Vorbericht zur 2. Runde im Landespokal: FSV 63 Luckenwalde - SV Babelsberg 03
11.10.2009 14:00 Uhr: Werner-Seelenbinder-Stadion
Die Lage:
Nach dem 10. Regionalliga-Spieltag gibt die Tabelle erstmals das erwartete Bild ab. Die sechs prognostizierten Aufstiegskandidaten belegen die Plätze 1-6 - gerade mal durch 5 Punkte getrennt. Die Bundesliga-Reserve des VfL Wolfsburg behauptete die Tabellenführung durch einen überraschend hohen 5:0 Sieg im Spitzenspiel gegen den VfB Lübeck. Unsere Mannschaft vergab zahlreiche Torchancen, siegte aber dennoch relativ ungefährdet in Rostock mit 2:0 gegen Hansa II. Am Montag zog der Hallesche FC nach und holte beim HSV II mit 1:0 - allerdings vollkommen unverdient - die drei Punkte. Besser machte es bereits am Freitagabend der Chemnitzer FC beim 3:0 in Oberneuland und auch der 1.FC Magdeburg hielt durch ein knappes 2:1 gegen Goslar den Anschluss. Auch im Tabellenkeller ist noch alles vollkommen offen. Nach 10 Spieltagen belegen der Goslarer SC 08, Hansa II, der VFC Plauen und der FC Oberneuland die Abstiegsplätze. Bevor aber der Kampf um die Meisterschaftspunkte in die nächste Runde geht, erwartet unsere Mannschaft in der 2. Runde des Landespokals eine echte Herausforderung.
Das Spiel:
In der 2. Runde des Landespokals tritt unsere Mannschaft am kommenden Sonntag (Anstoß 14:00 Uhr) beim Oberligisten FSV 63 Luckenwalde im Werner-Seelenbinder-Stadion an. Wie schon im letzten Jahr ist auch diesmal mit einer hart umkämpften Partie zu rechnen, in der unsere Mannschaft voll dagegen halten muss, wenn sie den Platz als Sieger verlassen will.
Die Stadt:
Luckenwalde liegt in einer Bucht des Baruther Urstromtals am Rande des Flämings, ist die Kreisstadt des Landkreises Teltow-Fläming des Bundeslandes Brandenburg und hat etwa 21.000 Einwohner. Durch die Stadt fließt die Nuthe, die im Fläming bei Niedergörsdorf entspringt und in Potsdam in die Havel mündet. Besiedelt wurde die Region seit dem 8. Jahrhundert von aus Ostmitteleuropa eingewanderten Slawen, die an der Stelle, an der sich heute Luckenwalde befindet, den Ort Lugkin gründeten und eine hölzerne Burg errichteten. In der Mitte des 12. Jahrhunderts gelangte Lugkin während des Wendenfeldzuges unter die Vorherrschaft der Wettiner, einer aus dem sächsischen Uradel stammenden Dynastie. Die hölzerne Burg wurde durch Anlagen aus Stein ersetzt, welche am 28. Dezember 1216 erstmals urkundlich als Lukenwalde erwähnt wurden. 1285 kaufte das Zisterzienserkloster Zinna die Burg und die Stadt, die in der Folge durch das Brauen von Bier und als Kreuzungspunkt wichtiger Handelsstraßen einen ersten wirtschaftlichen Aufschwung erlebte und 1540 ihr erstes Stadtwappen erhielt. Nach 1680 gehörte die Stadt zu Brandenburg-Preußen und entwickelte sich im 18. und 19. Jahrhundert zu einem sehr bedeutenden Zentrum der Tuch- und Hutindustrie. Auch nach dem 2. Weltkrieg behielt Luckenwalde seine Bedeutung als Industriestadt, erlangte seinen großen Bekanntheitsgrad aber v.a. durch Rudi Dutschke, der 1940 Schönefeld bei Luckenwalde geboren wurde und in Luckenwalde zur Schule ging, bevor er zum Studium an die FU nach Berlin wechselte und einer der Wortführer der 68er Studentenbewegung wurde. Über ihn und die Geschichte der Stadt kann man sich im Heimatmuseum Luckenwalde (Markt 11) ausführlich informieren. Freunde der Architektur sollten sich die progressiven Bauwerke der 1920er und 1930er Jahre anschauen, die sich an den Bauhausstil anlehnen, wie beispielsweise das Ensemble Stadttheater-Schule an der Ecke Theater- und Grünstraße. Daneben ist v.a. der Marktplatz mit Marktturm, Johanniskirche, Rathaus und Fachwerkhäusern sehenswert. Tourist-Information Luckenwalde - Telefon: 03371 / 643550
Der Gegner:
Die Vereinsgeschichte: Die Geschichte des Luckenwalder Fußballs wurde lange Zeit von mehreren konkurrierenden Vereinen geprägt. Als eigentlicher Vorgängerverein des heutigen FSV 63 gilt die Luckenwalder Turnerschaft, die 1906 durch den Zusammenschluss mehrerer Männerturnvereine entstand. Neben der Hauptsportart Turnen wurden auch die Sektionen Leichathletik, Fußball und Handball gebildet. Trainings- und Spielort der Turnerschaft wurde wenig später die "Hetzheide", in der sich das heutige Werner-Seelenbinder-Stadion befindet. Während der Zeit des Nationalsozialismus wurden auch in Luckenwalde die Sportvereine gleichgeschaltet und die Turnerschaft nahm ab 1934 als 1. Luckenwalder Sportverein e.V. am Spielbetrieb teil. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde der 1. LSV in Luckenwalde-Nord umbenannt und spielte weiterhin in der Hetzheide. Mit Einführung der Betriebssportgemeinschaften änderte sich der Name abermals. Ab dem 1. März 1950 hieß Luckenwalde-Nord BSG "Fortschritt" (Branche Leicht- und Textilindustrie) und wurde 1963 wurde mit der 1951 gegründeten BSG Motor zur Turn- und Sportvereinigung (TSV) fusioniert, um die Fußball-Kräfte in Luckenwalde zu bündeln. 1965/66 gelang erstmals der Aufstieg in die Bezirksliga, der die TSV in der Folge zumeist angehörte. 1972 und 1984 standen die Luckenwalder im Endspiel des FDGB-Bezirkspokals unterlagen aber jeweils knapp gegen Motor Hennigsdorf bzw. Chemie Velten. Nach der politischen Wende kam es im Jahr 1990 zur Auflösung der TSV Luckenwalde und zur Neugründung Fußballsportvereins 63 Luckenwalde. 1994 schaffte der FSV 63 Luckenwalde den Aufstieg zur Fußball Landesliga Staffel Süd, 2000 gelang der Aufstieg in die Verbandsliga Brandenburg. In der Saison 2008/09 war es dann soweit - als Meister der Verbandsliga Brandenburg qualifizierte sich der FSV 63 Luckenwalde unter Trainer Ingo Nachtigall für die NOFV-Oberliga.
Die Mannschaft: Der Aufstieg des FSV in die höchste Spielklasse auf Landesebene war der größte Erfolg der Vereinsgeschichte und zugleich Resultat der konzentrierten und zielgerichteten Arbeit der letzten Jahre. Stück für Stück hatten sich die Luckenwalder immer näher an die Spitzengruppe der Verbands-/Brandenburgliga heran gearbeitet und in der vergangenen Saison wurde erstmals - hinter vorgehaltener Hand - der Aufstieg angestrebt. Nach einem tollen Saisonstart fiel der FSV zwischenzeitlich in ein tiefes Loch und nach der Hinrunde sah es nicht mehr danach aus, als ließe sich das Ziel noch realisieren. In der Rückrunde verlor Luckenwalde dann aber nur noch ein Spiel und da die Konkurrenz (z.B. der SV Altlüdersdorf) noch kräftig patzte, stand der FSV am Saisonende vollkommen verdient als Aufsteiger fest. Großen Anteil an dieser Aufholjagd hat Trainer Ingo Nachtigall, der während der Saison Matthias Morack ablöste - beide dürften am Babelsberger Park noch in lebhafter Erinnerung sein. Die wichtigste taktische Änderung des neuen Trainers war die Umstellung der FSV-Abwehr von Vierer- auf Dreierkette, die auch in der Oberliga zumeist beibehalten wurde. Das Saisonziel des Aufsteigers lautet erwartungsgemäß Klassenerhalt und der sollte bei normalem Saisonverlauf auch zu erreichen sein. Zuletzt zeigte sich in den Leistungen der Nuthestädter eine deutliche Diskrepanz zwischen den Heim- und Auswärtsspielen. Während auswärts in Malchow und Schöneiche nichts zu holen war, weil teilweise zu ängstlich agiert wurde, konnte die Nachtigall-Elf im eigenen Stadion gegen Optik Rathenow und Berlin Ankaraspor Kulübü 07 (jeweils 1:0) durchaus überzeugen. Mit drei Siegen, einem Unentschieden und drei Niederlagen aus den bisherigen acht Spielen kann man in Luckenwalde gut leben, da zu den Abstiegsrängen bereits ein kleines Polster geschaffen werden konnte. In Landespokal wurde in der 1. Runde Germania Storkow beim 8:0 regelrecht demontiert und auch am Sonntag rechnet man sich gegen den SV Babelsberg 03 durchaus recht gute Chancen aus. Voraussetzung wird sein, dass sich die vom erfahrenen Jens Neumann organisierte Abwehrkette sicher steht und der talentierte Torhüter Robert Petereit wie gegen Ankaraspor fehlerfrei hält. Ob Trainer Nachtigall angesichts des höherklassigen Gegners ausnahmsweise zur Viererkette zurückkehren wird, bleibt abzuwarten. Wahrscheinlicher erscheint, dass er bei der eingespielten Formation bleibt und ein bis zwei Mittelfeldspieler vor der Abwehr als "Staubsauger" agieren. Im Mittelfeld wird vor allem erfahrene Jan Walle die Verantwortung übernehmen, während im Angriff die jungen Benjamin Dowall und Tilo Lindner heiß auf Tore gegen den Regionalligisten sind. Insgesamt gesehen geht der FSV Luckenwalde sicher als leichter Außenseiter in die Partie, ist aber je nach Spielverlauf nicht völlig chancenlos. Unsere Mannschaft täte jedenfalls gut daran, den Gegner sehr ernst zu nehmen.
http://www.babelsberg03.de/tea…ason=0910&descr=0910_lp02
Das Fazit:
Viel schwerer hätte die Aufgabe in der 2. Runde des Landespokals nicht ausfallen können. Ein Auswärtsspiel bei einem ambitionierten Oberligisten ist im Pokal immer eine ganz "heiße Kiste". Um in die 3. Runde einziehen zu können, wird unsere Mannschaft daher hochkonzentriert zu Werke gehen müssen.