Der 2:0-Sieg über Herten reicht für den eminent wichtigen zweiten Platz.
Pfingstmontag, 5. Juni, 16.48 Uhr: In der Schledde pfeift Schiedsrichter Sevinc das Verbandsligafinale ab. Oestrich hat Langenbochum mit 2:0 bezwungen - und die Sieger jubeln nur verhalten. Aber sie steigern sich von Minute zu Minute in eine rauschende Aufstiegsfeier.
Die Spielertrauben fügten sich allmählich zu einer freudetrunkenen Formation des Vizemeisters zusammen, der zunächst mit Alkolfreiem ganz zaghaft anstieß, dann aber die Bierflaschen kreisen ließ. Einsam auf der Bank saßen Trainer Oliver Ruhnert und Klubchef Rainer Schmitt, die als stille Genießer die Tanzeinlagen zwischen leeren Flaschen und Luftschlangen bewunderten. Die Offiziellen der Sportfreunde ließen die Vorfreude auf die Oberliga nur scheibchenweise zum Vorschein kommen. Es sollten keine Aufstiegstransparente im Stadion zu sehen sein, man wollte vor der endgültigen Entscheidung der Verbandsgremien keine überschwängliche Jubelstimmung demonstrieren.
Aber gestern zweifelte in der Schledde niemand daran, dass die vierjährige Oberliga-Abstinenz mit dieser Partie beendet wurde. Die Spieler schon gar nicht. Bier- und Sektfontänen ergossen sich unter tosendem Applaus von den Rängen über den Köpfen der Sieger, nur mit Mühe konnte der Trainer einer intensiven Dusche entgehen. Die Mannschaft feierte noch eine halbe Stunde nach dem Abpfiff den zweiten Platz, dessen Wert vor einer Woche kaum jemand erahnen konnte. "So sehen Sieger aus," sangen die überglücklichen Oestricher immer wieder.
Mittendrin der Mann, der viel Schulterklopfen erntete, denn ohne ihn hätte es ein böses Erwachen geben können: Torwart Andreas Braun. Er hielt die Sportfreunde in ihren schwachen Phasen mit glänzenden Paraden im Spiel. Ausgerechnet gegen Langenbochum. Vor einem halben Jahr hatte er gegen diesen Gegner einen Kieferbruch erlitten, gestern war er der Triumphator. "Auch wenn alles vielleicht noch nicht hundertprozentig unter Dach und Fach ist. Heute werden wir feiern, das ist ein herrlicher Tag." Freudestrahlend assistierte Kapitän Michael Dolezych: "Oberliga, wir kommen. Wir haben immer an uns geglaubt und sind belohnt worden. Ich bin überglücklich." Im Mittelpunkt der Ovationen stand auch der Mann mit der Nummer 15. Christian Spielmann hatte mit seinem Tor nach einer Stunde für den Befreiungsschlag gesorgt. "Klar, wie waren verunsichert. Aber wir haben uns diesen Aufstieg ganz einfach verdient. Und in der Oberliga will ich auf jeden für Oestrich spielen."
Zu den ersten Gratulanten gehörte auch die Spitze des Fußball-Kreises mit Franz-Josef Bomnüter und Andreas Joswig. Der Kreis-Chef als Kenner der Verbandsgremien hatte in der Schledde keine Bedenken, dass auf die Vizemeisterschaft intensiv angestoßen wurde. Eine herzliche Umarmung für den Erfolgstrainer demonstrierte die Wertschätzung für dessen Arbeit in Oestrich. Aber Oliver Ruhnert, der so impulsive Mann an der Line, fand später bei der improvisierten Pressekonferenz auf dem Platz die eindrucksvollsten Worte an diesem Feiertag. Er erinnerte an den im letzten Juli verstorbenen Ehrenvorsitzenden Willi Vieler. "Von da oben hat einer zugeschaut und wird sich jetzt sehr freuen . . ."
Quelle: IKZ