Dann starte ich mal, bedingt durch Wohnortswechsel, einen Faden zum neuen Verein "umme Ecke".
Lorch ist eine Kleinstadt mit knapp 11.000 Einwohner, davon ungefähr 6.000 Einwohner im historischen Stadtgebiet. Die Stadt hat eine durchaus interessante Vereinsstruktur. Neben den Sportfreunden Lorch gibt es noch in der früher selbständigen Gemeinde Waldhausen einen fußballspielenden Verein. Daneben gibt es neben dem üblichen Turnverein Vereine für asiatische Kampfsportarten, Bogenschießen, Kunstradfahren, Golfsport und Handball. Der TSV Rattenharz, mehr dem Jedermannsport verschrieben, wird hier nur der Melodie des Ortsnamens wegen erwähnt.
Die Sportfreunde Lorch wurden bereits 1911 als FC Union Lorch gegründet, seit dieser Zeit spielt man im blau-weißen Dress. Für eine Stadt dieser Größenordnung und Bevölkerungsstruktur ein für Württemberg sehr früher Fußballstart. Zeitgleich wurde noch der FV Lorchia Sportfreunde gegründet, beide Teams verschmolzen 1913. Durch den 1. Weltkrieg kam der Verein zum erliegen, die verbliebenen Fußballer schlossen sich dem Turnverein an. 1920 konnten diese wieder einen eigenständigen Fußballverein beleben, der den Namen 1. FV Lorch 1911 erhielt. 1926 erwarb der Verein den "Goldwasen", auf dem man seither (mit Unterbrechung durch den Krieg) spielt. Nach dem Krieg musste man zeitweise auf den Platz des TSV Lorch, dem "Echo", ausweichen.
Durch die Nazis gab es auch in Lorch eine Zwangsfusion aller Sport- und Turnvereine zu einem Großsportverein, hier den VfL Lorch. Aus dieser Zwangsfusion entstanden nach dem Krieg die heutigen Sportfreunde, die auch den Namen beibehielten, nachdem 1954 die Turner und anderen Nichtfußballer den Verein verließen. Die "goldene Zeit" der Lorcher waren sicherlich die 50er Jahre. 1950 stiegen die blau-weißen in die 2. Amateurliga auf (vergleichbar mit der heutigen Landesliga) und gehörten ihr insgesamt 5 Jahre an (1950/51 bis 1952/53 und 1958/59 bis 1959/60). 1956 gehörte Lorch zu den Pionieren im Fußball, nachdem man bereits eine Flutlichtanlage erstellte. Bleibende Spuren hinterließ man jedoch nicht, ältere Lorcher schwärmen aber auch heute noch von Partien gegen den VfL Heidenheim, dem 1. SSV Ulm 1928, den Sportfreunden Gmünd, Normannia Gmünd, Göppinger SV, VfR Aalen oder SC Geislingen. Vor allem Auswärts waren die Lorcher gern gesehen, und mit einigen hohen Auswärtsniederlagen haben sie sich in die Annalen der 2. Amateurliga eingetragen (0:10 in Geislingen, 2:7 und 1:8 in Ulm, 0:9 beim VfR Aalen). Nach dem Abstieg 1960 wurde es überregional ruhig um die Sportfreunde, wiewohl sie im Bezirk immer ein Begriff blieben. 1958, 1961 und 2021 gewannen die Sportfreunde den Bezirkspokal.
Der Verein spielt derzeit in der achtklassigen Bezirksliga, wo er in meinen Augen auch wesentlich besser aufgehoben ist als in der Kreisliga A. Dort steht der Club aktuell tief im Abstiegskampf, nur einen Punkt vor dem designierten Abstiegsplatz. Doch immerhin besteht Hoffnung auf den Klassenerhalt, ist der Verein gut in die Rückrunde gestartet und da bislang noch kein Spiel verloren. Oftmals aber auch mit Glücksgöttin Fortuna an der Seite.
Gestern fand vor ca. 175 Zuschauern ein Heimspiel im schönen Goldwasen gegen den Tabellenvierten FV 08 Unterkochen statt. Diese dominierten die Partie zunächst auch in sehr eleganter Spielweise und gingen bereits in der 15. Minute verdient in Führung. Erschwerend kam für Lorch hinzu, das in der 37. Minute Torhüter Steffen Baumann verletzungsbedingt ausgewechselt werden musste. Die Reaktion seines Vertreters beim ersten harmlosen Ballkontakt ließ nichts gutes erahnen, doch hielt Dominik Machau seinen Kasten in der restlichen Partie sauber.
Nach Seitenwechsel kam Lorch besser ins Spiel, wiewohl die Gäste deutlich mehr vom Spiel zeigten. Lorch profitierte nachweislich mehr vom Glück als vom Können, und Ersatzkeeper Machau hatte einen großen Auftritt, als ein Unterkochener frei vor ihm stand, abzog, aber er den richtigen Riecher hatte und Nerven behielt.
Der Ausgleich durch Jens Freissler in der 73. Minute hatte was von "Tor des Monats". Dieser zog von der rechten Seite ab und sein unerwarteter Distanzschuss klingelte in den Maschen. Mit deisem Ergebnis kann man in Lorch wohl leben (in Unterkochen weniger), zumal Verfolger Spraitbach sein Heimspiel ebenfalls gewann und nun einen Punkt hinter den Lorchern lauert.
Im Vorspiel holte sich in der Kreisliga B die 2. Mannschaft ein 1:1 gegen den Tabellenzweiten Türkgücü Gmünd. Die Gäste standen aber zum Schluss nur noch mit 8 Feldspielern auf dem Rasen.
Bereits am Freitag steht das nächste Heimspiel am Goldwasen an. Tabellendreizehnter Lorch empfängt den Tabellenzwölften, die Spielgemeinschaft Heldenfingen/Heuchlingen, die zwei Punkte vor den Lorchern stehen. Also wieder ein kleines Endspiel.
Die Homepage der Lorcher
Bilder vom Goldwasen