ZitatAlles anzeigen
Interview mit Herbert Eder
Während andere Vereine ihre Trainer rauswerfen und wieder zurückholen oder kurz vor dem finanziellen Kollaps stehen, ist es beim FC Homburg seit Monaten ruhig. Verdächtig ruhig, möchte man meinen. Stillstand aber herrsche keineswegs, versichert Herbert Eder, der Vorsitzende des Fußball-Oberligisten, in einem Gespräch mit der Sportredaktion der Saarbrücker Zeitung.
SZ: Herr Eder, am Samstag startet der FC Homburg ins Fußball-Jahr 2006 mit dem Saarlandpokalspiel beim SV Hasborn (Samstag um 14 Uhr). Wie zufrieden sind Sie mit dem bisherigen Saisonverlauf?
Eder: Die Vorrunde ist optimal gelaufen. Wir sind nur zwei Punkte hinter dem FK Pirmasens auf Platz zwei der Oberliga. Das ist mit nur einem Spiel zu kippen. Die Meisterschaft ist mehr als möglich. Und mit Christoph Holste (zuletzt vereinslos) haben wir uns im defensiven Mittelfeld sehr verstärkt.
SZ: Wo liegen die Stärken dieser Mannschaft?
Eder: Im Vorjahr war unser Problem, dass die jungen Spieler mit der Regionalliga vor Augen Nerven gezeigt haben. Jetzt ist das anders. Die Jungs sind fast drei Jahre zusammen. Wenn, dann wird in der Titel-Entscheidung unsere Stärke den Ausschlag geben, nicht die Schwäche des Gegners.
SZ: Und dann wird sich Ihre Arbeit auszahlen?
Eder: Wir haben drei, vier Jahre gebraucht. Aber unser Konzept ist ein Konzept mit Bestand. Jetzt werden wir die Früchte ernten. Dem Trainer ist es gelungen, bei einem engen Budget ein starkes Team zusammen zu stellen. Ein großer Teil der Mannschaft ist auf den Trainer ausgerichtet. Auch deshalb stehen wir hinter dem Trainer.
SZ: Ihr Trainer Gerd Warken hat sich mit seiner Entscheidung zur Vertragsverlängerung lange Zeit gelassen. Warum?
Eder: Er wollte wissen, welches Budget und welche Spieler wir haben werden. Aber er wusste immer, dass er mein Wunschtrainer ist. Gerd trägt ein grün-weißes Herz. Er ist für den Verein ein Glücksfall. Gerd Warken könnte mit Sicherheit auch Mannschaften in höheren Klassen trainieren.
SZ: Sie wollen in die Regionalliga Süd aufsteigen. Wie will der FC Homburg das stemmen?
Eder: Das Grundkonzept für die Regionalliga haben wir mit Gerd Warken ausgearbeitet. Wir wollen den Stamm der Mannschaft halten und zwei, drei neue Spieler hinzuholen.
SZ: Wenn Sie den Stamm halten wollen, ist das gleichbedeutend mit einer Absage an das Profitum?
Eder: Ja, genau. Wir planen mit Amateuren für die Regionalliga.
SZ: Wie hoch wäre das Budget im Falle eines Aufstiegs?
Eder: Das Budget steigt durch die Fernsehgelder. Ich habe mit einer Million Euro geplant.
SZ: Die Fans befürchten, dass der FC Homburg zu einem "zweiten Borussia Neunkirchen" wird - und letztlich absteigt. Was entgegnen Sie dem?
Eder: Das muss man von unterschiedlicher Basis aus beurteilen. Wir planen mit dem jetzigen Kader minus die Spieler, die beruflich den Aufstieg in die Regionalliga nicht bewerkstelligen könnten. Wir werden aber keine Spieler verpflichten, die nur hierher kommen und Geld verdienen wollen. Das muss jedem klar sein.
SZ: Welche sportlichen Konsequenzen hätte das aus Ihrer Sicht?
Eder: Da müssen wir von Anfang an ehrlich sein: Wir würden mit Sicherheit einer von vier Kandidaten sein, die gegen den Abstieg spielen. Aber: Ich will keine Profis beim FCH haben.
SZ: Das ist mutig.
Eder: Ohne Mut wären wir Menschen nicht zum Nordpool gekommen. Mut heißt nicht Unvernunft.
SZ: Hofft der FC Homburg, nach dem Vorbild der TSG Hoffenheim einen zweiten Dietmar Hopp zu finden?
Eder: Zwei Mäzene haben wir im Saarland doch schon gefunden. Wir haben doch unsere "saarländischen Hopps": Hartmut Ostermann in Saarbrücken und Frank Holzer in Elversberg. Einen dritten wird es sicher nicht geben.
SZ: Und was bedeutet das für den FCH?
Eder: Wir wären im Regionalliga-Vergleich im absolut unteren Bereich. Der DFB gibt den Etat-Durchschnitt in der Regionalliga mit 3,4 Millionen Euro an. Wir hätten eine Million. Überlebens-Chancen sind vorhanden, wenn auch sehr geringe.
SZ: Welche ganz konkreten finanziellen Veränderungen würde es in der Regionalliga geben?
Eder: Wir bekommen etwa 375.000 Euro mehr dank der Fernsehgelder. Und unser Hauptsponsor würde die Unterstützung auch erhöhen. Zudem werde ich mich dafür einsetzen, dass die Spieler aufgrund ihres Aufwands ein höheres Gehalt bekommen.
SZ: Inwiefern hilft Ihnen bei dem Vorhaben Regionalliga Ihr Beruf als Steuerberater mit eigener Kanzlei?
Eder: Die berufliche Schiene ist sehr wichtig. Der Verein ist ein kleines Wirtschaftsunternehmen. Über die Kanzlei kann man einiges an Administration erledigen. In der Regionalliga müsste man die Geschäftsstelle mit einer vollen Stelle besetzen. Bislang haben wir eine Aushilfe.
SZ: Wie gut ist der Unterbau, sprich die Jugendarbeit?
Eder: Wir haben mit Rainer Gluding einen sehr guten Mann gefunden, der die Jugendabteilung nun sukzessive aufbauen wird. Er ist seit einem Jahr bei uns. In zwei, drei Jahren wollen wir die nächsten Oberliga-Spieler aus den eigenen Reihen haben.
SZ: Davon abgesehen ist die Frauen-Abteilung des FC 08 auch sehr aktiv.
Eder: Stimmt. Wir haben eine sehr gute Abteilung aufgebaut. Die Frauen spielen Verbandsliga, und die Mädchen sind auch sehr erfolgreich.
SZ: Wie groß ist Ihrer Ansicht nach das Fan-Potenzial des FC Homburg?
Eder: Es ist sehr gut. Und da lebt der FC Homburg noch von der Vergangenheit. Wir haben bei Auswärtsspielen immer zwischen 50 und 120 Fans. Zu Hause sind es 800 bis 1000. Damit liegen wir in der Oberliga Spitze.
SZ: Mit wie vielen Zuschauern planen Sie in der Regionalliga?
Eder: Mit durchschnittlich 1200. Homburg ist leider keine Fußballstadt. Wir können nur mehr Fans anziehen, wenn wir oben mitspielen. Egal in welcher Liga.
SZ: Können Sie die Angst vor der Regionalliga, die im Umfeld des Vereins zu spüren ist, nachvollziehen?
Eder: Sicher. Es wird sehr schwierig. Durch das geringe Budget müssten wir mit dem Abstieg rechnen. Ein Risiko ist allerdings auch schon dabei, wenn man abends ins Bett geht.
SZ: Warum geht der FC Homburg dieses Risiko ein?
Eder: Wir müssen den Spielern doch eine Perspektive bieten. Das kann der Nichtabstieg sein, das kann ein einstelliger Tabellenplatz sein. Und derzeit in der Oberliga können das nur die Meisterschaft und der Aufstieg sein.
SZ: Ist das Homburger Waldstadion fit für die Regionalliga?
Eder: Auf jeden Fall. Ins Waldstadion passen 25.000 Zuschauer rein. Es ist sogar bundesliga-tauglich.
SZ: Sie sprechen gerne von dem Ziel Regionalliga. Was würde eigentlich passieren, wenn der FCH nicht aufsteigt?
Eder: Nichts Wesentliches. Wir würden uns dann voll auf die nächste Saison konzentrieren - und einen neuen Anlauf nehmen.
SZ: Sie sind seit 1999 Vorsitzender des FC Homburg - und haben in dieser Zeit erst zwei Trainer erlebt: Peter Rubeck und Gerd Warken. Erster wurde nicht entlassen. Würden Sie überhaupt einen Trainer entlassen?
Eder: Wenn es nötig wäre, würde ich den Trainer entlassen. Aber bei mir wird der Tabellenplatz allein nie das entscheidende Kriterium sein. Der Trainer ist das schwächste Glied, ihn muss man am meisten schützen.
SZ: Warum tun Sie sich den Stress dieses Ehrenamts neben dem Beruf an?
Eder (lacht): Der FC Homburg ist für mich eine Alternative zum anstrengenden Job. Man lebt auch außerhalb des Berufs. Und der FC Homburg - er ist für mich sozusagen ein Edel-Hobby. Sogar meine Frau ist integriert.
SZ: Wo sehen Sie den FC Homburg? Wo gehört er Ihrer Ansicht nach hin?
Eder: Dorthin, wo er zurzeit spielt. Unser Stammplatz ist in der Oberliga. Die Regionalliga ist für den Verein eigentlich eine Nummer zu groß.
SZ: Es gab mal eine Vision - FC Homburg 2008. Sie erinnern sich?
Eder: Ja, mein Traum war, zur 100-Jahr-Feier in der Zweiten Bundesliga zu spielen. Das war meine Vision. Aber mit Regionalliga 2008 hätten wir schon ein stolzes Ziel erreicht. Bei Visionen kann man keine Fehler machen. Trotzdem glaube ich, dass die Zweite Liga nicht nur realistisch, sondern auch möglich ist.
SZ: Sie scherzen, oder?
Eder: Überhaupt nicht. Wir haben Vereine im Saarland, die sehen sich in der Champions League und spielen Regionalliga. Dann darf man als Oberligist doch an die Zweite Bundesliga denken.
SZ: Was bedeutet der FC Homburg für die Stadt und die Region?
Eder: Der FC Homburg ist der Werbeträger der Stadt. Ich war mal in Australien in Urlaub. In einer Kneipe habe ich einen Wimpel von uns gesehen und gesagt: Hey, diesen Verein vertrete ich. Plötzlich war das halbe Dorf eingetrudelt, sie kannten die deutsche Bundesliga und sogar den FC Homburg.
(Quelle: Saarbrücker Zeitung)
FC Homburg: Ziel 2.Liga?
-
-
Achja.... Vision 2008, das ganze war ein rießen Projekt bis der Mann der alles organisierte dann ausgebotet wurde.
Der Schotterplatz am Stadion sollte zu einem richtigen Parkplatz umgebaut werden, ein Kunstrasenplatz sollte her, neues Design von Eintrittskarten, systematisches werben von Sponsoren, und und und.... mit alle dem wäre es wohl sogar möglich gewesen.Ich bin nicht der Meinung das die Regionalliga eine Nummer zu groß wäre, ein Verein mit solcher Tradition gehört einfach nicht in die Oberliga, Regionalliga das wärs und wenn man sich dort etabliert hat kann man immer mal nach oben schauen.
-
und noch schöner wäre es, wenn wir euch dann mal im Gästeblock begrüßen dürften..
-
Immerhin, der Mann hat noch Visionen. :zwinkern:
"Think positiv" - solche Seminare sind unter Fußballern bestimmt gut besucht.Ich muss da irgendwie an diesen verrückten Holländer aus dem Fernsehen denken, "Tschakka, wir schaffen das!" Da gabs doch mal so eine Sendung, oder?
-
Zitat
Original von podest-putzer
und noch schöner wäre es, wenn wir euch dann mal im Gästeblock begrüßen dürften..Des hätte auch etwas, einer von uns hat gerade ne DVD mit Ausschnitten aus Spielen der 2. und 1. Liga, war auch einmal ein Spiel gegen Kassel drin, naja 5-1 für uns Und auch sonst haste immer mal wieder ne Kasseler Zaunfahne im Block 2 hängen gesehen.