Große Bühne für kleine Klubs. Der DFB-Pokal rückt Deutschlands Amateurvereine in den Mittelpunkt. Hier kann der Dorfverein von nebenan auf den Deutschen Meister treffen, der ambitionierte Regionalligist auf den Champions-League-Teilnehmer. In der mehr als 70-jährigen Geschichte des deutschen Vereinspokals gab es viele Überraschungen und Sensationen. In einer Serie stellt DFB.de deshalb alle 18 Amateurvereine vor, die in der ersten Runde des 73. DFB-Pokals an den Start gehen. Heute: der Bahlinger SC aus der Regionalliga Südwest.
ZitatAlles anzeigenBahlinger SC: Erfolgsstress macht Spaß
Dieter Bühler ist 1. Vorsitzender des Bahlinger SC - und seit dieser Spielzeit nicht mehr Chef eines Oberligisten, sondern eines Aufsteigers in die Regionalliga Südwest. So hoch hat der Verein aus dem 4000-Einwohner-Ort in Südbaden am Rande des Kaiserstuhls noch nie gespielt. Große Namen, große Vergangenheit und oft noch große Träume - das alles gibt es in der Regionalliga Südwest. Genannt seien nur die früheren Bundesligisten Kickers Offenbach, Waldhof Mannheim, 1. FC Saarbrücken und FC Homburg. In Bahlingen ist alles einige Nummern kleiner. Der Etat wird auf circa 300.000 Euro aufgestockt - etwa ein Achtel von Offenbach.
Das Kaiserstuhlstadion des BSC verfügt bislang nicht über Sitzplätze. Dank einer Sondergenehmigung vom DFB bekommt der Klub dafür bis Winter Zeit. Der Zuschauerschnitt soll von etwa 850 auf über 1000 steigen. In der Aufstiegsrunde waren satte 4000 Fans gegen den TSV Lehnerz da, 600 reisten mit zum entscheidenden Spiel beim SC Hauenstein. Die Mannschaft von Trainer Milorad Pilipovic, der von 1984 bis 1990 insgesamt knapp 150-mal in der Bundesliga und 2. Liga für den SC Freiburg und den Karlsruher SC auflief, gewann 3:0.
Der Bahlinger SC war fast 20 Jahre am Stück mit einer kurzen abstiegsbedingten Unterbrechung Oberligist, hat sich längst als Nummer eins im Amateurfußball in der Region etabliert. "Auch aus Orten an der Grenze zur Schweiz oder aus dem Elsass kommen regelmäßig Zuschauer zu uns", sagt Bühler nicht ohne Stolz. Abgedrehte Ziele haben sie 20 Kilometer nördlich von Freiburg nicht. Auch das Thema DFB-Pokal geht der Verein, der sich zum dritten Mal qualifiziert hat und 2002 den damaligen Zweitligisten Alemannia Aachen in der ersten Runde 1:0 schlug, unaufgeregt-realistisch an. Selbstverständlich war der Wunsch, "einen der vier oder fünf Topklubs aus der Bundesliga zu bekommen", sagt Bühler. Aber das Los Sandhausen hätte doch auch Vorteile. Ein alter Bekannter aus gemeinsamen Oberligazeiten, der aufgrund der nicht zu großen Entfernung wohl ein paar Hundert Fans mitbringt.
Auf jeden Fall spart sich der BSC - im wahrsten Sinne - den Umzug ins große Stadion nach Freiburg. Gespielt wird im Kaiserstuhlstadion, oder wie es rund um Bahlingen meist heißt: "auf der Ponde". Dies ist eigentlich die Kurzform für "Ponderosa", dem Namen des aus Holz errichteten Vereinsheims. Vor Jahrzehnten hatte jemand festgestellt, der Bau erinnere ihn an die Ponderosa-Ranch aus der Fernsehserie "Bonanza". Mittlerweile wird das Stadion von vielen auch nur noch "Ponde" genannt. Auf der Webseite des BSC ist zu lesen: "Ob in Durlach, Mannheim, Villingen, Nöttingen oder Gmünd, überall kennt man die Ponderosa. Das Vereinsheim des Bahlinger SC ist eines der bekanntesten und beliebtesten in der gesamten Oberliga – und ab der Saison 2015/2016 auch in der Regionalliga!"
Quelle: dfb.de