Italia 90 zählt zu meinen ersten bewussten und präsentesten Kindheitserinnerungen. Mit meinem Fußball auf dem Schoß fieberte ich auf den Anstoß in Rom hin. Als 6-Jähriger hatte ich alle Spiele unserer Mannschaft verfolgt: Matthäus Traumtor gegen Jugoslawien, Rijkaards Spuckattacke. Nur das Halbfinale gegen England dauerte zu lang, schließlich hatte ich am nächsten Tag Schule. Die erste Frage nach dem Aufstehen mit bangen Blick: „Mama, haben wir gewonnen?“ Klaus Augenthaler, Pierre Littbarski und Lothar Matthäus waren meine Idole. Der 8. Juli 1990 ist für mich eine Zäsur. Als Andreas Brehme am 8. Juli 1990 den Elfmetertöter Goycochea mit rechts ins linke Eck überwand,war Deutschland nicht nur zum dritten Mal Weltmeister, ein kleiner Junge war auch mit dem Fußballvirus infiziert. Diese Zeit und besonders dieses Turnier hätte ich aber sehr gerne noch intensiver und bewusster erlebt, bekomme immer noch Gänsehaut wenn mir mein Onkel vom Turnier erzählt, der damals in Italien vor Ort war oder die Geschichten das nach dem Endspiel die ganze Straße der Kneipenmeile von Gießen voller Leute war. 2014 war in der Ludwigstraße zwar auch richtig viel los, aber wohl deutlich weniger wie nach dem WM-Sieg 1990.
Auch für mich mit Jahrgang 81 war es das erste bewusst miterlebte große Turnier, Kicker-Leser war ich schon. Bei den ersten beiden Vorrundenspielen musste ich leider zur Halbzeit ins Bett, es war ja Schule. Beim Halbfinale passten meine Großeltern auf uns auf und waren zum Glück gnädig und ließen mich mitschauen, beim Finale war das sowieso keine Frage mehr. Mein drei Jahre alter Bruder ist wohl allerdings irgendwann eingeschlafen. Ich weiß noch wie wir am Tag nach dem Finale nach der Schule Chips kauften und auf einem Spielplatz unsere Weltmeisterparty feierten :). Goycochea, Schillaci, Roger Milla und co sind unvergessene Namen dieses Sommers, von den deutschen Spielern fange ich gar nicht erst an,,,