Der Schach-Thread

Tja, was hab ich am Montag nochmal geschrieben?

Anand kontert Carlsens Sieg aus und gleicht in der dritten Partie aus. Er profitierte von einer besseren Vorbereitung und kannte wohl verschiedene praktisch gleiche Vorgängerpartien. Michael Adams - Levon Aronian [2013], Evgeny Tomashevsky - Alexander Riazantsev [2008] und Zoltan Gyimesi - Rafael Vaganian [2006] weichen jeweils erst um den 23. Zug herum von der gestrigen Partie ab. Anand dürfte diese Partien wohl gekannt haben und hat eine interessante Neuerung gefunden. Man darf Carlsen durchaus vorwerfen, dass er da geschlampt hat, denn wenn man solch ein System spielt sollte man auch berühmte Vorgänger kennen.

Auch für den Laien dürften die Ähnlichkeiten auffallen. Zum Durchklicken:

3. WM-Partie: http://www.chessgames.com/perl/chessgame?gid=1778632
Michael Adams - Levon Aronian [2013]: http://www.chessgames.com/perl/chessgame?gid=1733069
Evgeny Tomashevsky - Alexander Riazantsev [2008]: http://www.chessgames.com/perl/chessgame?gid=1510264
Zoltan Gyimesi - Rafael Vaganian [2006]: http://www.chessgames.com/perl/chessgame?gid=1568551

Es wird ja immer gerne auf die Vielfalt und Komplexität von Schach hingewiesen. Die gestrige Partie ist kein gutes Argument dafür.

WM ist übrigens Carlsen geblieben, am Ende doch überzeugend.

Schönes Bild von einem Topturnier in Katar:

Holländische Nr. 1 guckt bei russischer Nr. 2

Ich bin ja zum Glück aus der Jugendzeit raus. Bei vielen Eltern drehen beim Spiel der Kinder die Sicherungen durch (wie wohl leider bei fast jedem Sport).

Gerade russischstämmige Kinder werden mehr von dem eigenen Vater zum Schach getrieben als alles andere (letztendlich bestimmt nur ein kleiner Teil, aber die Wenigen bleiben einem im Kopf hängen).

Da fand ich meinen Vater wesentlich angenehmer. "Ich fahr dich zu Heimspielen und zu Treffpunkten für Auswärtsspiele und hol dich von da wieder ab. Alles andere organisierst du selber." War sicherlich nicht hilfreich, aus mir einen Großmeister zu machen, aber ich hab immer den Spass an meinem Hobby behalten.

Ich denke, das kommt bei jedem Sport/Wettbewerb vor, bei dem es folgende Kombination gibt:

talentiertes Kind + ambitionierter Elternteil + Kindheitswunsch des Elternteils auf Kinder projeziert

Ob das nun beim Fussball, Schach, Kinderschönheitswettbewerben oder Buchstabieren stattfindet hängt dann vom Kulturkreis ab.

An dieser Stelle erstmal nochmal extra Danke! für den eigenen Schachsmiley.

Die Teilnehmer der Schachbundesligasaison 2015/2016:

OSG Baden-Baden (Titelverteidiger)
SV Werder Bremen
SV Hockenheim
SK Schwäbisch Hall
SG Trier
SG Solingen
SK Turm Emsdetten
USV TU Dresden
Hamburger SK
SC Hansa Dortmund
SV Mülheim Nord
Schachfreunde Berlin
Bayern München
Erfurter SK (Aufsteiger 2. Bundesliga Ost)
SK Norderstedt (Aufsteiger 2. Bundesliga Nord)
SV Griesheim (Aufsteiger 2. Bundesliga Süd)

Im Schach ist die Leistungsgrenze leider sehr klar definiert. Normal dürften die Aufsteiger auch gleich wieder die Absteiger sein. Im Falle von "Polonia Griesheim" (eingekaufte Söldner aus dem B-Kader der Polen) ist das nicht sehr schade, aber die Selbstzahler-Pendeltruppen von Erfurt, Norderstedt und (brrr) dem FC Bayern München sind eigentlich sehr sympathisch. Leider fehlt da etwas das Geld, die Mannschaft durch 2-3 Spitzenspieler zu ergänzen.

Bei den letztjährigen überraschend starken Aufsteigern Dresden, Dortmund und Hall bleibt die Frage, ob der sportliche Erfolg gehalten werden kann. Gerade bei Schwäbisch Hall stellt sich die Frage der Nachhaltigkeit. Durchmarsch in die 1. Bundesliga, dann einige Spieler der Weltspitze eingekauft für den großen Angriff und jetzt für die zweite Saison schon die Ankündigung etwas kleinere Brötchen backen zu wollen. Die haben wohl auch etwas Dampf verloren. Persönlich glaub ich immernoch an ein Luftschloss, das man in ein paar Jahren wieder los ist.

Emsdetten und Mülheim haben erst auf den letzten Drücker gemeldet, da wird man auch nur um den Klassenerhalt spielen können.

Im Titelkampf wird sich nun wieder Solingen finden, die einen neuen Gönner gefunden haben und direkt mal Anish Giri (holländische Nr. 1 und Nr.7 der Welt) verpflichtet haben.

Mei, wenn man so den Alltag verfolgt und miterlebt fällt einem gar nicht auf, was sich alles verändert in der Bundesliga.

Wie vor 3 Jahren geschrieben hat die SG Solingen einen neuen sehr potenten Sponsor gefunden. Dies gipfelte in 2 Vizemeisterschaften und der Meisterschaft 2016, was nach 10 (!) Titeln in Folge für Baden-Baden doch sehr angenehm war. Hinter diesen beiden Teams kommt erstmal lange nichts. Auch im Jahr 2018 landeten diese Teams punktgleich auf Platz 1 + 2. Am 24. Mai kommt es zum Stichkampf um Platz 1. http://www.schachbundesliga.de…e-meisterschaft-am-24-mai

Oben gibt es durch Solingen etwas mehr Abwechslung aber das eigentlich Spannende ist immer der Abstiegskampf. Nominell gibts 4 Absteiger jedes Jahr. Aber durch Rückzuge gabs in den letzten Jahren öfter mal den Ligaverbleib als Dritt- oder gar Vorletzter.

Das jüngste Beispiel ist Schwäbisch-Hall (hatte ich lustigerweise schon vor 3 Jahren als Luftschloß bezeichnet. ). Da gab es im Vorstand Grabenkämpfe und Rosenkriege. Details z.B. hier: http://www.schachbundesliga.de…s-schlusspunkt-unter-vier

Geldmangel auch in Dortmund: https://sc-hansa.de/hansa-zieh…s-der-bundesliga-zurueck/

Turm Emsdetten hat sich inzwischen als Gesamtverein aufgelöst. Da hing alles an einer Person und die ist leider viel zu früh verstorben. Feiner Mann, aber auf dem Dorf ist das ja auch in anderen Sportarten so, dass die Last auf den Schultern einiger weniger ruht.

Mutig auch der Rückzug des Erfurter SK, der grundlegende Struktur- und Regelkritik an der Schachbundesliga nannte und damit mMn auch Recht hatte: http://www.erfurter-sk.de/incl…ath=article&contentid=394

Und dann noch ein besonderes Kuriosum: Die SG Trier wechselte nach England. http://www.deutschlandfunk.de/…ml?dram:article_id=385574

Zur kommenden Saison wird mit Viernheim ein echtes Schwergewicht aufsteigen und den Titelkampf wohl zu einem Dreikampf ausbauen. Mit der Finanzberaterfirma d-fine haben diese einen sehr potenten Sponsor hinter sich und haben bereits absolute Weltklasse in Liga 2 eingekauft.

Für Kopfschütteln bei mir sorgt der Aufstieg der Schachfreunde Deizisau, die ebenfalls wie der Meister von der Grenke Leasing gesponsort wird und direkt dem direkten Konkurrenten Bremen das Spitzenbrett wegkaufte. Das wäre so als wenn sich Hopp gleich 2 Bundesligisten gönnen würde und dadurch der Wettbewerb verwaschen wird. In einer chronisch armen "Sport"art wie Schach, wo man mit 30.000 € pro Jahr schon der Held vom Erdbeerfeld ist und man es bei den Funktionären mit reinen Ehrenämtlern zu tun hat ist man im Allgemeinen erstmal froh wenn mehr Geld in die Kassen gespült wird. Aber für mich ist die sportliche Neutralität unantastbar und die ist seit der vergangenen Saison nicht mehr gegeben.

Oha, ganz verdrängt, dass es das Thema hier gab.

Als Vorstandsmitglied von Mülheim-Nord war ich an vielen Sitzungen und Vorbereitungen auch der Schachbundesliga beteiligt. Nach vielen Versuchen und dem immer wieder ablehnen des "Brecht einfach ab" hoffe ich, dass nun diese Abschlussveranstaltung irgendwie durchgeht. Auch wenn es wohl bei dem Pensum einer Würfelei nahe kommt.

Eventuell bin ich als Vereinsvertreter vor Ort, muss urlaubstechnisch passen.

Das ist schon echt ne harte Nummer.

Aber gut, die Fide ist halt ähnlich korrupt wie die Fifa. Bzw. nein, sie sind es noch mehr, denn ich kann mich noch an eine Wahl zum Präsidenten erinnern wo offen mit Lobbygeldern auf Stimmjagd gegangen ist. Da wird dann natürlich auch unreflektiert an den Höchstbietenden vergeben.

Die angekündigte Bundesliga-Abschlussrunde hat heute gestartet.

Die Ausgangssituation oben: Hockenheim und Baden-Baden duellieren sich um Platz 1 (wobei Baden-Baden klarer Favorit ist). Kurios: Hockenheim hat Chancen Meister zu werden wird aber nach dieser Veranstaltung sich vom Profischach verabschieden und sich in die 3. Liga zurückziehen. Da sind während Corona diverse Sponsoren weggebrochen.

Spannend auf dem Papier ist auch der Abstiegskampf. Lingen hat sich schon vor Corona während der Saison zurückgezogen und steht als Absteiger fest. Auch die hoffnungslos unterlegenen Aachener warten noch auf ihren 1. Mannschaftspunkt.

Davor lagen dann Dresden (3 Punkte) Mülheim (4 Punkte) Speyer und Augsburg (jeweils 5 Punkte) und Berlin & Kiel (jeweils 6 Punkte) eng beieinander... wenn es denn noch sportlich tatsächlich um was gehen würde.

2 Vereine haben sich zurückgezogen und dann gab es Ende September eine weitere wichtige Nachricht: Aus der 2. Bundesliga Süd möchte kein Verein aufsteigen (Heusenstamm hatte noch lange mit sich gerungen, den Mehraufwand als kleiner Verein aber als zu groß eingeschätzt).

Somit steigt nur eine Mannschaft sportlich ab und dies wird zu 99 % Aachen sein.

Dennoch werde ich in den nächsten Tagen versuchen, euch ein wenig über das Bundesliga-Event auf dem Laufenden zu halten.

Wer die Partien live verfolgen möchte, dem sei diese Seite empfohlen: https://chess24.com/de/watch/l…ndesliga-2019-2020/10/7/3

Das freut mich doch sehr!

Tag 1 ist rum, Mülheim verliert gegen Berlin und spielt 4:4 gegen Dresden im Kellerduell.

Berlin hat sich mit 2 Siegen heute ins Mittelfeld verabschiedet, die restlichen Kellerkinder bangen weiter.

An der Spitze Hockenheim und Baden-Baden im Gleichmarsch.

Am ehesten eine Überraschung ist das 4:4 von Augsburg gegen Bremen.

Im Allgemeinen sieht man, dass die Aufstellungen nach 2 Jahren etwas durchgewürfelt wurden. Den Vereinen wurde die Möglichkeit eingeräumt bis zu 3 Spieler nachzumelden (die aber schon vor Corona im Verein sein mussten um nicht das Einkaufen von irgendwelchen Spielern zu begünstigen). Dies führt dazu, dass sich an vielen hinteren Brettern Spieler tummeln, die sonst eher in Liga 2 oder 3 zu finden wären.

Tag 2 des Abschlusswochenendes ist durch.

Und was für ein Tag: Bayern München schlägt Serienmeister Baden-Baden denkbar knapp mit 4,5-3,5. Es gibt also einen neuen Tabellenführer? NEIN! Denn auch Hockenheim patzt zeitgleich gegen Berlin mit 3,5-4,5.

Plötzlich gibt es an der Spitze einen Dreikampf: Baden-Baden und Hockenheim je 20 Mannschaftspunkte, Deizisau 19 Punkte - und alle 3 Teams spielen noch gegeneinander. Ein echter Kampf um den Titel also! So eine Spannung gab es lange nicht mehr.

Der reale Abstiegskampf ist entschieden. Nach 2 weiteren Niederlagen steigt Aachen in die 2. Bundesliga ab. Davor geht es jetzt nurnoch darum, dass man sich gut präsentiert und auch sportlich den Klassenerhalt erreicht hat. Da Mülheim und Dresden jeweils am Nachmittag siegen konnten springen beide vor Augsburg. Das härteste Restprogramm hat aber Speyer, die noch gegen alle 3 Titelanwärter spielen müssen und somit normalerweise bei ihren 7 Punkten bleiben werden.