Für mich als Fußballromantiker und -nostalgiker steht natürlich eine württembergische Traumbegegnung an.
In der Verbandsliga steht das Duell der Tabellennachbarn FC Wangen 05 und dem 1. FC Normannia Gmünd auf dem Spielplan. Es wird heute das 15. Pflichtspiel zwischen diesen beiden großen württembergischen Traditionsvereinen werden. Die Bilanz ist dabei recht ausggeglichen – jede Mannschaft hat bislang 6 Spiele für sich entscheiden können, zwei Partien endeten Unentschieden.
Überraschenderweise ist sowohl bei Wangen als auch bei Gmünd die Auswärtsbilanz besser als die Heimbilanz. In den bisherigen 7 Spielen im Allgäustadion ging die Normannia 3x als Sieger vom Platz und 2 Partien endeten Remis bei insgesamt 17:7 Toren, während im Gmünder Schwerzer die Allgäuer 4 der 7 Spiele für sich entschieden.
Der letzte Wangener Heimsieg über die Schwerzerelf liegt fast auf dem Tag genau 5 Jahre zurück. Am 22. Oktober 2016 gelang den Platzherren vor 250 Zuschauer durch Treffer von Okan Housein und Kaan Basar ein mehr als verdientes 2:0 über die Gmünder.
In der aktuellen Spielzeit läuft es für beide Teams noch sehr durchwachsen. Mit einem Spiel Rückstand liegt Normannia auf Platz 10 der Tabelle (17 Punkte) in der direkten Nachbarschaft zum Tabellenneunten Wangen 05 (18 Punkte). Bedingt durch den Umstand, dass der 14. Platz u. U. ein Direktabstiegsplatz sein kann aber mindestens ein Relegationsplatz ist, kommt diese Partie jetzt schon eine richtungsweisende Bedeutung zu. Am letzten Spieltag enttäuschten die Normannen vor heimischen Publikum mit einer desolaten Leistung gegen den VfL Pfullingen (0:1), während der FC Wangen beim Tabellenachtzehnten Heiningen mit 1:2 die Segel streichen musste.
Im Vorfeld des Spieles kann den Anhängern beider Vereine nur die abgedroschene Fußballphrase angeboten werden, dass sie ein im Ausgang völlig offenes Spiel erwarten können. Sicher ist nur, dass der Zuschauerrekord nicht überboten werden wird. Dieser stammt vom 5. Mai 1957. Damals verfolgten 2.500 Zuschauer die Aufstiegsrundenpartie im Allgäustadion, die der FC Wangen seinerzeit mit 3:1 für sich entscheiden konnte. Es war auch dies die erste Auseinandersetzung der alten Traditionsclubs. Die letzte Begegnung im Allgäustadion sahen am 21. September 2019 hingegen nur noch 112 Zuschauer, darunter zahlreiche Fans aus Gmünd.
Das erste Punktspiel fand erst 2012 statt, wiederum fast genau vor 9 Jahren, am 20. Oktober. Hier gab es ein 0:0 in der Verbandsliga. Überhaupt fanden die meisten Begegnungen in der höchsten Amateurspielklasse des Württembergischen Fußball-Verbandes statt, in 11 Punktspielen duellierte man sich, wobei hier die Bilanz für die Gäste spricht: 6 Siege, 2 Unentschieden und 3 Niederlagen bei 27:12 Toren. Im Wangener Allgäustadion unterlag der FCN nur eine Verbandsliga-Begegnung, das vorhin erwähnte 0:2 im Jahr 2016. Zwei Begegnungen fanden 1957 in der Aufstiegsrunde zur 1. Amateurliga statt, und im August 2000 siegte Wangen in der 3. Runde des WFV-Pokals in Schwäbisch Gmünd mit 3:2 gegen den damaligen Landesliga-Neuling.
Aus dem aktuellen Normannia-Kader hat Abwehrrecke Daniel Glück in 10 der 11 Ligaspiele mitgewirkt und dabei 2 Torvorlagen geliefert. Felix Bauer, der auf 9 Einsätze gegen Wangen kommt, trug sich mit 3 Toren in die Geschichtsbücher ein. Rekordtorjäger bleibt allerdings Giuseppe Catizone, der heutige Trainer des Bezirksligisten FSV Waiblingen. Dieser hat in 8 Begegnungen 5 Treffer bejubelt. Bei den Gastgebern ist es Mittelfeldrecke Okan Housein, der mit 3 Toren gegen die Normannen die Liste anführt. Auch in dieser Saison hat der 30-Jährige mit 6 Toren in 9 Spielen seine Bombenschussvisitenkarte schon mehrmals abgegeben. Bei den Normannen ist mit 8 Treffern Alexander Aschauer das Maß aller Tordinge.
Eine kleine statistische Spielerei. Normannia hat in den 14 Spielen 4x eine Führung vergeigt, die von Wangen sogar 3x in einen Sieg gewandelt wurde. Im Gegenzug hat der FC Wangen 05 nach jeder Führung bislang auch den Sieg nach 90 Minuten eingefahren. Der FCN ist also gewarnt.
Ein Wort zur Spielstätte. Das Allgäustadion wurde 1956 eingeweiht und löste den Zellstoffplatz an der Wangener Spinnerei als Spielstätte ab. Bei Einweihung galt das Stadion neben dem Sindelfinger Floschenstadion als die schönste und modernste Anlage in Württemberg. Vor allem auf den damaligen Naturrasen waren zahlreiche Gastmannschaften regelrecht neidisch. Vom Glanz vergangener Tage ist natürlich nicht mehr viel erhalten, Fußballromantiker und Nostalgiker lieben das Allgäustadion aber dafür um so mehr, es ist auch ein beliebtes Groundhoppingziel. Ein Markenzeichen ist die Eisenbahnbrücke hinter der Tribüne. Was schmerzlich fehlt ist ein klassisches Vereinsheim, die Verantwortlichen und die emsigen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer verwandeln aber durch ihre herzliche Gastfreundschaft auch das Bewirtungszelt zu einem heimeligen Treffpunkt zum Spiel. Jedem Fußballfreund kann nur angeraten werden, die Allgäuer mal zu besuchen, zumal die malerische Wangener Altstadt nur einen Fußweg weit vom Stadion entfernt ist.
Das Fassungsvermögen wird mit rund 8.000 Zuschauern angegeben. Die Zeiten, wo diese Zahlen erreicht wurden, sind natürlich längst im grauen Nebel der Fußballgeschichte versunken.
Der Zuschauerschnitt gegen die Normannia beträgt derzeit 529, wobei wie eingangs erwähnt das erste Spiel 1957 mit 2.500 Zuschauern den Rekord und die letzte Auseinandersetzung am 21. September 2019 mit 112 Zuschauern den Minusrekord bildet. Der aktuelle Zuschauerschnitt des FC Wangen beträgt 223 Zuschauer.
Die Leitung der Partie obliegt heute dem Griesinger Schiedsrichter Daniel Traub, der damit sein 4. Normanniaspiel leitet, aber erstmals eine Auswärtspartie des FCN. Das tröstet vielleicht die abergläubigen Fans, denn in den 3 Heimpartien unter seiner Leitung blieb die Normannia stets sieglos und sah in zwei der Partien je eine Gelb-Rote Karte. An den Seitenlinien assistieren Michael Gienger (Dettingen/Iller) und Kevin Hecht (Altheim).
Zur Partie gibt es auch einen Liveticker auf Fupa: