Jersey das Mitspielen verbietet - woraufhin dieser sich des Kleidungsstücks entledigt.
    Dem Fernsehen wurde die Ausstrahlung dieses Spots richterlich untersagt, denn natürlich geht es bei derlei Angelegenheiten immer auch um Politik. Befürworter wie Gegner sehen eigene Sportauswahlen für Basken und Katalanen als Schritt zur Unabhängigkeit. So prangte im Camp Nou auch ein Plakat mit der Aufschrift "Catalonia is not Spain", einem berühmten Slogan der Jugendorganisation der katalanischen Partei CiU. Gästefans hielten Transparente hoch, die eine Verlegung inhaftierter ETA-Terroristen ins "freie Baskenland" forderten. "Das war kein Sportspektakel, sondern ein Akt gegen Spanien", schimpfte Carlos Acebes, Generalsekretär der konservativen PP.
    "Mir gefällt die spanische Elf, und auch die italienische, aber meine Nationalmannschaft ist die baskische", hatte demgegenüber der baskische Ministerpräsident Juan Jose Ibarretxe nach Spielschluss erklärt - und der Hoffnung Ausdruck verliehen, seinem katalanischen Amtskollegen Pasqual Maragall eines Tages während einer WM-Partie die Hand zu reichen. Hoffentlich im Finale, antwortete dieser, wiewohl er weiß, dass der Weg dahin nicht nur aus sportlichen Gründen steinig ist. Zwar treten die Katalanen im "Pitch-and-Putt" und 13 weiteren Leibesübungen mit eigenen Auswahlen an; aber in jeder ernsthafteren Sportart - zuletzt im Rollhockey - haben ihnen die internationalen Sportverbände bislang die Aufnahme verweigert.
    Quelle: die Welt 10.01.06


    Auswahl Katalonien:
    RCD Espanyol Barcelona: Ferran Corominas, Moises Hurtado Jonathan Soriano
    FC Barcelona: Victor Valdés, Jorquera, Oleguer Presas (der Liebling der Katalanen, der bisher alle Einladungen für das Spanische Nationalteam aus Überzeugung ausschlug)
    FC Valencia: Curro Torres
    Deportivo La Coruna: Sergio González, Albert Lopo, Joan Verdú
    Real Saragossa: Sergio García
    Getafe CF: David Belenguer
    Ajax Amsterdam: Roger García
    Monaco: Gerard López
    Newcastle United: Albert Luque
    RCD Mallorca: Fernando Navarro, Jordi López
    Gimnastic Tarragona: Pinilla, Oscar López


    Auswahl des Baskenlandes:
    Athletic Bilbao: Aritz Aduriz, Javier Casas, Igor Gabilondo, Iñaki Lafuente, Fernando Llorente, Tiko (Roberto Martinez), Ander Murillo, Pablo Orbaiz
    Gimnastic Tarragona: David Cuellar
    Middlesbrough: Gaizka Mendieta
    CA Osasuna Pamplona: Cesar Cruchaga, Iñaki Muñoz
    Real Sociedad San Sebastian: Mikel Olonso, Mikel Aramburu, Gaizka Garitano, Mikel Labaka, Aitor Lopez Rekarte, Asier Riesgo, Garikoitz Uranga
    FC Sevilla: Aitor Ocio

    ...und niemals vergessen

    EISERN UNION!