Vielleicht stimmen die realen Interessen der Vereine und ihrer Funktionäre auch einfach nicht mit den Gedankengebilden von Fans und Fußball-Historikern überein.
Interessanter Punkt "matz", zu dem ich mal verschiedene Gedanken äußern möchte.
Zunächst fokussiere ich mich auf die Drittligisten. Dort waren Ende April 8 Vereine für einen Abbruch, 10 für Fortsetzung und 2 enthielten sich. Für mich ein ganz knappes Ergebnis, das sehr gut die Hin- und Hergerissenheit der Drittligisten wiederspiegelt. Beim jetzigen außerordentlichen Bundestag durfte aber kein Drittligist direkt abstimmen, sondern nur indirekt auf seinen jeweiligen Verband einwirken. Wenn man sich dann noch die Zusammensetzung dieses Bundestages anschaut, wundern die eindeutigen Ergebnisse nicht. Während nämlich kein Drittligist abstimmen durfte, konnte z.B. die DFL eine Abordnung schicken.
Zusammenfassend würde ich daher für die 3. Liga sagen, dass dort die Interessen zwischen den Vereinen und ihren Funktionären auf der einen Seite und den Fans auf der anderen Seite je nach Verein gar nicht so weit auseinanderklaffen. Das Abstimmungsergebnis der Drittligisten und das des Verbandstages dagegen schon.
Anders sieht es bei den Vereinen der 1. und 2. Bundesliga aus. Da würde ich dir - mit wenigen Ausnahmen (vielleicht Union + St. Pauli) - zustimmen, dass es tatsächlich große unterschiedliche Interessen zwischen den Vereinen und ihren Verbänden auf der einen Seite und den organisierten Fanszenen auf der anderen Seite gibt, wie man ja an den Protestplakaten und den Protestbriefen sehen kann. Allerdings muss man für die 1. und 2. Bundesliga auch zugeben, dass es da nicht nur den "organisierten" Fan mit seinen Interessen gibt, sondern auch Millionen weitere, die im Laufe der Saison ein Stadion vielleicht 1 Mal von innen sehen. Dieser typische TV-Fan hat somit ganz andere Interessen als der regeläßige Stadiongänger, was sich ja auch bei den Diskussionen um Anstoßzeiten zeigt.
Nun komme ich zu meinen persönlichen Erfahrungen aus Gesprächen und Besuchen mit Zuschauern, Fans, Spielern, Funktionäre etc. aus dem Amateurbereich, die ich zum Teil schon in anderen Threads geschildert habe. Bei den meisten Amateurvereinen habe ich den Eindruck, dass die folgenden Probleme eigentlich überall die gleichen sind:
- Sinkende Zuschauerzahlen
- Schwierige Suche nach Sponsoren
- Weniger ehrenamtliche Helfer
- Abnehmende Mannschaftszahlen in der Jugend bzw. häufig lässt sich eine Jugendmannschaft nur noch durch eine Jugendspielgemeinschaft am Leben halten
Hier im Amateurbereich habe ich schon den Eindruck, dass die Vereine mit ihren Funktionären und die Mitglieder, Fans, Zuschauer sich diesen Problemen bewusst sind und dementsprechend auch die Interessen ziemlich deckungsgleich sind. Den Amateurvereinen fehlt aber meiner Meinung nach die Organisation und die Vernetzung. Vor mittlerweile drei Jahren hatte der damalige Präsident von Unterhaching, Engelbert Kupka, zur Kritik am DFB angesetzt, die bundesweites Medienecho fand (https://www.abendzeitung-muenc…11-ab91-49a7e69783d4.html). Bestimmt haben sich damit auch viele Amateurvereine identifizieren können, aber wo blieb die Unterstützung? Was ist aus der Kritik geworden? Was hat sich seitdem für die Amateurvereine verändert?