Es geht ja sogar soweit, dass der Stadionsprecher bei Hertha partout nicht Schalke sagen darf, sondern so Sachen wie "Gelsenkirchen wechselt aus" bölkt. Albern.
Der Hintergrund ist natürlich, dass Hertha 30 Jahre keinen Rivalen hatte. Ohne das geht es im Fußball eben nicht. Die Schwarz-Gelben werden sich zwar über den Schalker Abstieg freuen, aber irgendwann auch merken, dass was fehlt, wenn man nur gegen Hoffenheim, Leipzig oder Wolfsburg kickt.
Die stadtinterne Konkurrenz von Hertha (TeBe, BW90, Tasmania) war in den 70ern und 80ern keine und die natürlichen Rivalen in 90 Minuten Fahrtzeit (Leipzig, Dresden, Magdeburg) lagen in einem anderen Staat. Da musste man sich eine künstliche Rivalität schaffen. Unter einem dösigen Vorwand, in diesem Fall den Schalker Pokalsieg gegen Hertha am grünen Tisch 1972. Der wahre Grund lag aber wohl darin, dass S04 in den 70ern schon ein recht reise- und prügelfreudiges Publikum hatte, in größerer Zahl auftauchte und zudem aus einem ähnlichen Milieu wie der gemeine Hertha-Fan stammte.
In den 80ern machte ich bei einem Fußballspiel in Frankreich in einer Bar mal die Bekanntschaft eines (recht nazimäßigen) Hertha-Frosches. Der versuchte mir und meinen Kumpels einen grenzdebilen Saarbrücker Skinhead anzudrehen ("es gibt Doofe, ganz Doofe und dann gibt es den da"). Der Saarbrücker war seiner gesamten Kohle beraubt, wußte nicht, wie er nach Hause kommen sollte und hing nun wie eine Klette an ihm. Das war seinen Plänen, noch eine Französin klarzumachen, um dann aus dem "Scheißland" zu verschwinden, sehr im Weg. Während wir dem Saarbrücker nun zu erklären versuchten, dass Gelsenkirchen nicht in der Nähe des Saarlands liegt, erzählte der Herthaner von Schlägereien mit Schalkern in Braunschweig. Offensichtlich fuhr man als Herthaner in den 70ern und 80ern auch schon mal in den nächstgelegenen Bundesliga-Ort, um S04-Fans einen Besuch abzustatten. Wie ja überhaupt die Feindschaften und auch die Fan-Freundschaften eher aus dem Spektrum der rustikaleren Fans stammen und dann von der Masse der Fans übernommen werden.
Ich hoffe sehr, dass Union mal diese Rolle des Erzfeinds übernimmt, den das wäre nur natürlich. Ich selbst habe hier vor Ort einige nette Hertha-Bekannte. Den wünsche ich den Abstieg nicht, andererseits könnte man dann gemeinsam die 2. Liga verfolgen
Dem windigen Windhorst würde ich es allemal gönnen.