81 deutsche Großstädte und ihre Top-Vereine

  • Ist die SG Rosenhöhe nicht erfolgreich in der Jugendarbeit?

    Ja, spielen mit der U 19, U17 und U 15 häufig in der Hessenliga.

    "Die großen Trainer haben schließlich alle gesoffen: Weisweiler, Happel, Zebec.
    Und ich gehöre ja auch zu den Großen." (Udo Lattek)

  • Die erste hessische Großstadt: Offenbach. Die Industriestadt ist seit den frühen 1950er Jahren Großstadt.

    Nach eigener Berechnung ist übrigens auch die Stadt Hanau bereits Großstadt - aktuell hat sie mehr als 100000 Einwohner. :)

    https://www.hanau.de/mam/vk/kernindikatoren_2020-12-31.pdf

    Dann werden sie sicher beim nächsten Update der Bevölkerungszahlen mal dabei sein.

    Ist das noch Fußball?

  • Die Grundlage hier orientiert sich am Bundesamt und den Landesämtern für Statistik. Die Einwohnermeldeämter haben z.T. andere Zahlen. Die Einwohnerzahl Fürths kratzt z.B. laut Stadt an der 130 000.

    Zur verlässlichen Übersicht sollte man die Bundes/Landeszahlen nehmen, auch wenn die evtl. nachhinken. Das ist auch hier so.

    Sonst kommt man in "Schwanzlängenvergleiche", die nichts bringen.

  • Platz 57: Ingolstadt (137.392 Einwohner)


    1. FC Ingolstadt 04 (3.Liga/3)


    2. Türkischer SV Ingolstadt (BL/7)


    3. FC Grün-Weiß Ingolstadt (KL/8)


    4. TSV Oberhaunstadt (KL/8)


    5. FC Gerolfing (KL/8)



    In der fünftgrößten Stadt Bayerns, in der sich alles „Schanzer“ nennt, weil die Stadt für rund 400 Jahre bayerische Landesfestung (Schanz) war, kam die Derbygeschichte 2004 zu einem Ende. Der Eisenbahner-Sportverein (ESV) Ingolstadt-Ringsee war sportlich und finanziell am Ende, der Unternehmer Peter Jackwerth sollte helfen. Das brachte den ewigen Konkurrenten, den Männer-Turn-Verein (MTV) von 1881 Ingolstadt, der sich in einer ähnlichen Lage sah, auf den Plan. Die Turner sprachen ebenfalls bei Jackwerth vor, Am Ende stand die Fusion zum FC Ingolstadt 04. Die Anteile Jackwerths hält allerdings mittlerweile eine Tochtergesellschaft der AUDI AG.


    Mit der Fusion der beiden Ingolstädter Traditionsvereine war zugleich der jahrelange Kampf um die Vorherrschaft in der Stadt beendet. Der MTV hatte seine beste Zeit mit dem überraschenden Durchmarsch und Aufstieg in die 2. Bundesliga Süd 1978 (der 1. FC Haßfurt hatte verzichtet). In der Folgesaison allerdings folgte bereits der ESV in die 2. Bundesliga. Der ESV hatte in der Saison 79/80 nicht nur sportlich die Nase vorn, sondern zog auch mehr Zuschauer. Der MTV stieg wieder ab, sicherte sich zwar darauf hin die Bayernmeisterschaft, aber da die 2. Bundesliga eingleisig wurde, blieb dem MTV der fällige Aufstieg verwehrt. Der ESV fiel der Neugliederung ebenfalls zum Opfer und wurde in der folgenden Saison gleich weiter in die Landesliga durchgereicht. Richtig auf die Füße kamen beiden Vereine in der Zeit darauf nicht mehr. Der MTV spielt heute übrigens wieder eigenständig Fußball und lag in der zehntklassigen A-Klasse vor Corona sogar an der Tabellenspitze.


    Wunsch: Keiner. Mit zwei Spielzeiten Bundesliga des FC Ingolstadt 04 war der Fußball-Standort Ingolstadt eigentlich schon weit über seiner historischen Bedeutung hinaus erfolgreich.

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  • Ich finde den Fusionsverein gar nicht sooo übel wie viele andere Leute. Allerdings ist das neue Stadion recht seelenlos und das heutzutage typische Publikum am Start beim FCI. Ich war in der Rückrunde 2018/19 beim Heimspiel Klassiker gegen Wehen da und bin im Heimblock gelandet nach dem Kartenkauf. In Erinnerung gebleiben ist mir der absolut euphorische Capo (Vorsänger) mti Mikrofon, der total abging, aber den Rest nicht mitziehen konnte. So war minutenlang nur er über die Boxen der Anlage im Fanblock zu hören, wie er "....wir sind immer dabei, der ganze Fanblock dreht frei..." usw. sang. Er war allerdings der Einzige, der freidrehte.... Hatte etwas lächerlich surreales.... :lol: Aber hey, die Vereinsfarben schwarz-rot-weiß sind wenigstens geil.... :cool:

  • Der FC Gerolfing war mal in der Landesliga. Danach ging bergab.

    Der ESV stammt aus dem Stadtteil Ringsee, der früher selbstständig war und später nach Ingolstadt eingemeindet wurde. Der Verein hieß ursprünglich VfB Ringsee.

  • Platz: 56: Paderborn (151.633 Einwohner)


    1. SC Paderborn 07 (2.BL/2)


    2. SV Heide Paderborn (LL/7)


    3. SC Viktoria Neuenbeken (LL/7)


    4. Sportfreunde DJK Mastbruch (BL/8)


    5. TSV Wewer (BL/8)


    Die erzkatholische Stadt Paderborn wurde 1975 durch Eingemeindungen, u.a. von Schloß Neuhaus, zur Großstadt. Fußballerisch standen die Paderborner allerdings lange im Schatten von Bielefeld und auch Gütersloh.


    Der Fußball an der Pader besteht aus zwei Linien, die Neuhauser und die Paderborner Linie.


    Die Neuhauser Linie: Der SV 07 Neuhaus war zwischen 1959 und 1965 führend, wenn auch nur in der viertklassigen Landesliga. Danach begann der Aufstieg des TuS Sennelager. (Die Senne ist ein weitgehend unbesiedeltes großflächiges Heidegebiet, das schon die Preußen als Militärgelände nutzten, nach dem Krieg wurde es zu einem Truppenübungsplatz der Briten. Sennelager war eigentlich das Südlager der preußischen Kavallerie).


    Der TuS war zunächst so schwach, dass er sich regelmäßig mit Spielern der Betriebsmannschaft des Achsenfabrikanten Josef Peitz verstärkte. Darauf hin übernahm Peitz gleich selbst den Verein und sponserte ihn von der 2. Kreisklasse bis 1971/72 in die drittklassige Verbandsliga.


    1973 fusionierten der SV 07 und Sennelager zum TuS Schloß Neuhaus (den Beinamen Schloß erhielt Neuhaus aufgrund der fürstbischöflichen Residenz). Einige Fusionsgegner in Sennelager gründeten als Reaktion darauf den TuS Schwarz-Gelb Sennelager, der heute in der Bezirksliga spielt.


    Der Fusionsverein qualifizierte sich 1978 für die neue Oberliga Westfalen. 1982 reichte es sogar für eine Saison in der 2. Bundesliga. Der Verein war ein Musterbeispiel eines von einem Mäzen alleinherrschend geführten Clubs. 1984 standen „die Schloßherren“ noch einmal vor dem Aufstieg in den Profifußball, doch weil der Spieler Colin Bell nicht spielberechtigt war, wurden die entscheidenden Punkte aberkannt.


    Die Paderborner Linie: Zwischen 1965 und 1970 hatte der SC Grün-Weiß Paderborn rund um den Dom die Nase vorn. Heute spielen die Grün-Weißen in der Kreisliga und rühmen sich, den Weltcup der Ästhetischen Sportgymnastik ausgerichtet zu haben.


    Der Verein für Jugendpflege (VfJ) 08 Paderborn und der SV Paderborn hingegen waren meist in der Bezirksliga daheim und fusionierten 1969 zum 1. FC Paderborn, der ab 1970 drittklassig spielte. Der Oberliga-Meistertitel 1981 erwies sich allerdings als wertlos, weil die 2 Bundesliga eingleisig wurde und keine Aufsteiger aufnahm. Darauf hin versank der Verein im Mittelmaß der Oberliga.


    1985 spielten die zunehmend stagnierenden Vereine TuS Schloß Neuhaus und 1. FC Paderborn in der Oberliga das letzte Paderborner Derby, dann fusionierten sie zum TuS Paderborn-Neuhaus, der später in SC Paderborn 07 umbenannt wurde.


    Bis zur Rückkehr in den Profifußball dauerte es aber noch weitere zwanzig Jahre. 2005 stieg Paderborn in die 2. Bundesliga auf. Zuvor war der Club durch den Möbelunternehmer Wilfried Finke vor dem finanziellen Aus gerettet worden. Der 2019 verstorbene Unternehmer konnte auch noch das Bundesligajahr 2015 erleben, dem sich ein katastrophaler Absturz bis in die dritte Liga anschloß (eigentlich vierte Liga, nur der Lizenzentzug für 1860 München rettete den SCP). Danach gelang dem SCP der ebenso sensationelle Durchmarsch zurück in die Bundesliga.


    Eine kurze Episode absolvierte 1994 Blau-Weiß Wewer in der Oberliga. Als die Finanzierung des Vereins zusammenbrach, musste Wewer sich mitten in der Folgesaison vom Spielbetrieb abmelden. Aus dem insolventen Verein ging der TSV Wever hervor.


    Wunsch: Keiner. Sieht man in die Historie des Paderborner Fußballs, ist die Zweitliga-Zugehörigkeit eigentlich genau passend.

    Ist das noch Fußball?

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  • Episode aus dem Paderborner Fußball: Nach dem Einmarsch der Sowjetunion in Afghanistan setzte sich die afghanische Nationalmannschaft, die zu einem Freundschaftsspiel in die zentralasiatischen Sowjetrepubliken delegiert war, geschlossen in den Westen ab. Da sie jedoch weiterhin Fußball spielen wollten, jedoch als ein Team, fanden sie am Ende eine Heimat beim 1. FC Paderborn, wo sie als dessen 3. Mannschaft in der Kreisliga an den Start gingen. Bekannt wurden sie durch zahlreiche Freundschaftsspiele in Deutschland. Auch der 1. FC Normannia Gmünd empfing 1982 den "1. FC Paderborn III" zum Vergleichskampf und siegte mit 5:0. (Verschiedentlich wird - auch von den ehemaligen Kickern - TuS Schloß Neuhaus als Heimat der Afghanen angegeben. Aber vermutlich will man sich mit der damaligen Zweitligazugehörigkeit von Neuhaus irgendwie schmücken. Zeitgenössische Berichte und auch die erhaltenen Fotodokumente, wo die Afghanen in der blau-weißen Spielkleidung des 1. FCP auflaufen, sprechen eine andere Sprache)

    „Meine Herren! Wie ich soeben höre, hat der Zug zwölf Minuten Verspätung!
    Zwölf kostbare Minuten! Ich bin sehr gespannt, was Sie nun mit diesem Geschenk anfangen!“

    Einmal editiert, zuletzt von Vexillum ()

  • Irgendwie finde ich es witzig, dass Paderborn Ende der 1960er für ein oder zwei Jahre gerade mal Bezirksliga-Fußball anbieten konnte.

    Signaturen sind überbewertet!

  • Lebt nicht in und um Paderborn die größte Delegation von Aramäern in Deutschland? :denken:


    Wieso ist die 2.Bundesliga passend für Paderborn? Klingt nach der Historie eher nach Oberliga.... :keineahnung2:

  • Lebt nicht in und um Paderborn die größte Delegation von Aramäern in Deutschland? :denken:

    Fußballerisch tauchen die Aramäer hauptsächlich so entlang der A2 von Gütersloh Richtung Ruhrgebiet auf. Da gibt es so sechs, sieben acht Vereine die unter "Tur Abdin" bzw "Aramäer-VV" fimieren. Die beiden aus Gütersloh haben es immerhin mal bis in die Bezirksliga gebracht.


    So 3 oder 4mal gibt es dann noch Vereine, die unter "Suryoye" firmieren, die erstrecken sich mehr so ab dem Kreuz mit der A2 dann die A33 Richtung Paderborn herunter. Erfolgreichster Verein hier die Mannschaft aus Paderborn, immerhin 3 Jahre Landesliga vor einiger Zeit.

  • Wieso ist die 2.Bundesliga passend für Paderborn? Klingt nach der Historie eher nach Oberliga.... :keineahnung2:

    Bei meinen Wünschen orientiere ich mich (fast) immer nur an der Frage, ob eine Stadt/ein Verein höher vertreten sein sollte.

    Ist das noch Fußball?

  • Wieso ist die 2.Bundesliga passend für Paderborn? Klingt nach der Historie eher nach Oberliga.... :keineahnung2:

    Bei meinen Wünschen orientiere ich mich (fast) immer nur an der Frage, ob eine Stadt/ein Verein höher vertreten sein sollte.

    Bisher war ich mit deinen Wünschen einer Meinung, aber hier muss ich ebenfalls widersprechen. :zwinker: Angesichts der Tatsache, dass es nur 36 Plätze in Liga 1+2 gibt und nur 20 weitere auf Ebene 3, wüsste ich jetzt nicht, weshalb ausgerechnet Paderborn einen dieser begehrten Plätze haben sollte. Vor allem welche anderen Großstädte wären denn dann raus aus Liga 1+2?

  • ja, war vielleicht mißverständlich ausgedrückt. Sollte eigentlich heißen, dass ich Paderborn jetzt nicht in der Bundesliga brauche. Ingolstadt, Paderborn oder das noch folgende Regensburg können eigentlich von zweiter bis vierter Liga alles spielen, ohne dass es grundsätzlich unpassend wäre. Aber Wunsch-Abstiege (die ich auch hätte) habe ich bisher immer weggelassen.

    Ist das noch Fußball?

  • Das letzte Derby in Paderborn habe ich live miterlebt, das war mein erstes Spiel im Stadion. Das Hermann-Löns-Stadion in Schloß Neuhaus gibt es übrigens immer noch, es wird auch noch genutzt, soweit ich das weiß.


    Passend nach der Historie wäre übrigens 3.Liga, seit 1970 war immer eine Paderborner Mannschft mindestens drittklassig (Ausnahme 2000/01, als bei der RL-Reform ein Tor zum Klssenerhslt fehlte)

  • Platz: 55 Regensburg (153.094 Einwohner)


    1. SSV Jahn Regensburg (2.BL/2)


    2. SV-Fortuna Regensburg (LL/6)


    3. SpVgg Ziegetsdorf 1930 (BL/7)


    3. FC Kosova Regensburg (BL/7)


    5. SV Burgweinting (BL/7)



    Wir schreiben die Saison 1996/97. Die SG Post/Süd Regensburg ist in die Bayernliga aufgestiegen und neue Nummer Eins in der Domstadt. Der Traditionsverein der Stadt, der SSV Jahn, hingegen ist bis in die Landesliga abgesunken und trifft dort in der Folgesaison zum Derby auf den Freier TuS Regensburg.


    Drei Spielzeiten verbringen die Postsportler in der Bayernliga. Im Erfolg ist das Ende für die Postler aber schon geschrieben. Der etwas sperrige Name des Vereins rührt aus einer Fusion. 1986 schlossen sich der Post-Sportverein Regensburg und die Turn- und Sportgemeinde Regensburg-Süd zusammen. Kleines Kuriosum: Bis 1952 mussten die Postler noch einen anderen Namen führen, da Behördensportvereine in Bayern bis dahin verboten waren.


    Der Behördensport wird dem Verein auch 1997 zum Verhängnis. Denn da beschließen die privatisierten Unternehmen Telekom, Postbank und Post AG als Nachfolger der einst staatlichen Deutschen Post, die Förderung des Breitensports einzustellen und stattdessen das Geld lieber im Radsport oder Profifußball zu verjubeln. Den Postsportvereinen geht schlagartig das Geld aus, auch den Regensburgern, die gerade noch ihre Sportanlage teuer modernisiert hatten.


    Schon 1997 möchte die Stadt Regensburg die Fußballer des Jahn und der Postler zusammenbringen, damit in der Stadt hochklassiger Fußball zu sehen ist. Doch erst 2002 wächst den Postlern der teure Fußball endgültig über den Kopf. Die Fußballabteilung schließt sich dem Jahn an, der mittlerweile wieder in der Regionalliga spielt und bildet fortan den bis dahin fehlenden Unterbau des Jahn.


    2010 erreicht auch der Freier TuS Regensburg die Bayernliga für eine Saison. Danach folgt ein rasanter Abstieg bis in die Kreisliga, wo auch andere Traditionsvereine wie der SC Regensburg oder Walhalla Regensburg beheimatet sind. Heutige Nummer zwei der Stadt ist der SV Fortuna Regensburg.


    Der SSV Jahn löste sich 2000 aus dem Mutterverein SSV Jahn 1889 Regensburg heraus, der wie die SG Post/Süd keine Fußballabteilung mehr anbietet.


    Zwischen 1949 und 1963 war der SSV Jahn eine Fahrstuhlmannschaft zwischen Oberliga Süd und 2. Liga Süd. Von 1967 bis 1974 folgten durchwachsene Jahre in der Regionalliga Süd. 1975-1977 erlebte der SSV Jahn in der 2. Bundesliga Süd seinen vorläufigen sportlichen Höhepunkt. Danach verschwanden die Domstädter in der Dritt- bis Fünftklassigkeit. Erst ab 2008 mit der Qualifikation für die 3. Liga taucht der SSV Jahn erstmals auf der nationalen Bühne auf, seit 2017 in der 2. Bundesliga.


    Wunsch: Keiner. Wie schon geschrieben. Ingolstadt, Paderborn und Regensburg sind von der Historie irgendwo zwischen 2. Bundesliga und Regionalliga anzusiedeln.

    Ist das noch Fußball?