"Wir müssen schnell nach oben"
Waldhof beklagt operativen Verlust von 541000 Euro
Als gestern Abend um 20.48 Uhr im Franziskus-Saal am Taunusplatz das Waldhof-Lied angestimmt wurde, war die blau-schwarze Fußball-Welt wieder in Ordnung. Zumindest halbwegs. Denn in der knapp zweistündigen Mitgliederversammlung gab es nicht nur Erheiterndes zu hören. Immerhin: Nach den 628 000 Euro aus der Saison 2003/04 hat das Präsidium den operativen Verlust 2004/05 auf allerdings immer noch beträchtliche 541000 Euro gedrückt.
Schatzmeister Jürgen Winter bediente sich der Metapher der leckgeschlagenen Kogge, die nun in ruhiges Fahrwasser geführt wurde, aber auf den Wind wartet, der sie weiter nach vorn treibt. Und auch der Aufsichtsvorsitzende Wolfgang Bielmeier machte unmissverständlich klar, dass "kurzfristig sportlicher Erfolg her muss, da sonst die wirtschaftliche Basis für die Fortführung des Vereins nach den bisherigen Prinzipien nicht mehr möglich" sei.
Aber genau hier liegt das Problem. Eine unglückliche Personalpolitik, Verletzungspech und der im Jugendbereich alle Talente abgrasende, finanziell ungleich stärkere Regionalligist TSG Hoffenheim machen dem SVW das Leben schwer. Zwar würde zurzeit, und das ist der positive Aspekt des sportlichen Misserfolgs, viel Geld an Prämien gespart, andererseits sinken mit den Zuschauerzahlen auch die Tageseinnahmen. Der kalkulierte Besucherschnitt von 2500 wird nur schwer zu erreichen sein.
"Umso mehr freuen wir uns darüber, dass uns unser Hauptsponsor MVV weiterhin in vollem Umfang unterstützen wird", erklärte Präsident Hans Joachim Bremme, der wie der Rest-Vorstand und der Aufsichtsrat einstimmig entlastet wurde. Nicht ganz einer Meinung waren alle Anwesenden, als es an den Punkt "Aussprache" ging. Da wurde die verfehlte Transferpolitik und die Vernachlässigung der Jugendarbeit angeprangert, wobei auch hier der Sportvorsitzende Rainer Spagerer auf die TSG Hoffenheim verwies: "Die haben uns 20 Spieler weggeholt."
Sich den Kraichgauern und den Plänen ihres Mäzens Dietmar Hopp zu stellen, sei allerdings eine spannende Herausforderung, so Bremme, der sich in der Winterpause mit Sportdirektor Maurizio Gaudino über personelle Maßnahmen verständigen will. "Wir stürzen uns jedoch nicht in blinden Aktionismus", brach er eine Lanze für Coach Slavko Petrovic. Der war gestern Abend nicht anwesend. (tet)
© Mannheimer Morgen - 29.11.2005