81 deutsche Großstädte und ihre Top-Vereine

  • Klutsch, meine Aussage war auf Spiele bezogen, wo ich selber im Stadion war. Dresden fehlt mir leider noch, über die Qualität und Quantität vom K-Block müssen wir nicht reden. Definitiv führend in Deutschland.

    "Die großen Trainer haben schließlich alle gesoffen: Weisweiler, Happel, Zebec.
    Und ich gehöre ja auch zu den Großen." (Udo Lattek)

  • Platz 30: Chemnitz (244.401 Einwohner)


    1. Chemnitzer FC (RL/4)

    2. SG Handwerk Rabenstein (VL/6)

    3. BSC Rapid Chemnitz (LK/7)

    4. VFB Fortuna Chemnitz (LK/7)

    5. SV Eiche Reichenbrand (LK/7)


    Dank der Industrialisierung war Chemnitz schon 1883 Großstadt. Die zahlreichen Wirrungen der Namengebung ostdeutscher Fußballvereine setzt Chemnitz die Spitze auf. Nicht nur wechselten hier die Trägerbetriebe samt Branchen, sondern auch noch der Name der Stadt. 1953 beschloss die DDR-Führung, die Stadt nicht mehr nach dem Nebenfluss der Zwickauer Mulde zu benennen, sondern nach dem Philosophen und Ökonomen Karl Marx.


    Dabei war fußballerisch anfangs alles ganz einfach. Studenten des Technikums Mittweida gründen 1899 den Chemnitzer SC Britannia. Als solcher ist der Club Gründungsmitglied des DFB. Als Repräsentant bei der Gründungsversammlung vertritt Udo Steinberg den Club. Steinberg ist – wer wüsste es nicht – der erste Torschütze im spanischen El Classico (für Barcelona). Wie vielerorts entfällt das Britannia schnell. Daraus wird der Chemnitzer BC 1899, kurz CBC. Die lokale Konkurrenz wie SV Sturm Chemnitz, Teutonia 01 Chemnitz, SC Reunion Chemnitz beherrscht der Vorzeigeverein CBC zumeist deutlich.


    Auf mitteldeutscher Ebene zieht er gegen die Leipziger und Dresdner Konkurrenz aber immer den Kürzeren. Als Vizemeister und Pokalsieger nimmt der CBC immerhin 1927 an der Deutschen Meisterschaft teil, scheidet aber gegen den Club aus Nürnberg aus. 1929 verliert der CBC noch einmal das Finale in Mitteldeutschland. 1933 ist der Verein zahlungsunfähig und muss neu gegründet werden.


    Zu diesem Zeitpunkt gibt es aber schon eine neue Nummer Eins in der Stadt, den Polizei-Sportverein Chemnitz. Für den PSV wird das Stadion an der Gellertstraße errichtet, damals (1934) noch an der Planitzstraße. 1932 und 1933 nimmt der PSV an der Deutschen Meisterschaft teil, 1935 scheitern die Polizeisportler knapp an Schalke 04 im Halbfinale, 1936 in der Gruppenphase.


    Nach 1945 geht es wie überall in der DDR mit lokalen Sportgemeinschaften wieder an den Ball. In Chemnitz etwa mit der SG Chemnitz-Nord, der SG Chemnitz-West oder der SG Chemnitz Schloß. Besonders erfolgreich ist die SG Nord, die 1950 den FEWA-Werken zugeschlagen wird. Fewa war bekanntlich ein FEinWAschmittel, das erste seiner Art und in Chemnitz erfunden. Ebenso wurde dort das Spülmittel fit produziert. In der DDR wurden die FEWA-Werke zum VEB Fettchemie.


    Aus der BSG Nord wird so erst die BSG Fewa Chemnitz, dann die BSG Chemie Chemnitz (zum Glück nicht Fettchemie), 1953 die BSG Chemie Karl-Marx-Stadt. 1956 wechselt der Club von der Chemie zum Maschinenbau, genauer zum VEB Werkzeugmaschinenkombinat Fritz Heckert, dem größten Werkzeugmaschinenbauer des Ostblocks. Fortan heißt es Sport-Club Motor Karl-Marx-Stadt. Das Motor entfällt auch noch und 1966 heißt der Verein dann endlich FC Karl-Marx-Stadt.


    In den 50er Jahren reicht es für die Karl-Marx-Städter gerade mal zu vier Spielzeiten in der Oberliga. Ab 1962 ist man aber bis auf eine Saison durchgehend Oberligist. Nur einmal werden die Himmelblauen überraschend DDR-Meister, im Jahr 1967. Sonst dümpeln die Chemnitzer eher im Mittelfeld der Oberliga herum.


    Der restliche Chemnitzer Fußball bleibt zu DDR-Zeiten unscheinbar. Aus der SG Chemnitz-West wird die BSG Motor West Karl-Marx-Stadt, die 1972 wegen Erfolglosigkeit aufgelöst wird. Aus der SG Chemnitz Schloß wird die BSG Motor „Fritz Heckert“ Karl-Marx-Stadt, deren Reste heute im VfB Fortuna Chemnitz stecken. Motor Ascota Karl-Marx-Stadt geht nach mehreren Fusionen in den BSC Rapid Chemnitz auf. Erwähnenswert noch die Spielvereinigung Viktoria 03 Einsiedel (heute Kreisoberliga) als einer der seltenen Clubs, die zu DDR-Zeiten keiner BSG angeschlossen wurden.


    Das Ende der DDR verkraften die Chemnitzer vom CFC zunächst besser als viele andere Mannschaften. 1990 wird der Verein noch Vizemeister, scheitert aber im UEFA-Cup am BVB. Im letzten Jahr der Oberliga gelingt aber die Qualifikation für die 2. Bundesliga. Seit 1990 heißt die Stadt auch wieder Chemnitz. Der Chemnitzer FC (Bestrebungen an die Tradition des CBC anzuknüpfen, werden bei der Umbenennung verworfen) hält sich in der 2. Bundesliga bis 1996. Nach drei Jahren Regionalliga kehrt der CFC noch einmal für zwei Jahre in die 2. Bundesliga zurück. Dann folgt der erneute Abstieg und der CFC bleibt für ein Jahrzehnt der Profi-Bühne fern, mit dem Tiefpunkt zweier Oberliga-Spielzeiten.


    Erst 2011 ist der CFC wieder auf der nationalen Fußballkarte vorhanden und hält sich wacker in der 3. Liga. Mit der Insolvenz 2018 beginnen dann unruhige Zeiten, die im erneuten Abstieg enden.


    Die Nummer Zwei der Stadt ist heute etwas überraschend die SG Handwerk Rabenstein. Zu DDR-Zeiten sind die Rabensteiner als BSG Motor 8. Mai dem VEB Großdrehmaschinenbau 8. Mai, den früheren NILES-Werken Siegmar, zugeordnet. Ihren Weg kennzeichnen miserable Platzverhältnisse und marode Umkleidekabinen fast durch die gesamte DDR-Zeit. Erst nach der Wende werden die Sportanlagen saniert. Nun fehlt aber der SG Handwerk Chemnitz eine Spielstätte, da deren Sportplatz einem Neubau weichen musste. So fusionieren die SG Handwerk und der TSV 1862 Rabenstein. Wie es sich für Handwerker gehört, ist der Sportpark Rabenstein in der Folge in Eigenleistung proper ausgebaut worden.


    Die restlichen Chemnitzer Traditionsvereine sind dahinter zurückgefallen. Aus der ehemaligen Reunion Chemnitz (später FC Hohenzollern, VfB Chemnitz, Sportvereinigung 01, BSG Motor „Fritz Heckert“ Karl-Marx-Stadt) wird nach 1990 wieder der VfB Chemnitz und 2005 aus einer Fusion mit SV Fortuna Furth Glösa der VfB Fortuna Chemnitz. Zwischen 1991 und 2003 noch Stammgast in der Oberliga, gelang die Rückkehr in die Spitze des sächsischen Amateurfußballs nur noch kurz zu Beginn der 10er Jahre. Aus der ehemaligen BSG Chemie wird nach 1990 wieder der Traditionsclub SV Rapid Kappel, aus Motor Ascota und Motor Modul wird der Altchemnitzer BSC 97 und 2001 aus allen Dreien dann der BSC Rapid Chemnitz. Den Chemnitzer Vereinen sei von Herzen für die nächsten 100 Jahre gegönnt, von Fusionen und Namensänderungen verschont zu bleiben.


    Wunsch: Der CFC spielt wieder in der 3. Liga.

    Ist das noch Fußball?

  • Die Fans FC Karl-Marx-Stadt hatten 1989 das große Glück als erste Fans eines DDR Vereins ganz legal zu einem Europapokalspiel im Westen reisen zu dürfen! Nachdem man in der 1.Runde noch Boavista Porto ausschalten konnte und in der 2.Runde der FC Sion keine große Herausforderung war, gab es dann in der 3.Runde (Achtelfinale) das Hammerlos! Zu dem Spiel bei Juventus Turin am 22.11.1989:

    https://www.fussballdaten.de/e…e/juventusturin-chemnitz/

    fuhren 430 FCK Fans nach Italien!

    https://www.cfc-fanpage.de/spe…89_cfc_turin_20jahre.html

    Die waren dann allerdings eine Nummer zu groß für die Chemnitzer.... Dennoch sehr geil für die Leute nur wenige Tage nach dem Fall der Mauer im Westen sein zu dürfen....

  • Platz 29: Kiel (246.794 Einwohner)


    1. Kieler Sportvereinigung Holstein von 1900 (2. BL/2)


    2. Inter Türkspor Kiel (OL/5)


    3. FC Kilia Kiel von 1902 (LL/6)


    4. SV Ellerbek Comet Kiel (LL/6)


    5. SSG Rot-Schwarz Kiel (VL/7)/Wiker SV (VL/7, Parallelstaffel)


    Schleswig-Holstein ist bekanntlich das einzige westdeutsche Bundesland, das nie einen Bundesligisten an den Start brachte, aber immerhin einen deutschen Meister. 1912 gewann die KSV Holstein den Titel, damals noch als FV Holstein.


    Und noch ein Alleinstellungsmerkmal hat Kiel. Seit Beginn der Norddeutschen Fußballmeisterschaft 1905/06 ist mit Holstein Kiel immer derselbe Verein die Nummer 1 im Fußball in der Stadt. Zwei Vizemeisterschaften 1910 und 1930 kommen noch zum Meistertitel hinzu. Die „Störche“, die in Zeiten, als es noch wenig Fotos, aber viele Karikaturen in den Zeitungen gab, aus nicht ganz erklärlichen Gründen als solche gezeichnet wurden, haben ihre Wurzeln im Kieler Fußball-Club Holstein von 1902, ab 1908 Kieler FV Holstein, einer Schülertruppe, die schnell zu einer dominierenden Kraft im Fußball Norddeutschlands wurde.


    Der erste Fußballverein der Ostseestadt war allerdings der 1. Kieler Fußball-Verein von 1900. Der verlor 1902 zahlreiche Spieler, die den FC Kilia Kiel gründeten, und büßte deshalb an Bedeutung ein. 1917 schloss man sich den Holsteinern an, die das Gründungsdatum des 1. KFV übernahmen, zur Kieler Sportvereinigung Holstein von 1900.



    An die KSV Holstein reichte in der Ostseestadt schon vor dem Krieg kein Verein heran. Der FC Kilia, zwischendurch auch mal FVgg Kilia, ebenso wenig wie Union-Teutonia Kiel, 1919 durch die Fusion des FC Union Kiel und FC Teutonia Kiel entstanden (heute Kreisliga), obgleich auch sie an der Norddeutschen Fußball-Meisterschaft teilnahmen.


    Oder die Gauligisten Borussia Gaarden, nach Fusion 1972 mit dem TSV Gaarden als TuS 1875 Gaarden heute in der Kreisklasse B unterwegs, und SV Friedrichsort (heute Kreisliga). Borussia Gaarden war kurzzeitig der Liebling der Werftarbeiter, der Stadtteil am Kieler Ostufer der Förde blühte auf, als Kiel 1867 Reichmarinehafen wurde. Die bürgerliche Borussia stand zwar der Kaiserlichen Marine nahe, wurde dennoch von den proletarischen Werftarbeitern unterstützt und ließ die Konkurrenz am Ostufer, den SC Comet Kiel und den SV Ellerbek in der Popularität hinter sich.


    Nach dem Krieg war Holstein Kiel zwar Stammgast in der Oberliga Nord, aber keine Fußballmacht mehr. Zwei Teilnahmen an der Endrunde zur Deutschen Meisterschaft endeten mit einem frühen Aus. In der Amateurliga Schleswig-Holstein sammelten sich darunter die restlichen Kieler Vereine wie Kilia Kiel, SV Friedrichsort und der VfB Kiel (heute Kreisliga), der auf der Waldwiese spielte, wo zu jener Zeit der Turnverein Hassee-Winterbek, heute besser bekannt als THW Kiel, große Erfolge im Feldhandball feierte und später in der Halle zum erfolgreichsten Sportverein in der Stadt aufsteigen sollte. Auch der TuS Holtenau (heute Kreisklasse C), der zweitgrößte Verein der Stadt, war in jener Zeit zweitklassig. Eine große Rolle spielten die Kieler Vereine in ihrer Liga aber nicht.


    Mit der Einführung der Bundesliga wurde Holstein erstmals zweitklassig. Ein letzter Anlauf 1965 scheiterte in der Aufstiegsrunde zur Bundesliga an Borussia Mönchengladbach. Zu Beginn der Regionalliga musste Holstein sogar noch mal ins Stadtderby mit dem SV Friedrichsort. Die Kicker von der Außenförde mussten für die Regionalliga allerdings auf die Waldwiese umziehen. Auch Friedrichsort war von jeher stark militärisch geprägt. Die in der Literatur zu findende Behauptung, das Wappen ziere ein U-Boot, würde ich allerdings anzweifeln und darauf tippen, dass es sich um den ehemaligen Leuchtturm Friedrichsort handelt. Nach zwei Spielzeiten verloren die Friedrichsorter, ein Zusammenschluss dreier örtlicher Vereine 1945, nach ihrem Abstieg Holstein wieder aus dem Blick.


    Holstein Kiel wiederum rutschte 1974 in die Drittklassigkeit, nachdem man Olympia Wilhelmshaven den Vortritt bei der Gründung der 2. Bundesliga Nord lassen musste. Die übrigen Kieler Vereine wie VfB, Friedrichsort und Comet rutschen im selben Jahr in die Viertklassigkeit.


    Für Holstein kam es nun dicke. 1978 kehrten die Störche in den Profi-Fußball zurück, aber mit der eingleisigen 2. Bundesliga war das Profitum beendet und es dauerte bis 2017, bis die KSV Holstein wieder zweitklassig werden konnte. Dazwischen rutschten die Kieler ab 1996 sogar mehrfach in die vierte Liga ab, nachdem man sich in der neuen Regionalliga Nord nicht halten konnte. Nach 2017 standen die Störche aber plötzlich wieder an der Tür zur Bundesliga, scheiterten jedoch zwei Mal 2018 und 2021 in der Relegation.


    Die übrigen Kieler Vereine sanken ab den 90er Jahren immer weiter ab. Ein einmaliger Ausflug von Kilia 2001/02 in die Oberliga endete mit einem freiwilligen Rückzug. 2013 fusionierten Comet und der SV Ellerbek zum SVE Comet. Ein kurzzeitiges Wetterleuchten war das einjährige Gastspiel des TSV Schilksee in der Regionalliga dank eines finanzkräftigen Gönners, das im Desaster und der Abmeldung vom Spielbetrieb endete. Gegenwärtige Nummer Zwei an der Förde ist nun Inter Türkspor, 1989 in der türkischen Gemeinde Kiels gegründet, dessen Stolz das eigene Vereinsgelände ist.


    Wunsch: Kilia Kiel kehrt in die Oberliga zurück.

    Ist das noch Fußball?

  • Wunsch: Kilia Kiel kehrt in die Oberliga zurück.

    schließ ich mich an und Friedsrichsort und Gaarden dürfen als Stadtteilvereine auch bisserl höher kommen und paar Eingemeindungen rund um Kiel sind auch fällig

    #22/5 5 Regional-Verbände = 5 Regional-Ligen = 5 Regional-Meister = 5 Aufsteiger

  • Wunsch: Kilia Kiel kehrt in die Oberliga zurück.

    Absolut.


    Die „Störche“, die in Zeiten, als es noch wenig Fotos, aber viele Karikaturen in den Zeitungen gab, aus nicht ganz erklärlichen Gründen als solche gezeichnet wurden

    Ich hätte ja vermutet, dass die Spielkleidung eine Rolle gespielt hätte. Aber diese Annahme ist offensichtlich falsch. Laut offizieller (moderner) Verlautbarung des Vereins sei es dem Umstand geschuldet, dass die Kieler ihr erstes Vereinslokal im "Storchennest" gehabt hätten.

    „Meine Herren! Wie ich soeben höre, hat der Zug zwölf Minuten Verspätung!
    Zwölf kostbare Minuten! Ich bin sehr gespannt, was Sie nun mit diesem Geschenk anfangen!“

  • Ich dachte immer, das wäre dem Umstand geschuldet , dass die dort oben im hohen Norden Deutschlands viele Störche haben in Kiel.... :kicher: Die sich dann im Winter auf den Weg in den Süden machen......

  • Ich dachte immer, das wäre dem Umstand geschuldet , dass die dort oben im hohen Norden Deutschlands viele Störche haben in Kiel.... :kicher: Die sich dann im Winter auf den Weg in den Süden machen......

    Aber als sie dann nach Süden gezogen sind, um die Kleeblätter zu fressen, hat es auch nicht funktioniert. :kicher:

    Cha Cha Cha

  • Wunsch: Kilia Kiel kehrt in die Oberliga zurück.

    Absolut.

    dürfte diese Saison klappen, da leg ich mich fest - trotz der großen Konkurrenz vom VfR Neumünster.


    Mein Wunsch wäre, das der VfB Kiel (derzeit Kreisliga) mit seiner herrlichen "Waldwiese" wieder in die OL zurückkehrt. Herrlicher Ground, in den man sich sofort verliebt. Und bei meinem Besuch gab es mit die besten Bratswürste, die ich in SH gegessen hab. SV Friedrichsort ist ja auch des Öfteren in seiner "Hochphase" an die Waldwiese ausgewichen. Glaub die Holstein-Woman spielen ebenfalls an der Waldwiese.

    Meine Hammer spielten in der 2.Runde der Deutschen Amateurmeisterschaft 1968 dort (1.Runde gegen Rastatt 04), drum war das mit einer meiner ersten Besuche in Kiel


    VfB-Platz Waldwiese - Stadion in Kiel-Gaarden (europlan-online.de)

  • Die Bilder der Waldwiese machen was her - schön Old-School mitten im Wohngebiet und zum Teil naturbelassene Stehtraversen. Fein! Kannst du etwas über die Struktur und das Umfeld vom VfB Kiel schreiben?

    "Die großen Trainer haben schließlich alle gesoffen: Weisweiler, Happel, Zebec.
    Und ich gehöre ja auch zu den Großen." (Udo Lattek)

  • ehrlich gesagt nicht, dafür kenn ich mich dann doch zu wenig aus. Leider 1997 letztmals in der höchsten Amateurklasse in SH. Dort steht man mit 31 Jahren an "8." Stelle dieser Liga. Seitdem dümpelt man in den tieferen Amateurligen rum. Der Platz liegt Nähe Bahnhof (ca. 2km hinter dem Ende der Kieler Förde).

    Hab bei meinem Besuch lange mit dem "Grillmeister" schwadroniert, das war ein sehr netter Ausflug. Wollte eigentlich letztes Jahr mit Kumpel wieder dort hin, was dann leider Corona-Bedingt nicht klappte


    https://de.wikipedia.org/wiki/VfB_Kiel

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  • Kurze Notiz: Inzwischen liegen Einwohnerzahlen für 2020 vor und Kaiserslautern ist keine Großstadt mehr. Und Aachen hat Braunschweig überholt, daher heute


    Platz: 28: Braunschweig (248.561 Einwohner)


    1. Braunschweiger TSV Eintracht von 1895 (3. Liga/3)


    2. Freie Turnerschaft Braunschweig (OL/5)


    3. TSC Vahdet Braunschweig (LL/6)


    4. TSV Germania Lamme (LL/6)


    5. Braunschweiger SC Acosta (LL/6)



    Auch Braunschweig gehört zu den frühen Standorten des Fußballs in Deutschland. Sogar zu den ganz frühen. Bereits 1874 führte der Lehrer Konrad Koch an seiner Schule das Fußballspiel ein. Mit seinem Regelwerk gehörte Koch auch zu den frühen Fußball-Theoretikern. Das Erbe des Fußballpioniers wird heute als Teil der Braunschweiger Stadtgeschichte gepflegt. Ihm zu Ehren heißt das Stadion des BSC Acosta Konrad-Koch-Stadion.


    Auch nach Koch leisteten die Braunschweiger Clubs Pionierarbeit. Der vom Herzöglichen Lehrerseminar gegründete, aber kurzlebige FC Brunsviga, der FuCC Eintracht als Vorläufer der heutigen Eintracht und der von Kaufleuten gegründete FC Germania gehörten zu den Gründungsmitgliedern des DFB im Jahr 1900.


    Der Fußball- und Cricket Club Eintracht Braunschweig war von Beginn aber der ambitionierteste Club der Stadt. Hier versammelte sich der Nachwuchs wohlhabender Braunschweiger Bürger, weshalb der Club als vergleichsweise „nobel“ galt. Auf dem Leonhardsplatz begann die Geschichte der Eintracht, auch wenn ein Verbot der Schulbehörde den kickenden Schülern anfangs das Leben schwer machte.


    Nur zwei Mal wurde der Eintracht danach der Rang als Nummer 1 der Stadt streitig gemacht. 1919 und dann in der Oberliga Südhannover-Braunschweig des Jahres 1930 ließ der VfB Rot-Weiß Braunschweig die Eintracht in der Tabelle hinter sich.


    Mit der Gründung des Fußballbunds für das Herzogtum Braunschweig 1904 gewann der Fußball in Braunschweig an Fahrt. Neben der Eintracht waren der FC Viktoria und der FC Einigkeit Gründungsmitglieder, letztere beide Vorläufer des späteren VfB Rot-Weiß. In den Jahren vor dem 1. Weltkrieg gehörte der heutige BTSV zu den führenden Clubs in Norddeutschland, wobei der Name im Laufe der Jahre über FC und SV zum BTSV wechselte.


    Danach bis 1933 blieb der BTSV stets erstklassig, hatte allerdings im VfB und im SC Leu 06 Braunschweig zwei Derby-Rivalen. Mit der Einführung der Gauliga Niedersachsen mussten VfB und Leu das Feld räumen. Während die Funktionäre der Eintracht eine offensichtliche Nähe zu den neuen Machthabern schon vor 1933 kundtaten, tat sich der VfB schwerer. Hier sammelten sich Sportler der aufgelösten Arbeitervereine nach 1933. Immerhin behielt der Verein die Eigenständigkeit, während der SC Leu dem MTV Braunschweig zwangsangeschlossen wurde.

    Der Eintracht blieb in der Gauliga meist nur ein Mittelfeldplatz. Erst zwischen 1942 und 1944 konnte der BTSV wieder an den Endrunden zur Deutschen Meisterschaft teilnehmen, allerdings ohne Erfolge.


    Auch der VfB kehrte 1943 noch einmal für kurze Zeit in die Erstklassigkeit zurück. Der VfB Rot-Weiß war ein Fusionsprodukt aus FC Einigkeit und FC Viktoria (1906), dem FC Vorwärts (1912) und dem SV von 1907 (1918). Danach hieß der Club VfB und nach 1945 VfB Rot-Weiß. Nach dem Krieg half der Club der Braunschweiger Stadtverwaltung und der Stadtwerke, der SV Brunswiek, mit einer Fusion den darbenden Rot-Weißen auf die Beine. Sportlich hatte der aus dem Braunschweiger Nachtjackenviertel stammende Verein aber den Anschluss verloren. Praktisch jedes Jahrzehnt rutschte der VfB eine Klasse tiefer und spielt heute in der Kreisliga Braunschweig. Schlagzeilen macht er nur noch durch sein soziales Engagement in der immer noch schwierigen Braunschweiger Weststadt.


    Nach 1945 wurden der VfB und der MTV wiedergegründet. Aus Kreisen der ehemals verbotenen Arbeitervereine entstand der Großverein TSV Braunschweig. Der Eintracht hingegen untersagte man die Neugründung, bzw. sie hatte sich dem TSV anzuschließen. Die einstige Nähe zum Dritten Reich war nun zum Makel geworden. Die Zwangsehe freute weder die Arbeitersportler des TSV noch die Eintrachtler, die sich als Opfer einer Intrige fühlten. Schließlich verließen viele Sportler aus der Arbeiterschaft aus Abneigung gegen die Eintracht den Verein und gründeten die Freie Turnerschaft Braunschweig, während der TSV mit den Fußballern der Eintracht Einzug in die Oberliga Nord hielt. 1949 durfte der mittlerweile von den Fußballern dominierte Verein auch wieder den Namen Eintracht tragen.


    In der Oberliga blieb der BTSV meist unauffällig, außer 1951/52, als der Verein wegen Bestechung zwangsabsteigen musste. Erstmals zweitklassig trat die Eintracht nun ausgerechnet gegen die Freien Turner und gegen den MTV an, der immer noch die Leu-Fußballer in den Reihen hatte, schaffte aber den sofortigen Wiederaufstieg. 1958 qualifizierte sich die Eintracht noch einmal für die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft. Ansonsten litt Braunschweig unter dem Nachteil als Provinzstandort am Rande Westdeutschlands ohne Hinterland. Umso überraschender wurde die Eintracht, ein früher Befürworter der Bundesliga, auf Kosten des VfL Osnabrück, 1963 als dritter Nordverein in die Bundesliga gehievt. Noch überraschender wurde der BTSV dort 1967 Meister. Die von der Presse eher als Fremdkörper in der Bundesliga angesehenen Braunschweiger brauchten für den Titel nur 49 Tore, schafften es bis 1975 ohne Platzverweis zu bleiben, scheiterten im Landesmeisterpokal erst in einem Entscheidungsspiel an Juventus.


    In den Folgejahren gelang der Eintracht zwar noch zwei Mal die Beteiligung am UEFA-Pokal, aber die Verwicklung der Spieler in den Bundesliga-Skandal ließ die Zuschauerzahlen zunehmend unter 10.000 einbrechen. 1973 erfolgte der erste sportliche Abstieg für ein Jahr. Um die zunehmenden finanziellen Nöte abzuwenden, wandte sich der BTSV an den Jägermeister-Fabrikanten Günter Mast. Der hatte zwar mit Fußball nichts am Hut, erfand aber die Trikotwerbung, indem er den Braunschweiger Löwen durch den Jägermeister-Hirsch ersetzte und den Aufruhr im DFB werbewirksam zu nutzen wusste.


    In der Regionalliga-Saison 73/74 hätte der BTSV fast einen alten Bekannten wiedergetroffen. Den SC Leu, den ewigen Pechvogel des Braunschweiger Fußballs. Der heutige Heidberger Sportclub Leu 06 Braunschweig wurde 1906 als Ballspielverein Wacker gegründet und schlüpfte 1910 nach Verlust des eigenen Platzes unter das Dach des MTV. 1923 machte man sich als SC Leu wieder selbständig (der Name Wacker war mittlerweile vergeben). 1938 wurde Leu dem MTV wieder angeschlossen, diesmal auf Befehl von oben. Die Verbindung zerbrach 1953 im Streit über die Wiederbelebung des Namens Leu.


    Am der Humboldt-Kaserne fanden die Löwen eine neue Heimat und scheiterten 1960, 1961 und 1962 gleich drei Mal in Folge in der Aufstiegsrunde zur Oberliga Nord. Erst am Heider SV, dann an Eintracht Nordhorn und dann in einem Entscheidungsspiel am VfB Lübeck mit 3-4.

    1962/63 ging es um die Qualifikation zur Regionalliga Nord. Nachdem Leu aufgrund des Torverhältnisses in der Quali-Runde dem VfL Wolfsburg den Vorzug lassen musste, scheiterte der SC auch noch im Entscheidungsspiel mit 1-2 gegen den HSV Barmbek-Uhlenhorst. Im Folgejahr versagte Leu wieder in der Aufstiegsrunde, ebenso 1966 und 1967. Erst 1969 war der SC Leu endlich Regionalligist und zog in der besten Saison als Siebter immerhin 3.500 Zuschauer an. Allerdings musste der Verein auf das Franzsche Feld umziehen, da an der Humboldt-Kaserne noch auf Asche gespielt wurde. Ausgerechnet als die Eintracht in die Regionalliga abstieg, musste auch der SC Leu wieder eine Klasse tiefer. Aus den ersehnten Derbies wurde nichts, stattdessen verlor Leu sein Vereinsheim an der Humboldt-Kaserne, das Vereinsleben und die Jugendarbeit zerbrach und der heimatlose Verein wurde im rasanten Fall bis in die Kreisklasse durchgereicht. 1979 fand man im Süden der Stadt, in Heidberg, ein neues Zuhause. Zuletzt zeigte der Verein mehrfach Auflösungserscheinungen und wurde nur durch den Abbruch der Saison vor dem Abstieg aus der Kreisliga bewahrt.


    Bei der Eintracht hatte es Günther Mast unterdessen mit der versuchten Umbenennung in BTSV Jägermeister auf die Spitze getrieben und den DFB zu einem Verbot von Firmennamen veranlasst. Der Fall ging bis vor den Bundesgerichtshof und sorgte wieder für jede Menge Werbung. 1978 reichte es für die Eintracht als Dritter der Bundesliga noch einmal für den UEFA-Cup. 1980 erfolgte der zweite Abstieg. 1985 der dritte. 1987 ging es erstmals bis in die Oberliga. Auch der inzwischen geizig gewordene Mast verließ die Eintracht und hatte zuvor noch folgenschwer den Einstieg von VW-Managern in den Club verhindert. Nach dem Abstieg 1993 aus der 2. Bundesliga folgten neun Jahre im Amateurfußball. Seither pendelt die Eintracht zwischen Zweit- und Drittklassigkeit, nur 2013 gelang für eine Saison die Rückkehr in die Bundesliga nach 28 Jahren.


    Die stabile Nummer Zwei im Braunschweiger Fußball ist mittlerweile die Freie Turnerschaft. 1903 gegründet, ging der Verein 1933 durch einen Stadionkauf Konkurs. Kaum neu gegründet, wurde er von den Nazis verboten. Nach der Abspaltung aus dem TSV nach dem Krieg spielten die FT kaum ein Rolle. Erst seit den 2000ern Jahren pendelt man zwischen Oberliga und Landesliga und erreichte für ein Jahr auch die Regionalliga Nord.


    Einen kurzzeitigen Höhenflug hatte der im Jahr 2000 entstandene BSV Ölper 2000, eine Fusion der Vereine BSV 1922 Braunschweig und Sportfreunde Ölper. Er spielte ab 2001 neun Jahre in der Oberliga, wurde danach bis in die Kreisliga durchgereicht.


    In der Landesliga sind heute noch der Braunschweiger Sport-Club Acosta, 2008 durch Fusion des Braunschweiger Sport-Clubs von 1910 und des Sport-Club Acosta 06 entstanden (nach einem Schweizer Artisten namens Acosta benannt), der Türkische Sport Club Vahdet und der TSV aus dem 1974 eingemeindeten Stadtteil Lamme vertreten.


    Wunsch: Der BTSV kehrt in die 2. Bundesliga zurück, der VfB Rot-Weiß und der Heidberger SC Leu in die Bezirksliga.

    Ist das noch Fußball?

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  • Nachtjackenviertel?

    Den Begriff findet man direkt in mehreren Texten zu Braunschweig. Steht für zwielichtige Gegend.

    Kurze Recherche: Findet sich auch in anderen Städten Niedersachsens, Sachsen-Anhalts und Thüringens. Also ein regionaler Begriff wie andernorts "Glasscherbenviertel"

    Ist das noch Fußball?

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  • Ist ungefähr so wie der alte Begriff für K**n "Chicago am Rhein"....

    Das war eine BILD oder EXPRESS-Schlagzeile in den 60ern, als Köln Verbrechenshauptstadt Deutschlands war.

    Das auch.... Aber du möchtest doch jetzt nicht mir, der direkt neben dieser komischen Stadt mit der großen Kirche wohnt und dort (leider) auch Verwandte und Bekannte hat, die diese Zeit erlebt haben, sagen, dass das nur so war und nicht auch im kölschen Sprachgebrauch so üblich gewesen ist...? :zwinker:

  • Das war eine BILD oder EXPRESS-Schlagzeile in den 60ern, als Köln Verbrechenshauptstadt Deutschlands war.

    Das auch.... Aber du möchtest doch jetzt nicht mir, der direkt neben dieser komischen Stadt mit der großen Kirche wohnt und dort (leider) auch Verwandte und Bekannte hat, die diese Zeit erlebt haben, sagen, dass das nur so war und nicht auch im kölschen Sprachgebrauch so üblich gewesen ist...? :zwinker:

    Lesetipp: Zuhälter und Zocker in Köln : Chicago am Rhein

    „Meine Herren! Wie ich soeben höre, hat der Zug zwölf Minuten Verspätung!
    Zwölf kostbare Minuten! Ich bin sehr gespannt, was Sie nun mit diesem Geschenk anfangen!“

  • Gab es auch mal eine 45-Min. WDR-Doku zu, die habe ich gesehen. Kann man auch noch auf youtube sehen.


    Ob die nun so getitelt haben, weil es allgemeiner Sprachgebrauch war, oder es zum allgemeinen Sprachgebrauch wurde, weil die so getitelt haben, wer weiß.

    Ist das noch Fußball?

    Einmal editiert, zuletzt von matz ()