81 deutsche Großstädte und ihre Top-Vereine

  • Kenne in Erfurt nur die Altstadt. Aber "An der Lache" scheint eines dieser Plattenbauwohngebiete zu sein.

    Ist das noch Fußball?

  • Alter Verwalter, An der Lache Erfurt. :rofl: Da hat aber auch kein auswärtiger Medienexperte mal drübergeschaut wie sich manche Namen anhören. :ablachen:

    Mal unabhängig von der unterschiedlichen Aussprache zur Gesichtsemotion, würde sich An der Pfütze Erfurt jetzt auch nicht viel besser anhören.


    matz In Erfurt gibt es ähnlich wie in einigen Ruhrpott-Städten große soziale Abgrenzungen zwischen den Stadtvierteln. Wobei z.B. das sozial-schwache Erfurt Nord auch nicht nur aus Plattenbausiedlungen (wie z.B. Roter Berg oder Rieth) besteht.


    Zitat

    Platz 37: Erfurt (213.981 Einwohner)

    ...

    Wunsch: Rot-Weiß Erfurt steigt in die Regionalliga auf

    Gerne auch wieder in Liga 3, zumindest wenn der FCC in Liga 2 ist.

    ...und niemals vergessen

    EISERN UNION!

  • Ich glaube, es ging mehr darum, Lache mit Lachen in Verbindung zu bringen. Oder Lache als Pfütze.

    Den "Norddeutschen" ist vermutlich nicht bekannt, dass Lache im Ober- und MItteldeutschen Sprachraum auch für einen kleinen See oder Bach stehen kann.

  • Einige dieser Großsiedlungen, in Schwedt oder Schwerin, habe ich mir nach der Wende ansehen dürfen. Habe mich natürlich auch über den Namen "An der Lache" gewundert, zumal der Stammverein ja ganz normal heißt. Hatte ähnlich Manfred auf einen See getippt, aber außer dass da Straßen, Gartenlokale, Haltestellen alles "an der Lache" heißt, konnte ich nichts entdecken. Außer der für Erfurt Nord dichten Bebauung, deshalb habe ich auf eine Großsiedlung getippt.

    Ist das noch Fußball?

  • Der Tipp mit dem kleinen See oder Tümpel ist wohl richtig. Laut Erfurt-Wiki heißt die Gegend seit 1918 so und bezieht sich auf Siedlung am Gewässer. Letzteres ist wahrscheinlich beim Bau der umliegenden Großsiedlungen verschwunden.

    ...und niemals vergessen

    EISERN UNION!

  • Erfurt ist eine sehr schöne Stadt. Das historische Zentrum, dazu gibts auch Stadtteile mit alten Villen aus der Zeit des Historismus. Die Jugendherberge liegt in so einer Ecke.

    Rot-Weiß darf gerne in die 3.Liga oder höher wiederkommen.

  • Platz 36: Lübeck (216.530 Einwohner)


    1. VfB Lübeck von 1919 (RL/4)


    2. 1. FC Phoenix im LBV Phönix von 1903 (RL/4)


    3. FC Dornbreite Lübeck von 1958 (OL/5)


    4. TSV von 1860 Travemünde (LL/6)


    5. Eichholzer SV (LL/6)


    Der letzte Lübecker Verein, der sich vor dem VfB Lübeck platzieren konnte, war Phoenix Lübeck in der Saison 1985/86 in der Verbandsliga. Ein letztmaliges Derby fand 2013/14 zwischen dem VfB und FC Dornbreite Lübeck in der OL Schleswig-Holstein statt. Das nächste Derby wird es in der kommenden Saison geben, diesmal in der Regionalliga Nord zwischen dem VfB und Phoenix. Die Grün-Weißen sind natürlich der dominierende Club in der Stadt, müssen sich aber immer wieder mal der lokalen Konkurrenz stellen, wenn sie in tiefere Gefilde abgerutscht sind.


    Der VfB Lübeck von 1919 heißt zwar so, stammt aber eigentlich aus dem Jahr 1945. Wie wohl kein anderer deutscher Verein hat der VfB seine Wurzeln zugleich im Arbeitersport und im Polizeisport. Aus dem Jahre 1919 stammt der Ballsportverein Vorwärts 1919 Lübeck aus dem Stadtteil St. Lorenz, der im Arbeitersportbund organisiert war. Vorwärts wurde allerdings 1933 von den Nationalsozialisten als Arbeitersportverein verboten.


    Zu einem großen Verein hatte sich vor dem Krieg die Sportvereinigung Polizei Lübeck entwickelt, die sich 1930 auch „zivilen“ Spielern öffnete und der 1931 der finanzielle angeschlagene VfR Lübeck beitrat. Die Betriebsmannschaft der Polizei hatte nicht nur im Kasernenhof einen Sportplatz errichtet, den auch der VfR und Vorwärts nutzten, sondern auch schon vor dem Krieg dem bürgerlichen LBV-Phoenix den Rang abgelaufen.


    Allerdings zog die Wehrmacht nach 1933 in die Kasernen ein und der Polizei SV musste seinen Platz räumen und zog stattdessen an die Lohmühle. Die war von den Mitgliedern des ATSV Lübeck (heute TuS Lübeck 1893 in der Kreisliga) errichtet worden, der 1933 ebenfalls verboten und enteignet worden war. Weniger schön war neben dem erzwungenen Umzug auch der vom Regime in den Kriegsjahren verordnete Name SG Ordnungspolizei.


    Mitglieder des alten BSV Vorwärts und des Polizeisportvereins gründeten 1945 im Restaurant der Lübecker Zuchtviehauktionshalle den VfB Lübeck. Der BSV Vorwärts brachte unter der britischen Besatzung den unbescholtenen Leumund der Arbeitersportler ein, der SV Polizei die aktiven Spieler und in der Spitze einen Gewerkschafter und Sozialdemokraten, den die Nazis einst aus dem Verein und Polizeidienst verbannt hatten.


    Unklar war der Spielort. Ein zäher Rechtsstreit entbrannte zwischen dem VfB Lübeck als Rechtsnachfolger der SV Polizei Lübeck und dem ATSV Lübeck als Erbauer der Lohmühle. Nachdem Toto-Gelder und städtische Hilfe dem ATSV ein eigenes Stadion ermöglicht hatten, übernahm der VfB die Lohmühle über einen Erbbaurechtsvertrag mit der Hansestadt. Auch aufgrund seiner proletarischen (Teil-)Vergangenheit fand der VfB im Arbeitermilieu im Kontrast zum bürgerlichen LBV-Phoenix schnell viel Rückhalt.


    In der Oberliga Nord konnte der VfB allerdings mit den großen Clubs des Nordens nicht mithalten. Vier Mal stiegen die Lübecker zwischen 1949 und 1963 ab, auch wenn gegen den HSV schon mal 17.000 Zuschauer kamen. In der Regionalliga Nord ab 1963 etablierte sich der VfB hingegen und konnte als größten Erfolg die Teilnahme an der Aufstiegsrunde zur Bundesliga 1969 verbuchen. Allerdings holte der VfB nur einen Punkt aus den Spielen gegen Alsenborn, Hertha Zehlendorf, dem Freiburger FC und RW Oberhausen.


    Danach aber begannen die ewigen Finanzkrisen des VfB. Eine Spielgemeinschaft mit Phoenix scheiterte 1972 am Veto des DFB. Dafür schafften die Lübecker es, bei der Einführung der 2. Bundesliga Nord nicht nur auf diese aus finanziellen Gründen zu verzichten, sondern auch gleich noch die Oberliga zu verpassen und bis in die viertklassige Landesliga durchgereicht zu werden. Im letzten Regionalliga-Jahr mussten so gleich beide Lübecker Clubs, VfB und Phoenix, in die Relegation für die Oberliga, die Phoenix erfolgreich bewältigte, während der VfB dem Bremer SV und dem SC Poppenbüttel den Vortritt lassen musste.


    Von 1977 bis 1983 hielten sich die Grün-Weißen in der Oberliga Nord, dann ging es für lange Zeit in die viertklassige Verbandsliga, aus der man 1991 fast auch noch abgestiegen wäre. Erst 1993 gelang die Wende. Innerhalb von zwei Jahren schaffte es der VfB für zwei Spielzeiten in die 2. Bundesliga und damit erstmals über die Grenzen des norddeutschen Fußballs hinaus. Dabei ging der VfB noch in die Annalen ein, als Heinz Höher bei seinem Comeback-Versuch als Trainer am ersten und einzigen Arbeitstag mit einem Kreislaufkollaps zusammenbrach.


    Eine genauso kurze Episode in der 2. Bundesliga gelang noch mal 2002-2004. Ab 2004 steckten die Grün-Weißen dann in der Regionalliga Nord fest. 2012 wurde die Insolvenz beantragt. Gönner, Mitglieder, Fans mussten den Verein am Leben erhalten. Es folgte eine sogar Saison in der fünftklassigen Schleswig-Holstein-Liga mit dem lokalen Konkurrenten Dornreite Lübeck. 2020 gelang erstmals der Sprung in die 3. Liga, pandemiebedingt ohne Zuschauer und mit einem sofortigen Wiederabstieg.


    Im Schatten des VfB standen seit dem Krieg die Phoenix-Adler. Der von Lübecker Kaufleuten gegründete Lübecker Ballspiel-Club war 1903 der erste eigenständige Fußballverein in der Hansestadt Lübeck. Nach dem 1. Weltkrieg wurde aus dem LBC ein LBV. Der SV Phoenix entstand 1923, als sich die einst von angehenden Lehrern gegründete Fußballabteilung aus der Lübecker Turnerschaft ausgliederte. Sowohl Phoenix als auch LBV galten als elitär mit gut betuchten Gönnern und legten Wert aufs Abitur. 1924 wurde aus beiden Vereinen der LBV-Phoenix. Auf den Bindestrich wurde dabei besonders geachtet.


    Nach dem Krieg verpasste Phoenix die Qualifikation für die Oberliga. Gegen den VfB wurde nur gespielt, wenn dieser mal wieder abgestiegen war. Ansonsten maß man sich mit den lokalen Konkurrenten ATSV Lübeck, dem TSV Kücknitz (heute Kreisliga) oder dem TSV Siems (heute Kreisklasse A). 1956 ließ man den VfB in der 2. Liga hinter sich, 1957 stiegen beide Lübecker Vereine zusammen in die Oberliga Nord auf. Zwei Vereine in der Oberliga Nord hatten zuvor nur Hamburg, Bremen, Hannover und Osnabrück aufzuweisen. In der Folgesaison rettete sich Phoenix mit einem Punkt Vorsprung vor dem VfB, der postwendend wieder absteigen musste. Erstmals war Phoenix alleine erstklassig, eine Wende im Lübecker Fußball wurde daraus aber nicht.


    1960 drehte der VfB den Spieß um und rettete sich in der Oberliga mit einem Platz Vorsprung vor Absteiger Phoenix. In der Amateurliga Schleswig-Holstein dasselbe Lied 1961/62. Der VfB ging als Zweiter in die Aufstiegsrunde, Phoenix als Dritter leer aus. Es folgten für die Adler Jahre in der Zweit- und Drittklassigkeit und Spiele gegen den TSV Schlutup (heute Kreisliga) und TuS 93 (ehemals ATSV). Erst 1967 kehrte Phoenix für sieben Jahre in die Regionalliga Nord zurück. Es war zugleich das beste Jahr für Phoenix. Am Ende der Saison war man bester Club Schleswig-Holsteins und hatte mit 4.100 Zuschauern sogar knapp den VfB in der Gunst der Lübecker hinter sich gelassen.


    Das Geld, das die Fußballer in jener Zeit verschlangen, wurmte allerdings den restlichen Verein, so dass 1971 die Fußballabteilung des LBV-Phönix als 1. FC im LBV-Phönix unabhängig wurde. Die Qualifikation für die 2. Bundesliga Nord wurde aber verpasst, innerhalb von einem Jahr wurde Phoenix im Anschluss bis in die Landesliga durchgereicht, wovon sich der Verein nicht mehr erholen sollte. Bis 1989 spielte Phoenix fast durchgehend in der vierten Liga, dann ging es bis in die Bezirksliga. 1998 musste sich der Verein aus finanziellen Gründen aus der Oberliga, in die man zurückgekehrt war, wieder in die Bezirksliga zurückziehen. 2008 hatte man sogar die Niederungen der Kreisliga erreicht. Erst 2020 kehrte Phoenix nach 41 Jahren wieder in den norddeutschen Fußball mit dem Aufstieg in die Regionalliga zurück.


    Nummer drei der Stadt ist gegenwärtig der Fußball-Club Dornbreite Lübeck von 1958, der sich seit einigen Jahren zu einer Fahrstuhlmannschaft zwischen Oberliga und Landesliga entwickelt hat. Dornbreite ist der Name des Bezirks, die in Lübeck durchaus originell betitelt sind. So ist der letzte Club in der Lübecker Fußball-Hierarchie gegenwärtig der SC Buntekuh.


    Davor hatte den zweiten Platz im Lübecker Fußball u.a. der 1948 von Heimatvertriebenen in einem DRK-Barackenlager gegründete Eichholzer SV aus dem Stadtteil St Gertrud inne. 1999 erreichte der Verein die Oberliga Hamburg/Schleswig-Holstein. Sportlich hielt man mit, finanziell bei nur 200 Zuschauern nicht. Der ESV zog sich freiwillig in die Bezirksliga zurück und musste danach bis in die Kreisklasse B abtauchen. Erst aktuell gelang die Rückkehr in die Landesliga. Dort spielt auch der TSV Travemünde, eigentlich eher bekannt für seine Frauenhandballerinnen „Die Raubmöwen“. Zwischen 2000 und 2008 war auch die SpVgg Rot-Weiß Moisling (heute Kreisklasse C) als Oberligist Nummer 2 in Lübeck.


    Wunsch: Der VfB spielt noch mal dritte Liga mit Zuschauern, Phoenix etabliert sich in der Regionalliga und TuS 93 kehrt in die Verbandsliga zurück.

    Ist das noch Fußball?

  • Und der SC Buntekuh spielt in einer noch zu gründenden Liga mit Vereinen, die Supernamen haben.

    Buntekuh? War das nicht ein Schiff? Eine Hansekogge oder gar des Störtebekers Schiff?

    „Meine Herren! Wie ich soeben höre, hat der Zug zwölf Minuten Verspätung!
    Zwölf kostbare Minuten! Ich bin sehr gespannt, was Sie nun mit diesem Geschenk anfangen!“

  • Buntekuh? War das nicht ein Schiff? Eine Hansekogge oder gar des Störtebekers Schiff?

    Es gibt reichlich Bedeutungen:


    https://de.m.wikipedia.org/wiki/Bunte_Kuh

    Ja, aber hier wohl offenbar doch "nur" der Stadtteil. Wobei der Gedanke mit der Kogge wohl schon einige hatten

    https://de.wikipedia.org/wiki/L%C3%BCbeck-Buntekuh#Name

    „Meine Herren! Wie ich soeben höre, hat der Zug zwölf Minuten Verspätung!
    Zwölf kostbare Minuten! Ich bin sehr gespannt, was Sie nun mit diesem Geschenk anfangen!“

  • Oder Lache als Pfütze.

    Den "Norddeutschen" ist vermutlich nicht bekannt, dass Lache im Ober- und MItteldeutschen Sprachraum auch für einen kleinen See oder Bach stehen kann.

    'Lacke' würde der Wiener schreiben

    #22/5 5 Regional-Verbände = 5 Regional-Ligen = 5 Regional-Meister = 5 Aufsteiger

  • Wunsch: Rot-Weiß Erfurt steigt in die Regionalliga auf

    Wunsch: Rot-Weiß spielt drittklassig, umbenannt FC Spvgg {02/03} Erfurt-{Nord} fünftklassig

    #22/5 5 Regional-Verbände = 5 Regional-Ligen = 5 Regional-Meister = 5 Aufsteiger

  • Platz 35: Mainz (218.578 Einwohner)


    1. 1.Fußball- und Sportverein Mainz 05 (BL/1)


    2. Turn- und Sportverein Schott Mainz (RL/4)


    3. SV 1919 Gonsenheim (OL/5)


    4. FC Basara Mainz (VL/6)


    5. TSG 1846 Mainz-Bretzenheim (LL/7)



    Hin und wieder gibt es ja Klagen über unbefriedigende Zuschauerzahlen in Mainz. Wenn man zur Mainzer Fußballgeschichte recherchiert, stößt man durchaus auf Hinweise, dass Fußball schon in seiner Anfangszeit im katholisch geprägten Mainz eher verpönt war. Wäre auch eine interessante Frage, ob Städte, in denen sich der Fußball nur langsam entwickelte, auch heute noch eher weniger Zuschauerinteresse haben.


    Nichtsdestotrotz gehört Mainz 05 mit mittlerweile 15 Spielzeiten schon fast zum Establishment in der Bundesliga. Danach sah es aber lange nicht aus. 1905 gegründet als „1. Mainzer Fußballclub Hassia 1905“, benannt nach dem Großherzogtum Hessen. 1906 trat der FC Viktoria Mainz bei. 1912 fusionierte 05 mit dem MFC Hermania 07 und hieß 1. FC Hassia-Hermania 05, dann 1. Fußballverein Mainz 05. 1919 kam auch noch der SV Mainz 08 hinzu. Nun hieß man 1. Mainzer Fußball- und Sportverein 05. Der weiteren Einbindung in einen Mainzer Großverein im Dritten Reich standen dann aber auch die zum Teil jüdischen Wurzeln des FSV im Wege.


    Die 05er waren allerdings im Südwesten in der Oberliga nach dem Krieg meist nur Mittelmaß. In der Regionalliga qualifizierte sich Mainz 05 nur einmal für die Aufstiegsrunde zur Bundesliga 72/73, scheiterte aber an Fortuna Köln. Zu dieser Zeit waren die Mainzer mal finanziell besser aufgestellt. Zur Hilfe war auch der damalige Mainzer Oberbürgermeister Jockel Fuchs geeilt, der den 05ern den Zahnpastahersteller Blendax (blend-a-med, Strahler 70) als Großsponsor vermittelt hatte. Die Zuschauerresonanz stieg in der Folge von 1.667 Ende der 60er Jahre auf 5.700 im Jahr 72/73.


    1964/65 waren die Mainzer sogar nur Nummer zwei in der Stadt und 66/67 stand stattdessen die Sportvereinigung Weisenau-Mainz (heute Bezirksliga) an der Tür zur Bundesliga: Nur drei Punkte fehlten den Weisenauern zum 1.FC Saarbücken, der an ihrer statt an der Aufstiegsrunde teilnahm. 1911 wurde SVW als FC Borussia gegründet, später VfR benannt und nach einer Fusion mit dem Erzrivalen SC Olympia Weisenau als SV Weisenau am Start (in den besten Zeiten in den 60ern kam auch noch der Stadtname hinzu).


    Die Weisenauer waren so stolz, dass sie einen Fusionsplan des FSV Mainz 05 Ende der 1960er mit überwältigender Mehrheit abschmetterten, so dass man bei 05 gar nicht mehr abstimmte. Stattdessen stiegen die Weisenauer allerdings 1970 aus der Regionalliga ab. Punktgleich mit dem FC Homburg, der am letzten Spieltag aber 5-1 gegen den Dritten Südwest Ludwigshafen gewonnen hatte. Die Weisenauer witterten Schiebung, auch weil sich zuvor in einem Spiel Weisenauer Spieler mit dem Ludwigshafener Publikum geprügelt hatten. Zu Beginn der 80er Jahre verschwanden die Weisenauer komplett aus dem hochklassigen Südwest-Amateurfußball.


    Trotzdem ging die SV Weisenau in die Geschichte ein. Zumindest in England. Im „Book of heroic failures“, einer Sammlung menschlicher Dummheit und Unfähigkeit, finden sich die Weisenauer in illustrer Gesellschaft wie der von Teruo Nakamura, einem japanisch-taiwanesischen Soldaten, der sich vor den Amerikanern im Dschungel versteckt hielt, weshalb der 2. Weltkrieg für ihn erst 1974 endete.


    Die SV Weisenau wiederum, so will es die Legende, hatte 1973 die Freizeitmannschaft des Oxbarn Social Club zum Testspiel eingeladen, in der irrigen Annahme, es handele sich um die Wolverhampton Wanderers. Die Engländer wiederum glaubten, auf eine ähnliche deutsche Kneipenmannschaft zu treffen, ein Irrtum, der ihnen erst beim Anblick des vollen Weisenauer Stadions aufging. Über das Ergebnis streiten die Experten: Bei Wiki ist es ein 20-0, im englischen Buch ein 21-0, beim Historiker Hardy Grüne gar ein 26-0. Die peinlich berührten Engländer sollen zu Hause erzählt haben, gegen einen Bundesliga-Club gekickt zu haben.


    Mainz 05 erging es in jener Zeit auch nicht viel besser. In der 2. Bundesliga Süd kamen oft weniger als 3.000 Zuschauer, der Verein hatte 600.000 Mark Schulden angehäuft. Schließlich übernahm Blendax einen Teil der Schulden, unter der Maßgabe, dass Mainz 05 keine Zweitligalizenz mehr beantragt. 1976 ging es so für zwölf Jahre in den Amateurfußball. Der Wiederaufstieg misslang, 1982 kam der Vereinschef bei einem mysteriösen Autounfall ums Leben, zugleich wurde offenbar, dass er Gelder seines Arbeitgebers für 05 veruntreut hatte. Erst 1988 gelang die Rückkehr in den Profifußball. 2001 übernahm Jürgen Klopp das Traineramt, der Rest ist jüngere 05er Bundesligageschichte.


    Die Position der Nummer Zwei der Stadt ist hingegen in Mainz häufig umkämpft. VfL Fontana Finthen gehörte 1952 zu den Gründungsmitgliedern der Amateurliga Südwest und spielt heute Landesliga ebenso wie Fortuna Mombach 1975. Die Fußballvereinigung 1903 Mainz-Mombach zählt zu den ältesten reinen Fußballvereinen Rheinhessens und spielte von 1960 bis 1972 in der 1. Amateurliga Südwest (heute in der C-Klasse).


    Lange Zeit sah es so aus, als sei der Sportverein 1919 Mainz-Gonsenheim die unumstrittene Nummer Zwei. Von 1947-49 noch Erstligist und zwischen 1951 und 1971 mehrfach in der Amateurliga Südwest, verschwanden die Gonsenheimer danach für lange Zeit von der Bildfläche. 2010 gelang der Aufstieg in die Oberliga Südwest bis 2018, allerdings ohne großes Faninteresse.


    Mittlerweile ist der Turn- und Sportverein Schott Mainz an den Gonsenheimern vorbeigezogen. Der TSV wurde 1953 als Breitensportverein und Werksverein des Optik- und Glaskonzern Schott gegründet. Erst ab 2002 wurde der damalige Kreisligist finanziell und strukturell vom Konzern besser ausgestattet. Von da an ging es bis 2014 bis in die Oberliga und 2017 sogar in die Regionalliga, obwohl zu dieser Zeit die finanziellen Mittel des Schott-Konzerns gekürzt wurden. Im ersten Jahr stieg Schott wieder ab, in der letzten Saison wieder auf.


    Während 2003 ein englisches TV-Team noch einmal einen Bericht über das Weisenauer Freundschaftsspiel drehte, geriet Schott 2017 in den Fokus der chinesischen Sportpolitik, weil das umstrittene Experiment einer chinesischen U20 in der Regionalliga nach dem Spiel gegen den TSV wegen antichinesischer Proteste beendet wurde.


    Heute reisen eher japanische TV-Teams nach Mainz, weil 2014 der FC Basara Mainz, der erste und bis­lang ein­zige deutsch-japa­ni­sche Verein gegründet wurde, der in fünf Jahren fünfmal aufstieg und japanischen Fußballern den Sprung in den europäischen Fußball ermöglichen soll. Hinter dem Verein stehen der Spielervermittler Takashi Yama­shita und Ex-Profi Shinji Oka­zaki.


    Wunsch: Der SV Weisenau kehrt in die Landesliga zurück.

    Ist das noch Fußball?

  • Platz 35: Mainz (218.578 Einwohner)

    Ah, endlich geht es weiter, hatte schon Entzugserscheinungen. Vielen Dank für diese tollen Beiträge

    Heute reisen eher japanische TV-Teams nach Mainz, weil 2014 der FC Basara Mainz, der erste und bis­lang ein­zige deutsch-japa­ni­sche Verein gegründet wurde, der in fünf Jahren fünfmal aufstieg und japanischen Fußballern den Sprung in den europäischen Fußball ermöglichen soll. Hinter dem Verein stehen der Spielervermittler Takashi Yama­shita und Ex-Profi Shinji Oka­zaki.

    Wieder mal was neues gehört. Kannte bislang nur den 1996 gegründeten VfB Japan in Stuttgart, der allerdings kein eigenständiger Verein ist sondern dem Stuttgarter SC angegliedert ist (oder war) und der nur im Freizeitfußball aktiv ist (oder war). Ob die Jungs noch aktiv sind, war mir nicht herauszufinden.

    „Meine Herren! Wie ich soeben höre, hat der Zug zwölf Minuten Verspätung!
    Zwölf kostbare Minuten! Ich bin sehr gespannt, was Sie nun mit diesem Geschenk anfangen!“

  • Der Kul­turmix pro­vo­ziert Miss­ver­ständ­nisse: Als der Abwehr­chef in einem Trai­ning laut „Hin­ter­mann“ ruft, liegt die japa­ni­sche Frak­tion lachend am Boden. Sie haben „Kin­tama“ ver­standen, was auf Japa­nisch den männ­li­chen Hoden meint.

    :lachen:

    „Meine Herren! Wie ich soeben höre, hat der Zug zwölf Minuten Verspätung!
    Zwölf kostbare Minuten! Ich bin sehr gespannt, was Sie nun mit diesem Geschenk anfangen!“