81 deutsche Großstädte und ihre Top-Vereine

  • interessant an Wuppertal ist, dass im Fußball die Stadtteilidentitäten von Barmen und Elberfeld, welche ja beide eigenständige Großstädte waren, völlig verschwunden sind, es gibt gar keinen Barmener oder Elberfelder Verein


    Fußballerisch nicht mehr. Aber in den Köpfen ist es noch immer. Ich bin Elberfelder und kann mir manchmal den ein oder anderen Spruch zu den Barmern nicht verkneifen. :lachen: „In Barmen wohnen die Armen.“ - „Elberfeld hat auch kein Geld“.


    Top Beitrag. Wuppertal ist meine Stadt und wird es immer sein. :jaaa:

  • Ich möchte noch hinzufügen, dass die Borussia zwar seine Wurzeln auf dem Ölberg hat, aber die Anlage sich an der Nevigeser Straße befand, eher am Katernberg als am oder auf dem Ölberg.


    Dort hatte der WSV nach der Fusion seine Jugendanlage, auch die alte Zweite Mannschaft hatte dort Heimspiele.

    Jetzt ist dort ein Lidl und die Jugend am Stadion untergebracht, die Turnhalle, in der der WSV 1954 gegründet wurde, bzw. genauer wo man die Fusion beschloss, ist schön saniert und verbindet alt und neu.

  • Ich möchte noch hinzufügen, dass die Borussia zwar seine Wurzeln auf dem Ölberg hat, aber die Anlage sich an der Nevigeser Straße befand, eher am Katernberg als am oder auf dem Ölberg.


    Dort hatte der WSV nach der Fusion seine Jugendanlage, auch die alte Zweite Mannschaft hatte dort Heimspiele.

    Jetzt ist dort ein Lidl und die Jugend am Stadion untergebracht, die Turnhalle, in der der WSV 1954 gegründet wurde, bzw. genauer wo man die Fusion beschloss, ist schön saniert und verbindet alt und neu.

    Wussten die Borussen damals auf was sie sich beim WSV einlassen? Also das es eher eine "feindliche Übernahme" war und der Verein dann völlig ausgelöscht wurde bis er 2013 wieder gegründet wurde aber nicht am Spielbetrieb teilnimmt (Stand des von mir geposteten Artikels 2019)?

    War die "Fusion" damals umstritten oder gab es auch Kritik? Immerhin muss zu der Zeit die Borussia sportlich ja auf Augenhöhe mit dem WSV gewesen sein.


    Wie waren die Zuschauerzahlen damals bei der Borussia? Hatten sie auch Fans?

  • In dem Viertel in dem ich lebe ist der Kneipenbesitzer waschechter Borusse mit viel Leidenschaft. Er hat das Kapitel WSV bis heute nicht verdaut und ist auch bei der Wiedergründung involviert. Er hatte auch mal einen Posten beim WSV Borussia.


    Er selbst hat es mir so geschildert, dass man gute Kontakte zu Runge hatte und die Idee gut fand, solange eben die Borussia noch gehört und gesehen wird, insbesondere im Namen. Seitdem die Borussia faktisch geschluckt ist, schmerzt es die alten Borussen sehr.


    2004 war der Geist ein anderer, der WSV im Aufwind, die Borussia knapp dahinter, viele dachten wirklich, dass eine Bündelung der Kräfte dazu führt, dass Wuppertal endlich wieder groß wird. Allerdings ist es nicht so gekommen und ich behaupte, hätte der WSV Borussia sportlichen Erfolg gehabt, hätte man den Namen vermutlich nicht geändert.


    Mit dem sportlichen Abschwung wuchs die Kritik an Runge und letztlich wollte man 2013 alles abschütteln was an Runge erinnert.


    Die Borussia hatte zu Glanzzeiten schon manchmal ein paar hundert Zuschauer. Ob das aber Fans in dem Sinne waren, sei mal dahingestellt. Der WSV war halt immer der viel erfolgreichere Verein der in den 70ern Zehntausende Wuppertaler im Stadion begeistert hat. Auch wenn fast alle davon heute nicht mehr im Stadion sind, die alten schwärmen von dieser Zeit.


    Ich glaube an die Borussia haben seit jeher eher die gedacht, die selbst mal dort gespielt haben oder irgendwie damit verbunden sind, einfach so hingehen und ein gutes Oberligaspiel sehen weniger, dafür gab es ja den WSV.

  • Wenn bei einer "Fusion" die eine Seite sang- und klanglos verschwindet, kann ja nicht viel Substanz dahinter gewesen sein.


    Das ist wohl so, ja.


    Substanz im Sinne von Hobbyverein für Freizeitkicker sicherlich, aber mehr eben auch nicht.


    Die haben eine gute Zweite Mannschaft eingebracht und die Sportanlage, aber ansonsten würde ich nicht sagen, dass Borussia Wuppertal wirklich relevant gewesen wäre.

  • :lol: :lol: Von Loriot ist alles nenn- bzw. sehenswert.


    Und natürlich die unvergessene Evelyn Hamann.

    "Man ist nicht zu betrunken, solange man auf dem Boden liegen kann, ohne sich festzuhalten." (Finnisches Sprichwort)

  • Platz 16: Bochum (364.454 Einwohner)


    1. VfL Bochum 1848 (BL/1)


    2. SG Wattenscheid 09 (OL/5)


    3. DJK TuS Hordel (VL/6)


    4. SV Concordia Wiemelhausen (VL/6)


    5. Schwarz-Weiß Wattenscheid 08 (LL/7)



    Sieben Städte hatten in der Bundesliga-Geschichte mehr als einen Verein im Oberhaus: Berlin, München, Hamburg, Köln, Stuttgart, Leipzig und Bochum. Neben dem Sonderfall Leipzig fällt auch Bochum aus dieser Reihe. Denn der zweite Club, die SG Wattenscheid 09, kam erst 1975 inmitten der Eingemeindungsorgien der 70er Jahre zu Bochum. Nicht nur war Wattenscheid damals die einzige kreisfreie Stadt, die ihre Selbstständigkeit einbüßte, die Wattenscheider führten auch den Protest der betroffenen Kommunen in NRW an. Mehr als 90 Prozent der Bürger in „Wattsche“ lehnten die Eingemeindung in einer Bürgerbefragung ab und einer der Wortführer war ohne Zweifel der Wattenscheider Textilunternehmer Klaus Steilmann, Mäzen und Präsident bei der SG 09. Zu seiner Biographie gehört unverrückbar die Geschichte, dass er seine Autos in Essen anmeldete, weil er das Bochumer Kennzeichen verweigerte, ebenso wie jene, dass er den Derbysieg 1990 in der Bundesliga gegen den VfL Bochum als einen der schönsten Tage in seinem Leben rühmte.


    Gerade die Stadt Bochum ist eigentlich für eine Derbyhistorie in der Bundesliga denkbar ungeeignet. Denn die eigentlichen Kontrahenten, der Sportverein Germania 06 Bochum und der TuS Bochum 08, wurden 1938 auf Druck der örtlichen Nazi-Führung zu einem Großverein mit dem TV 1848 zusammengefügt. So kam der VfL Bochum übrigens auch zu dem für einen Fußballverein eher albernen Gründungsjahr 1848.


    Das Fachamt Fußball, Rugby und Kricket im Dritten Reich präferierte Großvereine. Beim NS-Oberbürgermeister von Bochum stieß diese Idee auf besondere Begeisterung, wollte er mit einem Bochumer Großverein und den zu erwartenden Erfolgen doch auch seine eigene Position im Parteiapparat stärken. Im Gegensatz zu anderen Städten, wo solche Zwangsehen nach 1945 wieder aufgelöst wurden, blieben die Fusionierten in Bochum trotz einiger Animositäten zusammen.


    In den 1920er Jahren sind die Bochumer Vereine zwar erstklassig, aber erringen keine Titel. Der Sportverein Germania 1906, im proletarischen Milieu beheimatet, beginnt als wilder Verein und wird erst 1910 vom Textilunternehmer Otto Wüst, Vater des späteren VfL-Präsidenten Ottokar Wüst, in geordnete Gefilde überführt. 1926 wird die Germania erstklassig. 1931 scheitert der Verein im Endspiel um die Ruhrbezirksmeisterschaft an Union Gelsenkirchen. Bis zur Fusion sind die Germanen in der Gauliga erstklassig, stehen aber im Schatten der übermächtigen Schalker.


    Der TuS 08 heißt zunächst SuS 08. Dieser Club des Bochumer Bürgertums geht 1919 mit dem TV zu Bochum zum TuS 1848 Bochum zusammen, trennt sich 1924 aber wieder in den TuS 08 und den TV 1848 Bochum. Die Turner sind schon vor dem ersten Weltkrieg erstklassig. Ende der 20er Jahre müssen sie aber die Vormachtstellung an die Germanen abgeben. In der Gauliga tauchen sie nur noch kurz auf.


    Zu den örtlichen Konkurrenten zählt auch der Märkische Ballspielverein Linden 05. Linden im Südwesten an der Grenze zu Hattingen gelegen kommt allerdings erst 1929 zu Bochum. Die Lindener werden 1920 erstklassig. Sie spielen wiederholt an der Spitze im Ruhr-Gau mit, am Aufstieg in die Gauliga nach 1933 scheitern sie aber mehrfach. 1972 fusionieren sie mit dem SC Dahlhausen, einem starken Verbandsligisten in den 50er und 60er Jahren zur SG Bochum-Süd, 1997 mit dem VfB Linden zur SG Linden-Dahlhausen (heute Kreisliga B).


    Ihre beste Zeit in den 20er Jahren hat auch die Sportvereinigung Langendreer 04, mit der Einführung der Gauliga sind die Langendreer im östlichsten Stadtteil (seit 1929) Bochums aber nicht mehr erstklassig. 1983 und 1998 unternimmt der SVL zwei kurze Ausflüge in die Oberliga Westfalen. (heute Kreisliga A)


    In der Nachbarstadt dominiert zu jener Zeit nicht die SG Wattenscheid, sondern der SV Höntrop aus dem Süden Wattenscheids. 1916 wird in der Jugendwehr Höntrop-Vöde eine Fußballabteilung gegründet, die sich als Ballspielverein 1916 Höntrop eigenständig macht. 1926 fusioniert der Ballspielverein mit dem VfR Westenfeld-Höntrop zum heutigen SV Höntrop. 1933 leisten sich die Höntroper zwei heiße Finalspiele gegen Schalke um die Ruhr-Meisterschaft. In den folgenden Gauliga-Jahren in Westfalen werden die Wattenscheider zwei Mal Vizemeister hinter Schalke. Erst 1939 müssen sie in der Gauliga die Segel streichen (heute Kreisliga A).


    1938 kommt es zum Zusammenschluss der drei Bochumer Vereine Germania, TuS 08 und TV 1848. Letzterer ist eigentlich 1849 gegründet worden, im Vorjahr gab es nur eine Ankündigung. Erst 1904 legt man sich die Jahreszahl 1848 zu. Das Revolutionsjahr macht sich besser im Vereinsnamen als 1849. Die Fusion wird den nicht ganz willigen Vereinen mit allerlei Versprechen versüßt: Erlass der Altschulden, Ausbau des Stadions an der Castroper Strasse, Festanstellung des Trainers bei der Stadt.


    Schon im Folgejahr scheint der Plan aufzugehen. Der VfL wird Vizemeister. Doch an Schalke reichen die Bochumer in den kommenden Jahren nicht ran. Dass sich die Stammvereine nach 1945 nicht neu gründen, mag auch daran liegen, dass schon der VfL ohne Anbindung an Kohlezechen oder Stahlwerke nur noch Mittelmaß bietet. Bei der Gründung der Oberliga West sind die Bochumer deshalb nicht dabei. Erst 1953 gelingt der Aufstieg für zwei Spielzeiten, dann noch mal von 1956-61. Ganz dicke kommt es 1963, als die Bochumer durch die Gründung der Bundesliga in die drittklassige Verbandsliga rutschen. Dort müssen sie sich mit dem örtlichen Rivalen SC Dahlhausen rumplagen.


    Der Ruhrbergbau begann einst in Wetter, Sprockhövel oder Witten, wo die Kohleflöze bis nahezu an die Erdoberfläche reichten. Von dort wandert der Bergbau nordwärts. Bochum wird 1841 Zechenstadt mit der ersten Tiefbauzeche Westfalens. 1905 wird die Stadt Großstadt. 1957 fahren Kumpels noch in 15 Bergwerke in Bochum ein. 1973 ist die Stadt dann bereits bergfrei. Als der Barde Herbert Grönemeyer 1984 die inoffizielle Stadthymne „Bochum“ komponiert und vom Grubengold singt, ist der Bergbau in Bochum schon museal (auch in Form des Deutschen Bergbaumuseums).


    Anders als andere Kommunen, die weiter lange an der Kohle festhalten, beginnen die Bochumer Stadtoberen bereits Anfang der 60er Jahre heimlich Bauernland im Süden der Stadt und zwei still gelegte Zechen aufzukaufen. Unter Pseudonymen reisen Abgesandte der Adam Opel AG an, um den Bau dreier Opel-Werke in Bochum zu verhandeln. Die Heimlichkeit ist nicht unbegründet, den Zechen- und Stahlunternehmen ist die Konkurrenz sauberer und gut bezahlter Arbeitsplätze in der Autoindustrie ein Dorn im Auge. 1962 eröffnen die Opel-Werke. 1965 sticht Bochum Dortmund bei der Ansiedlung der ersten Universität im Ruhrgebiet aus. Ab 1972 mischt das Bochumer Schauspielhaus die Theaterwelt auf und Ende der 70er wächst in einem abgetakelten Viertel in Bahnhofsnähe mit dem Bermuda-Dreieck die bekannteste Kneipenmeile des Ruhrgebiets.


    Bei so viel Aufbruchsstimmung in der Stadt nimmt es nicht Wunder, dass es Ende der 1960er Jahre auch mit dem VfL Bochum aufwärts geht. Nach dem Aufstieg in die Regionalliga 1965, arbeiten sich die Jungs von der Castroper Straße in die Spitzengruppe des Unterhauses. 1968 steht man im Finale des DFB-Pokals. 1970 scheitert der Verein in der Aufstiegsrunde, aber im Folgejahr ist der Club erstmals in der Bundesliga und bleibt dort für alle überraschend 22 Jahre. Von den einen ehrfürchtig die „Unabsteigbaren“ genannt, von den anderen als „graue Maus“ geschmäht. Der ständige Überlebenskampf funktioniert auch, weil viele Spieler aus Bochum und Umgebung stammen. Eingekesselt zwischen den großen Nachbarn aus Schalke und Dortmund lebt der VfL vor allem von dem Anhang in der eigenen Stadt.


    1993 geht es erstmals wieder in die 2. Liga. Anfangs gelingt den Bochumern noch der sofortige Wiederaufstieg nach den Abstiegen 1993, 1995, 1999, 2001 und 2005. Doch nach dem Abstieg 2010 scheitern die Bochumer in der Relegation und es folgen zehn Jahre in der zweiten Bundesliga. Da passt es, dass die Stadt parallel von der Krise der Automobilindustrie als erstes erfasst wird. 2014 schließen die Opel-Werke, einst größter Arbeitgeber, und werden abgerissen. Der VfL schafft aber 2021 überraschend die Rückkehr in die Bundesliga.


    In Wattenscheid formiert sich 1909 der bürgerliche Ballspiel-Verein 1909 Wattenscheid. Auch er wird von den Nazis zur Fusion gedrängt, 1934 mit der SG 1930 Wattenscheid, den kickenden Kumpels der Zechen Centrum-Morgensonne (SG Wattenscheid 09/30, nach dem Krieg wird die 30 gestrichen). In Wattenscheid stellt sich der Erfolg aber nicht sofort ein. Erst als der erfolgreichere SV Höntrop vom Verband sanktioniert wird und Spieler zu 09 abwandern, gelingt der SG Wattenscheid kurz vor Ende des Krieges der Sprung in die Gauliga.


    Nach dem Krieg bleiben die Schwarz-Weißen zweitklassig, schnuppern nur 1954 kurz am Aufstieg. Danach geht es bergab. 1958 sind die 09er nur noch drittklassig. Selbst in Wattenscheid muss man sich nun hinter Union Günnigfeld (seit 2000 VfB Günnigfeld, heute Bezirksliga) einreihen, wo gerade World-Cup-Willi Schulz seine Nationalmannschaftskarriere beginnt. Zur selben Zeit gründet der aus dem Osten zugewanderte Klaus Steilmann sein Textilunternehmen und findet über einen Mitarbeiter zur SG 09, die er schon bald als Alleinunterhalter übernimmt. Mitte der 60er Jahre zieht der Verein an die Lorheide um und 1969 gelingt der Aufstieg in die Regionalliga. 1974 verpasst Wattenscheid den Aufstieg in die Bundesliga erst in der Aufstiegsrunde.


    Danach sind die Wattenscheider gefühlt ewiger Zweitligist. 1990 ist es dann soweit: Wattenscheid mischt für vier Jahre in der Bundesliga mit. Im Debütjahr lässt man den VfL Bochum hinter sich und ist knapp hinter dem BVB plötzlich zweitbeste Mannschaft im Revier. Eine besondere Genugtuung ist natürlich der Sieg über die Bayern, nachdem deren Chef Uli Hoeneß die SG 09 als das Schlimmste bezeichnet hatte, was der Bundesliga passieren konnte. 1993/94 ist man nach dem Abstieg des VfL sogar alleiniger Bochumer Vertreter in der 1. Liga.


    Mäzen Steilmann macht bis dahin Mode für Millionen, nicht für Millionäre, so sein Slogan. Er beliefert Kaufhausketten wie C&A oder Karstadt. Doch im Zenit der SG 09 ist der Niedergang schon vorprogrammiert. Die Textilindustrie wandert in Billiglohnländer ab. Steilmann schafft es nicht, sein Unternehmen oder den Verein in eine sichere Zukunft zu überführen. Nach dem Bundesliga-Abstieg wird Wattenscheid in den 90er Jahren bis in die Regionalliga durchgereicht. 1995/96 trifft man den VfL ein letztes Mal in der 2. Liga. 2004 ist Wattenscheid erstmals nach dem Krieg viertklassig, 2007 fünftklassig. 2010 sechstklassig. 2013 erfolgt ein letztes Aufbäumen in der Regionalliga, begleitet von Finanzproblemen und dubiosen Sponsorenmodellen. 2019 wird Insolvenz angemeldet und die Mannschaft in die Oberliga zurückgezogen.


    Immer wieder mal versuchen auch Bochumer Stadtteilvereine, sich im Oberhaus des Amateurfußballs festzusetzen. Vor allem die DJK TuS Hordel, die zwar 1911 gegründet wurde, aber erst seit 1968 im DFB Fußball spielt. Ab 1996 war Hordel fünf Jahre in der Oberliga. Vorwärts Kornharpen bezahlte den Aufstieg 2003 sechs Jahre später mit einer Insolvenz. Der Nachfolger FC Vorwärts 2009 spielt in der Kreisliga B.


    Und nun zur Entspannung:


    Bochum von oben



    Wunsch: Wattenscheid steigt in die Regionalliga auf

    Ist das noch Fußball?

  • kam erst 1975 inmitten der Eingemeindungsorgien der 70er Jahre zu Bochum. Nicht nur war Wattenscheid damals die einzige kreisfreie Stadt, die ihre Selbstständigkeit einbüßte, die Wattenscheider führten auch den Protest der betroffenen Kommunen in NRW an. Mehr als 90 Prozent der Bürger in „Wattsche“ lehnten die Eingemeindung in einer Bürgerbefragung ab und einer der Wortführer war ohne Zweifel der Wattenscheider Textilunternehmer Klaus Steilmann, Mäzen und Präsident bei der SG 09. Zu seiner Biographie gehört unverrückbar die Geschichte, dass er seine Autos in Essen anmeldete, weil er das Bochumer Kennzeichen verweigerte, ebenso wie jene, dass er den Derbysieg 1990 in der Bundesliga gegen den VfL Bochum als einen der schönsten Tage in seinem Leben rühmte.

    man sieht, dass es auch schon damals zu teils fanatischem, aber zum Glück vergeblichem Widerstand gegen sinnvolle Eingemeindungen kam; von dem ist heutzutage kaum mehr die Rede. deswegen wird es auch Zeit für neue Eingemeindungsrunden im Ruhrgebiet.

    #22/5 5 Regional-Verbände = 5 Regional-Ligen = 5 Regional-Meister = 5 Aufsteiger

  • Oh Gott, Wacker wird wieder Politisch, aber was man anmerken kann ist das das Beispiel Wattenscheid 09 zeigt das ein Verein der zwischendurch mal ein Investitionsverein war, auch wieder gefühlt zu einem Traditionsverein werden kann. :)

  • das Beispiel Wattenscheid 09 zeigt das ein Verein der zwischendurch mal ein Investitionsverein war, auch wieder gefühlt zu einem Traditionsverein werden kann.

    der Vorgänger BV Wattenscheid war ja ein echter Traditionsverein und die SG 09 hat lange zweitklassig gespielt nach dem Krieg

    #22/5 5 Regional-Verbände = 5 Regional-Ligen = 5 Regional-Meister = 5 Aufsteiger

  • matz

    Wunderbarer Artikel über Bochum, insbesondere deine interessanten Abschweifungen über den Fußball hinaus.


    Platz 16: Bochum (364.454 Einwohner)

    ...

    Anders als andere Kommunen, die weiter lange an der Kohle festhalten, beginnen die Bochumer Stadtoberen bereits Anfang der 60er Jahre heimlich Bauernland im Süden der Stadt und zwei still gelegte Zechen aufzukaufen. Unter Pseudonymen reisen Abgesandte der Adam Opel AG an, um den Bau dreier Opel-Werke in Bochum zu verhandeln. Die Heimlichkeit ist nicht unbegründet, den Zechen- und Stahlunternehmen ist die Konkurrenz sauberer und gut bezahlter Arbeitsplätze in der Autoindustrie ein Dorn im Auge. 1962 eröffnen die Opel-Werke. 1965 sticht Bochum Dortmund bei der Ansiedlung der ersten Universität im Ruhrgebiet aus. Ab 1972 mischt das Bochumer Schauspielhaus die Theaterwelt auf und Ende der 70er wächst in einem abgetakelten Viertel in Bahnhofsnähe mit dem Bermuda-Dreieck die bekannteste Kneipenmeile des Ruhrgebiets.

    ...

    Hierzu mal noch zwei beiläufige Anmerkungen.

    Die Ruhrgebietsstädte sind ja fast alle nicht mit sehenswerten Altstädten gesegnet, Folgen von Industrialisierung und Krieg. Bochum hat es allerdings geschafft, nach Ende des 2. Weltkrieges konsequent alle Altstadtreste abreißen zu lassen, um den 1950er Jahre Traum einer modernen, autogerechten Stadt mit rein funktionalen Häusern zu verwirklichen (u.a. mussten damals alle Neubauten Flachdächer aufweisen). Das Verhältnis Kriegsschäden zu Nachkriegszerstörung beträgt in Bochum 1:9, was nahezu einmalig in der BRD ist.

    Zum Thema "Kirchturmdenken" im Ruhrgebiet:

    Der Bau der bekannten Ruhr-Uni mit ihrem Brutalismus (Beton-Uni) stand nicht nur mit Dortmund (die nach entsprechenden Protesten eine eigene Hochschule, die spätere Uni erhielten), sondern auch mit dem nahegelegenen, aber nichtwestfälischen Essen (Uni wurde 1972 eröffnet) in Konkurrenz. Bochum war viele Jahrzehnte die einzige Stadt in Deutschland mit einer Uni mit medizinischer Fakultät, aber ohne angegliedertes Uni-Klinikum. Der Bau wurde zwar begonnen, aber aus finanziellen Gründen (Ölschock) nie fertiggestellt. Deshalb war Essen einst das Uniklinikum für Bochum, bis Essen dann eine eigene, neue Uni (trotz Ölschock) erhielt und Bochum ohne Uni-Klinikum verharrte. Dieses Fehlen bzw. Missstand wurde dann lange als "Bochumer Modell" verkauft und nie behoben.

    ...und niemals vergessen

    EISERN UNION!

  • Platz 15: Duisburg (495.888 Einwohner)


    1. MSV Duisburg (3. Liga/3)


    2. VfB Homberg (RL/4)


    3. FSV Duisburg (OL/5)


    4. Sportfreunde Hamborn 07 (LL/6)


    5. Duisburger SV 1900 (LL/6)



    Die späte Einführung der Bundesliga war ein einschneidender Schnitt in der deutschen Fußball-Historie. Zahlreiche Vereine verloren z.T. nach Jahrzehnten ihren Status als Erstligist. Kaum eine Stadt war davon aber so betroffen wie Duisburg, denn hier gab es – wenn auch zu Beginn der 60er Jahre schon ausgedünnt - eine besonders vielfältige Vereinskultur, die sich dann zugunsten eines Vereins, dem MSV Duisburg, wandelte.


    Dass es aber so zahlreich ehemalige Erstligisten in Duisburg spielten, liegt an der besonderen Stadthistorie. Denn mehr noch als in anderen Städten in der Region gingen über Duisburg gleich drei Fusions- und Eingemeindungswellen hinweg. Grund dafür war die besondere Lage der Stadt als Scharnier zwischen Ruhrgebiet, Niederrhein und Rheinland.


    Am Anfang stand Vatta Rhein. Der floss nämlich bis zirka zum Jahr 1000 direkt an der Altstadt von Duisburg vorbei. Ruhrort war zu dieser Zeit eine Insel, die vor dem linksrheinischen Homberg lag. Dann entschied sich der Rhein, einfach mal in den folgenden 300 Jahren seinen Lauf zu ändern. Fortan lag Duisburg nicht mehr am Rhein, sondern nur noch an einem Altarm und Ruhrort kam auf die andere, die rechtsrheinische Seite.


    Ruhrort war schon frühzeitig bekannt für seine Hafenanlagen. Duisburg hatte dagegen einen Innenhafen und einen Außenhafen, die mit einem Kanal verbunden waren. Im ausgehenden 19. Jahrhundert kaufte Duisburg großflächig Land an den Rheinwiesen, um seine Häfen immer weiter auszubauen. Das stieß dem preußischen Staat sauer auf, unter dessen Verwaltung die Ruhrorter Häfen standen. Um die immer härtere Konkurrenz zu unterbinden, drängte Preußen 1905 auf einen Zusammenschluss der Häfen und in einem Abwasch auch auf eine Fusion Duisburgs (südlich der Ruhr) mit Ruhrort und Meiderich (nördlich der Ruhr).


    1929 riefen die Hamborner (zu dieser Zeit selbst Großstadt): „Los von Duisburg die Parole, solange uns die Brust noch schwellt“. Nutzte aber nichts. Hamborn kam zu Duisburg wie auch viele ländliche Gemeinden zwischen Duisburg und Düsseldorf. Hieß die Stadt erst noch Duisburg-Hamborn, wurde der Name 1935 in Duisburg geändert. 1975 wurden dann die linksrheinischen Städte Homberg und Rheinhausen sowie die Gemeinde Rumeln-Kaldenhausen einverleibt ebenso wie das ganz im Norden gelegene Walsum.


    Entsprechend waren viele Vereine in ihrer frühen Blütezeit zum Teil noch gar keine Duisburger Vereine. Erstklassig in den 1910er und 20er Jahren spielten im Duisburger Süden der Duisburger Spielverein, in der Stadtmitte gegründet, dann nach Wanheimerort ausgewandert, sowie der benachbarte Duisburger SC 1900, in Hochfeld der Duisburger FV 08 und in der nahen Wedau der TuS Duisburg 99. Östlich der Altstadt in Duissern der SV Duissern 1923 (heute Kreisliga A) und der Duisburger SC Preußen von 1901 (heute Kreisliga A), in Neudorf TuRa 88 Duisburg (heute Kreisliga B).


    In Ruhrort spielte der Verein für volkstümliche Bewegungsspiele Ruhrort (heute VfvB Ruhrort/Laar, Kreisliga A), nördlich davon in Beeck der BV Beeck 05 (heute BSV Beeck 05, Kreisliga B), in Meiderich der Meidericher Spielverein 02, der heutige MSV, sowie die Spvgg Meiderich 06 (heute Spvg Meiderich 06/95, Kreisliga A), in Hamborn der SV Hamborn 07, Union 02 Hamborn (heute MTV Union Hamborn 02, Kreisliga A) und das aus den Bergbau-Sportgemeinschaften stammende Westende Hamborn, ein Gewächs eines wissenschaftlichen Konzepts zum Betriebssport in der Bergbau- und Stahlindustrie (heute Schwarz-Weiß Westende Hamborn, Kreisliga C). Links des Rheins glänzte der Homberger SV, der heutige VfB Homberg.


    Trotz der Vielzahl der Vereine dominiert in der Pionierzeit des Fußballs nur ein Club, der Duisburger Spielverein. 1900 löst sich der Spielverein aus der Turngemeinde 1848. Initiator Gottfried „Papa“ Hinze wird später nicht nur DSV-Präsident, sondern 1905 auch DFB-Präsident. Papa Hinze, von Beruf Kaufmann, ist ein wahres Multitalent, zudem nämlich auch noch Torwart und Schiedsrichter.


    Aus der Innenstadt zieht der Verein zunächst an den Sportplatz Grunewald, dann an die Rheintörchenstrasse in Wanheimerort. Der Duisburger Spielverein wird zehn Mal Westdeutscher Meister (1904, 1905, 1908, 1910, 1911, 1913, 1914, 1921, 1924, 1927) und somit Rekordmeister im Westen. Mehrfach erreichen sie in der Endrunde der Deutschen Meisterschaft das Halbfinale und 1913 auch das Finale: Das verlieren die Rotblusen allerdings gegen den VfB Leipzig 1-3. Der Spielverein ist bürgerlich-konservativ, öffnet sich aber früh auch für Arbeiter. Dank des Spielvereins ist Duisburg die erste Fußball-Hochburg im Westen. Einigermaßen mithalten können in den Jahren nur die von Realschülern gegründeten Preußen.


    Ende der 20er Jahre endet die Blütezeit der Rotblusen, der FC Schalke 04 tritt an die Stelle der Duisburger. 1929 übrigens mit einem Sieg über den Meidericher SV im Finale um die Teilnahme an der Deutschen Meisterschaft, eine frühe Grundlage für die Abneigung beider Vereine. 1931 fährt dann der Meidericher SV zur Endrunde um die deutsche Meisterschaft, scheitert aber früh. 1932 endet Meiderich in der westdeutschen Meisterschaft wieder am S04, im folgenden Jahr geht es Hamborn 07 genauso.


    1933 wird die Gauliga Niederrhein gegründet. Aus Duisburg sind der FV 08, Hamborn 07 und Duisburg 99 dabei. Der Spielverein ist außen vor, sieht sich bei den Nazis auch als schlecht gelitten an. Auch die Zebras aus Meiderich kommen nach 1933 nicht mehr zum Zuge. In dieser Zeit dominiert in Duisburg Hamborn 07. Auch die Lokalrivalen Union Hamborn, Gelb-Weiß Hamborn und Westende Hamborn (in den 20er Jahren gibt es in Hamborn mehr als 30 Fußballvereine) und der Homberger SV schaffen es in die Gauliga. 1942 scheitert Hamborn schon früh in der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft, im Folgejahr Westende Hamborn und 1944 eine Kriegsspielgemeinschaft aus Spielverein und TSV 48/99.


    1947/48 startet die Oberliga West. Aus der einstigen Fußball-Hochburg Duisburg ist nur Hamborn 07 dabei. Der SV Hamborn 07 entsteht 1911 aus der Fusion des Ballspiel-Club Hamborn mit dem 1907 entstandenen Spielverein 07 Marxloh. Der katholische BC ist übrigens älter, von 1903, aber bei der Fusion nimmt man das Gründungsjahr der Marxloher, da es im Vereinsnamen steht, das 03 beim BC hingegen nicht. 1952 ist das Pokalspiel der Löwen gegen den FC St-Pauli das erste live im deutschen Fernsehen gezeigte Fußballspiel. 1954 schließen sich die 07er mit den Sportfreunden Hamborn zusammen. Hamborn spielt buchstäblich im Schatten der Thyssen-Hütte und der Konzern unterstützt die Löwen auch. Ganze 150 Meter sind es vom Werk zum August-Thyssen-Stadion, was für eine geradezu idealtypische Ruhrpottkulisse bei den Spielen sorgt.


    Die Stahlwerker bekommen in der Saison 49/50 in der Oberliga Duisburger Gesellschaft. Der Spielverein ist wieder da, für eine Saison auch der FV 08. Der Spielverein erlebt seine Renaissance aber erst im zweiten Anlauf 1954/55. 1957 wird der Altmeister Vizemeister im Westen und spielt um die deutsche Meisterschaft. Am Ende kommt man unglücklich nicht am Hamburger SV vorbei, weil damals noch der Torquotient, nicht die Differenz zählt.


    In den Folgejahren kann der DSV aber die finanziellen Herausforderungen der Oberliga nicht mehr stemmen. 1962 steigt der Altmeister ab. Auch eine Folge der starken Duisburger Konkurrenz. Die Hamborner sind in der Oberliga zwar nur eine Fahrstuhlmannschaft, steigen gleich drei Mal ab. Aber der Meidericher Spielverein nimmt dafür zunehmend die Rolle der führenden Mannschaft in der Montanstadt ein. 1951 steigt Meiderich in die Oberliga auf und bleibt bis auf eine Saison durchgehend im Oberhaus. 1961 ist Hamborn der letzte Duisburger Verein, der am Ende der Saison vor den Meiderichern ins Ziel kommt.


    Zum vorerst letzten und legendären Derby kommt es im Mai 1963. Der Meidericher SV besiegt durch ein Tor von Pitter Danzberg in letzter Minute Hamborn 07 mit 2-1. Es ist der 28. Spieltag. Das Spiel geht in die Mythengeschichte des Duisburger Fußballs ein und später entwickelt sich die Legende, dass das späte Tor der Meidericher den Untergang der Hamborner und die dauerhafte Vormachtstellung der Zebras besiegelte. In Wahrheit haben die Löwen zu diesem Zeitpunkt schon längst keine Chance mehr auf eine Bundesliga-Qualifikation und dass der Meidericher SV am Ende Alemannia Aachen als Gründungsmitglied der Bundesliga vorgezogen wird, hat auch verbandspolitische Gründe. Trotzdem ragt das Spiel heraus, weil der MSV wohl schon am Tag darauf seine Bundesliga-Zusage erhält. Der Meidericher Spielverein 02 Duisburg, entstanden in Schüler- und Turnerkreisen im Schatten der Zeche Westende, hat die Duisburger Konkurrenz damit endgültig abgeschüttelt.


    Legendär die Frage von HSV-Ikone Uwe Seeler zum Bundesligastart, wo denn dieses Meiderich eigentlich liege. Doch die Meidericher überraschen in der ersten Saison ganz Fußball-Deutschland. Die Mannschaft, die noch aus dem Umfeld der Phönix-Hütte und wirklich aus dem Stadtteil Meiderich stammt, wird u.a. mit dem Weltmeister Helmut Rahn verstärkt. Der verspricht bei seinem Antritt, künftig nur noch Buttermilch zu trinken, bleibt dann aber beim Pils. Im Nachhinein gilt er als erster Marketing-Coup der Bundesliga, denn die Verpflichtung des Volkshelden soll natürlich die Massen ins Wedaustadion locken. Mit der Riegel-Taktik des Trainers Gutendorf und gesunder Härte wird der MSV überraschend Vizemeister.


    So nah ist seit 1913 kein Duisburger Verein mehr am Titel. Das ist auch gute Werbung für die Stadt. Denn auch in Duisburg erkennt man, dass Bundesliga-Vereine ein Imageträger gerade für Städte sind, die sonst nicht im Rampenlicht stehen. Dumm nur, wenn der Verein gar nicht den Namen der Stadt trägt. 1967 ändern die Meidericher im Gegenzug für städtische Unterstützung deshalb ihren Namen in MSV Duisburg. Bis der WDR 1981 den Tatort-Kommissar Schimanski in Duisburg ansiedelt, ist der MSV wohl der bekannteste Werbeträger der Stadt. An den Anfangserfolg können sie aber an der Wedau nicht mehr anknüpfen. Meist enden ihre Spielzeiten zwischen Platz 10 und 15. In der Saison 1977/78 zieht der MSV überraschend in den UEFA-Cup ein (nach 75/76 als Vize-Pokalsieger), in dem sich ausgerechnet im Halbfinale die Fohlen aus Mönchengladbach als unüberwindbar erweisen. Doch 1982 sind die Kassen leer und der MSV steigt zum ersten Mal seit den 50er Jahren wieder in die Zweitklassigkeit ab. 83/84 scheitert Duisburg in der Relegation zum Aufstieg an Frankfurt, dann geht es ganz schnell. 1986 wird der MSV in die Oberliga Nordrhein durchgereicht.


    Für die anderen Duisburger Vereine bedeutet die Qualifikation der Meidericher für die Bundesliga 1963 den Gang in die Bedeutungslosigkeit. Besonders groß ist die Schmach für den Duisburger Spielverein, die Meidericher nun als Hausherr im Wedaustadion zu sehen, während man selbst an der Rheintörchenstrasse nur noch in deren Hinterhof kickt. Nur mit Mühe qualifiziert sich der DSV 1963 für die neue Regionalliga West, wie auch der TuS Duisburg 48/99 und Hamborn 07. Da reift der Plan, mit einem Duisburger Großverein im Süden ein Gegengewicht zum MSV zu bilden.


    Zuerst wird der Drittligist FV 08 angesprochen. Dessen Vorläufer, der Hochfelder FC 08, entsteht 1908 als Fusionsverein von mehreren Hochfelder Klubs. 1914 wird der Verein der Stahlarbeiter umbenannt in Duisburger FV 08. In der alten Grunewald-Kampfbahn bleiben die 08er aber immer im Schatten der großen Duisburger Clubs (heute Bezirksliga).


    Ein kleiner Blick auf den FV 08

    Schnell ist man sich einig, dass es eine große Lösung mit dem Duisburger Sportclub 1900 und dem TuS 48/99 braucht. Doch der FV 08 und der DSC 1900 bekommen schnell Furcht, in dieser Fusion unterzugehen. Sie steigen aus dem Projekt aus. Es bleibt also nur die kleine Lösung mit den TuS 48/99 übrig. Der Verein wird 1899 als Duisburger FK 1899 gegründet, fusioniert mit dem SV Viktoria Duisburg zum Duisburger SV Viktoria und dann mit dem Duisburger TV von 1848 und dem SV Borussia Duisburg zum Duisburger TSV 1848. 1923 trennen sich Fußballer und Turner in den Duisburger TSV 1899 und den Duisburger TV 1848. 1938 gehen sie wieder zusammen, diesmal zum TuS Duisburg 48/99.


    Beim TuS ist man von der Fusion mit dem Spielverein begeistert. Nicht nur, weil man gerade aus der Regionalliga abzusteigen droht. Die 48/99er sind auch schon kein richtiger Duisburger Verein mehr. Denn sie spielen zum Teil in der Krefelder Grotenburg. Mit der Begründung, mit sieben Top-Vereinen gäbe es in Duisburg ein zu großes Gedrängel, hatte man beim DFB den Umzug in die Fußball-Diaspora Krefeld beantragt. Der DFB lehnte das Ansinnen ab. Aber mit der Drohung, mit Preußen Krefeld zu fusionieren, bekommt 48/99 am Ende seinen Willen beim Sportgericht durchgedrückt. Der Plan geht auch auf. In Krefeld ist der Zuschauerzuspruch besser, so dass der TuS das Geld in die Fusion, der DSV die Mannschaft einbringt.


    Beim Spielverein aber zerfleischen sich die Mitglieder über die Vereinigung mit den Turnern. In der ersten Versammlung kommt es zu Tumulten und Schlägereien (besonders die Auseinandersetzung zwischen Herrn Wirth und Herrn Specht (Schläge durch Wirth) sei mehr als würdelos gewesen, kritisiert das Protokoll der Versammlung). Die Fusion erhält nicht die erforderliche Stimmenzahl, aber es sind längst ausgetretene Mitglieder eingeschleust worden. Die Wahl muss wiederholt werden. Diesmal siegt das Argument, dass der DSV allein nicht in der Lage ist, Vertragsspieler-Fußball zu finanzieren.


    Viele enttäuschte DSVer wenden sich darauf hin ab. Nicht nur, dass der laue Namenskompromiss Eintracht Duisburg 48 den geliebten Spielverein unterschlägt, der Fusionsverein zieht auch noch in die Fugmann-Kampfbahn (heute Leichtathletikstadion Bezirkssportanlage Wedau III) um und verlässt Wanheimerort (wo der DSV in den 50erm statt in die Mannschaft in ein Vereinsheim investiert hatte).


    Der DSC 1900 erhofft sich nun, das Erbe des Spielvereins antreten und enttäuschte Anhänger (vor allem finanziell potente) gewinnen zu können. Deshalb nennt man sich 1969 in Duisburger Spielverein 1900 um und zieht später auch auf die alte Sportanlage des DSV. Letztlich ist beiden Plänen kein Erfolg beschieden. Eintracht Duisburg steigt 1967 aus der Regionalliga ab, schafft noch einmal den Wiederaufstieg, um dann endgültig im Amateurlager zu verschwinden (heute Kreisliga B). Hamborn 07 hält sich noch bis 1970 in der Zweitklassigkeit, dann heißt es auch für die Löwen Amateurfußball. 1969 war schon der Abriss des August-Thyssen-Stadions erfolgt, es ging über das Schwelgernstadion zur Bezirkssportanlage Holtkamp.


    Plötzlich aber, 25 Jahre nach dem letzten legendären Oberliga-West-Derby, kommt es in der Oberliga Nordrhein noch einmal zum Treffen zwischen Zebras und Löwen. Für drei Spielzeiten lebt die alte Rivalität auf, doch die alte Augenhöhe stellt sich nicht mehr ein.



    Der MSV strebt von Beginn an zurück in den Profi-Fußball und hält sich nach dem Aufstieg in der 2. Liga auch nur zwei Spielzeiten auf. In der Folgezeit gibt es noch mehrmals Bundesliga-Fußball an der Wedau (1991/92, 93-95, 96-00, 05/06, 07/08). In der Bundesliga dauerhaft etablieren kann sich der MSV aber nicht mehr. Der Tiefpunkt tritt 2013 ein, als der wirtschaftliche angeschlagene Club keine Lizenz für die 2. Liga mehr erhält. Seither pendelt der MSV Duisburg zwischen zweiter und dritter Liga mit absteigender Tendenz.


    Die Nummer Zwei im Duisburger Fußball ist mittlerweile der VfB Homberg, der Nachfolger des alten Homberger SV 03, früher auch HSV genannt. Nach dem Krieg kam der HSV auf eine Saison in der Regionalliga West. 1969 fusionierte er mit der Sportvereinigung Hochheide 1899/1919 zum VfB Homberg. Seit 2005 spielen die Homberger fast durchgehend in der 5. Liga uns seit 2019 in der Regionalliga West. Die Nummer Drei ist mittlerweile der FSV Duisburg aus dem Jahr 1989, in dem nach und nach vier migrantische Vereine aufgingen. Allen drei Top-Vereinen ist aber gemein, dass sie in dieser Saison gegen den Abstieg spielen, so dass das Tableau in Duisburg in der kommenden Saison schon ganz anders aussehen kann.


    Wunsch: Hamborn 07 steigt in die Oberliga auf und der FV 08 in die Landesliga.


    Erinnert sich eigentlich noch jemand an den Moment, als Enatz Dietz mit dem Tode rang. Jedenfalls in diesem Schocker ab Minute 6.46

    Ist das noch Fußball?

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