81 deutsche Großstädte und ihre Top-Vereine

  • Dürften ja nur noch die vier deutschen Millionenstädte fehlen: die Stadt mit der großen Kirche, die zu 99% auf der linken Rheinseite liegt, München, Hamburg und Berlin fehlen.... Platz 4 kannst du weglassen... Interessiert eh niemand.... :kicher:

  • Platz 4: Köln (1.073.096 Einwohner)


    1. 1. FC Köln (1. BL/1)

    2. Viktoria Köln (3.L./3)

    3. Fortuna Köln (RL/4)

    4. FC Pesch (OL/5)

    5. Spvgg Porz (VL/6)


    Kaum eine Stadt ist so verwoben mit ihrem führenden Fußballverein wie Köln. In der zu quasireligiöser Verehrung neigenden Stadt gehört der „Effzeh“ zur rituellen Folklore wie Kölsch und Karneval. Dabei ist der 1. Fußball-Club Köln 01/07 noch ein relativ junges Kind unter den deutschen Spitzenvereinen. Gegründet erst 1948 aus der SpVgg Sülz 07 und dem Kölner BC 01. Die „1“ im Namen erzürnte bei der Gründung nicht nur den VfL Köln 1899, der sich als Erbe des Cölner FC 1899 als erster Kölner Club empfand. Auch andere Kölner Vereine drohten ob der Anmaßung gar mit Boykott. Schließlich waren hier lediglich ein Zweit- und ein Drittligist eine Ehe eingegangen. Im heutigen Köln wäre ein solcher „Zwergenaufstand“ gegen den mächtigen „Effzeh“ natürlich undenkbar.


    Außerdem, so argumentierten die Geißböcke damals, seien sie nicht die historische, sondern die künftige Nummer Eins nicht nur in der Domstadt, sondern in ganz Deutschland. Bis es soweit war, sollten aber noch Jahre ins Land gehen. Der erste von drei Titeln gelang erst 1962, damit war Köln unter den zehn größten deutschen Städten die letzte, die den deutschen Meistertitel holen konnte.


    Vorweg: Seit jeher existierten verschiedene Schreibweisen und Namen für Köln. Unter napoleonischer Herrschaft wurde die Stadt zu Cologne. Nach dem Ende der Franzosenzeit wollten die Kölner sich möglichst weit davon distanzieren und nannten sich fortan Köln. Doch die neuen preußischen Herrscher bestanden auf Cöln in Anlehnung an Colonia. Die Kölner widersetzen sich, zumal die II. Orthographische Konferenz von 1901 das „C“ aus der deutschen Sprache weitgehend getilgt und durch „K“ und „Z“ ersetzt hatte.


    Doch die Preußen siegten 1901 vor Gericht und drückten das „C“ wieder durch. Erst Oberbürgermeister Konrad Adenauer setzte 1919 die Schreibweise Köln wieder in Kraft. Die junge Weimarer Republik hatte andere Sorgen und ließ die Kölner gewähren. Die Kölner Fußballvereine haben im Laufe der Zeit ihren Namen meist recht eigenwillig von Cöln in Köln geändert. Das soll deshalb hier im Weiteren nicht extra erwähnt werden.


    Köln ist im Fußball ein Spätstarter. Der erste Verein wird 1899 von Mitgliedern des Kölner Turnvereines 1843 gegründet. Der Internationale Fußball-Club Cöln nennt sich schon bald Cölner Fußball-Club 1899 (heute 1. FSV Köln 1899, Kreisliga A). Nur vier Mal gewinnen Kölner Vereine bis 1933 die Westdeutsche Meisterschaft. Der Cölner FC 1899 schafft das 1903 und 1906. Allerdings nur 1906 nehmen die Kölner Pioniere auch an der Endrunde der deutschen Meisterschaft teil. 1927 endet die Ära des Kölner FC 99 erstmals mit dem Abstieg aus der Erstklassigkeit. Von 1933 bis 1937 erreicht der mittlerweile Kölner SC 1899 genannte Club noch die Gauliga Mittelrhein. 1937 fusioniert der Kölner CfR mit dem Kölner SC 1899 zum Verein für Leibesübungen Köln 99. 2013 fusioniert der VfL 99 mit dem FSV Köln-Nord zum 1. FSV Köln 1899.


    Noch vor dem Fußball begeistert allerdings der Galopprennsport die Kölner. Der damalige Bürgermeister fördert den Bau der Galopprennbahn Köln-Weidenpesch. Pferderennbahnen entstehen zu jener Zeit überall im Reich, da will Köln auch die Massen mit Pferdesport locken. Der eigens gegründete Kölner Renn-Verein kann die Rennbahn 1898 in Betrieb nehmen. 1903 mietet der Kölner FC 99 einen Teil des Weidenpescher Parks für den Bau seines Stadions. Immerhin: Dort werden die deutschen Endspiele 1905 und 1910 ausgetragen.


    Bis 2002 spielt der Nachfolger VfL Köln an dieser Stätte. Allerdings war das Stadion bereits 1920 an anderer Stelle im Park neu gebaut worden. Nach dem Krieg beginnt der Niedergang des VfL 99 mit dem Abstieg aus der II Division 1952, die man ohnehin nur noch in einer Spielgemeinschaft mit dem SC West Köln finanzieren kann. Die Rückserie wird schon außer Konkurrenz gespielt. Aus dem Rasenplatz in Weidenpesch wird ein Ascheplatz, der VfL sinkt bis in die Kreisliga C hinunter. 2002 erfolgt schließlich der Umzug auf die Bezirkssportanlage Weidenpesch. Es bleibt vom einstigen Stadion nur die denkmalgeschützte Tribüne, die Sönke Wortmann 2002 für seinen Film „Das Wunder von Bern“ nutzt. Ähnlich populär wie Pferderennen sind in jener Zeit auch Radrennen. So entsteht 1899 in Riehl die erste Radrennbahn der Stadt auf Betreiben der Clouth Gummiwerke, deren Innenfläche ebenfalls als Fußballstadion genutzt wird (1956 abgerissen).


    Der Kölner CfR verpasst den Titel des ältesten Clubs der Stadt nur knapp. Die Rasenspieler gründen sich 1899 ebenfalls im Monat Mai. Auch der CfR entspringt der Kölner Turnerschaft. Der Kölner Club für Rasenspiele 1899 heißt zunächst FC Borussia Köln. 1901 spaltet sich hiervon der Kölner BC 01 (1912 Westdeutscher Meister) ab. Ab 1914 heißt die Borussia Kölner CfR. 1936 nehmen die Rasenspieler als Gaumeister an der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft teil, sind aber chancenlos. Ähnlich wie beim Kölner SC 1899 versprechen sich die Rasenspieler von der Fusion zum VfL 99 bessere sportliche und wirtschaftliche Perspektiven, zumal der CfR nach einem Hochwasser 1935 seinen Sportplatz aufgeben musste.


    1900 wird der Kölner FC Rhenania gegründet. 1911 fusioniert der Verein mit dem zwei Jahre jüngeren Kölner Spielverein 02. Ein Jahr später kommt der Ehrenfelder SV 06 hinzu. Es entsteht der Köln-Ehrenfelder SV Rhenania. 1948 erfolgt schließlich die Fusion mit dem 1911 gegründeten FC Phönix Köln zum Sport-Club West-Köln 1900/11. 1952 wird man durch den Lizenzentzug der Spielgemeinschaft mit dem VfL 99 mit in den Abgrund gerissen (heute Bezirksliga).


    Kalk auf der rechten Seite des Rheins ist zu dieser Zeit noch selbständig. 1904 wird dort der FC Germania Kalk ins Leben gerufen. 1905 entsteht der Konkurrent FC Kalk. Beide schließen sich 1909 zum SV Kalk 04 zusammen, zwei Jahre später kommt der 1906 gegründete Mülheimer FC dazu. Aus dem VfR 1904 Mülheim-Kalk wird nach der Eingemeindung nach Köln der Verein für Rasensport Köln 04 rechtsrheinisch (rrh). Der Verein holt 1926 eine der seltenen Westdeutschen Meisterschaften in die Domstadt. Nach dem Krieg führt der sang- und klanglose Abstieg aus der Oberliga West 47/48 ein Jahr später zur Fusion mit dem Mülheimer SV 06 zum SC Rapid Köln, der später in Victoria Köln 04 aufgeht.


    Der Rheinische Sportverein Union 05 bleibt nur eine Randnotiz in der Fußballgeschichte, weil der Verein nach dem Krieg eine Fusion mit dem Kölner BC 01 ablehnt. 1971 steigt die Mannschaft mit 0:60 Punkten und 22:207 Toren aus der Kreisklasse ab. Beim Bau des Südstadions wird der Verein noch als Nutzer der vormaligen Bezirkssportanlage Süd genannt, neben dem Köner BV 07 und Arminia Köln 09. KBV 07 und Union 05 werden wenig später aufgelöst. Die Arminia, die einstigen Kicker des katholischen Jünglingsvereins St. Paul, sind auch nur noch im Jugendbereich unterwegs.


    Weitere Clubs der Frühzeit: 1905 schließen sich Borussia Vingst und Concordia Vingst zum Vingster Fußballclub 05 zusammen, später SSV Vingst 05 (heute Kreisliga C). 1906 entsteht der Lindenthaler Spielverein. 1926 wird daraus der SC Blau-Weiß Köln. 1950 schließt sich der 1906 gegründete VfB Grün-Weiß 06 Köln dem SC an.1984 fusionieren die Blau-Weißen mit dem Gastarbeiterverein FSV Gebäudereiniger Köln zum SC Blau-Weiß Gebäudereiniger Köln. Die „Fensterputzer“ verschwinden 1996 wieder aus dem Vereinsnamen. Der Verein aus Lindenthal spielt heute Bezirksliga.

    1907 kommt dann noch die SpVgg Sülz 07 hinzu. Die Sülzer, der zweite Vorläuferverein des 1. FC Köln, holen im Jahr 1928 die vierte Westdeutsche Meisterschaft nach Köln.


    Insgesamt ist die Bilanz des Kölner Fußballs in der Westdeutschen Meisterschaft recht dürftig. Erst als man in der Gauliga Mittelrhein der Konkurrenz aus Düsseldorf, Düren, Mönchengladbach und Aachen entledigt ist, sind die Kölner Vereine Serienmeister, ohne auf der nationalen Ebene reüssieren zu können. Hier werden der Mülheimer SV 2mal, der VfR Köln 04 2mal, der Kölner CfR, die Spvgg Sülz und der VfL Köln einmal Gaumeister. Dennoch beklagen die örtlichen Nazi-Sportfunktionäre jener Zeit die weitgehende Chancenlosigkeit der Kölner Vereine in Deutschland und ärgern sich über eine „Veedel-Mentalität“ im Kölner Fußball.


    Das ändert sich nach 1945. Nun sind es Patriarchen, die den Kölner Fußball auf ein anderes Level heben. Franz Kremer beim 1. FC Köln oder Jean Löring bei Fortuna Köln. Doch zunächst sorgt ein Club für Furore, den zuvor niemand auf dem Zettel hatte. Der Sport-Club Preußen Köln-Dellbrück. 1912 als FK Preußen Dellbrück gegründet, ab 1926 als SC Preußen am Start. Bis auf eine Saison in der Erstklassigkeit sind die Delbrücker vor 1945 ein eher unbedeutender Verein aus dem rechtsrheinischen östlichsten Zipfel von Köln.


    Als Dritter der Endrunde im Rheinbezirk qualifiziert sich Preußen 1947 neben Alemannia Aachen und dem VfR Köln rrh für die neue Oberliga West. Dort kommt es zum legendären Abstiegsmarathon gegen Vohwinkel 80. Weil das Torverhältnis noch nicht zählt, muss ein Entscheidungsspiel den Abstieg aus der Oberliga entscheiden. Das erste Spiel in Düsseldorf endet 1-1 n.V. Vier Wochen später heißt es in Recklinghausen 0-0 n.V. Zwei Wochen später in Köln herrscht große Hitze, so dass das 0-0 ohne Verlängerung gilt. Schließlich verliert Preußen im vierten Anlauf in der Solinger Jahnkampfbahn 1-0 nach Verlängerung.


    Durch die Aufstockung der Oberliga kehrt Preußen aber umgehend zurück. Es folgt das Sensationsjahr, das die Preußen zum Kultclub werden lässt. Vizemeister im Westen und Halbfinale in der Deutschen Meisterschaft, wo die Rechtsrheinischen erst im Wiederholungsspiel an Kickers Offenbach scheitern. Es ist das letzte Mal, dass nicht die Geißböcke Nummer Eins in Köln sind. An diese Leistung kann Preußen in der Folge aber nicht mehr anknüpfen.


    Berühmt ist zunächst auch die Spielstätte „Et Höffge“. Von einem Stadion kann eigentlich nicht die Rede sein. Direkt im Schatten einer alten Luftwaffenkaserne, in die die Belgischen Streitkräfte nach 1945 einziehen, liegt der Platz mit provisorischen Erdwällen und einem Maschendrahtzaun als Begrenzung direkt an der Straße. Schon nach der ersten Oberligasaison werden Spiele der 1. Mannschaft dort gerichtlich verboten. 1952 jeglicher Spielbetrieb.


    Schon zuvor hatten die Dellbrücker wegen der großen Beliebtheit in größere Stadien ausweichen müssen. In die Riehler Radrennbahn oder nach Müngersdorf in die Radrennbahn oder gar die Hauptkampfbahn. Für die Dellbrücker gefühlte Auswärtsspiele. Die hohe Stadionmiete und rückläufige Zuschauerzahlen zwingen den Club 1957 zur Fusion mit dem SC Rapid Köln zum SC Viktoria Köln. Et Höffge weicht zunächst der Erweiterung der Kaserne und ab 2006 einer Wohnsiedlung. Die Erinnerung lebt aber im „Preußen-Dellbrück-Weg“ ebendort weiter.


    Unterdessen wird Franz Kremer zur prägenden Figur des Kölner Fußballs, weil er als erster die Vision eines Clubs für die ganze Stadt Köln verfolgt. Er baut den KBC 01 nach dem Krieg wieder auf und ist als Werbeartikel-Unternehmer erfolgreich. Als Präsident des Kölner BC will er diesen erst mit SV Union 05 vereinigen, als dieser Plan scheitert, rücken die Sülzer (schade, dass dieser Name Fußball-Deutschland verloren ging) in den Fokus. Der elitäre Club aus Klettenberg und das Arbeiterviertel Sülz sind nicht auf Anhieb logische Partner. In Sülz wird deshalb auch heftiger gerungen. Schließlich ist man als Zweitligist dem Drittligisten KBC weit voraus.


    Aber die Vision eines schlagkräftigen Clubs auf nationaler Ebene überzeugt die Sülzer Mitglieder, auch wenn dem 07er-Fußball-Obmann tags darauf „‚Hier wohnt der Mörder von Sülz 07‘ ans Firmentor gepinselt wird. Formal treten erst die Klettenberger den Sülzern bei. So kann der neue 1. FC Köln mitten in der Saison den Platz von Sülz 07 einnehmen. Im Februar 1948 erfolgt das erste Spiel, ein 8-2 gegen den Ramschverein Nippes 12. Der Durchmarsch in die Oberliga West wird im Entscheidungsspiel von Rhenania Würselen und deren Stürmer Jupp Derwall gestoppt. Erst im Folgejahr ist es mit einem Sieg über Bayer Leverkusen soweit, worauf die Kölner 49 Jahre erstklassig bleiben. Bis zur von Franz Kremer versprochenen Deutschen Meisterschaft 1962 müssen die Anhänger aber noch eine Weile warten.


    Dennoch ist der „Effzeh“ durchgehend eine Spitzenmannschaft im Westen, qualifiziert sich 1953 als Vizemeister erstmals für die Endrunde. 1954 werden die Geißböcke Westmeister und Pokalfinalist. Geißböcke heißen die Kölner, seit dem Verein 1950 auf einer Karnevalssitzung als Scherz von einem Zirkus ein Geißbock geschenkt wurde. Es passt zum Verein, dass dieser den Werbewert des neuen Maskottchen sofort erkennt. Denn der 1. FC Köln ist nicht nur sportlich erfolgreich. Kremer knüpft Verbindungen zur Wirtschaft der Stadt: Kaufhof, Gerling, 4711. Die Kölner gelten als erste professionell geführte Mannschaft in Deutschland.


    Während im Arbeiterfußball des Ruhrpotts noch der Acker umgepflügt wird, reisen die Kölner schon im schicken Vereinsdress durch die Lande, weshalb der Club auch als leicht schnöselig gilt. 1958 und 1959 nehmen die Kölner wieder als Vizemeister des Westens an der Endrunde teil. Es folgen vier westdeutsche Meisterschaften in Folge, 1960 das Finale um die Deutsche Meisterschaft (2-3 gegen den HSV) und 1962 die erste von drei Deutschen Meisterschaften mit einem 4-0 gegen den Club aus Nürnberg. 1963 verlieren die Kölner im Finale gegen den BVB 1-3.


    Keine Frage, dass die Kölner Gründungsmitglied der Bundesliga sind. Diese hat Franz Kremer maßgeblich mit vorangetrieben, auch weil er die Unwägbarkeiten der Endrunden abgeschafft wissen wollte zugunsten einer Liga, die am Ende vom besten Team über die Spielzeit hinweg gewonnen wird,. Dazu passt perfekt der Titelgewinn in der ersten Bundesligasaison, die die Kölner als bestens geführter Club dominieren.


    1965 kommt es im Viertelfinale des Landesmeisterpokals zum legendären Duell gegen den FC Liverpool, das nach drei Spielen keinen Sieger findet und per Münzwurf entschieden wird. Und selbst dieser Münzwurf muss wiederholt werden, ehe er zugunsten der Engländer entscheidet.


    1967 stirbt Kremer, als er das Spiel der Kölner in Frankfurt am Radio verfolgt. 1968 wird zwar erstmals der Pokal gewonnen, aber den Fußball bestimmen nun die Bayern aus München und die Borussia aus Mönchengladbach. Die Glanzzeit der Kölner neigt sich dem Ende zu. Immerhin reicht es aber in den 70ern zu regelmäßigen Teilnahmen an europäischen Wettbewerben.


    Drei Mal scheitert Köln im DFB-Pokalfinale (70, 71, 73) und 1975 im Halbfinale des UEFA-Pokals (an Borussia Mönchengladbach). Erst mit der Rückkehr von Hennes Weisweiler als Trainer erlebt der „Effzeh“ noch mal eine dreijährige Erfolgsphase mit zwei Pokalsiegen (77, 78), der deutschen Meisterschaft an einem denkwürdigen letzten Spieltag 1978 und einem Halbfinale gegen Nottingham Forest im Landesmeisterpokal. Nach der kurzen Ära Weisweiler gewinnt Köln nur noch einen Titel, den DFB-Pokal 1983 im Finale gegen den Lokalrivalen Fortuna aus der Südstadt. 1986 verliert Köln im UEFA-Cup-Finale gegen Real Madrid, wobei das Rückspiel wegen einer Platzsperre in Berlin ausgetragen werden muss.


    Auch ohne Titel bleiben die Kölner eine Spitzenmannschaft und erringen unter Christoph Daum zwei Vizemeisterschaften, bevor nach dem verlorenen Pokalfinale 1991 der Niedergang einsetzt. Trotz des Transfers von Nationalspieler Häßler gerät der Club auf schwer nachvollziehbare Weise in Finanznöten. Der langsame Niedergang endet mit dem ersten von sechs Abstiegen 1998 (weitere 2002, 2004, 2006, 2012, 2018). Heute sind die Geißböcke Bundesliga-Mittelmaß.


    Je nach Größe des Spiels wechseln die Kölner Vereine zwischen Radrennbahn und Müngersdorfer Stadion hin und her. Mit der Bundesliga ziehen die Geißböcke endgültig ins Stadion. Allerdings vermasseln die Kölner in einer Mischung aus Verschwendung und Misswirtschaft den Bau eines WM-Stadions für die WM 1974. Leidtragender sind die Geißböcke, die für vier Jahre in die Radrennbahn umziehen müssen, die notdürftig auf 29.000 Zuschauer erweitert wird, aber für Bundesliga-Verhältnisse relativ untauglich ist, obgleich dort einige legendäre Spiele stattfinden.


    Acht Tage nach dem 1. FC Köln entsteht 1948 auch der SC Fortuna Köln. Der Zusammenschluss ist allerdings nicht ganz so ambitioniert wie der Effzeh. Dazu weisen die Fusionsvereine auch weniger oder eigentlich gar keine Erfolge auf: SV Victoria Köln 1911 (nicht zur verwechseln mit rechtsrheinischen Viktoria), aus dem Jünglingsverein der St.Paul-Gemeinde entstanden, der Bayenthaler SV, der sich 1920 von der Victoria abgespalten hatte, und der Sparkassen SV 1927, der den Sportplatz an der Schönhauser Str. zur Verfügung stellt. Dort kickt die Fortuna bis 1967 (1974 abgerissen). Von 1967 bis 1978 spielt Fortuna in der alten Radrennbahn Müngersdorf, ab 1978 im Südstadion.


    In Erscheinung tritt die Fortuna erst mit Hans „Jean“ Löring, „De Schäng“ hatte selbst bei Preußen Delbrück und der Victoria gespielt, bevor er als erfolgreicher Unternehmer ab 1966 die Fortuna alimentierte. Löring geht in die Fußballgeschichte ein mit Sätzen wie „Ich als Verein musste reagieren“ oder mit der Entlassung seines Trainers Toni Schuhmacher in der Halbzeit eines Spiels mit den gewählten Worten: „Hau app in de Eifel. Du määß minge Verein kapott. Du häss he nix mie zu sare, du Wichser.“.


    Mit Löring springt der Verein von der Bezirksliga bis in die Regionalliga 1967 und zur Krönung für eine Spielzeit in die Bundesliga 1973. Nach dem Abstieg richten sich die Fortunen in der 2. Bundesliga häuslich ein – für 26 Jahre,.Höhepunkte sind fortan selten. 1983 erreicht die Fortuna das Pokalfinale ausgerechnet gegen den 1. FC Köln. Der sonst von nur wenigen Getreuen in der Kölner Südstadt unterstützte Verein gewinnt immerhin für 90 Minuten die Herzen der Kölner Fans durch eine unglückliche Niederlage gegen den großen Rivalen.


    1986 scheitern die Südstädter erst im dritten Spiel der Relegation gegen Borussia Dortmund am Wiederaufstieg in die Bundesliga. 1998/99 kreuzen die Fortunen noch einmal die Klingen mit dem Effzeh in der 2. Bundesliga.


    Dann hagelt es Schicksalsschläge. Die Fortuna steigt 2000 ab. 2001 ist der Verein insolvent, weil auch sein Mäzen mittlerweile wirtschaftlich am Ende ist. Löring gibt 2001 auf und stirbt vier Jahre später weitgehend verarmt. 2003 ist die Fortuna schon wieder Pleite und macht nur noch durch einige PR-Rettungsaktionen auf sich aufmerksam. Sportlich bereits in der Oberliga angekommen, muss 2005 sogar der Spielbetrieb eingestellt werden. Der Verein springt in der Verbandsliga aber dem Schicksal noch mal von der Schippe und schafft auch mit Glück durch Rückzüge anderer Clubs die Rückkehr in die Regionalliga 2011, wo der Verein nach einem Ausflug in die 3. Liga (2014-2019) auch heute wieder spielt.


    Besonders verworren geht es auf der rechten Rheinseite zu. 1957 fusionieren Preußen Dellbrück und der SC Rapid Köln zum SC Victoria Köln, 1963 bei der Einführung der Bundesliga wird der Oberligist in die Regionalliga West eingestuft. Von 1963 bis 1972 sowie in der Saison 1973/74 hält sich die Victoria dort. 1978 dann der Aufstieg in die Zweite Bundesliga Nord, in der man sich drei Jahre etablieren kann. Beim Zusammenschluss von Nord und Süd muss die Victoria zurück in den Amateurfußball.


    Dort dümpelt der Verein bis 1994 dahin. 1988 bekommt Victoria lokale Konkurrenz durch den SC Brück. 1930 durch Zusammenschluss des Arbeitersportvereins Brück mit der DJK Tura Brück entstanden, puscht ein Spielhallenbetreiber den Verein bis in die Oberliga. Bis auf eine Saison nistet sich Brück dort länger ein. Während sich der SC Brück 1994 für die neue Regionalliga qualifiziert, ist die Victoria im selben Jahr sportlich und finanziell am Ende. Es folgt die nächste Fusion: Victoria und SCB, anfangs zum SCB Preußen Köln, um an Preußen Dellbrück zu erinnern.


    Der neue SCB Preußen steigt umgehend ab, zeitweilig geht es sogar in die Verbandsliga. 2002 erfolgt die Umbenennung in SCB Viktoria Köln. 2010 steigt die Viktoria gar in die Landesliga ab. Der Verein muss Insolvenz beantragen und wird als FC Viktoria Köln neu gegründet. Der Zurücksetzung in die Kreisliga D entgeht die neue Viktoria durch die Aufnahme der Fußballer des FC Junkersdorf. Diese sind praktischerweise gerade Meister der Mittelrheinliga geworden, so dass die Viktoria gleich in der NRW-Liga durchstarten kann. Mit neuem Sponsor wird auch die Regionalliga erreicht. Seit 2019 ist die Viktoria sogar Drittligist.


    Immer wieder versuchen auch weitere Kölner Vereine, in höheren Ligen Fuß zu fassen. Gegenwärtig spielt seit 2019 der erst 1956 gegründete FC Pesch in der Mittelrheinliga. Der SV Deutz 05 hielt sich von 2018 bis 2022 in selbiger. Ein kurzes Gastspiel gibt 2012/13 die SG Köln-Worringen. Der Verein hieß zeitweilig nach seinem Sponsor BP Köln-Worringen (heute Kreisliga D). Von 2003 bis 2006 dauert das kurze Oberliga-Kapitel von Partnerstadt Istanbul (PSI) Yurdumspur Köln, 1974 von Migranten gegründet und nach dem Abstieg mangels Sponsoren abgemeldet.


    Noch weiter zurück liegt die beste Zeit des SC Köln-Mülheim Nord von 1972-1975. Doch nach dem Abgang des Mäzens, meldeten sich die Spieler der Mannschaft ab und mit einer Rumpftruppe ging es zurück in die Niederungen des Kölner Fußballs (heute Kreisliga B). Von 1969-1973 spielt der Club für Bewegungsspiele Ford Köln-Niehl 09/52 im Oberhaus. Dahinter stehen der CfB 09 Niehl und der 1930 gegründete FC Ford Köln, der als Betriebsmannschaft der Kölner Ford Werke das runde Leder tritt. Auch ihnen geht 1973 das Geld aus (heute Bezirksliga) Der Turn- und Spielverein Höhenhaus 1919 hält sich von 1967 bis 1969 in der höchsten Amateurklasse. Eine Besonderheit war der FC Alter Markt, der von der Brauerei Sion gesponsert 1976 mit dem Aufstieg in die Oberliga an seine Grenzen stieß und sich als zweite Mannschaft dem SC Fortuna anschloss.


    Wunsch: keiner

    Ist das noch Fußball?

    Einmal editiert, zuletzt von matz ()

  • Köln. Eine ganz besondere Geschichte. Der FC, ein Konstrukt, gabs ja damals schon, hat sich konsequent als Verein Nr.1 etabliert.

    Der Rest wurde weggedrückt. Die Geschichte von Dellbrück/Viktoria ist eine tragische Nummer für sich. Fortuna als konsequentes Produkt eines echten Mäzens ist auch eine extra Nummer.

    Da ist Köln schon eine besondere Stadt.

  • Bis 1933 wurde fünfmal ein Kölner Verein Westdeutscher Meister. Zum Vergleich: 11 mal kam der Westdeutscher Meister aus der einstigen Fußballhochburg Duisburg, viermal aus Gelsenkirchen. Im Westen Köln damit also ziemlich gut. Auf Reichsebene sprang jedoch kein Titel heraus. Da Köln schon damals zu den größten deutschen Städten zählte, sicherlich etwas dürftig.

  • Danke matz für den wieder einmal tollen Artikel. Leider geht die Serie auch so langsam dem Ende entgegen.

    Nichtsdestotrotz freue mich schon auf München, Hamburg und als Höhepunkt auf das Ergebnis der Mammutaufgabe der letzten Abhandlung.



    ...
    Wunsch: keiner

    Ich gönne den Ziegen durchaus mal wieder Pflichtspiele gegen den ähnlich sympathischen Vertreter Düsseldorfs.

    Gerne auch beständig - als rares Highlight in Liga 2.

    ...und niemals vergessen

    EISERN UNION!

  • Platz 4: Köln (1.073.096 Einwohner)


    Wunsch: keiner

    Wunsch: der 1. FSV 1899 kommt hoch in die Landesliga besser noch Mittelrheinliga

    Wieso? In K**n ist es genauso wie in Berlin: Für die einzelnen unfassbar vielen Vereine interessiert sich keine Sau, egal wieviel Tradtion die haben. Und die spielen ja auch nur noch auf diversen Plätzen ohne Ausbau auf der BZA in Weidenpesch.

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    Zum Text über Platz 4:

    Es ist in K**n wirklich so: Der Geißbockverein ist heilig und egal ob die Leute aus K, Umgebung oder sonstwoher kommen, die übernehmen direkt diese widerwärtige selbstgefällige Art der K****r, die sich, die Stadt und Verein für den Nabel der Welt halten... Unerträglich sowas.... Sag ich nicht als Leverkusener, sondern genau das ist die allgemeine Meinung über den Verein und die Stadt, die ich schon von sehr vielen Leuten gehört habe....
    Bei Fortuna und Viktoria ist es im Prinzip genauso, aber nicht ganz so fürchterlich.... Und das mit der "Veedel (Viertel) Mentalität" beschreibt K**n perfekt... Darüber singen diverse Mundart Bands u.a. ja auch... Die Zeiten, wo K**n als "Chicago am Rhein" mit seinen Unterweltgrößen mit den typischen K****r Spitznahmen berühmt / berüchtigt war, ist schon lange, sehr, sehr lange vorbei....


    Gab Ende der 90er mal eine Choreographie in Leverkusen beim Derby gegen den FC mit bunten Tafeln und zwei Spruchbändern: "Willkommen in der Farbenstadt" und "Wir grüßen unsere Gäste vom anderen Ufer..."... :lol: Diese Doppeldeutigkeit wäre heute ein riesen Skandal... :facepalm:


    Das die Vereine aus der Stadt mit der großen Kirche vor 1963 nie wirklich was erreicht haben... Nun ja... Aber die sind ja alle sooo stolz auf ihrem Retortenverein aus dem Jahr 1948 vom Militärring... Aber Leverkusen wird ja von denen die Tradition abgesprochen... :rofl: Sowie spiegelt sich deren Mentalität in folgendem wieder: Für viele sind die Spiele gegen Leverkusen ja kein Derby, vor allem wenn sie das Derby mal wieder verloren haben. Aber nach einem Sieg, sind sie plötzlich "Derbysieger".... :facepalm: :lol: Klar, mit der riesigen Masse an Fans, Hooligans, Ultras kann Leverkusen nicht mithalten, logisch, aber an dieser Stelle möchte ich mal an den 05.04.2009 erinnern.... :cool:


    Insgesamt ist die Fussballgeschichte von der links- und rechtsrheinischen Stadt aber durchaus interessant... Wenn es nur diesen Retortenverein von Franz Kremer nicht geben würde.... :lol:

  • Kann die Meinung zu Köln da im Großen und Ganzen teilen.


    Köln ist das Bayern von NRW:


    - seltsame Sprache

    - seltsame Bräuche

    - seltsames Bier

    - überhöhte Selbsteinschätzung

    - Hang zur Arroganz und Niedermachung von Anderen

    - "hier bei uns ist das einzig Wahre"


    Das war einst nur ein Vorurteil meinerseits, jetzt wohn ich in der Nähe und es bestätigt sich immer mehr.

  • Viele Vereine gehen auf Fusionen in den 30ern, 40ern und 50ern zurück. Wenns also danach ginge...

    So sieht’s aus! Fusionen sind im deutschen Fußball völlig normal (gewesen). Oft wurde damit das Ziel verbunden, Kräfte in einer Stadt zu bündeln, um erfolgreich(er) zu sein. In den letzten Jahren sind vor allem in Dörfern und Kleinstädten Fusionen oder Spielgemeinschaften notwendig, um überhaupt einen Spielbetrieb aufrechterhalten zu können.

    Selbst in mittelgroßen Städten war die einzige Chance zurück zu alter Stärke ein Zusammenschluss von mindestens zwei Vereinen.

    Ich bin deshalb kein grundsätzlicher Gegner von Fusionen, sondern mache dies vom Einzelfall abhängig. Es gibt Beispiele für erfolgreiche Fusionen, bei denen die Mitglieder und Anhänger der jeweiligen Klubs fast einstimmig für den Zusammenschluss stimmten und der Fusionsverein in der Folge angenommen wurde (z.B. Paderborn, Augsburg, Freital, Weißenfels, Gießen etc.).

    Allerdings gibt es auch negative Beispiele, bei dem es zu Abspaltungen oder Neugründungen kam, weil sich eine nennenswerte Anzahl an Leuten im neuen Verein nicht ausreichend repräsentiert empfand oder die Traditionslinie eines Vereins nicht ausreichend gewürdigt sah (z.B. Fulda, Pforzheim, Schwerin, Heilbronn etc.). In den genannten Beispielen fand und finde ich es schade, dass man keinen Kompromiss finden konnte, kann aber die - meistens sind es ja aktive Fanszenen, die sich gegen die Fusion aussprechen - verstehen, denn ich möchte auch nicht, dass die Wurzeln meines Vereins nach einer Fusion nicht mehr erkennbar sind.

  • Ich würde sogar soweit gehen und sagen, dass Köln eine eigene Galaxie ist.

    Signaturen sind überbewertet!

  • Naja das mit der Sprache ist in Leverkusen aber auch so, obwohl die Leute dort nicht wirklich im Dialekt, sondern hochdeutsch mit Einflüssen vom rheinischen Dialekt (niemals K*****!) sprechen, ne? :zwinker:
    Ansonsten Zustimmung über die anderen Punkte.... :lachen: