Mal kurz was anderes...
Da wir hier das Thema Fußballkreis Bergstraße abhandeln.
"Aus einem kleinen Ort des Kreises Bergstraße raus in die Fußballwelt."
Sonntags nach dem Kirchgang und Mittagessen ging man als Kind meist mit Opa und/oder Papa zum örtlichen Fußball. Als man etwas älter war natürlich mit Freunden. Dann entdeckte man die Sportplätze in den Nachbarorten. Die Entfernungen und die Neugier wurden ständig größer. Das war der Beginn des Groundhoppings, nur nannte man das damals so noch nicht.
So mit 12/13 bekam man die Erlaubnis, im Nachbarort - die setzten schon früh in den 60ern einen Bus bei weiteren Auswärtsfahrten ein - auswärts mitzufahren. Da fuhren Spieler, Trainer, die Vereinsoberen mit, aufgefüllt mit Interessierten wurde nach dem Motto, wer zuerst da war, kann mit. Jugendliche zahlten 2 Mark. Treffpunkt bei der Dora (Deutsches Haus).
Für uns Jungs war das immer eine tolle Abwechslung zum Dorfleben. Im Kino lief meist Zorro oder Karl May, war man irgendwann satt. Die Fahrten mit dem "Müller", einem örtlichen Busunternehmen gingen in für uns zunächst unbekannte Destinationen, besonders hintere Bergstraße/Odenwald wie Ober-Absteinach, Trösel , Wald-Michelbach, Lindenfels, Fürth, Reichenbach, Gadernheim, Reichelsheim, Schönberg, u.v.a. Auch lernten wir die schönen Landschaften kennen, ein toller Nebeneffekt.
Mit dem älter werden wurden wir neugieriger, studierten Montags nach der Schule in Opas Frankfurter Neue Presse/Mannheimer Morgen und vom Taschengeld selber gekauften Kicker oder Sportmagazin (waren zwei verschienene Fußballmagazine) weiter entfernte Fußballplätze. Die Alzeyerstraße war schon längst als Ground mehrfach angefahren und erlebt, es ging raus in die "weite Welt".
Per Zug, Buslinien oder mit einem Kumpel, der bereits 18 war und Vaters alten Käfer (Baujahr 1946, noch mit Brezelfenster hinten, Winkern und Reservehahn für Benzin) nutzen durfte. Der Alsenweg, das alte Rhein-Neckarstadion, der Horeb, das Ellenfeld, Friedrich-Moebus-Stadion, Waldstadion Homburg, der Ludwigspark, das Stadion an der Kinderlehre, der Oberwerth, der Bruchweg, das Böllenfalltor, der Bieberer Berg, das alte Waldstadion waren spannende Ziele, inclusive positiver aber auch unschöner Erlebnisse (vor allem bei beiden Mainclubs - das ist bis heute haften geblieben).
Schön und einfach wunderbar später die Aufstiegsspiele des SV Alsenborn im Südweststadion, davon eines im Juni 1968 vor über 50.000 Zuschauern (inoffiziell). Es waren viel, viel mehr drin als die offiziell angegeben 40.000. Am Bahnhof Ludwigshafen kamen Züge mit tausenden Rot-Weißen an, feiernd und ganz schön "gut" drauf. Erste Händel begannen, Stühle und Tische flogen auf die Straßen. Am Stadion eine Masse von Bussen aus NRW.
Karten hatten wir im VVK besorgt (einer von uns fuhr unter der Woche vor dem Spiel in die Anilinstadt, stellte sich in die Schlange der Wartenden und kaufte die Tickets für dem Rest). Aber viele Tausend gingen am Stadion leer aus, auch und besonders Fans des RWE. Die formierten sich, stürmten den Ordnungsdienst und das Nordtor und Massen fluteten das weite Rund. Wir staunten, daß da nichts Schlimmes passierte.Das Spiel begann und dicht an dicht gedrängt verfolgten die Massen das Spektakel.
Nur ein besonderes Stadion ließen wir ganz aus, den Betze, davor hatten schon immer Opa und unsere Väter ständig gewarnt.
O-Ton Opa zu mir: " Bub, als Wormate bringt man denen kein Geld und der Betze ist tabu!". Gut in reiferen Jahren war ich dann doch dort...auch leider keine sooo gute Erinnerungen.
Resüme: das Fußball erleben begann im Landkreis Bergstraße, mit älter wurde der Radius über die Kreisgrenzen immer größer. Mein Dank geht heute noch an Opa und Papa, die mich erst so richtig zur schönsten Nebensache der Welt brachten!
Schöne Grüße ins Jenseits....