Nie mehr erste Liga? – Traditionsvereine nach dem Absturz

  • Kleiner Tipp für heute Abend, wenn auch etwas spät (23:45 Uhr). ARD-Reportage über 1860, RW Essen und 1.FC Magdeburg. Kann man bestimmt später auch in der Mediathek nachschauen


    Zitat

    Nie mehr erste Liga? – Traditionsvereine nach dem Absturz


    Ihre Namen sind legendär, ihre Erfolge auch. Trotzdem spielen einige der bekanntesten deutschen Fußballklubs nicht mehr in der Bundesliga, sondern nur noch dritt- oder viertklassig. Jüngstes Beispiel: der TSV 1860 München. Aus dem sportlichen Abstieg in die 3. Liga wurde der Zwangsabstieg in die Regionalliga wegen nicht erfüllter Lizenzbedingungen. Die Dokumentation "Nie mehr erste Liga? – Traditionsvereine nach dem Absturz" widmet sich neben den "Münchner Löwen" auch dem früheren deutschen Meister und Pokalsieger Rot-Weiss Essen sowie dem dreimaligen DDR-Oberliga-Meister und Europapokal-Sieger 1. FC Magdeburg. Drei unterschiedliche Klubs mit unterschiedlichen Voraussetzungen. Doch alle eint ein gemeinsames Ziel: irgendwann wieder ganz oben mitzuspielen.

    mehr: http://www.daserste.de/informa…-mehr-erste-liga-100.html

  • Wann hat der 1. FC Magdeburg denn 1. Liga gespielt? Ach so, Oberliga Nordost, na dann. Das dürfte dann aber eine Serie mit 4 Staffeln und 52 Folgen werden, wenn man alle ehemaligen Oberligisten berücksichtigt, die nach der Eingliederung ihrer Oberliga-Staffel in die Bundesliga dann nur noch unterklassig gespielt haben.

  • Wann hat der 1. FC Magdeburg denn 1. Liga gespielt? Ach so, Oberliga Nordost, na dann. Das dürfte dann aber eine Serie mit 4 Staffeln und 52 Folgen werden, wenn man alle ehemaligen Oberligisten berücksichtigt, die nach der Eingliederung ihrer Oberliga-Staffel in die Bundesliga dann nur noch unterklassig gespielt haben.

    Da isser wieder. Der ostwestfälische Ostvereinehasser..... :facepalm:

  • Naja, die anderen haben wohl keine europäischen Wettbewerbe gewonnen.

    Der 1. FC Magdeburg hätte wohl auch keinen gewonnen, wenn die Oberliga Nordost 1963 genauso in der Bundesliga aufgegangen wäre, wie alle anderen damaligen Staffeln. Während zum Beispiel der FK Pirmasens oder der VfL Osnabrück wohl auch eine umfangreiche Europapokalhistorie hätten, wenn auch ihre Oberligen fortbestanden hätten und bis 1990 Jahr für Jahr vier Starter in die verschiedenen Wettbewerbe hätten stellen dürfen.

  • Der 1. FC Magdeburg hätte wohl auch keinen gewonnen, wenn die Oberliga Nordost 1963 genauso in der Bundesliga aufgegangen wäre, wie alle anderen damaligen Staffeln. Während zum Beispiel der FK Pirmasens oder der VfL Osnabrück wohl auch eine umfangreiche Europapokalhistorie hätten, wenn auch ihre Oberligen fortbestanden hätten und bis 1990 Jahr für Jahr vier Starter in die verschiedenen Wettbewerbe hätten stellen dürfen.

    Das mag wohl sein. Ich finde es ja auch nicht so gut, dass Zwergstaaten insgesamt 3 Starter bekommen, die wahrscheinlich noch nicht mal mit deutschen Drittligisten mithalten könnten. Ein Zwergstaat war die DDR zwar nicht, aber trotzdem hat man es da sicherlich leichter gehabt sich für einen europäischen Wettbewerb zu qualifizieren. Um den Wettbewerb zu gewinnen gehört jedoch schon was dazu. Da hat eben das blinde Huhn auch mal ein Korn gefunden. Trotzdem heben sie sich dadurch von den anderen abgestürzten Ostvereinen ab.

  • Der 1. FC Magdeburg hätte wohl auch keinen gewonnen, wenn die Oberliga Nordost 1963 genauso in der Bundesliga aufgegangen wäre, wie alle anderen damaligen Staffeln. Während zum Beispiel der FK Pirmasens oder der VfL Osnabrück wohl auch eine umfangreiche Europapokalhistorie hätten, wenn auch ihre Oberligen fortbestanden hätten und bis 1990 Jahr für Jahr vier Starter in die verschiedenen Wettbewerbe hätten stellen dürfen.

    Ich hatte mich mal in meinem ehemaligen Blog mit der Frage beschäftigt, welche DDR-Oberligisten vermutlich wohl Bundesliga gespielt HÄTTEN. Kurz vorab. Magdeburg war da sicher einer deutlich heißerer Anwärter als der VfB Fichte Bielefeld, aber Mischka hat ja bereits alles gesagt...



    Welche DDR-Klubs wären 1963-90 Bundesligisten gewesen?
    Diese ebenso spekulative wie vielleicht unsinnige Frage ging mir dieser Tage durch den Kopf, als ich mich einmal wieder mit der Einführung der Bundesliga 1963 beschäftigt habe.


    Bei Einführung der Bundesliga war das wichtigste Kriterium für die Aufnahme der Vereine aus den Regionalbereichen Norden, Westen, Südwesten, Süden sowie der Westberliner Stadtliga die so genannte Zwölfjahreswertung, die natürlich durch die staatliche Teilung und einen separaten Spielbetrieb keinerlei Relevanz für das Gebiet der damaligen DDR hatte.


    Spaßeshalber habe ich dennoch einmal das Punktesystem auf die Klubs aus der DDR-Oberliga angewandt. Dabei ist zu beachten, dass die zweimalige Umstellung des Spieljahres zunächst auf die kalenderjährliche Meisterschaft und später wieder zurück bedingte, dass die Saison zeitweise nicht synchron zum bundesdeutschen System verliefen und ich daher mit „angenäherter zeitlicher Analogie“ nur die letzten drei Saisons (einschließlich der langen „Dreifachrunde“ 1961/62) vor Einführung der Bundesliga dreifach gerechnet habe, die vier Saisons davor doppelt und die ersten fünf maßgeblichen Saison (darunter die „Einfachrunde“ 1955 ohne Rückspiele) einfach. Punkte aus Meisterschaftsendrunden, wie sie die Zwölfjahreswertung vorsah, konnte ich natürlich nicht vergeben, weswegen auch Extrapunkte für Meister oder Pokalsieger ausblieben. Danach ergibt sich - bezogen auf die Mannschaften der DDR-Oberliga 1962/63, die nicht auf einem Abstiegsplatz standen und somit ohnehin nicht in Frage gekommen wären - folgendes Punktbild:


    Wismut Aue bzw. Karl-Marx-Stadt (296 Punkte) - heute FC Erzgebirge Aue


    Vorwärts Berlin (271 Punkte) - später nach Frankfurt (Oder) delegiert, heute 1. FC Frankfurt


    SC Lokomotive Leipzig (246 Punkte) - Als „Rest von Leipzig“ 1963 BSG Chemie Leipzig


    Motor Zwickau (226 Punkte) - später Sachsenring, heute FSV Zwickau


    Empor Rostock (198 Punkte, einschl. von Empor Lauter 213 Punkte) - heute FC Hansa


    Motor Jena (192 Punkte) - heute FC Carl Zeiss


    Berliner FC Dynamo (190 Punkte)


    Rotation Leipzig (169 Punkte) - Vorläufer vom SC Leipzig und dem 1. FC Lok


    Turbine Erfurt (160 Punkte) - heute Rot-Weiß Erfurt


    Chemie Halle (120 Punkte) – heute Hallescher FC


    Aufbau Magdeburg (72 Punkte) - heute 1. FC Magdeburg


    Motor Karl-Marx-Stadt (47 Punkte) - heute Chemnitzer FC


    Zunächst einmal kann nicht mit Bestimmtheit gesagt werden, wie viele Mannschaften dem heutigen fußballerischen „Nordosten“ zugestanden worden wären. Proportional zur Einwohnerzahl hätten bei 18 statt 16 Bundesligaplätzen für den Nordosten einschl. Gesamtberlins 4 Plätze zur Verfügung stehen müssen, allerdings war ja z.B. der kleine Südwesten z.B. mit 2 Plätzen eigentlich schon in dieser Hinsicht überproportional vertreten. Ob damals das heutige Kriterium der Anzahl der im Spielbetrieb stehenden Mannschaften gegriffen hätte ist natürlich müßig zu beantworten. Unter Berücksichtigung einer geringeren Anzahl von Mannschaften im Nordosten hätten diesem Gebiet vermutlich drei von dann wohl 18 Plätzen in der neuen Bundesliga zur Verfügung gestanden. Da nach der Wiedervereinigung neben dem schon im bundesdeutschen Spielsystem lange integrierten West-Berlin zwei NOFV-Klubs in die Bundesliga aufgenommen wurden, ist diese Rechnung später quasi aufgegangen. Zieht man den 1963 in der Berliner Vertragsliga vergebenen Platz ab, den Hertha BSC einnahm (während man in Ostberlin ohnehin nur von den Zuschauern gemiedene Retortenklubs in der Oberliga installiert hatte), wären wohl zwei (maximal drei) Klubs aus dem Gebiet der DDR-Oberliga zu nominieren gewesen.


    Da die ersten Plätze für die neue Bundesliga bereits in der Winterpause vor Abschluss der Saison 1962/63 vergeben wurden, hätte Rostock vor diesem Hintergrund gewisse Aussichten auf einen Platz in der Bundesliga gehabt, denn Empor führte die Tabelle zur Winterpause an und hatte sich auch in der Vorsaison mit einem 2. Platz empfohlen. Der nach der Zwölfjahreswertung punktemäßig bestplatzierte Klub Wismut Karl-Marx-Stadt bzw. Aue war zu diesem Zeitpunkte Tabellenletzter. Zweitplatzierter zur Halbserie war Jena, das aufgrund der Vorjahre und seines Standes in der Zwölfjahreswertung wohl ebenfalls (zu diesem Zeitpunkt) nicht auserkoren worden wäre. Die übrigen Mannschaften hatten zur Halbserie mindestens bereits 5 Punkte auf Jena bzw. 7 Punkte auf Rostock Abstand.


    Interessant ist nun, dass die bis dahin maßlos enttäuschende Wismut-Mannschaft eine beeindruckende Rückserie hinlegte, die sie noch auf den 4. Platz brachte. Unter diesem Eindruck und der Tatsache, das Wismut die meisten Punkte in der Zwölfjahreswertung gehabt hätte, wäre Wismuts Aufnahme in die Bundesliga durchaus möglich gewesen. Es gab ja auch keinen anderen „Regionalverband“ im Westen, in dem die bestplatzierte Mannschaft der Zwölfjahreswertung nicht den Einzug in die Bundesliga geschafft hätte. Zum Ende der Saison wurde der SC Wismut Karl-Marx-Stadt allerdings aufgelöst. Während die besten Spieler des Klubs zum neuen Bezirksleistungszentrum SC Karl-Marx-Stadt wechselten, der 1963/64 Vierter wurde, rutschte am alten Spielort des SC Wismut Karl-Marx-Stadt in Aue die geschwächte BSG Wismut Aue in der Oberliga im Folgejahr aufden 10. Platz ab. Die sportpolitische Entscheidung hätte eine Auswahl Aues für die Bundesliga 1963 wohl ausgeschlossen bzw. wäre das neue Leistungszentrum SC Karl-Marx-Stadt (Chemnitzer FC) wohl als einer der beiden „Nachfolger“ nominiert worden.


    Jedoch galten die Regional-Meister am Saisonende 1962/63 als direkt für die Bundesliga qualifiziert, was z.B. 1860 im Süden den Vorzug vor dem FC Bayern bescherte. Jena wäre nach diesem Kriterium dann vielleicht neben Rostock - oder einer denkbaren Entscheidung zugunsten Karl-Marx-Stadt’ durch eine Direktive - ausgesucht worden. Sieht man einmal von der sportpolitischen Begünstigung der DDR für Vorwärts Berlin ab, so wäre deren Auswahl durchaus möglich gewesen. Nach der Meisterschaft in den beiden Vorjahren belegte Vorwärts - wenn auch mit deutlichem Abstand - den dritten Platz und hätte auf den 2. Platz in der Zwölfjahreswertung verweisen können. Aber - um die Groteskerie zu vervollständigen - durch den Platz für Hertha BSC hätte man Vorwärts vermutlich nicht aufgenommen, da jeder Stadt nur maximal ein Bundesligaplatz vorbehalten war.


    Für die Zeiten nach Bundesligaeinführung wird es natürlich noch spekulativer. Zunächst hätte sich der Nordost-Meister und der Vizemeister in aufgeblähten Aufstiegsrunden als Tabellenerster durchsetzen müssen, später als Zweitligist in der zunächst zweigeteilten und später eingleisigen 2. Bundesliga. Insofern wäre es also keineswegs ein Automatismus gewesen und fraglich, ob ein DDR-Meister, der in dieser Rechnung eigentlich nur ein „Regionalmeister“ von fünf ist - wie 1967 der FC Karl-Marx-Stadt (Chemnitzer FC) - das nötige Durchsetzungsvermögen in der Aufstiegsrunde gehabt hätte. Werfen wir also einmal einen Blick darauf, wie häufig die einzelnen Vereine in den DDR-Oberligatabellen 1963/64-1989/90 (in der NOFV-Oberliga 1990/91 fand ja bereits eine Qualifikation zur Bundesliga statt) „auf dem Treppchen“ standen, also unter den jeweils drei Ersten platziert waren (genannt sind folgend nur die heutigen Vereinsnamen):


    Dynamo Dresden (18), Carl Zeiss Jena (15), Berliner FC Dynamo (13), 1. FC Magdeburg (11), 1. FC Lokomotive Leipzig (9)


    Alle weiteren Vereine erlebten nur kurzzeitige Höhenflüge: Frankfurt/Oder (5; davon 4 noch als Vorwärts Berlin), Chemnitzer FC (3), Chemie Leipzig (2), Hansa Rostock (2), FSV Zwickau (1), Hallescher FC (1). Aufgrund längerfristig gehobenen Spielniveaus wären vermutlich irgendwann einmal - zumindest zeitweilig - Dynamo Dresden, der 1. FC Lokomotive Leipzig, der BFC Dynamo, Carl Zeiss Jena und der 1. FC Magdeburg Bundesligisten gewesen. Dresden und Leipzig schafften dies ja ohnehin nach der Widervereinigung, wie auch die zuvor eher im Schatten stehenden Mannschaften von Energie Cottbus sowie Hansa Rostock, das zuvor wohl nur 1963 eine große Chance gehabt hätte. Magdeburg, Jena, eventuell Karl-Marx-Stadt bzw. Aue und der künstlich geformte BFC Dynamo sind uns so jedoch durch die Teilung als Bundesligisten vorenthalten worden, wenn man Karl-Marx-Stadts bzw. Aues theoretische Chancen bei Bundesligaeinführung und hier nicht die Zeit 1964-90 zu Grunde legt.


    Es bleibt freilich ein Gedankenspiel, denn allein die DDR-Sportpolitik hat manch gesundem Umfeld die Entwicklungsmöglichkeiten genommen (man denke nur an die großen Fußballzentren der Vorkriegszeit Leipzig und Dresden mit dem VfB Leipzig und dem Dresdner SC), während andere durch diese erst groß wurden - so z.B. auch die von den Fans angenommene Mannschaft in Aue angesichts der Förderung des Wismut-Tagebaus. Die Frage ist also eigentlich ebenso weit hergeholt wie eine Frage, wer bei Einführung einer Reichsliga, die 1933 durchaus möglich war, in diese eingezogen wäre. Denn neben wahrscheinlichen Klubs wie der SpVgg Fürth, Viktoria 89 Berlin oder Arminia Hannover hätte es damals manche Erstligisten aus dem Kreise gegeben, die die Geschichte nun längst vergessen hat wie z.B. die Breslauer SpV 02, den Stettiner SC, den VfB oder Prussia-Samland Königsberg, Vorwärts-Rasensport Gleiwitz, Beuthen 09 und Preußen oder BuEV Danzig. Und auch der DFB-Bundestag hatte 1958 einen damals noch gescheiterten Antrag zu einer Bundesligaeinführung auf dem Tisch. Wäre dieser durchgekommen, wäre der Westmeister von 1959 Westfalia Herne vermutlich ebenso dabei gewesen wie Südwest-Meister FK Pirmasens.

  • Welche DDR-Klubs wären 1963-90 Bundesligisten gewesen?
    Diese ebenso spekulative wie vielleicht unsinnige Frage ging mir dieser Tage durch den Kopf, als ich mich einmal wieder mit der Einführung der Bundesliga 1963 beschäftigt habe.

    Sehr interessant. Wie immer, wenn es um "Alternate History" geht. Ich denke, dass Du das Alternativszenario durchaus plausibel erschaffen hast. Allerdings würde ich die Überlegungen zum Wegdelegieren der Ostvereine von A nach B streichen. Denn damit so eine gesamtdeutsche Bundesliga schon 1963 in einer Alternativwelt realistisch erscheint, kann es als konsequent zu Ende gedachten Hintergrund dann kein geteiltes Deutschland (mehr) geben. Auch die Aufstiegsrunde wäre gar nicht mal so aufgebläht. Denn es hätte ja trotzdem nur 5 Regionalligen gegeben, nicht deren 6.


    Und apropos VfB Fichte Bielefeld. Der ist zum einen erst 1999 aus der Fusion von des VfB 03 Bielefeld mit der SpVg. Fichte Bielefeld entstanden, käme für den Zeitraum 1963-1990 daher eh nicht in Frage. Aber in Sachen Reichsliga 1933 wäre das jetzt gar nicht mal so abwegig gewesen, wie es auf den ersten Blick scheint. 1931 stand der VfB 03 immerhin als Westdeutscher Vizemeister in der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft. Es hätte zwar nicht gereicht, aber so weit weg davon war der VfB 03 zu der Zeit dann auch nicht. Zumindest das Äquivalent zur Oberliga/Regionalliga West wäre damals locker drin gewesen, wenn es sowas damals schon gegeben hätte.

    2 Mal editiert, zuletzt von lohmann ()

  • Ich wusste es, dass die Fusion vom VfB Fichte kommt - war gewissermaßen ein Test zur Berechenbarkeit.


    Das Delegieren würde ich aber ungern streichen, denn entweder man lässt sich vollends auf die Gedanken der DDR-Sportführung ein oder nicht. Ohne DDR wäre Aue niemals hoch gekommen, der VfB Leipzig oder der Dresdner SC wären nie ausgeschaltet worden etc.
    Übrigens ein Grund, warum ich heute RB Leipzig ganz gerne mag. Ist eine echte Alternative zu diesem ganzen Ost-Dirigismus. Zwar auch nicht schön, aber eben nicht ganz so übel.

  • Zitat

    Die Frage ist also eigentlich ebenso weit hergeholt wie eine Frage, wer bei Einführung einer Reichsliga, die 1933 durchaus möglich war, in diese eingezogen wäre. Denn neben wahrscheinlichen Klubs wie der SpVgg Fürth, Viktoria 89 Berlin oder Arminia Hannover hätte es damals manche Erstligisten aus dem Kreise gegeben, die die Geschichte nun längst vergessen hat wie z.B. die Breslauer SpV 02, den Stettiner SC, den VfB oder Prussia-Samland Königsberg, Vorwärts-Rasensport Gleiwitz, Beuthen 09 und Preußen oder BuEV Danzig.


    Während Borussia Dortmund heute vermutlich über die Dörfer der Landesliga Westfalen Staffel 3 tingeln würde. Denn wer zur Gründung der Bundesliga 1963 nicht wenigstens in der dann drittklassigen Verbandsliga spielte, der hat es in aller Regel anschließend nicht mehr in den Profifußball geschafft. 1933 aber wäre der BVB nicht mal im Traume in dieser drittklassigen Verbandsliga zu finden gewesen.

  • Das muss ja nicht heißen, dass sich später etwas ändert. Der Freiburger FC ist 1969 mit einem fehlenden Tor am Bundesligaaufstieg gescheitert und ein Jahrzehnt später war der SC die Nr. 1.
    Auch Borussia Dortmund hätte also eine Aufholjagd starten können wie Fortuna Köln, die beim Bundesligastart wohl auch in der 3. oder eher 4. Liga zuhause waren.
    Wo stand eigentlich Unterhaching 1963. Die wievielte Liga war denn die Kreisliga 1963 in Bayern...


    Na ja, Weichenstellungen. Es gibt Punkte, an denen Geschichte ganz anders hätte abbiegen können.

  • Natürlich haben es einzelne Vereine geschafft. Aber eben nur ganz vereinzelte. Einer von Dutzenden mit Potential halt nur. Das wäre ergo für den BVB nicht ansatzweise der Selbstläufer gewesen, nachdem es heute in der Rückschau aussieht.

  • Dieses Szenario habe ich schon vor einigen Jahren mal erschaffen....


    Wie wäre die Wende andersrum verlaufen im Fussball?


    Nur mal so ein paar lustige Gedanken.... Hmmm, stellen wir uns doch mal folgendes Szenario vor. Am Ende der Bundesliga Saison 90/91 dürfen zwei Westvereine in die DDR Oberliga, die Vereine von Platz 3-6 in die DDR Liga, die Vereine von Platz 7-16 spielen mit dem 1. und 2. der 2.Bundesliga gerade nochmal zwei weitere Plätze für die DDR Liga aus. Die Vereine auf Platz 17 und 18 sind abgestiegen. Dies hätte dann so ausgesehen:



    1.FC Kaiserslautern und FC Bayern München haben sich für die DDR Oberliga qualifiziert
    SV Werder Bremen, Hamburger SV, Eintracht Frankfurt und der VfB Stuttgart für die DDR Liga
    Über die Relegation schaffen es dann noch:


    1.FC Köln, Bayer 04 Leverkusen, Borussia Mönchengladbach und Borussia Dortmund für die DDR Liga


    Alle anderen Vereine steigen in die Bezirksligen (3.Liga) ab.... In der ersten Gesamtdeutschen Saison steigt dann auch direkt der 1.FC Kaiserslautern als letzter Westdeutscher Meister aus der Oberliga ab! Aber auch Werder Bremen, Eintracht Frankfurt und Borussia Dortmund können die Liga nicht halten und müssen ebenfalls in die Bezirksligen runter. Hertha BSC und der 1.FC Nürnberg spielen in der Saison 91/92 in ihren Bezirksligen keine bedeutende Rolle und teilweise nur noch vor knapp 1.000 Zuschauern oder weniger... In den folgenden Jahren wird es aber immer schlimmer mit dem westdeutschen Fussball. Denn auch der FC Bayern kann sich nur noch bis 1995 in der Oberliga halten, dafür kommt aber Kaiserslautern öfters nach oben. Ende der 90er Jahre schafft es der VfL Bochum, sich als letzter und einziger westdeutscher Verein, sich mehrmals in der Oberliga zu halten. Aber seit 2009 hat es kein Westverein mehr geschafft, sich für die Oberliga zu qualifizieren.... In der Liga sieht es nicht viel besser aus, denn auch dort verschwinden nach und nach die Westvereine. Einige schaffen zwar nochmal die Rückkehr, aber für die meisten geht es sogar bis in die Bezirksklasse, der 4.Liga, runter. Ende der 00er Jahre wird aus der Bezirksliga mit mehreren Staffeln eine einheitliche 3.Liga, wo sich gelegentlich einige alte Traditionsvereine aus dem Westen wiederfinden. Teilweise spricht man sogar von der "alten 1.Bundesliga".... Einigen Vereinen gelingt sogar der Aufstieg in die Liga, doch sie steigen meistens postwendend wieder ab. Die Zuschauer im Westen lieben aber die alten Bundesliga Duelle und diese Spiele, wie z.B. Mönchengladbach vs. Düsseldorf, Braunschweig vs. Hannover oder Nürnberg vs. 1860 München ziehen die Leute ins Stadion. Doch dies alles reicht einem Brausehersteller aus Österreich nicht. Er kommt auf die glorreiche Idee, den Westfussball wieder Leben einzuhauchen. Er sucht sich dafür eine Region aus, welche früher den Fussball gelebt hat. Den Ruhrpott. Zuerst will er bei RW Essen einsteigen, die lehnen ab. Dann beim FC Schalke 04, auch die lehnen ab. Doch die kleine SG Wattenscheid 09 kann dem Geld nicht wiederstehen und gibt sein Stadion und Verein dafür her. Denn es entsteht der neue tolle Verein RuhrpottBallsport Bochum! Innerhalb weniger Jahre schafft es RBB bis in die Liga und auch Wattenscheid als eigener Verein durfte nach diesem Erfolg wieder selbstständig sein, zumindest im Fussball als Verein.... Die Leute im Ruhrpott stehen dem Verein kritisch gegenüber, aber der Erfolg zieht auch die Massen nach Bochum. Der kleine VfL Bochum ist inzwischen bis in die 5.Liga abgestiegen, aber die Stadt und die Region lechzen nach Oberligafussball... Alles wird so wunderschön, wenn RBB endlich in der Oberliga spielt und dort dann noch mehr Konsumten anlockt.... Nach nur 7 Saisons ist es im Jahr 2016 so weit. RB Bochum ist in der Oberliga angekommen und kann sich dort dank der finanziellen Mittel sofort an der Spitze festsetzen, spielt um die Meisterschaft mit. Schließlich qualifizieren sie sich sogar für die Champions League.... Der ganze Westen ist stolz auf RBB! Nein. Der Verein ist verhasst, weil die Seele fehlt. Die Seele für den Fussball an sich. Die Leidenschaft, die Emotionen, die von Generation zu Generation weitergegeben wird....


    Legende:
    Oberliga = 1.Liga
    Liga = 2.Liga
    Bezirksliga = 3.Liga
    Bezirksklasse = 4.Liga


    Ersetzt die westdeutschen o.g. Absteiger mal mit den DDR Vereinen welche damals durchs Raster gefallen sind mit den Ostvereinen... Wie mögen sich die Magdeburger fühlen? 1974 Europapokalsieger der Pokalsieger, DDR Meister, international vertreten und seit der Wende lediglich ein paar Jahre 3.Liga. Oder Jena, Erfurt, BFC Dynamo, Lok Leipzig, Chemie Leipzig, HFC Chemie? Sogar Stahl Brandenburg, Stahl Riesa, Wismut Gera usw. sind alles große Verlierer der Wende. Großes Ziel all dieser Vereine, irgendwann mal wieder in der wenigstens 3.Liga zu spielen. Mit Glück eventuell in der 2.Liga. Aber die Zeiten von früher, sind vorbei...


    Wäre schon eine sehr beschissene Vorstellung für die Westvereine, oder? Und ja, bevor der Oberlehrer aus Bielefeld wieder ankommt, mir ist schon klar, dass auch bei Einführung der 1.Bundesliga etliche Westvereine ins Gras gebissen haben vor 54 Jahren.... Auch wenn es eigentlich klar sein müsste, will ich mit dieser Geschichte aufzeigen, wie sich die Leute im Osten wohl fühlen seit der Wende mit ihren Fussballvereinen....

  • der 1.FC Magdeburg ist überhaupt kein echter Traditionsverein, da er definitiv seine Geschichte nicht in die Gründerzeit des Fußballs in Deutschland zurückverfolgen kann :opa:

    #22/5 5 Regional-Verbände = 5 Regional-Ligen = 5 Regional-Meister = 5 Aufsteiger

  • Ja leider wahr, in der Ostzone war die Politik mit der Abrissbirne unterwegs. Bitter finde ich vor allem, dass man das 1990 fast nirgends erkannt hat und mit den alten Namen weitergemacht hat. Ich hätte mir in Magdeburg auch eher Viktoria oder Cricket Viktoria gewünscht. In Chemnitz wollte man den FC Karl-Marx-Stadt wieder als Chemnitzer BC laufen lassen und hat sich für das langweilige FC entschieden. Homepages von Nordostvereinen (außer West-Berlin) sind voll mit der Behauptung, der Klub sei 1945 gegründet worden. Jursitisch vielleicht ok, aber im Westen war das auch oft so. Da hat man nach 1-2 Jahren der damaligen kommnalen Sportgemeinschaft den alten Namen wieder zugestanden. Die alten Knaben leben nicht mehr und nur in vereinzelten Fällen, wo sich historisch sauber arbeitende Leute eingeschaltet haben, ist heute zumindest anerkannt, welche heutigen Klubs aufgr. ihres Spielortes und vor allem der Kontinuität der Akteure auf welchen historischen Klub zurückgehen. Und dennoch beharrt man - im Gegensatz zum Westen - auf der Gründung 1945ff.


    Da gibt es soviele Beispiele, wo man historisch hätte sauber arbeiten können. Viktoria Stendal statt Lok, Spvgg Meerane 07 statt Meeraner SV, Eintracht 08 Altenburg statt Motor, GutsMuts Dresden (ein ganz großer Name von der DDR plattgemacht) statt Turbine (die man in der DDR noch gegängelt hat). Stattdessen kehren die "Traditionalisten" oder sollte man sagen DDR-Unrechtsignoranten heute zu Chemie und Lokomotive freiwillig zurück... Unfassbar.


    Ich muss Wacker-Wiggerl aber insofern korrigieren, als dass der 1. FC Magdeburg sehr wohl seine Geschichte bis in die Gründerzeit zurückverfolgen (könnte) - was er aber (typisch dämliche Ostalgie) leider nicht tut. Die BSG Krupp-Guson hat nämlich ihre Wurzeln im MSC Preußen 1899. Dass sich nach der Wende ein Verein Preußen neugründete ist eben den verschlungenen Wegen der Delegiererei zuzuschreiben, bevor jetzt jemand schreit dass Preußen nicht der 1. FC sein kann. Da der 1. FC mit seinem Europapokalsieg und aufgrund der Fusion von SG Sudenburg und SG Lemsdorf jedoch zwei Stränge hat, ist ein andere Name heute (1. FC ) ja durchaus in Ordnung. Aber wieso denn eigentlich nicht 1. FC Magdeburg von 1899 anstatt stur die Zeit vor dem großen Dirigismus auszublenden???


    Aber ein paar Worte zu Mischka. Ich wohn ja nun auch in der Ostzone, also der ehemaligen DDR ;) und könnte nun Legenden stricken.


    Ich drück mich mal so aus: Man könnte natürlich auch (da die Bundesrepublik größer ist als die DDR) gleich doppelt so viele bundesdeutsche Mannschaften - also 4 - in die BGL Ligue Luxemburg integrieren und diese damit auf 18 aufstocken.


    Du merkst: So ein kleines bisschen Gefühl für regionale Proportionen muss man schon mitbringen. Genau das vermisse ich ja auch umgekehrt bei einigen Diskutanten hier, die locker Nord und Nordost zusammenkleben und keine Vorstellung davon haben, wie es ist im Unkreis von 100 km mal gerade auf sieben Vereine zwischen 1. und 5. Liga zu haben, von denen man keines deutlich unter einer Stunde Anreise erreicht.

  • Ich muss Wacker-Wiggerl aber insofern korrigieren, als dass der 1. FC Magdeburg sehr wohl seine Geschichte bis in die Gründerzeit zurückverfolgen (könnte) - was er aber (typisch dämliche Ostalgie) leider nicht tut. Die BSG Krupp-Guson hat nämlich ihre Wurzeln im MSC Preußen 1899. Dass sich nach der Wende ein Verein Preußen neugründete ist eben den verschlungenen Wegen der Delegiererei zuzuschreiben, bevor jetzt jemand schreit dass Preußen nicht der 1. FC sein kann. Da der 1. FC mit seinem Europapokalsieg und aufgrund der Fusion von SG Sudenburg und SG Lemsdorf jedoch zwei Stränge hat, ist ein andere Name heute (1. FC ) ja durchaus in Ordnung. Aber wieso denn eigentlich nicht 1. FC Magdeburg von 1899 anstatt stur die Zeit vor dem großen Dirigismus auszublenden??

    da fehlen jetzt aber ein paar Traditionskettenglieder dazwischen, da muss ich mal das Vereinslexikon und andere Quellen zu rate ziehen. Die SG Sudenburg ist also Nachfolger von Preußen anzusehen ?

    #22/5 5 Regional-Verbände = 5 Regional-Ligen = 5 Regional-Meister = 5 Aufsteiger

    Einmal editiert, zuletzt von Wacker_Wiggerl ()

  • Wir können uns ja mal ein Szenario ausdenken, was passiert, wenn eine europäische Superliga eingeführt wird. Sagen wir mal, eine eingleisige erste Liga und eine 4gleisige zweite Liga mit jeweils einem Aufsteiger und 4 Absteigern. Darunter die nationalen Ligen. Viele jetzige Bundesligisten wären dann auf einmal nur noch drittklassig.

  • Im Falle einer Europaliga hätten wir wohl das gleiche Szenario wie jetzt zwischen 4. und 3. Liga - nur verschärft. Meister der nationalen Ligen würden nicht aufsteigen, müssten nicht in Relegationsspiele 1:1, da dann ja immer noch über 20 Aufsteiger bestehen würden, sondern in umfassende Aufstiegsrunden.


    Noch wahrscheinlicher wäre dann wohl ein Franchisesystem wie in den USA. Wenn ein AC Parma pleite geht bewirbt sich eben Red Bull nicht mit RasenBallsport Leipzig, sondern mit Red Bull Leipzig oder dann doch gleich mit der Zentrale Red Bull Salzburg.


    Aber in den USA ist das System ja auch nicht wirklich durchlässig. Es gibt neben der führenden Profiliga ja oft noch unbedeutendere weitere Profiligen im gleichen Sport. Wäre vermutlich das beste man schüttelt für die Eventleute die ganzen Real Madrids, Bayern Münchens und FC Barcelonas ab und spielt eine abwechlungsreiche Bundesliga trotzdem aus. Irgendwann geht in einer Finanzblase dann die Europaliga völlig unter und der Bayerische Fußballverband reiht einen FC-Bayern-Nachfolger SC Bayern dann erst mal in die Bayernliga ein, ehe er sich erst mal wieder hocharbeiten muss und seine alte Dominanz verloren hat. Geiles Szenario!

  • Ich denke mal, dass es bei 16 Aufsteigern schon auch feste Aufstiegsplätze gibt, zumindest für Spanien, Deutschland, England, Italien und Frankreich. Die Erstplatzierten der anderen Länder müssten wohl in die Relegation. Vor allem in den Zwergstaaten wären bis zu 5 Runden notwendig.


    Mal angenommen, es sind vielleicht 22 Mannschaften in jeder Staffel. Dann wären es insgesamt 110 in der ersten und zweiten Superliga. Wenn sich dann ca. 12 deutsche Clubs qualifizieren, würden einige Vereine in die Drittklassigkeit abrutschen. Das würde wohl auch Traditionsvereine wie Werder Bremen, HSV oder VfB Stuttgart treffen. Die Absteiger aus der 1. Bundesliga und ein Großteil der 2. Bundesliga, vielleicht darf noch ein Drittligist "aufsteigen", wären dann Bundesliga (3. Spielklasse). Die restlichen Zweitligisten und die 3. Liga werden dann zur 4. Liga. Diese nimmt noch ein paar Regionalligisten auf und wird dann zweigleisig. Auf 5. Ebene findet sich dann die Regionalliga, in der unter anderem RW Essen spielt.


    Die deutsche Meisterschaft würde wahrscheinlich ihre Bedeutung verlieren, da der erstplatzierte ja noch ein paar andere Teams vor sich hat. Wäre also eher wie Meister der zweiten Liga. Dafür würde der DFB-Pokal wiederum Bedeutung dazu gewinnen, weil er dann der einzige richtige Titel auf nationaler Ebene sein wird.