Artikel vom 09.05.2006 aus SÜDWEST AKTIV
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OBERLIGA / Bedrohliche Wolken über der Achalm - Die Spatzen als Wundertüte
- Wenig Druck für das Märkle-Team
Reutlingen, Ulm und Heidenheim kämpfen um Aufstieg
Reutlingen, Ulm, Heidenheim - diese drei kämpfen um den Aufstieg in die
Fußball-Regionalliga. Die Entscheidung fällt möglicherweise nicht auf dem
Rasen.
GEROLD KNEHR
ULM
Spannender Dreikampf an der Tabellenspitze der Fußball-Oberliga, aber nur
ein Verein kommt ans Ziel. Die drei Schwaben-Teams SSV Reutlingen, SSV Ulm
1846 und der Heidenheimer SB kämpfen noch um Meisterschaft und
Regionalliga-Aufstieg. Die badischen Mitfavoriten SC Freiburg II, SV
Sandhausen und SV Waldhof Mannheim hat dieses Trio längst schon abgehängt.
Die besten Karten hat der SSV Reutlingen, der in den letzten 11 Spielen 31
von maximal möglichen 33 Punkten holte. Zwei Siege aus den letzten drei
Begegnungen gegen die TSG Hoffenheim II, beim SV Sandhausen und gegen den
SV Waldhof, und das Team von Trainer Peter Starzmann wäre am Ziel -
sportlich zumindest.
Allerdings stehen noch einige bedrohlich dunkle Wolken über der Achalm.
Bis zum 2. Juni muss der SSV Reutlingen, der erst die Hälfte der
März-Gehälter ausgezahlt hat, happige Auflagen erfüllen, um vom DFB die
Spielberechtigung für die dritte Liga zu bekommen. So muss der SSV 390 000
Euro an Sponsorengelder nachweisen, Finanzamt und Krankenkasse fordern 430
000 Euro allein an Säumniszuschlägen - die Gesamtschuld ist wesentlich
höher.
Während fast 1400 Reutlinger Fans ihr Team zum Spiel bei den Stuttgarter
Kickers II (3:0) begleiteten und eine Rettungsaktion gestartet haben,
halten sich die Vereinsverantwortlichen bedeckt. Ein Vorstandsmitglied
soll hinter verschlossenen Türen für einen Insolvenzantrag plädiert haben
Er wurde von seinen Kollegen überstimmt, die Entscheidung ist vertagt.
Auch der derzeitige Zweite SSV Ulm 1846, der nach vier Jahren Oberliga
unbedingt aufsteigen möchte, muss bis zum 2. Juni noch Bedingungen
erfüllen. Der DFB verlangt den Nachweis über 122 000 Euro, welche
Sponsoren zugesagt haben. "Wir haben keinerlei Verbindlichkeiten beim
Finanzamt, der Verwaltungsberufsgenossenschaft oder bei
Sozialversicherungsträgern", beruhigt SSV-Geschäftsführer Reinhold
Eberhardt.
Sportlich gleicht das Ulmer Team einer Wundertüte. Kantersiegen wie dem
13:0 gegen Freiberg oder dem 9:0 gegen Hoffenheim II folgen teilweise
deftige Klatschen wie das 1:5 im Spitzenspiel gegen Reutlingen. "Was wir
in der Hand haben, sind 78 Punkte. Alles andere wird man sehen", sagt
Trainer Marcus Sorg, dessen Team mit 84 Treffern den schlagkräftigsten
Angriff stellt.
Sorgs Kollege Dieter Märkle ist mit dem Heidenheimer SB der dritte
Aufstiegsanwärter im Bunde. "Bei uns ist der Druck, es unbedingt packen zu
müssen, im Umfeld nicht so groß wie in Reutlingen und Ulm. Wenns klappt,
ist es o.k., wenn nicht, dann ists auch kein Beinbruch", so Märkle.
Der Heidenheimer SB hat die Regionalliga-Lizenz ohne Auflagen erhalten,
muss aber das Stadion noch auf drittliga-tauglich trimmen. Am letzten
Spieltag kommt Märkle an seine ehemalige Wirkungsstätte ins Ulmer
Donaustadion. Er lockt mit Johannes Meier und Christian Weiller zwei
bisherige Spatzen nach Heidenheim.